Dritte Insolvenz in wenigen Wochen
KFC Uerdingen, Düren und Co.: Die Regionalliga West muss reformiert werden - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 23.04.2025
- 14:30 Uhr
Mit dem KFC Uerdingen ist zum dritten Mal in dieser Spielzeit ein Team der Regionalliga West zahlungsunfähig. Die Liga des WDFV, die sich selbst als Profiliga versteht, muss dringend an den Strukturen schrauben.
Das Einzige, was an der Nachricht am späten Dienstagnachmittag überraschte, war lediglich, dass es eigentlich gar nicht mehr überraschend war.
Der KFC Uerdingen, Aufsteiger in die Regionalliga West, muss den Spielbetrieb in eben jener Regionalliga West vier Spieltage vor Schluss abmelden. Ein Insolvenzverfahren zwingt den Traditionsklub dazu.
Es ist nicht der erste Fall von Zahlungsunfähigkeit in der Liga des WDFV, dem westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverband. Und auch nicht der Zweite.
Bereits Türkspor Dortmund zog sich vom Spielbetrieb zurück. Der 1. FC Düren ist nur noch formell wettbewerbstauglich, wegen der Insolvenz kündigte die ganze erste Mannschaft. Aktuell besteht das Team aus Spielern der U23 und Casting-Gewinnern, die seit Monaten kein Pflichtspiel mehr bestritten haben - auf egal welchem Niveau.
Ein Rückzug, beziehungsweise eine Insolvenz, wirft ja schon schlechtes Licht auf Verein und Liga. Aber gleich drei? Freilich, die jeweiligen Vereine haben sich in Misswirtschaft geübt, schließlich geht es 15 anderen Teilnehmern der Liga - mehr oder weniger - gut. Dennoch ist klar: So kann es mit der Regionalliga West nicht weitergehen.
Regionalliga West: Hohe Hürden für Lizenz, aber kaum Kontrolle
Einerseits fordert der Verband hohe Auflagen von den Klubs. So muss das heimische Stadion über mindestens 2.500 Plätze verfügen, davon 150 überdacht. Zudem ein überdachter Medien-Arbeitsplatz und schnelles Internet. Nicht zu vergessen eine Kapazität von mindestens 800 befestigten (!) Plätzen für Gäste.
Was für Klubs wie den MSV Duisburg, Fortuna Köln oder den Wuppertaler SV keine Probleme darstellt, bringt Amateurvereine - die Regionalliga ist die Schnittstelle zwischen Amateur- und Profifußball - an ihre Grenzen. Und, wie nun gut zu sehen, oftmals darüber hinaus.
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Denn eine finanzielle Kontrolle gibt es bei den Klubs nicht. Lediglich eine Bankbürgschaft ist nötig, um das Zulassungsverfahren des WDFV auf finanzieller Seite zu überstehen. Klubs, die dagegen in die 3. Liga aufsteigen wollen, werden finanziell durchleuchtet wie in einem Hochsicherheitstrakt.
Aktuell gibt es in der 4. Liga im Westen drei Absteiger, davon nur einer sportlich. Und dieser sportlich unter dem Preis, dass er auf dem Weg zurück in die Oberliga die sportliche Integrität des Wettbewerbs beschädigt, indem er eine zusammengewürfelte Casting-Truppe eines Influencers aufstellt, die keine realistische Chance mehr auf Punkte hat.
Die Regionalliga West, die sich selbst im Zuge der Corona-Pandemie als "Profiliga" deklariert hat, braucht dringend eine Reform.
Denn so, wie es aktuell ist, kann es nicht weitergehen.