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Regionalliga West

KFC Uerdingen, 1. FC Düren und Co.: "Sonst wird die Regionalliga zum 'Friedhof der Traditionsvereine'"

  • Veröffentlicht: 26.04.2025
  • 11:01 Uhr
  • Andreas Reiners

Fortuna Kölns Geschäftsführer Niklas Müller spricht im ran-Interview über das Chaos in der Regionalliga West, strukturelle Probleme und mögliche Lösungen.

Das Interview führte Andreas Reiners

Chaos. Insolvenzen. Rückzüge. Die Regionalliga West gibt in dieser Saison ein fragwürdiges Bild ab. Sie verkommt von der Profiliga zur Pleiteliga.

Türkspor Dortmund hat zurückgezogen, der 1. FC Düren Insolvenz angemeldet und der KFC Uerdingen musste jetzt den Spielbetrieb einstellen. Die Liga steht schon länger vor einer Zerreißprobe, eine Reform ist längst überfällig.

Findet auch Niklas Müller, Geschäftsführer von Fortuna Köln. Beim Traditionsklub schaut man mit Ungläubigkeit und Unverständnis auf die Vorkommnisse.

Im ran-Interview spricht Müller unter anderem über das Chaos in der Regionalliga West, Herausforderungen für die Fortuna, strukturelle Probleme und mögliche Lösungen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • KFC Uerdingen, Düren und Co.: Die Regionalliga West muss reformiert werden

  • Ex-Pokalsieger KFC Uerdingen muss Spielbetrieb einstellen

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Regionalliga-Chaos: "Verbandsrechtlich ist das kaum noch nachvollziehbar"

ran: Herr Müller, der KFC Uerdingen ist aus dem Spielbetrieb ausgestiegen, klagt aber per einstweiliger Verfügung für eine Rückkehr. Daneben will man in der Oberliga neu anfangen. Ist das nun das i-Tüpfelchen auf eine ohnehin chaotische Regionalliga-Saison?

Niklas Müller: Man muss sich die grundsätzliche Frage stellen: Wie geht man mit einem Verein um, der mitten in der Saison den Spielbetrieb einstellt? Aus meiner Sicht müssten in solchen Fällen klare Sanktionen greifen – etwa, dass der Verein nicht einfach eine Liga tiefer weitermachen darf, sondern ganz unten neu anfangen muss. Nur so entsteht ein Anreiz, die Saison sportlich zu Ende zu bringen, auch wenn es auf einen Abstieg hinausläuft. Wenn man sich jetzt Türkspor Dortmund anschaut – die waren zur Winterpause sportlich abgestiegen, haben dann einfach abgebrochen, um Geld zu sparen und in der nächsten Saison frisch in der unteren Liga anzugreifen. Genau das halte ich für problematisch. Insofern: Ja, das ist das i-Tüpfelchen auf eine ohnehin chaotische Regionalliga-Saison.

ran: Blicken Sie bei der Lage überhaupt noch durch?

Müller: Verbandsrechtlich ist das kaum noch nachvollziehbar. Früher konnte man mit Blick auf die Spielwertung noch einigermaßen nachvollziehen, was wann wie passiert. Heute ist das extrem komplex. Zum Beispiel: Wenn ein Team wie Düren sich jetzt zurückgezogen hätte – wir haben gegen sie vier Punkte geholt –, hätten wir unter Umständen sogar profitiert. Ab einem bestimmten Zeitpunkt der Saison aber greift die Regel, dass die kommenden Spiele eines zurückgezogenen Teams als Siege für die Gegner gewertet werden, während die bereits absolvierten Partien im Tabellenstand erhalten bleiben. Das führt zu einer ständigen Verschiebung in der Tabelle. Wenn ich aktuell auf die Tabelle schaue, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr genau, was schon berücksichtigt ist und was nicht. Man muss sich mittlerweile genau überlegen, welcher Quelle man überhaupt noch vertraut.

