Champions LEague
Pep Guardiola und seine "letzte Patrone": Schafft er den erneuten Umbruch bei Manchester City?
- Veröffentlicht: 06.03.2025
- 07:19 Uhr
- Justin Kraft
Pep Guardiola steht erstmals in seiner Karriere als Trainer nicht im Achtelfinale der Champions League. Gelingt ihm bei Manchester City der Umbruch?
Champions League. Achtelfinale. Es ist das Aufeinandertreffen der europäischen Elite. Der absoluten Topklubs, Topspieler und Toptrainer. Die Besten der Besten messen sich miteinander – auch in diesem Jahr wieder.
Aber eine in den letzten 17 Jahren prägende Figur des Wettbewerbs fehlt: Pep Guardiola. 16 Mal nahm der Katalane als Trainer am Wettbewerb teil, 15 Mal erreichte er mindestens das Achtelfinale, zehnmal stand er mindestens im Halbfinale, viermal im Endspiel und dreimal gewann er den Pokal mit den großen Ohren.
Guardiola hat den internationalen Fußball so sehr geprägt, wie kein anderer Trainer in dieser Zeitspanne. Das betrifft nicht nur die Anzahl der Titel, die er gewonnen hat, sondern auch die Art und Weise, wie seine Teams Fußball gespielt haben.
Ob in Spanien, Deutschland oder England: Andere Trainer haben ihn oft als Maßstab gesehen. Als den Trainer, bei dem man sich vieles abschauen konnte.
Im Jahr 2025 aber ist es soweit: Erstmals wird Guardiola als Trainer nicht an der Runde der besten 16 teilnehmen. Erstmals seit seinem Sabbatical vor dem Engagement beim FC Bayern München findet ein Achtelfinale der Champions League ohne ihn statt.
Das Wichtigste in Kürze
Die Krise, die Manchester City durchläuft, ist auch seine Krise. Und trotzdem hat er sich auf die Fahne geschrieben, in der kommenden Saison nochmal neu anzugreifen. Seinen Vertrag verlängerte er trotz aller Probleme bis 2027. Doch wie will ihm dieser Neuanfang gelingen?
Manchester City: Pep Guardiola muss eine neue Achse aufbauen
Zunächst mal lohnt ein Blick auf die Achse des Teams. In der Defensive ist mit Kyle Walker ein in den vergangenen Jahren sehr wichtiger Spieler weggebrochen – das galt auch schon, als er noch nicht an die AC Mailand verliehen wurde. Der ehemalige Kapitän kam nicht mehr an sein allerhöchstes Niveau heran, ist mittlerweile auch 34.
Die Lücke, die er als einstiger Führungsspieler hinterlassen hat, ist enorm. Auch im Mittelfeld gibt es derartige Probleme. Sehr viel hing schon in der vergangenen Saison von der Qualität Rodris ab. Was bei den Fähigkeiten des Spaniers wenig verwundert.
Seit seinem Kreuzbandriss hat sich aber nochmal mehr offenbart, dass die Spieler dahinter nicht in der Lage sind, die Lücke im Kollektiv aufzufangen.
Ob Mateo Kovacic oder Metheus Nunes – es fehlt an Konstanz und Qualität. Auch die Rückkehr von Ilkay Gündogan entpuppte sich eher als etwas krummer Notnagel. Der Deutsche hat nicht mehr das Niveau, auf dem er City einst zum Champions-League-Sieg verhalf.
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Und dann kommt noch die Situation von Kevin De Bruyne hinzu. Der ehemalige Bundesliga-Star ist 33, sein Vertrag läuft im Sommer sogar aus. Im Februar gab es die Tendenz, dass der Belgier nochmal verlängert, doch die Geschichte zieht sich immer weiter. Immer wieder gibt es Gerüchte von Interessenten aus aller Welt.
Dass auch Manchester City zu zögern scheint, ist vielsagend. Denn auch De Bruyne spielt nicht mehr auf dem unumstrittenen Weltklasse-Niveau, das er mal hatte. Häufig war er in der jüngeren Vergangenheit verletzt oder nicht in der Lage, das Spiel wie früher zu prägen.
Nimmt man all diese Namen zusammen, ist die Achse, die das Team eigentlich stützen und lenken soll, nicht mehr stark genug. Vor allem das Spieltempo und die Präzision, im für Guardiola-Fußball so wichtigen Passspiel, hat enorm gelitten. Selten war eines seiner Teams so anfällig für Ballverluste.
