Europameisterschaft in deutschland
Dani Olmo zum FC Bayern München? Ein großes Manko bleibt
- Aktualisiert: 12.07.2024
- 14:43 Uhr
- Justin Kraft
Dani Olmo ist der MVP, den die Spanier vor der EM 2024 nicht auf dem Zettel hatten. Mit 26 Jahren wird es nun auch auf Klubebene Zeit, für den nächsten Entwicklungsschritt – wenn da nicht ein großes Problem wäre.
Drei Tore, zwei Vorlagen, Top-Scorer der spanischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft – nicht Nico Williams, nicht Fabian Ruiz und auch nicht Lamine Yamal. Dani Olmo ist der MVP, den ganz Spanien vor dem Turnier nicht in dieser Form auf dem Zettel hatte.
Und auch Luis de la Fuente nicht so richtig. Denn Olmo spielte in seinen Plänen zwar eindeutig eine wichtige Rolle, aber eben "nur" als Joker. Im dritten Gruppenspiel gegen Albanien spielte er erstmals von Anfang an, bereitete den einzigen Treffer zum 1:0 vor.
Im Achtelfinale kam er von der Bank, traf zum finalen 4:1 kurz vor dem Ende. Dann kam das Viertelfinale gegen Deutschland, das alles verändert hat. Weil Toni Kroos mit seinem harten Einsteigen dafür sorgte, dass Pedri früh nicht weitermachen konnte, musste de la Fuente sein großes Glück einwechseln: Olmo kam und traf zunächst selbst, um wenige Augenblicke vor einem möglichen Elfmeterschießen das entscheidende 2:1 vorzubereiten.
Im nächsten Spiel wurde er dafür auch wegen Pedris Ausfall mit einem Platz in der Startelf belohnt – und traf wieder. Olmo erzielte den Führungstreffer zum 2:1 gegen Frankreich – gleichzeitig Endergebnis. Dass der Leipziger ein Unterschiedspieler sein kann, ist nicht neu. Auch bei der vergangenen EM trumpfte er in der K.-o.-Phase mit drei Vorlagen auf.
Das Wichtigste in Kürze
In der Bundesliga ist seine Qualität ohnehin bekannt. Für Leipzig kommt er immerhin auf 29 Tore und 34 Assists in 148 Einsätzen. Und doch müssen sich der Spieler und sein Management die Frage stellen, wie es ab der neuen Saison weitergehen soll. Mit 26 Jahren ist es eigentlich Zeit, sich auf höchstem Niveau zu beweisen.
"Arbeiten daran": Wie geht es weiter für Dani Olmo?
Ein besseres Empfehlungsschreiben als die EM in Deutschland wird es für Olmo wohl nicht mehr geben. Laut verschiedenen Medienberichten gibt es beim Spanier eine auf 60 Millionen Euro fixierte Ausstiegsklausel, die noch bis Ende Juli gezogen werden kann – das exakte Datum unterscheidet sich je nach Bericht. Laut "kicker" verfällt die Klausel am 20. Juli.
"Meine Leute arbeiten daran", sagte Olmo der "Süddeutschen Zeitung" zuletzt: "Sie wissen, was ich denke und möchte." Sätze, die Interpretationsspielraum lassen. Allerdings gibt es zahlreiche Gerüchte um ihn. Angeblich sind einige Topklubs interessiert: FC Liverpool, Manchester City, FC Barcelona und der FC Bayern München werden immer wieder genannt.
Klubs, die für unterschiedliche Arten von Fußball stehen. Was auch zu einer Grundsatzfrage bei Olmo führen sollte, der bei Spanien gerade zeigt, wie viel er einer ballbesitzorientierten und dominanten Mannschaft geben kann – während er in Leipzig auch mal Probleme hatte, wenn das Spiel zu sehr auf offensive Umschaltmomente fokussiert war.
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Dani Olmo: Wohin passt er?