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Absturz der Traditionsvereine im Fußball: Was aus früheren Bundesliga-Teams wurde - Uerdingen stellt Spielbetrieb ein

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<em><strong>Absturz der Traditionsklubs: Was wurde aus diesen Ex-Bundesligisten?</strong><br>62 Jahre Bundesliga! Insgesamt 58 Vereine durften sich in dieser Zeit schon das deutsche Fußball-Oberhaus von nahem ansehen. <strong>ran</strong> hat einen Blick auf ein paar Vereine geworfen, die mittlerweile unterhalb der zweiten Liga spielen (Stand: 23. April 2025). Was wurde eigentlich aus …</em>
© imago

Absturz der Traditionsklubs: Was wurde aus diesen Ex-Bundesligisten?
62 Jahre Bundesliga! Insgesamt 58 Vereine durften sich in dieser Zeit schon das deutsche Fußball-Oberhaus von nahem ansehen. ran hat einen Blick auf ein paar Vereine geworfen, die mittlerweile unterhalb der zweiten Liga spielen (Stand: 23. April 2025). Was wurde eigentlich aus …

<strong>KFC Uerdingen</strong> <br>Die glorreichen Zeiten des KFC Uerdingen sind längst vorbei. Vor allem in den 80er- und 90er-Jahren waren die Uerdinger noch mit dem Namenszusatz Bayer im Oberhaus gesetzt. Sie wurden 1985 DFB-Pokalsieger und spielten im Europapokal der Pokalsieger sogar im Halbfinale gegen Atletico Madrid. 1986 gelang der dritte Platz in der Bundesliga.
© Getty Images

KFC Uerdingen
Die glorreichen Zeiten des KFC Uerdingen sind längst vorbei. Vor allem in den 80er- und 90er-Jahren waren die Uerdinger noch mit dem Namenszusatz Bayer im Oberhaus gesetzt. Sie wurden 1985 DFB-Pokalsieger und spielten im Europapokal der Pokalsieger sogar im Halbfinale gegen Atletico Madrid. 1986 gelang der dritte Platz in der Bundesliga.

<strong>KFC Uerdingen</strong> <br>Der (gar nicht mal so) langsame Abstieg begann 1996 mit dem bis dato letzten Abstieg aus der Bundesliga. In der Folge ging es immer tiefer, bis der Verein 2008 sogar für drei Jahre in der Verbandsliga Niederrhein verweilte – Deutschlands sechster Liga. 2018 ging es zwar noch einmal bis in die dritte Liga hoch. Der endgültige Absturz sollte allerdings wenige Jahre später folgen.
© MIS

KFC Uerdingen
Der (gar nicht mal so) langsame Abstieg begann 1996 mit dem bis dato letzten Abstieg aus der Bundesliga. In der Folge ging es immer tiefer, bis der Verein 2008 sogar für drei Jahre in der Verbandsliga Niederrhein verweilte – Deutschlands sechster Liga. 2018 ging es zwar noch einmal bis in die dritte Liga hoch. Der endgültige Absturz sollte allerdings wenige Jahre später folgen.

<strong>KFC Uerdingen</strong><br>Der traurige Höhepunkt ereignete sich am 22. April 2025. Der Klub musste den Spielbetrieb in der Regionalliga West mit sofortiger Wirkung ein- und alle Spieler freistellen. Der Klub, der erst vor der Saison, in die 4. Liga zurückgekehrt war, steht damit vor einer ungewissen Zukunft und könnte endgültig in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
© 2021 Getty Images

KFC Uerdingen
Der traurige Höhepunkt ereignete sich am 22. April 2025. Der Klub musste den Spielbetrieb in der Regionalliga West mit sofortiger Wirkung ein- und alle Spieler freistellen. Der Klub, der erst vor der Saison, in die 4. Liga zurückgekehrt war, steht damit vor einer ungewissen Zukunft und könnte endgültig in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

<strong>MSV Duisburg</strong><br>Ein Gründungsmitglied der Bundesliga und in der ewigen Tabelle noch immer auf Rang 17 – vor aktuellen Bundesligisten wie dem SC Freiburg, dem 1. FSV Mainz 05 oder natürlich der TSG Hoffenheim und RB Leipzig.
© Nico Herbertz

MSV Duisburg
Ein Gründungsmitglied der Bundesliga und in der ewigen Tabelle noch immer auf Rang 17 – vor aktuellen Bundesligisten wie dem SC Freiburg, dem 1. FSV Mainz 05 oder natürlich der TSG Hoffenheim und RB Leipzig.

