Manchester United vor Katar-Übernahme? PSG zittert vor Schritt zurück in die sportliche Bedeutungslosigkeit
- Aktualisiert: 29.03.2023
- 14:34 Uhr
- ran.de
Neben Paris St. Germain plant Katar auch den Erwerb von Manchester United. Ein entsprechendes Angebot für den Kauf soll abgegeben worden sein. Bei PSG fürchtet man wohl in Zukunft deutlich geringere finanzielle Zuwendungen von Seiten der Scheichs, sollten sie den Kaufzuschlag erhalten.
von Daniel Kugler
Die Spatzen pfeifen es seit Wochen von den Dächern: Die katarischen Besitzer von Paris St. Germain sollen großes Interesse an einem Kauf des englischen Top-Klubs Manchester United haben.
Und das offenbar auch, wenn die Transaktion in letzter Konsequenz mit einem Verkauf von PSG einhergehen würde, da die UEFA-Regularien den Besitz von zwei Klubs in einem Wettbewerb, der Champions League, eigentlich verbieten.
Wie "Sport1" berichtet, ist die Frist für die Abgabe von Kaufangeboten für die Nachfolge der Glazer-Familie im Old Trafford abgelaufen. Die Investoren aus Katar sollen ein Angebot in Höhe von 4,5 Milliarden Euro abgegeben haben. Die eingegangenen Angebote sollen zeitnah geprüft werden.
Hinter dem Kaufangebot für die "Red Devils" aus Katar soll derweil Scheich Jassim Bin Hamad Al Thani stecken, der Chef der Qatar Islamic Bank (QIB), einer der größten Banken Katars überhaupt und der Bruder des Emirs Tamim bin Hamad Al Thani. Mehrheitsaktionär der QIB ist wiederum Qatar Sports Investment (QSI), die Besitzer der Franzosen.
Bei PSG fürchtet man aus diesem Grund offenbar massive sportliche Konsequenzen, sollten die Kataris tatsächlich den Zuschlag für den ManUnited-Kauf erhalten.
Paris St. Germain: Drehen Investoren aus Katar den Geldhahn zu?
PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi versucht dieser Tage alles, um die weitere vollumfängliche finanzielle Untersützung des französischen Serienmeisters durch die QSI zu betonen. So richtig glauben will den Aussagen des PSG-Bosses gefühlt keiner rund um den Klub - auch wenn vor kurzem erst 350 Millionen Euro in das neugebaute Trainingszentrum in Poissy flossen.
Denn auch wenn der Klub nicht verkauft werden müsse, sei laut Informationen der französischen Zeitung "L'Equipe" mit einem deutlichen Kurswechsel bei den Franzosen zu rechnen. So sollen die Besitzer aus Katar in Zukunft offenbar ihr Engagement bei PSG zugunsten ManUniteds zurückfahren und deutlich weniger Geld in den Klub investieren wollen.
Schritt zurück für PSG in die fußballerische Bedeutungslosigkeit?
Droht PSG nun sogar der Schritt zurück in die fußballerische Bedeutungslosigkeit? "Wenn Katar Manchester United kauft, besteht die Möglichkeit, dass es mit PSG weniger großzügig ist und der Verein in der Folge zu einem normalen Ligue-1-Klub wird und nicht mehr ein Team, das die Champions League gewinnen soll", wird ein anonymer Insider von der "L'Equipe" zitiert.
Zu deutlich sind die sportlichen und finanziellen Vorzüge des englischen Fußballgiganten im Vergleich zu den Parisern. Die Ligue 1 ist im internationalen Vergleich der europäischen Top-Ligen deutlich abgeschlagen - kein Vergleich zum Renommee und den schier endlosen finanziellen Möglichkeiten der Premier League.
Die größte Fußball-Liga der Welt lockt zudem in Zukunft mit einem möglichen Dreikampf um die sportliche Vormachtstellung im Nahen Osten im direkten Duell mit den neuen Besitzern von Newcastle United aus Saudi-Arabien und den Entscheidungsträgern von Manchester City aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
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Paris St. Germain: Verpasster Champions League-Sieg als großes Manko
Auch der ausbleibende internationale Erfolg von PSG soll den Granden in Katar ein Dorn im Auge sein.
Seit der Übernahme des Klubs im Jahr 2011 durch die Qatar Sports Investment, einer Tochtergesellschaft des Staatsfonds von Katar, wurden hunderte Millionen in Klub und Spieler investiert, das alljährlich ausgegebene Ziel des Gewinns der Champions League wurde aber nie erreicht.
Lediglich ein Mal wurde seitdem das Finale erreicht. Nach der Niederlage im Hinspiel des Achtelfinales gegen den FC Bayern München im heimischen Parc des Princes (0:1) ist auch in der laufenden Saison ein erneut frühzeitiger K.o. in der "Königsklasse" nicht unwahrscheinlich.
Während es bei Mbappe, Neymar und Co. derzeit bei der Spielgestaltung hakt und der Klub immer mehr im Chaos versinkt, werden die Bosse in Katar immer kreativer.
Kataris wollen wohl Schlupfloch nutzen, um PSG und Manchester United zu besitzen
Trotz der Verbindung der Antragsteller für den Kauf des Klubs aus Manchester zu den PSG-Besitzern aus Katar soll durch ein Schlupfloch versucht werden, die Auflagen der UEFA doch einzuhalten und den Verein aus der Stadt der Liebe doch nicht veräußern zu müssen.
Hierzu greifen die Kataris offenbar ganz tief in die Trickkiste. So soll das Kaufangebot für ManUnited von keinem offiziellen Geltungsbereich des Staats oder seines Staatsfonds gekommen sein, sondern von einer Stiftung. Die sogenannte "Nine Two Foundation" hatte laut Informationen der "Sportschau" bis zum Gebot keine öffentliche Präsenz in Katar.
Wie es weiter in dem Bericht heißt, hoffe man innerhalb des Vereins, dass die familiären Bande zur Regierung von Katar kein direktes Ausschlusskriterium darstellen würden und damit die Vorgaben "zum Schutz der Integrität" der UEFA-Klubwettbewerbe eingehalten werden können.
Denn ein öffentlicher Bezug zur Regierung ist demnach lediglich der Umstand, dass der Staatsfond 17 Prozent der Aktien an der Bank hält. Der mögliche neue Besitzer von Manchester United hat neben seiner Haupttätigkeit jedoch kein offizielles Amt in Katars Regierung, auch wenn deren Chef sein Bruder ist.
Im Ergebnis besteht offiziell kein Bezug zu PSG und dessen Besitzern und der Stiftung hinter dem Kaufangebot für den englischen Rekordmeister. Ob diese Tatsache dem europäischen Fußball-Dachverband im Fall des Erwerbs des englischen Spitzenklubs jedoch ausreichen wird, darf bezweifelt werden.