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Es ist offensichtlich, dass City den Kader umstrukturieren muss. Im Mittelfeld braucht es eine Alternative für Rodri, weiter vorn eine für De Bruyne. Zwei deutsche Nationalspieler könnten hier in den Fokus rücken. Immer wieder gab es lose Gerüchte, dass die Skyblues an Florian Wirtz interessiert wären.
Der 21-Jährige wäre der perfekte Ersatz für De Bruyne, ist spielstark, sorgt für den Unterschied und bringt ebenfalls eine Menge Torgefahr mit. Sein Spielstil passt sehr gut zum Ideal von Guardiolas Fußball und in Leverkusen hat er unter Xabi Alonso bereits einen Trainer, der ähnlich spielen lässt.
Dass City zudem bereit ist, Unmengen an Geld für Spieler auszugeben, ist ebenfalls kein Geheimnis. Auch wenn Wirtz vermutlich der Rekordtransfer werden müsste. Jack Grealish war mit 117,5 Mio. Euro bisher der teuerste Einkauf.
Der zweite DFB-Kicker wäre Joshua Kimmich. Sein Vertrag läuft in München aus, würde den Guardiola-Club also allenfalls ein hohes Gehalt und Handgeld kosten. Guardiola gilt bis heute als einer der größten Förderer von Kimmich während dessen Profikarriere, schaffte er unter ihm doch den Durchbruch in München.
Ob das realistisch ist, bleibt abzuwarten. Eine heiße Spur gibt es noch nicht. Kimmich soll zu einer Verlängerung in München tendieren, außerdem gilt Paris Saint-Germain als interessiert. Wenn sein ehemaliger Trainer aber dazwischen grätschen sollte, ist das Szenario wohl nicht gänzlich auszuschließen.
Dass Kimmich einer der besten Spielgestalter der Welt ist, hat er zu Genüge unter Beweis gestellt. Er wäre eine Verstärkung auf dem Niveau, das City jetzt braucht.
Wie sehr kann sich Pep Guardiola noch verändern?
Vielleicht ist aber der Kader gar nicht die größte Baustelle, die Guardiola hat. Wer den Weg von Manchester City in den vergangenen Monaten eng verfolgt hat, wird nicht um das Gefühl herumgekommen sein, dass der Trainer ausgebrannt wirkt. Immer wieder präsentierte er öffentlich Angriffsfläche.
Teilweise ist das seine persönliche Strategie, mit Kritik und schwachen Phasen umzugehen. Auch in der Vergangenheit äußerte er immer mal wieder Selbstzweifel oder überspitzte die Lage ganz bewusst. Vermutlich auch um die Diskussion von seiner Mannschaft auf sich abzulenken.
In dieser Saison aber hat das alles Züge angenommen, die durchaus bedenklich sind. Guardiola machte sich in aller Öffentlichkeit nicht nur mehrfach klein ("ich bin nicht gut genug"), er hinterließ auch einen verzweifelten, teils sogar ratlosen Eindruck. Nicht wenige Beobachterinnen und Beobachter schlossen daraus, dass er die Energie nicht mehr aufbringen kann, die es für die Wende braucht.
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In erster Linie muss Guardiola also bei sich ein neues Feuer entfachen, um diesen Umbruch zu bewältigen. Der Katalane war über Jahre hinweg auch deshalb der beste Trainer der Welt, weil er sich in nahezu verbissener Art und Weise ständig selbst hinterfragt hat. Selbstoptimierung in allen Bereichen. Das ist anstrengend und es kostet Kraft.
Um einen erneuten Entwicklungsprozess bei Manchester City anzustoßen, braucht es also nicht nur neue Spieler und erneut einen ordentlichen Griff in den riesigen Geldbeutel. Es braucht auch einen Trainer, der abermals dazu bereit ist, eine neue Version seiner selbst zu entwickeln. Nach Barcelona, Bayern und dem ersten Zyklus bei Manchester City also quasi einen Guardiola 4.0.
Er muss seinen Spielstil, seine Herangehensweise und seinen Blick auf etablierte Spieler hinterfragen und möglicherweise anpassen. Das klingt einfacher als es ist, weil das auch damit einhergehen wird, vorhandene Denkmuster und Überzeugungen womöglich umzustoßen.
Dass er das kann, hat Guardiola in seiner Karriere schon mehrfach bewiesen. Aber kann er es auch im Jahr 2025 noch? Nach all den Jahren, die spürbar an ihm gezehrt haben. Einst sprach er in anderem Kontext beim FC Bayern von seiner "letzten Patrone". Damals ging es nur um einen Finaleinzug in der Champions League. Diesmal womöglich um seine Karriere und um sein Ansehen im modernen europäischen Fußball.