Europameisterschaft in Deutschland
EM 2024 - Top-Elf des Achtelfinals: Ein Deutscher, spanische Dominanz - aber der MVP kommt aus der Türkei
- Aktualisiert: 04.07.2024
- 01:07 Uhr
- Justin Kraft
Das Achtelfinale der EM 2024 ist vorbei. Große Überraschungen blieben aus und so besteht auch die Top-Elf der Runde der letzten 16 hauptsächlich aus Stars. ran zeigt die besten Spieler.
Spanische Dominanz gegen Georgien, deutscher Kampf gegen Dänemark und französische Defensivkunst gegen die Belgier – die meisten Top-Teams glänzen in ihren Paradedisziplinen. Einige Top-Stars haben sich im EM-Achtelfinale in Form gespielt.
ran hat die Elf des Achtelfinals. Das System: Ein 3-4-1-2.
Torwart: Diogo Costa (Portugal)
Eigentlich war Giorgi Mamardashvili von Georgien der Keeper, der die meisten Aktionen im Spiel hatte. Und wahrscheinlich hätte er sich, nachdem er bereits nach der Gruppenphase in der ran-Topelf stand, auch die Nominierung für die Achtelfinal-Elf verdient. Doch Diogo Costa hat sich bei den Portugiesen ebenfalls sehr verdient gemacht. Zunächst parierte der Keeper überragend im Eins-gegen-eins-Duell mit Benjamin Sesko, fuhr den Fuß reflexartig aus. Und dann avancierte er im Elfmeterschießen zum Helden. Drei Paraden und kein einziger Treffer der Slowenen vom Punkt sprechen für sich.
Rechter Innenverteidiger: Antonio Rüdiger (Deutschland)
Eine Szene in der ersten Halbzeit hat verhindert, dass mit Nico Schlotterbeck ein anderer deutscher Innenverteidiger in der ran-Topelf landet. Es war der typische Schlotterbeck-Moment, als er im eigenen Strafraum ins Dribbling ging und Rasmus Höjlund zum Abschluss aus gefährlicher Position eingeladen hat. Antonio Rüdiger passierten solche Schnitzer nicht. Sein Spiel war insgesamt einen kleinen Tick weniger spektakulär als das seines Kollegen, dafür aber fehlerfrei und äußerst souverän. Mit seiner Emotionalität gab er dem Team zudem einen entscheidenden Push. Rüdigers Nominierung ist einerseits die Belohnung für ein starkes Achtelfinale gegen Dänemark, andererseits aber auch ein Tick Anerkennung für ein insgesamt starkes Turnier. Sorry, Schlotterbeck!
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Zentraler Innenverteidiger: Merih Demiral (Türkei)
Der Spieler des Achtelfinals kommt aus der Türkei. Was Demiral gegen Österreich gezeigt hat, war unglaublich! Defensiv räumte er alles ab, gewann laut "Sofascore" alle seine Zweikämpfe am Boden und sechs von zehn in der Luft. Mehrfach klärte er in höchster Not und erzielte dann noch beide Tore, die für den Viertelfinaleinzug der Türken gesorgt haben. Der absolute MVP dieses Spiels – und wohl auch der gesamten Runde.
Linker Innenverteidiger: William Saliba (Frankreich)
In der französischen Defensive gab es mit Dayot Upamecano und William Saliba zwei ebenfalls sehr starke Innenverteidiger. Letzterer war noch ein wenig stabiler als der Bayern-Star. Defensiv räumte er am Boden und in der Luft gegen die schnelle und wendige belgische Offensive nahezu alles ab. Mit dem Ball gab er wichtige Impulse und machte keine großen Fehler. Selbst seine drei langen Bälle fanden einen Mitspieler. Chapeau!
Rechter Flügelverteidiger Joao Cancelo (Portugal)
Wirklich gut gespielt hat Portugal nicht und doch gab es einige Einzelspieler, die zu überzeugen wussten. Neben Costa war das auch Joao Cancelo. Der ehemalige Bayern-Star hat auf der rechten Defensivseite nicht nur alles wegverteidigt, was wichtig war (zwölf gewonnene Zweikämpfe – von 19), er belebte auch den ansonsten eher schleppenden Ballvortrag seines Teams mit viel Kreativität, gutem Positionsspiel und Dynamik im Spiel nach vorn.