<strong>MSV Duisburg</strong><br>Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte waren die "Zebras"&nbsp; im Sommer 2024 nur noch viertklassig. Nur ein Jahr später steht die Rückkehr in die 3. Liga fest. In Zukunft soll der Weg wieder nach oben führen.
© Nordphoto

MSV Duisburg
Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte waren die "Zebras"  im Sommer 2024 nur noch viertklassig. Nur ein Jahr später steht die Rückkehr in die 3. Liga fest. In Zukunft soll der Weg wieder nach oben führen.

<strong>TSV 1860 München</strong> <br>Nach den Bayern der zweite große Verein aus München. Für viele der einzig wahre. Auch die "Löwen" sind ein Gründungsmitglied der Bundesliga und rangieren in der ewigen Tabelle auf Platz 22 – noch unmittelbar vor Mainz 05. Von dem Glanze früherer Zeiten ist allerdings nicht mehr viel übrig. In Liga drei kämpften die Giesinger immer weider gegen den Abstieg.
© Eibner

TSV 1860 München
Nach den Bayern der zweite große Verein aus München. Für viele der einzig wahre. Auch die "Löwen" sind ein Gründungsmitglied der Bundesliga und rangieren in der ewigen Tabelle auf Platz 22 – noch unmittelbar vor Mainz 05. Von dem Glanze früherer Zeiten ist allerdings nicht mehr viel übrig. In Liga drei kämpften die Giesinger immer weider gegen den Abstieg.

<strong>TSV 1860 München</strong> <br>Mit Investor Hasan Ismaik hält ein Jordanier 60 Prozent der Anteile der Profimannschaft in seinen Händen. Eine nicht gerade unumstrittene Person in Münchens Südosten. Seit Jahren wünschen sich die Fans einen Rückzug des Geschäftsmanns. Vergeblich. Oder doch nicht? Wie Ismaik zuletzt öffentlich erklärte, würde er seine Anteile am Verein gerne verkaufen und "nur noch Fan" sein. Bisher ist nicht bekannt, wer Interesse an einem Kauf hätte.
© imago/Sven Simon

TSV 1860 München
Mit Investor Hasan Ismaik hält ein Jordanier 60 Prozent der Anteile der Profimannschaft in seinen Händen. Eine nicht gerade unumstrittene Person in Münchens Südosten. Seit Jahren wünschen sich die Fans einen Rückzug des Geschäftsmanns. Vergeblich. Oder doch nicht? Wie Ismaik zuletzt öffentlich erklärte, würde er seine Anteile am Verein gerne verkaufen und "nur noch Fan" sein. Bisher ist nicht bekannt, wer Interesse an einem Kauf hätte.

<strong>DSC Arminia Bielefeld</strong> <br>Kein Gründungsmitglied, aber bereits 1970 erstmals im deutschen Fußball-Oberhaus aktiv: Arminia Bielefeld. Insgesamt 19 Spielzeiten verbrachte die Fahrstuhlmannschaft in Liga eins. Achtmal gelang der Aufstieg in eben diese. Zuletzt 2019, als sich die Arminia immerhin zwei Jahre dort halten konnte. Seitdem geht es steil bergab.
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DSC Arminia Bielefeld
Kein Gründungsmitglied, aber bereits 1970 erstmals im deutschen Fußball-Oberhaus aktiv: Arminia Bielefeld. Insgesamt 19 Spielzeiten verbrachte die Fahrstuhlmannschaft in Liga eins. Achtmal gelang der Aufstieg in eben diese. Zuletzt 2019, als sich die Arminia immerhin zwei Jahre dort halten konnte. Seitdem geht es steil bergab.

