Trainerdiskussion beim FC Bayern beendet
FC Bayern und Thomas Tuchel: Das Ende eines Missverständnisses
- Aktualisiert: 22.02.2024
- 10:54 Uhr
- Martin Volkmar
Das Aus für Thomas Tuchel beim FC Bayern ist folgerichtig, er ist aber nicht der Alleinschuldige für die Talfahrt. Ein Neuanfang ist auf allen Ebenen nötig. Ein Kommentar.
Man kann über Dietmar Hamann denken, was man will (und beim FC Bayern denken sie nicht viel Gutes), aber sehr häufig hat er zuletzt am Ende Recht gehabt.
Frühzeitig sagte er das Ende der Zeit von Hansi Flick als Bundestrainer voraus. Und auch bei Thomas Tuchel war er sich schon vor einigen Wochen sicher, dass dessen kurze Ära beim FC Bayern spätestens im Sommer zu Ende sein wird - was der Rekordmeister am Mittwoch offiziell bestätigte.
Hamann nannte den scheidenden FCB-Coach sogar "das größte Missverständnis seit Jürgen Klinsmann". Eine harte Aussage, allerdings hat sich seitdem tatsächlich kaum ein Cheftrainer in München derart schnell selbst entzaubert.
Nicht mal ein Jahr, nachdem er als großer Hoffnungsträger von dem angeblich (!) gescheiterten Julian Nagelsmann Ende März 2023 übernommen hat, ist seine kurze Ära an der Säbener Straße schon wieder zu Ende.
Das Wichtigste zur Bayern-Krise
Tuchel bei Bayern: Aus ist folgerichtig
So früh stand selbst das Aus von Niko Kovac (15 Monate im Amt) und Carlo Ancelotti (14 Monate) nicht fest.
Und selbst diese maximal möglichen rund 14 Monate bis zum Saisonende im Mai sind bei Tuchel alles andere als garantiert, wenn sich die Niederlagenserie in den nächsten Spielen fortsetzt oder das Team gegen Lazio Rom schon im Champions-League-Achtelfinale scheitert.
Trotzdem ist die Entscheidung der Bayern folgerichtig: Einerseits gewinnt man im besten Fall Zeit bis zum Sommer, um einen neuen Trainer zu finden, da kurzfristig ohnehin keine vernünftigen Alternativen zu finden wären.
Andererseits nimmt man der schwächelnden Mannschaft voller Nationalspieler jegliches Alibi für weitere Leistungsverweigerungen.
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Thomas Tuchel bei Bayern: Keine Weiterentwicklung
Vor allem aber zieht man die Konsequenz daraus, dass es Tuchel in knapp elf Monaten im Amt nicht gelungen ist, das Team zu stabilisieren und schon gar nicht weiterzuentwickeln.
Im Gegenteil: Nach elf Meisterschaften in Serie wirken die hoch bezahlten Bayern-Profis satt und antriebslos. Selbst gegen Abstiegskandidaten wie Bochum ist die Millionen-Truppe defensiv löchrig und offensiv ideenlos.
Was auch daran liegt, dass das Verhältnis zwischen Tuchel und den meisten Spielern fast von Beginn schwierig und am Ende zerrüttet war. Viele kamen mit der teilweise schonungslosen Ehrlichkeit des Trainers nicht klar.
Und der wiederum hat für jedermann gut sichtbar kein Verständnis für die zu oft grottenschlechten Auftritte der vermeintlichen Topstars.
Bleibt Tuchel tatsächlich bis Saisonende?
Eine gemeinsame Zukunft war spätestens nach den jüngsten Pleiten nicht mehr realistisch. Von daher darf man gespannt sein, ob die gescheiterte Liaison tatsächlich noch wie geplant bis zum Saisonende hält.
Momentan hat es fast den Anschein, als würde man die Meisterschaft bereits an Bayer Leverkusen abschenken.
FC Bayern: Neuanfang auf allen Ebenen nötig
Tuchels Fehler ändern allerdings nichts daran, dass die offensichtlich von den früheren Bossen Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn falsch und überteuert zusammengestellte Mannschaft auch einen Großteil der Verantwortung für die sportliche Talfahrt trägt.
Daher wird im Sommer nicht nur der Trainer die Bayern verlassen, sondern fast sicher auch ein Großteil der aktuellen Spieler. Denn eine Neuanfang ist nach dieser Saison auf allen Ebenen nötig.