Das Wichtigste in Kürze
Defensiver Mittelfeldspieler: Rodri (Spanien)
Allein die Bewegung vor seinem wichtigen Ausgleichstor war ein Gemälde. Unscheinbar und doch so anspruchsvoll. Simpel und doch so schwer umzusetzen. Rodri ist der Taktgeber und Motor des spanischen Teams. So dynamisch das Spiel des Top-Favoriten auch ist, so stabil und festgelegt ist seine Rolle als Stabilisator. Es gibt keinen wichtigen freien Raum, den Rodri nicht sieht und entweder selbst besetzt oder bespielt. Seine Übersicht, seine Ballkontrolle und die Fähigkeit, sich nicht unter Druck setzen zu lassen, sind der wichtigste Schlüssel im spanischen Spiel. Oft werden Spieler wie er bei aller Anerkennung sogar noch unterschätzt. Wer Rodris Aktionen verfolgt, wird aber schnell verstehen, wie das spanische Spiel aufgebaut ist.
Defensiver Mittelfeldspieler: Granit Xhaka (Schweiz)
Die Schweiz überrascht vor allem mit einer großen Qualität: Stabilität. Und die kommt aus dem Mittelfeld. Was Rodri für die Spanier ist, ist Granit Xhaka für die Eidgenossen. Zugegeben: Das Niveau des spanischen Taktgebers ist nochmal höher, aber das schmälert die Leistung Xhakas keinesfalls. Der 31-Jährige ist in den letzten Jahren unglaublich gereift und hat vor allem unter Xabi Alonso in Leverkusen riesige Sprünge gemacht. Davon profitieren nun auch die Schweizer. Gegen Italien sammelte Xhaka 101 Ballkontakte, brachte 94 von 98 Pässen an einen Mitspieler und bereitete drei Abschlüsse vor. Eine Top-Leistung.
Linker Flügelverteidiger: Nico Williams (Spanien)
Marc Cucurella, Theo Hernandez – es ist nicht so, dass es auch echte Linksverteidiger geegeben hätte, die starke Leistungen präsentiert haben. Doch langweiligen Defensivfußball überlassen wir den Franzosen. Wir setzen auf die Offensive! Nico Williams hat mit den Georgiern gemacht, was er will. Immer wieder stresste er die Defensive mit seinen Dribblings und seinen Tiefenläufen. Mit einem Tor und einer Vorlage krönte er eine starke Leistung. Der 21-Jährige begeistert bei diesem Turnier und war auch defensiv gegen Georgien nicht so schlecht. Immerhin gewann er vier von elf Zweikämpfen. Genug für einen linken Flügelverteidiger mit sehr offensiver Rolle.
Offensiver Mittelfeldspieler: Fabian Ruiz (Spanien)
Dass Williams eine starke Leistung zeigte, lag auch an Fabian Ruiz, der halblinks immer wieder zwischen den Linien positioniert war und so Kombinationsmöglichkeiten anbot und Gegenspieler binden konnte. Auch er traf selbst und legte einen weiteren Treffer vor. 106 Ballkontakte, 92 Prozent Passquote und vier von fünf Dribblings für sich entschieden – Ruiz traf kaum Fehlentscheidungen und war offensiv ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt der Spanier. Der Lohn seiner starken Leistung und Sinnbild seiner polyvalenten Rolle: Sein Kopfball zum wegweisenden 2:1 gegen Georgien.
Linker Stürmer: Cody Gakpo (Niederlande)
Die Niederländer taten sich trotz sehr guter Spielanlage schwer im Duell mit Rumänien. Gerade in der Anfangsphase wackelten sie. Bezeichnend für den weiteren Spielverlauf: Ein starker Offensivlauf von Cody Gakpo und dessen guter Abschluss führten in der ersten Oranje-Aktion überhaupt zum 1:0. Fortan lief es für die Niederländer und Gakpo. Der Linksaußen, den wir etwas zentraler aufstellen, überzeugte mit ständigen Tiefenläufen, zwei herausgespielten Großchancen und einem Assist. Gakpo hat dieses Duell für die Niederländer entschieden.
Rechter Stürmer: Ruben Vargas (Schweiz)
Was Gakpo für die Niederländer ist, ist Ruben Vargas für die Schweiz: Ein ständiger Aktivposten, der immer wieder die Tiefe attackiert. So auch gegen schwache Italiener, die mit seinen Dribblings und Läufen komplett überfordert waren. Erst der traumhafte Assist zum 1:0 von Freuler, dann sein wunderschöner Treffer zum 2:0. Der Augsburger lieferte ein überragendes Spiel ab!