<strong>DSC Arminia Bielefeld</strong> <br>In der vergangenen Spielzeit stieg der DSC nach nur einem Jahr in Liga zwei direkt in die dritte Liga ab. Dort kämpften die Ostwestfalen zunächst um den Klassenerhalt, könnten 2024/25 aber gleich zwei Erfolge feiern. In der Liga rangiert der Klub derzeit auf Rang zwei und könnte aufsteigen. Zudem steht das Team im Finale des DFB-Pokals und könnte dort den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feiern.
© IMAGO/Oliver Zimmermann/SID/IMAGO/Oliver Zimmermann

DSC Arminia Bielefeld
In der vergangenen Spielzeit stieg der DSC nach nur einem Jahr in Liga zwei direkt in die dritte Liga ab. Dort kämpften die Ostwestfalen zunächst um den Klassenerhalt, könnten 2024/25 aber gleich zwei Erfolge feiern. In der Liga rangiert der Klub derzeit auf Rang zwei und könnte aufsteigen. Zudem steht das Team im Finale des DFB-Pokals und könnte dort den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feiern.

<strong>SV Waldhof Mannheim</strong> <br>Beim SV Waldhof Mannheim gab es, was die Bundesliga angeht, nie ein Rauf und Runter. Der Verein stieg 1983 in die Bundesliga auf und 1990 wieder ab. Sieben Jahre, 238 Spiele, 71 Siege und damit Rang 30 der ewigen Tabelle. Danach dümpelten die Badener eine Zeit lang in Liga zwei und drei rum, ehe es wegen Lizenzproblemen bis in die vierte Liga und für ein Jahr sogar in Liga fünf ging.
© Kicker/Liedel

SV Waldhof Mannheim
Beim SV Waldhof Mannheim gab es, was die Bundesliga angeht, nie ein Rauf und Runter. Der Verein stieg 1983 in die Bundesliga auf und 1990 wieder ab. Sieben Jahre, 238 Spiele, 71 Siege und damit Rang 30 der ewigen Tabelle. Danach dümpelten die Badener eine Zeit lang in Liga zwei und drei rum, ehe es wegen Lizenzproblemen bis in die vierte Liga und für ein Jahr sogar in Liga fünf ging.

<strong>SV Waldhof Mannheim</strong> <br>Seit 2019 hat sich Mannheim in Liga drei etabliert, schloss die vergangenen vier Spielzeiten auf einem einstelligen Tabellenplatz ab, verpasste 2023 aber den angepeilten Aufstieg in die zweite Liga. In diesem Jahr kämpfen die Mannheimer um den Klassenerhalt.
© foto2press

SV Waldhof Mannheim
Seit 2019 hat sich Mannheim in Liga drei etabliert, schloss die vergangenen vier Spielzeiten auf einem einstelligen Tabellenplatz ab, verpasste 2023 aber den angepeilten Aufstieg in die zweite Liga. In diesem Jahr kämpfen die Mannheimer um den Klassenerhalt.

<strong>Kickers Offenbach</strong> <br>Für die Kickers Offenbach endete die Zeit in der Erstklassigkeit durch die Einführung der Bundesliga. Überraschend wurde der OFC nicht Teil der neuen Spielklasse im Jahr 1963. Offenbach musste in Liga zwei ran. Der Aufstieg gelang erst fünf Jahre später. Von 1968 bis 1984 ging es viermal hoch und ebenso oft auch wieder runter, ein Jahr nach dem Abstieg 1984 dann sogar in Liga drei.
© Kicker/Liedel

Kickers Offenbach
Für die Kickers Offenbach endete die Zeit in der Erstklassigkeit durch die Einführung der Bundesliga. Überraschend wurde der OFC nicht Teil der neuen Spielklasse im Jahr 1963. Offenbach musste in Liga zwei ran. Der Aufstieg gelang erst fünf Jahre später. Von 1968 bis 1984 ging es viermal hoch und ebenso oft auch wieder runter, ein Jahr nach dem Abstieg 1984 dann sogar in Liga drei.

