DFB-Pokal - HALBFINALE
Deniz Undav beim VfB Stuttgart: "An ihm kommt Nagelsmann nicht vorbei"
- Aktualisiert: 06.02.2024
- 15:36 Uhr
- Carolin Blüchel
VfB-Stürmer Deniz Undav ist derzeit der beste deutsche Torjäger und soll Stuttgart im Pokal weiterschießen. Ein ehemaliges VfB-Stürmer lobt den Shootingstar bei ran in den höchsten Tönen.
Von Carolin Blüchel
Vor ihm zittert Bayer Leverkusen im Halbfinale des DFB-Pokals heute Abend (20:45 Uhr im Liveticker) besonders: VfB-Knipser Deniz Undav. Mit 13 Toren und fünf Vorlagen in der aktuellen Bundesliga-Saison ist der 27-Jährige der aktuell beste deutsche Stürmer.
Allein in den letzten beiden Spielen, dem 5:2 gegen RB Leipzig und dem 3:1 beim SC Freiburg, traf er viermal und legt zwei weitere Tore auf.
Laut "Bild" hat ihm Bundestrainer Julian Nagelsmann schon einen Platz im Kader für die Länderspiele im März gegen Frankreich (23.3.) und die Niederlande (26.3.) versprochen. Sehr zur Freude von VfB-Trainer Sebastian Hoeneß.
"Deniz macht genau das, was er machen kann und muss: mit Leistung auf sich aufmerksam. Das macht er richtig gut", schwärmte Hoeneß vor dem Pokal-Halbfinale über seinen Schützling. "Ich glaube, wenn er das weiter so macht, dann hat er Riesenchancen."
Diese Einschätzung teilt auch der frühere VfB-Sportdirektor und Torjäger Fredi Bobic.
"Es ist eine Freude ihm zuzuschauen. Wenn er die nächsten zwei, drei Monate so weiterspielt, kommt Julian Nagelsmann nicht an ihm vorbei. Das ist ja logisch", so Bobic gegenüber ran.
Undav habe eine reelle Chance bei der Europameisterschaft im eigenen Land dabei zu sein.
Das Wichtigste in Kürze
Als Nachwuchsspieler bei Werder aussortiert
Erst im Dezember hatte sich Undav, der türkische Wurzeln hat, für den Adler auf der Brust entschieden. Im fortgeschrittenen Alter von 27 Jahren. Vorher stellte sich die Frage nicht.
Denn der Shooting-Star der Schwaben hatte bis zum Sommer eine eher holprige Karriere.
Geboren in einem Bremer Vorort versuchte er in der Jugend vergeblich bei Werder sein Glück. Als "zu klein und zu dick" wurde er fünf Jahre später aussortiert.
"Als kleiner Junge hat ja jeder den Traum gehabt, Fußballer zu werden. Und gefühlt war mein Traum dann geplatzt, als es bei Werder nicht mehr weiterging", sagte Undav später in einem Interview.
Doch Aufgeben war keine Option. Über die Jugendabteilungen des SC Weyhe und TSV Havelse schaffte er es schließlich in der Saison 2015/16 zum Stammspieler, kürte sich mit 32 Treffern und 14 Vorlagen zum Torschützenkönig der Regionalliga Nord.
Es folgten Rückschläge. Bei Eintracht Braunschweig konnte er sich in der Profi-Mannschaft nicht durchsetzen. Beim SV Meppen in der 3. Liga wollte er auch nicht versauern.
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Belgiens zweite Liga als Wendepunkt
Die Wende kam, als der damalige belgische Zweitligist Union Saint-Gilloise 2020 Interesse bekundete. "Da habe ich sofort eine ganz andere Wertschätzung gespürt. Ich habe zu dieser Zeit vielleicht ein paar Kilo zu viel gehabt, aber sowas kann man ändern", erinnerte sich Undav bei "sportschau.de".
Der Wechsel nach Belgien war wie eine Initialzündung. Mit Union SG schaffte er unmittelbar den Aufstieg und wurde in der Folge-Saison spektakulär Vizemeister – Torjägerkanone inklusive. Kein Wunder, dass die Premier League auf ihn aufmerksam wurde.
Bei Brighton & Hove Albion zeigte Undav solide Leistungen, zum Stammplatz aber reichte es nicht. Weshalb die Engländer im vergangenen Sommer auch einer Leihe mit Kaufoption (18 Mio Euro) zustimmten. Dass sie den Tag heute verfluchen, ist durchaus vorstellbar.
In der Bundesliga avancierte Undav zur Entdeckung der Saison. Selbst in Abwesenheit von Superknipser Serhou Guirassy hielt er den VfB Stuttgart auf Champions-League-Kurs.
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Bobic schwärmt von Undav
Bobic bewundert am 27-Jährigen vor allem dessen Vielseitigkeit. "Er ist kein typischer Mittelstürmer, keine Riesenkante wie Füllkrug, der vorne auf die Bälle wartet. Er agiert auch zwischen den Räumen gut, kann also fast wie eine Zehn spielen. Darüber hinaus setzt er natürlich seine Nebenleute sehr gut ein, ist auch technisch sehr stark."
Undav sei ein spielender Sütrmer, der bei Offensiv-Aktionen am letzten oder vorletzten Ball beteiligt sei. Auch gegen Leverkusen könne er den Unterschied machen.
Bobic glaubt fest an eine Chance seines Herzensvereins. "Natürlich haben sie (Anm. d. Redaktion: VfB Stuttgart) eine Chance. Sie haben eigentlich nichts zu verlieren. Sie haben in dieser Saison jetzt schon gewonnen, egal, was sie machen. Und irgendwann wird auch Leverkusen mal ein Spiel verlieren. Vielleicht ist es heute."
Und der frühere Stürmer legt sich fest: "Die Mannschaft, die heute gewinnt, ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch Pokalsieger. Für mich ist es heute wie ein Finale, ein Schlüsselspiel auf dem Weg zum Titel. Bei allem Respekt für Gladbach und Saarbrücken."
Eine Chance für Stuttgart, erstmals seit 2013 wieder in ein DFB-Pokal-Finale einzuziehen - und eine zusätzliche Chance für Deniz Undav, ein weiteres Bewerbungsschreiben in Richtung Nationalmannschaft abzuschicken.