Olmo kann mit seiner Qualität und seiner Anpassungsfähigkeit überall erfolgreich sein. Und doch gibt es eine Art Fußball, die ihm besser steht als andere und das ist der spanische. In engen Räumen kann er mit seiner Beweglichkeit den Unterschied machen, bei Angriffen kann er den Fokus der gegnerischen Defensive auf viele hoch positionierte Mitspieler nutzen, um sich wie gegen Deutschland im Rückraum davonzuschleichen.
Der offensive Mittelfeldspieler ist Passgeber, Dribbler, Kombinationsspieler – ein perfekter Zehner für Teams, die Dominanz mit viel Zug zum Tor haben wollen. Haben kann er das unter anderem bei Manchester City, die allerdings über eine üppig besetzte Offensive verfügen.
Etwas einfacher wäre es vielleicht beim FC Bayern. Einerseits wollen sich die Münchner ohnehin neu aufstellen und andererseits kennt Olmo bereits Liga und die Spielkultur in Deutschland.
Vincent Kompany will den Münchnern wieder zu alter Dominanz verhelfen und wenn die Kaderplaner des FCB seriös arbeiten, wird Olmo gewiss auf ihrem Zettel stehen. Heißer ist im Moment allerdings die Spur zum FC Barcelona. Dort übernimmt mit Hansi Flick zwar ein Trainer, der eher für Gegenpressing-Fußball steht, doch es ist vorstellbar, dass er sich beim stolzen Barca anpasst. Ganz an der dominanten Ballbesitzphilosophie wird er bei den Katalanen nicht vorbeikommen.
Olmo könnte ihm gerade deshalb helfen, weil er beide Arten von Fußball gut kennt. Mit Lamine Yamal, Ferran Torres, Pedri und Co. würde der Rechtsfuß in Barcelona auch auf Teamkollegen aus der Nationalmannschaft treffen. Eine Offensive, die sich fast blind kennt.
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Ein großes Manko bleibt bei Olmo
Wenn es aber um seriöse Kaderplanung geht, dann werden sich die Klubs auch mit der Verletzungshistorie des Spielers auseinandersetzen. 60 Millionen Euro sind viel Geld. Rein fußballerisch dürfte Olmo jeden Cent wert sein – nur wie sehr kann man mit ihm wirklich planen?
Allein in den vergangenen drei Spielzeiten verpasste er zahlreiche Spiele wegen Verletzungen oder Krankheiten. In der Saison 2021/22 waren es 19 Partien, 22/23 waren es 20 und in der abgelaufenen Spielzeit gar 29. Schultereckgelenkssprenung, Knieverletzungen und besonders häufig: Muskelfaserriss.
Olmos Körper scheint der Belastung bisher nicht gewachsen zu sein. Natürlich gab es in der Vergangenheit immer wieder Beispiele von verletzungsanfälligen Spielern, die nach ihrem Wechsel keine oder weniger Probleme hatten. Dennoch wäre ein Olmo-Transfer aktuell ein nicht abzuschätzendes Risiko – gerade für einen Klub wie den FC Barcelona.
Bei "Catalunya Radio" kündigte Joan Laporta bereits an, dass die Katalanen einen solchen Transfer realisieren könnten. "Wir könnten uns eine Verpflichtung dieses Niveaus leisten", sagte der Präsident, als er auf die Gerüchte um Nico Williams angesprochen wurde. Der 21-Jährige wäre laut Medienberichten aktuell für knapp unter 60 Millionen Euro zu haben.
Je nachdem, wie wörtlich man dieses Zitat liest, werden es aber nicht viele Transfers dieser Größenordnung sein, die Barcelona umsetzen kann und wird. Diese sollten dementsprechend gut gewählt sein. Auch beim FC Bayern und anderen Klubs wird man sich genau mit der Olmo-Akte beschäftigen und sich zweimal überlegen, ob das fußballerische Niveau die Risiken in den Schatten stellen kann.
Und so kann die starke EM von Olmo eine Art Neuanfang einer Karriere sein, die in Leipzig zuletzt etwas stehengeblieben ist. Wenn sein Körper mitspielt, zählt er zu den besten Offensivspielern, die es gibt. Die Frage ist nur, wer ihm die Chance gibt, das endgültig zu beweisen.