<strong>Kickers Offenbach</strong> <br>Richtig erholt hat sich der OFC seitdem nie wieder. Zwischen Liga zwei und vier wird munter hin- und hergependelt - mit einer klaren Tendenz zur Regionalliga. Seit 2013 verweilen die Hessen nun dort. 2015 durfte zwar die Meisterschaft gefeiert werden, doch die Aufstiegsspiele gegen Magdeburg gingen verloren. Es folgten Jahre der Neuausrichtung – ohne Erfolg.
© Eibner

Kickers Offenbach
Richtig erholt hat sich der OFC seitdem nie wieder. Zwischen Liga zwei und vier wird munter hin- und hergependelt - mit einer klaren Tendenz zur Regionalliga. Seit 2013 verweilen die Hessen nun dort. 2015 durfte zwar die Meisterschaft gefeiert werden, doch die Aufstiegsspiele gegen Magdeburg gingen verloren. Es folgten Jahre der Neuausrichtung – ohne Erfolg.

<strong>Rot-Weiss Essen</strong> <br>Die glorreichen Jahre von Rot-Weiss Essen liegen eigentlich noch vor der Gründung der Bundesliga. Deutscher Meister 1955. Westdeutscher Meister 1952 und 1955. In die Bundesliga ging es dann 1966 (ein Jahr) und 1969 (zwei Jahre) und 1973 (vier Jahre) und seitdem nicht mehr! Es folgten Jahre der Unterklassigkeit, seit 2008 war die viertklassige Regionalliga lange Jahre die Heimat von RWE.
© Fred Joch

Rot-Weiss Essen
Die glorreichen Jahre von Rot-Weiss Essen liegen eigentlich noch vor der Gründung der Bundesliga. Deutscher Meister 1955. Westdeutscher Meister 1952 und 1955. In die Bundesliga ging es dann 1966 (ein Jahr) und 1969 (zwei Jahre) und 1973 (vier Jahre) und seitdem nicht mehr! Es folgten Jahre der Unterklassigkeit, seit 2008 war die viertklassige Regionalliga lange Jahre die Heimat von RWE.

<strong>Rot-Weiss Essen</strong> <br>2022 gelang der Aufstieg zurück in Liga drei – und damit zurück ins Profigeschäft. In der ersten Spielzeit gelang der Klassenerhalt. Mittlerweile scheint sich der Klub in der 3. Liga etabliert zu haben. Auch 2024/25 hatte man mit dem Abstieg nichts zutun.
© 2023 Getty Images

Rot-Weiss Essen
2022 gelang der Aufstieg zurück in Liga drei – und damit zurück ins Profigeschäft. In der ersten Spielzeit gelang der Klassenerhalt. Mittlerweile scheint sich der Klub in der 3. Liga etabliert zu haben. Auch 2024/25 hatte man mit dem Abstieg nichts zutun.

<strong>Energie Cottbus</strong> <br>Ein Verein, der mehr ist als das legendäre Eigentor von Tomislav Piplica. Dabei spielte Energie Cottbus in den 1990ern und frühen 2000ern insgesamt sechs Spielzeiten im Fußball-Oberhaus, kämpfte dabei aber jedes Jahr gegen den Abstieg. In der ewigen Tabelle finden sich die Cottbusser auf Rang 35 wieder – vier Plätze vor Ost-Rivale Dynamo Dresden.
© Dehli-News

Energie Cottbus
Ein Verein, der mehr ist als das legendäre Eigentor von Tomislav Piplica. Dabei spielte Energie Cottbus in den 1990ern und frühen 2000ern insgesamt sechs Spielzeiten im Fußball-Oberhaus, kämpfte dabei aber jedes Jahr gegen den Abstieg. In der ewigen Tabelle finden sich die Cottbusser auf Rang 35 wieder – vier Plätze vor Ost-Rivale Dynamo Dresden.

<strong>Energie Cottbus</strong> <br>Derzeit gibt es deutlich erfolgreichere Tage! Nach dem Aufstieg in Liga drei, könnte Cottbus in dieser Saison der Durchmarsch gelingen. Derzeit steht der Verein auf Rang drei und würde an der Relegation teilnehmen. Auch der direkte Aufstieg ist noch möglich.
© Beautiful Sports

Energie Cottbus
Derzeit gibt es deutlich erfolgreichere Tage! Nach dem Aufstieg in Liga drei, könnte Cottbus in dieser Saison der Durchmarsch gelingen. Derzeit steht der Verein auf Rang drei und würde an der Relegation teilnehmen. Auch der direkte Aufstieg ist noch möglich.

