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FC Bayern: Vincent Kompanys neues Prunkstück erinnert an Pep Guardiola – ein Kommentar

  • Aktualisiert: 10.11.2024
  • 01:00 Uhr
  • Justin Kraft

Der FC Bayern München spielt zum vierten Mal in Serie zu Null. Die so oft gescholtene Defensive wird immer mehr zum Prunkstück von Vincent Kompany. Die Zahlen erinnern an Guardiola-Zeiten. Ein Kommentar.

Von Justin Kraft

Update, 09.11., 19:30: FC Bayern gewinnt auch gegen St. Pauli zu Null

Es war ein offensiv eher zähes Spiel für den FC Bayern München. Benfica verteidigte tief und kompakt, ließ zwar hier und da etwas zu, aber Großchancen waren für den FCB eher Mangelware.

Einzelaktionen mussten her, um das Spiel zu entscheiden. Ein starker Leroy Sane, der von der Bank Tempo brachte und der Kopf von Jamal Musiala reichten am Ende aus, um mit 1:0 zu gewinnen.

Möglich war das allerdings nur, weil die Abwehr der Bayern herausragend verteidigt hat. "Wir haben nie gesagt, dass wir nicht aus unseren Fehlern lernen. Vinni und sein Trainerstab schauen sich das intensiv an", erklärte Max Eberl nach der Partie am Donnerstag: "Wir haben vorher auch schon sehr stabil gespielt. Und wir haben zwei Innenverteidiger, die es herausragend in den letzten Wochen machen."

Minjae Kim gewann laut "SofaScore" alle sechs seiner Bodenzweikämpfe, lief mehrfach Konter der Portugiesen ab. Auch Dayot Upamecano wirkte sattelfest, ließ sich auch dann nicht beeindrucken, wenn er ins Laufduell musste.

Was wurden die beiden vor allem wegen der drei Gegentreffer in Frankfurt und der vier Tore von Barcelona kritisiert? Teilweise gab es dafür auch Gründe. Kim ließ sich mehrfach zu leicht aus der Kette ziehen, Upamecano sah im Laufduell mit Omar Marmoush mehrfach nicht gut aus.

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Dass beide es in diesem System mit hoher Abwehrkette schlicht schwer haben, ist aber auch klar. Umso wichtiger scheint für sie aktuell zu sein, dass sie mit Joao Palhinha einen starken Abräumer vor sich haben. Gegen Benfica grätschte er die Bälle gekonnt ab oder verteidigte sie noch bevor der Tiefenball gespielt werden konnte.

In Barcelona gelang ihm das nicht. Auch weil die Spielanlage des Gegners eine andere war. Die Bayern verteidigten ihre Gegenspieler gewohnt mit Mannorientierungen und so wurde der Portugiese häufig aus dem Sechserraum gezogen – beispielsweise beim 0:1 nach wenigen Sekunden.

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Joao Palhinha stabilisiert die Bayern-Abwehr

Benfica verteidigte tief, hatte vorne gar keine Spieler, um Palhinha irgendwo hinzuziehen. Im Spielaufbau blieb der Neuzugang meist tief und sicherte gemeinsam mit den Innenverteidigern ab. Manchmal positionierte er sich auch etwas höher, um bei einem Ballverlust direkt eine gute Position für das Gegenpressing zu haben.

Das entspricht seinen Stärken. Manchmal nimmt das den Bayern etwas Spieltempo, weil er anders als Joshua Kimmich oder Jamal Musiala nicht so handlungsschnell ist. Aber Palhinha macht kaum Fehler und scheint der Defensive enorm zu helfen.

Nun mag das Lob für die Defensive für manchen Kritiker zu früh kommen. VfL Bochum, Mainz 05, Union Berlin und ein sehr zurückhaltendes Benfica – die ganz großen Gegner waren dort nicht dabei, auch wenn Union sicher zu den stärkeren Teams der Liga zählt.

Doch was bringt das Aufwiegen der Gegnerqualität? Fakt ist: Viermal in Serie zu Null gab es zuletzt unter Hansi Flick in der Saison 2019/20. Es ist also mindestens ein kleiner Achtungserfolg von Kompany.

Und Fakt ist auch, dass die Bayern laut "WhoScored" aktuell im Schnitt in der Bundesliga 5,7 Abschlüsse des Gegners zulassen. Das sind fast halb so viele wie die Zweitplatzierten Freiburg und Dortmund (10,3). Bei den erwarteten Gegentoren stehen sie laut "FBref" im Moment bei 6. Der Sportclub kommt auf 8,4 und steht damit auf dem zweiten Rang. Auch in der Champions League lassen sie nur 5,5 Schüsse pro Partie zu.

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FC Bayern: Defensive entwickelt sich zum Prunkstück

Das sind Zahlen, von denen die Bayern seit der Guardiola-Zeit höchstens geträumt haben. Vorn pressen sie die Gegner zu Fehlern und Ballverlusten, hinten laufen Kim und Upamecano schon die ganze Saison über zahlreiche Bälle ab. Sie haben eben das Pech, dass ihre schlechteren Momente in Wolfsburg oder Barcelona mehr in Erinnerung bleiben.

Dass sich Bayerns Anzahl der Gegentore aber normalisieren würde, war absehbar. Weil sie als Team sehr stabil verteidigen. Sie hatten lediglich das Pech, in einem sehr kurzen Zeitraum auf sehr viele formstarke Gegner mit hoher Qualität zu treffen. Gegner, die aus sehr wenigen Chancen überdurchschnittlich viel gemacht haben.

Und sie hatten das Pech, dass sie mit Kompany erst am Anfang stehen. Was immer wieder dazu führt, dass so mancher Ablauf noch nicht reibungslos funktioniert. Auch beim FC Bayern sind Entwicklungsprozesse aber nicht von heut auf morgen abgeschlossen.

Es ist im Gegenteil beachtlich, wie schnell Kompany für positive Veränderungen sorgen konnte. Und zumindest in den vergangenen Partien ließ er auch alle Kritiker verstummen, die ihm Sturheit vorwarfen. Die Bayern verteidigen nicht zwingend tiefer, aber sie spielen etwas vorsichtiger und kontrollierter. Auch das entlastet die Defensive, wenngleich man offensiv etwas weniger spektakulär auftritt.

Die vier Spiele zu Null sollten nicht dazu führen, dass man die Abwehr direkt zur besten der Welt erklärt. Doch zwischen einem solchen Urteil und der teils überharten Kritik, die gerade Kim und Upamecano einstecken mussten, gibt es ein bisschen mehr.

Entwickeln sich die Bayern unter Kompany so weiter, könnte die Defensive aber sein Prunkstück werden.

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