Champions League
BVB: Mats Hummels und Nico Schlotterbeck springen selbst vom EM-Zug - ein Kommentar
- Aktualisiert: 13.04.2024
- 16:15 Uhr
- Chris Lugert
Die Defensive von Borussia Dortmund präsentiert sich im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Atlético Madrid nicht konkurrenzfähig. Mats Hummels und Nico Schlotterbeck geben so keinen Anlass, als EM-Fahrer in Erwägung gezogen zu werden. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Es ist noch keine zwei Wochen her, da schien Fußball-Deutschland sein neues Traum-Duo für die kommende EM gefunden zu haben. Kurioserweise bestand es aus zwei Spielern, die wenige Tage zuvor gar nicht zur Nationalmannschaft gehört hatten.
Doch nach einem überragenden Auftritt beim FC Bayern waren Mats Hummels und Nico Schlotterbeck in aller Munde. Schließlich hatten sie gehörigen Anteil am ersten Ligasieg von Borussia Dortmund in München seit fast zehn Jahren.
Bundestrainer Julian Nagelsmann, so die einhellige Meinung, könne jetzt gar nicht anders, als die beiden doch noch für das Turnier zu nominieren - ungeachtet der guten Leistungen des restlichen DFB-Kaders in den beiden vorherigen Länderspielen.
Inzwischen aber dürfte sich Nagelsmann bestätigt fühlen, spätestens seit Mittwochabend. Elf Tage nach dem Coup von München lieferten dieselben zwei Verteidiger im Auswärtsspiel bei Atlético Madrid eine Fehlerorgie der schlimmsten Sorte ab.
Das 1:2 im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals war das Resultat eines fahrigen Gesamtauftritts in der ersten Halbzeit, dessen große Verunsicherung in der Abwehrkette ihren Anfang nahm.
Das Wichtigste in Kürze
Stellungsfehler, unerklärliche Aussetzer und als Höhepunkt die Szene vor dem 0:2, als sich Hummels und Schlotterbeck gegenseitig behinderten und der Ball schließlich über Antoine Griezmann bei Samuel Lino landete, der eiskalt vollstreckte.
Ausreden wie bei Jugendspielern
Es wirkte wie der Auftritt zweier A-Jugendlicher, die zum ersten Mal auf großer Bühne im Rampenlicht standen. Tatsächlich aber war es für Hummels das 500. Pflichtspiel allein für den BVB - ein Jubiläum, das er sich wohl ganz anders vorgestellt hatte.
Doch es waren nicht nur die beiden Innenverteidiger, die gesamte Mannschaft machte vor allem in der ersten Halbzeit reihenweise unerklärliche Fehler. Vor dem 0:1 etwa servierte Ian Maatsen dem Torschützen Rodrigo de Paul den Treffer mit einem schlimmen Fehlpass auf dem Silbertablett.
Kapitän Emre Can versuchte sich an einer Erklärung, die aber nicht wirklich überzeugt. "Viele Spieler spielen das erste Mal Champions-League-Viertelfinale, hier ist es extrem laut. Es ist normal und menschlich, dass einige Spieler vielleicht ein bisschen nervös waren", sagte er bei "DAZN".
Noch so eine Aussage, die man vielleicht für eine A-Jugend gelten lassen kann, nicht aber für einen Klub wie den BVB, der sich selbst als fester Bestandteil von Europas Elite sieht.
Externer Inhalt
Schlotterbeck liefert Kritikern neue Nahrung
Gerade Schlotterbeck, der nach seinem spektakulären Fehlschuss gegen den VfB Stuttgart am vergangenen Wochenende im anschließenden Interview bei "Sky" dünnhäutig und unsouverän reagierte, verpasste es, eine Antwort auf dem Platz zu geben. Stattdessen lieferte er seinen Kritikern neue Nahrung.
Atletico Madrid vs. Borussia Dortmund: Die Noten zum Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League
An guten Tagen, wie etwa in München, erinnert er an einen Weltklasse-Verteidiger. Doch diese Auftritte wechseln sich zu häufig mit kompletten Systemaussetzern, wie jetzt in Madrid, ab. Die Inkonstanz ist ein generelles Thema im BVB-Spiel, der 24-Jährige ist ein Sinnbild dessen.
Und Hummels? Eine Häufung von Fehlern wie im Wanda Metropolitano sind für den Routinier eigentlich völlig untypisch. Bezeichnend der Zweikampf gegen Angel Correa wenige Minuten vor Spielende, als er den Ball einfach herschenkte und damit beinahe das 1:3 verschuldet hätte. Der 35-Jährige wirkte danach von sich selbst geschockt.
Hummels und Schlotterbeck sind kein DFB-Material (mehr)
Im Kampf um die wenigen verbliebenen EM-Tickets haben sich sowohl Schlotterbeck als auch Hummels mit dem Spiel in Madrid selbst einen Bärendienst erwiesen. Vom EM-Zug, den sie virtuell zuletzt vielleicht sogar schon wieder bestiegen hatten, sind sie mit Karacho wieder abgesprungen.
Und das zurecht. Denn was das DFB-Team beim kommenden Turnier nicht gebrauchen kann, sind - sportlich gesehen - tickende Zeitbomben, die jederzeit explodieren können. So wie im Metropolitano am Mittwochabend.