<strong>Alemannia Aachen</strong> <br>Wenige Vereine können in der Regionalliga so sehr auf die eigenen Fans zählen wie Alemannia Aachen. 18.400 Zuschauer sehen im Schnitt die Heimspiele am Tivoli. Umso größer ist demnach die Fan-Sehnsucht nach einer Rückkehr in die Bundesliga. 2006/2007 spielte der Verein zuletzt erstklassig. Es war erst der zweite Ausflug ins Oberhaus. 1969 wurde die Alemannia völlig überraschend Vizemeister.
© 2007 Getty Images

Alemannia Aachen
Wenige Vereine können in der Regionalliga so sehr auf die eigenen Fans zählen wie Alemannia Aachen. 18.400 Zuschauer sehen im Schnitt die Heimspiele am Tivoli. Umso größer ist demnach die Fan-Sehnsucht nach einer Rückkehr in die Bundesliga. 2006/2007 spielte der Verein zuletzt erstklassig. Es war erst der zweite Ausflug ins Oberhaus. 1969 wurde die Alemannia völlig überraschend Vizemeister.

<strong>Alemannia Aachen</strong> <br>Die erfolgreichen Jahre Mitte der 2000er, in denen Aachen im DFB-Pokal-Finale und dadurch auch im UEFA-Pokal stand, sind vorbei. Es folgten gleich zwei Insolvenzverfahren und der Gang in die Regionalliga. Mittlerweile spielt der Klub wieder in Liga drei.
© foto2press

Alemannia Aachen
Die erfolgreichen Jahre Mitte der 2000er, in denen Aachen im DFB-Pokal-Finale und dadurch auch im UEFA-Pokal stand, sind vorbei. Es folgten gleich zwei Insolvenzverfahren und der Gang in die Regionalliga. Mittlerweile spielt der Klub wieder in Liga drei.

<strong>SG Wattenscheid 09</strong><br> Ja, die SG Wattenscheid 09 war einst für einige Jahre eine etablierte Bundesliga-Mannschaft. Zwischen 1990 und 1994 spielten die Westfalen vier Jahre lang erstklassig. Unter anderem mit Thorsten Fink und Michael Preetz. Das reicht, um in der ewigen Bundesliga-Tabelle einen respektablen 37. Platz einzunehmen. Seit 1999, dem bis dato letzten Abstieg aus Liga zwei, dümpelt der Verein allerdings in der Unterklassigkeit.
© Oliver Hardt

SG Wattenscheid 09
Ja, die SG Wattenscheid 09 war einst für einige Jahre eine etablierte Bundesliga-Mannschaft. Zwischen 1990 und 1994 spielten die Westfalen vier Jahre lang erstklassig. Unter anderem mit Thorsten Fink und Michael Preetz. Das reicht, um in der ewigen Bundesliga-Tabelle einen respektablen 37. Platz einzunehmen. Seit 1999, dem bis dato letzten Abstieg aus Liga zwei, dümpelt der Verein allerdings in der Unterklassigkeit.

<strong>SG Wattenscheid 09</strong><br> Regionalliga, Oberliga, Verbandsliga, NRW-Liga, Westfalenliga - es folgte ein munteres Auf und Ab für den Traditionsverein. Sowie ein Insolvenzverfahren 2019. Aktuell findet sich Wattenscheid Oberliga wieder. Eine Rückkehr in den Profifußball liegt aktuell in sehr weiter Ferne.
© Funke Foto Services

SG Wattenscheid 09
Regionalliga, Oberliga, Verbandsliga, NRW-Liga, Westfalenliga - es folgte ein munteres Auf und Ab für den Traditionsverein. Sowie ein Insolvenzverfahren 2019. Aktuell findet sich Wattenscheid Oberliga wieder. Eine Rückkehr in den Profifußball liegt aktuell in sehr weiter Ferne.

