DFB-Pokal
FC Bayern München vs. Bayer Leverkusen: Neuer-Patzer muss Konsequenzen haben - ein Kommentar
- Aktualisiert: 04.12.2024
- 11:09 Uhr
- Justin Kraft
Der FC Bayern München scheidet zum fünften Mal in Folge vorzeitig im DFB-Pokal aus. Gegen Bayer Leverkusen ist Manuel Neuer mit seinem Platzverweis der entscheidende Faktor. Es ist nicht sein erster Fehler, doch dieser muss nun Konsequenzen haben. Ein Kommentar.
"Manuel Neuer ist normalerweise ein sehr schlauer Torhüter", sagte Max Eberl nach der Partie zwischen dem FC Bayern und Bayer 04 Leverkusen bei "Sky".
Begriffe wie "normalerweise" oder Sätze im Konjunktiv sind in den letzten Monaten immer häufiger an der Tagesordnung, wenn über den einstigen Welttorhüter gesprochen wird.
Die Verantwortlichen des FC Bayern reden über Neuer, als wäre er noch genau das: Ein Welttorhüter. Die Realität ist aber eine andere.
Früher gewann der 38-Jährige Spiele für den FCB. Heute kostet er Titel. Gegen Leverkusen war sein Platzverweis die entscheidende Szene.
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Es ist dabei unerheblich, ob noch Bayern-Spieler in der Nähe waren und ob man als Schiedsrichter eventuell auch die Gelbe Karte zeigen könnte. Die Verantwortung liegt allein bei Neuer, der in dieser Situation nicht herauskommen darf.
Das Wichtigste in Kürze
Einerseits war Konrad Laimer noch in der Nähe, andererseits war der Ball nicht wirklich schnell, sprang auf dem Rasen nochmal auf.
Entsprechend hätte Jeremie Frimpong nicht mit Tempo auf das Tor zulaufen können. Bleibt Neuer im Tor, kann Laimer ihn wahrscheinlich noch abdrängen.
Manuel Neuer kostet nicht zum ersten Mal einen Titel
Die Bayern hatten auch nach dem Platzverweis noch Chancen, das Spiel auf ihre Seite zu ziehen. Sie waren dominant, hatten viel Spielkontrolle und erspielten sich vor allem gegen Ende der ersten Halbzeit einige Chancen.
Neuer zum alleinigen Sündenbock zu machen, wäre deshalb falsch. Die Reaktion war gut, die Möglichkeiten waren da.
Trotzdem führt kein Weg an der Kritik vorbei, dass der Torwart einen klaren Fehler gemacht hat, der am Ende mitentscheidend war - und das nicht zum ersten Mal.
Im Halbfinale der Champions League patzte Neuer in der vergangenen Saison schwer. Wahr ist auch, dass er zuvor einige Bälle gut parierte. Doch sein für ihn in der Vergangenheit untypischer Fehler brachte Real Madrid ins Finale.
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Video: Netz grillt Neuer nach Platzverweis
In dieser Saison haben die Bayern bisher drei Spiele verloren. Gegen Aston Villa (0:1), als er zu hoch stand, und nun gegen Leverkusen war Neuer hauptverantwortlich für die Niederlage.
Beim 1:4 in Barcelona gab es deutlich mehr Faktoren, aber auch dort sah er bei manchem Gegentor zumindest nicht gut aus.
Auch in Frankfurt kassierte er drei Gegentore, die aufgrund der guten Schusspositionen so aussahen, als könne er nichts machen. Klare Fehler waren es nicht, aber in seinen besten Jahren hätte er wohl mindestens einen davon gehalten.
FC Bayern: Neuer ist mittlerweile Durchschnitt
Wo wir wieder beim Konjunktiv sind. Wenn über Neuer gesprochen wird, dann meist über das, was er mal war und seltener über das, was er mittlerweile ist: Ein durchschnittlicher Bundesliga-Torhüter.
Das ist die nüchterne Realität. Auf dem Niveau, auf dem sich die Bayern bewegen, reicht das nicht.
Und so sehr sich die Münchner auch darum bemühen, Neuer in Interviews zu einem der besten Torhüter der Welt zu erklären, so sehr müssen sie sich langsam eingestehen, dass es Zeit für einen Neuanfang ist.
FC Bayern: Im Sommer muss neuer Torwart her
Spätestens im Sommer muss man auf dieser wichtigen Position eine Veränderung vornehmen. Der beste Zeitpunkt für einen klaren Cut wäre vielleicht schon im vergangenen Sommer gewesen.
Dass man am Konjunktiv festgehalten hat, ist nachvollziehbar.
Neuer hat zu Recht ein besonderes Standing beim FC Bayern. Er hat entscheidenden Anteil an allen Erfolgen der jüngeren Vergangenheit und ist einer der besten Torhüter, die es je gab.
Er hat das Spiel revolutioniert, geprägt und letztlich damit verändert. Dass junge Torhüter heute so proaktiv spielen, wie sie eben spielen, ist ihm zu verdanken.
Doch auch die größten Fußballer haben kein Gegenmittel gegen den Alterungsprozess. Besser wird es bei Neuer sehr wahrscheinlich nicht mehr. Den ersten Titelverlust hat er bereits zu großen Teilen zu verantworten.
"Normalerweise" ist beim Weltmeister von 2014 eben ein dehnbarer Begriff geworden. Schaut man auf die lange Liste an Momenten in dieser Saison, in denen er nicht gut aussah, muss man in München aber darüber nachdenken, das "Normal" neu zu definieren.