squadra azzurra vor dem klassiker
Nations League: Italien vor Duell mit Deutschland zwischen Enttäuschung und Euphorie
- Veröffentlicht: 20.03.2025
- 11:10 Uhr
- Tobias Wiltschek
Vor dem Duell in der Nations League mit Deutschland steckt Italien im Umbruch. Das bittere EM-Aus nagt noch, langsam aber steigt die Zuversicht.
Italien gegen Deutschland! Es ist ein Duell mit großer Historie und viel Prestige, das am heutigen Donnerstag im Giuseppe-Meazza-Stadion von Mailand (ab 20:45 Uhr im Liveticker) seine Fortsetzung findet.
Dass das Hinspiel im Viertelfinale der Nations League einmal einen ähnlichen Stellenwert einnehmen wird wie das Jahrhundertspiel 1970 oder das WM-Finale 1982, ist nicht zu erwarten.
Dennoch steht im ersten Länderspiel des Jahres eine Menge auf dem Spiel – für Italien womöglich sogar noch etwas mehr als für das DFB-Team.
Denn für die Squadra Azzurra geht es nach dem enttäuschenden Aus im EM-Achtelfinale 2024 gegen die Schweiz darum, ihren Ruf als Top-Nation im Weltfußball wieder aufzupolieren.
ran verrät in einzelnen Themenblöcken, wie sich die Situation der italienischen Nationalmannschaft gerade darstellt und auf was sich die deutsche Mannschaft einstellen muss.
Das Wichtigste in Kürze
Die Enttäuschung über das EM-Aus ist noch allgegenwärtig
"Italien muss seinen Ruf neu aufbauen, das ist nicht einfach“, sagte Torwart-Legende Dino Zoff im Interview mit dem "SID" und sprach damit das aus, was viele Tifosi im Moment denken.
Trotz der jüngsten Erfolge in der Nations League – immerhin gewann Italien in Frankreich und in Belgien – wird das Team von Nationaltrainer Luciano Spalletti nach wie vor skeptisch bis kritisch beäugt. Denn es wird nun mal an den Ergebnissen bei den großen internationalen Turnieren gemessen.
Und da gab es nach dem großen EM-Triumph von 2021 doch den einen oder anderen Rückschlag zu viel zu verkraften. Für die WM-Endrunde 2022 hatte man sich gar nicht erst qualifiziert und bei der jüngsten EM in Deutschland wurde man erst "von Spanien massakriert", wie es Sportchef Gianluigi Buffon im "kicker" mit Blick auf das schmeichelhafte 0:1 ausdrückte, und dann von der Schweiz im Achtelfinale mit 2:0 aus dem Turnier geworfen.
"Wir waren keine Einheit, uns hat etwas gefehlt, ich weiß auch nicht genau was", rätselt Buffon noch heute.
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Spalletti sucht nach Identität und passenden Spielern
Nach dem Ausscheiden gegen den kleinen nördlichen Nachbarn wurde beim viermaligen Weltmeister alles auf den Kopf gestellt.
"Wir suchen noch unsere Identität", sagte Spalletti, der sich nach dem Scheitern bei der vergangenen EM noch dafür entschuldigte, dass er seine Spieler mit zu vielen Ideen überfrachtet und überfordert habe.
Nun will er es seinem Team auf dem Platz etwas einfacher machen, sucht aber noch nach den geeigneten Spielern dafür. Viele junge Akteure durften sich in den Nations-League-Spielen beweisen, auch für die Partien gegen die DFB-Auswahl nominierte Spalletti in Verteidiger Matteo Ruggeri von Atalanta Bergamo und Mittelfeldspieler Cesare Casadei vom FC Turin zwei weitere Neulinge.
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Viele Spieler haben sich bereits etabliert
Es ist jedoch nicht so, dass die italienische Mannschaft nur aus unerfahrenen Talenten bestehen würde.
Mit Nicolo Barella und Alessandro Bastoni stehen Spaletti zwei Leistungsträger von Meister Inter Mailand zur Verfügung, mit dem es im Viertelfinale der Champions League der FC Bayern München zu tun bekommen wird.
Dazu kommen der bei der EM 2024 wegen illegaler Sportwetten gesperrte Sandro Tonali, der gerade mit Newcastle United den englischen Liga-Pokal gewonnen hat, und Torhüter Gianluigi Donnarumma, der mit Paris Saint-Germain den FC Liverpool aus der Königsklasse geworfen hat.
Italiens Selbstvertrauen steigt wieder
Es sind solche Erfolge und natürlich auch die jüngsten Ergebnisse in der Nations League, die die Zuversicht im Land des Calcio wieder ansteigen lassen.
"Italien hat ein ultra-konkurrenzfähiges Team mit einem schlauen, charismatischen Trainer und Profis, die in jeder Nationalelf spielen würden", sagte Buffon dem "kicker" voller Selbstbewusstsein.
Die Spieler auf dem Platz müssen nun beweisen, dass die Zuversicht des Weltmeister-Keepers von 2006 gerechtfertigt ist. Dafür gelten die Nations-League-Spiele gegen Deutschland erst einmal als Zwischenstation, die mit großem Respekt vor dem ewigen Rivalen angegangen wird.
Angesprochen auf die vielen Ausfälle in Deutschlands Kader, konnte Spalletti nur müde lächeln.
"Eine Nationalmannschaft wie Deutschland hat keine Probleme mit Ausfällen", sagte der Coach der Squadra Azzurra, Deutschland habe "vier oder fünf hochkarätige Flügelspieler", die alle "an ihrem Gegenspieler vorbeiziehen können, und sie haben eine Fülle von brillanten Mittelfeldspielern".
Das große italienische Ziel, an dem alles gemessen wird, ist aber nicht die Nations League, sondern die Qualifikation für die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko.
Nachdem die stolze Fußball-Nation bereits die vergangenen beiden WM-Endrunde verpasst hat, würde ein abermaliges Scheitern die Euphorie sofort wieder in Schockstarre verwandeln.