<strong>1. FC Saarbrücken</strong> <br>Anders sieht es beim 1. FC Saarbrücken aus. Die Saarländer haben sich in der dritten Liga etabliert und streben den Aufstieg an. Es wäre die erste Rückkehr in die zweite Liga seit dem Abstieg 2006 – und einigen tristen Jahren in der Regional- und Oberliga.
© ImageLabz

1. FC Saarbrücken
Anders sieht es beim 1. FC Saarbrücken aus. Die Saarländer haben sich in der dritten Liga etabliert und streben den Aufstieg an. Es wäre die erste Rückkehr in die zweite Liga seit dem Abstieg 2006 – und einigen tristen Jahren in der Regional- und Oberliga.

<strong>1. FC Saarbrücken</strong><br> Dabei hat der Verein so viel Tradition. Die Saarbrücker sind Gründungsmitglied der Bundesliga – allerdings auch der erste Tabellenletzte der Bundesliga-Geschichte. Auch 1976, 1977, 1985 und 1992 spielten sie im Oberhaus. In der ewigen Tabelle belegen die Saarländer noch immer den 38. Platz – bei 32 Siegen, 48 Unentschieden und 86 Niederlagen.
© Ferdi Hartung

1. FC Saarbrücken
Dabei hat der Verein so viel Tradition. Die Saarbrücker sind Gründungsmitglied der Bundesliga – allerdings auch der erste Tabellenletzte der Bundesliga-Geschichte. Auch 1976, 1977, 1985 und 1992 spielten sie im Oberhaus. In der ewigen Tabelle belegen die Saarländer noch immer den 38. Platz – bei 32 Siegen, 48 Unentschieden und 86 Niederlagen.

<strong>SG Dynamo Dresden</strong> <br>Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Dynamo Dresden wieder erstklassig spielt – zumindest, wenn es nach den Fans geht. Die Unterstützung dieser ist dem Verein auf jeden Fall sicher. Mit 28.600 Zuschauern pro Spiel hat Dynamo in Liga drei einen höheren Schnitt als Hoffenheim in der Bundesliga.
© Hentschel

SG Dynamo Dresden
Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Dynamo Dresden wieder erstklassig spielt – zumindest, wenn es nach den Fans geht. Die Unterstützung dieser ist dem Verein auf jeden Fall sicher. Mit 28.600 Zuschauern pro Spiel hat Dynamo in Liga drei einen höheren Schnitt als Hoffenheim in der Bundesliga.

<strong>SG Dynamo Dresden</strong> <br>Nach erfolgreichen Jahren in der DDR mit mehreren Meistertiteln und internationalen Erfolgen spielte Dresden von 1991 bis 1995 in der Bundesliga, doch ein riesiger Schuldenberg und der Lizenzentzug sorgten für den Abstieg in die drittklassige Regionalliga. Seitdem pendelt der Verein zwischen Regional-, Ober-, zweiter und dritter Liga.
© Kicker/Liedel

SG Dynamo Dresden
Nach erfolgreichen Jahren in der DDR mit mehreren Meistertiteln und internationalen Erfolgen spielte Dresden von 1991 bis 1995 in der Bundesliga, doch ein riesiger Schuldenberg und der Lizenzentzug sorgten für den Abstieg in die drittklassige Regionalliga. Seitdem pendelt der Verein zwischen Regional-, Ober-, zweiter und dritter Liga.

<strong>Rot-Weiß Oberhausen</strong> <br>Der 40. Platz der ewigen Bundesliga-Tabelle: Rot-Weiß Oberhausen. Wie das gelang? Von 1969 bis 1973 spielten die Oberhausener am Stück erstklassig. Seitdem pendelt der Verein kontinuierlich zwischen zweiter und vierter Liga. Die Konstanz kam erst seit 2012. Leider in der Regionalliga.
© Werner Otto

Rot-Weiß Oberhausen
Der 40. Platz der ewigen Bundesliga-Tabelle: Rot-Weiß Oberhausen. Wie das gelang? Von 1969 bis 1973 spielten die Oberhausener am Stück erstklassig. Seitdem pendelt der Verein kontinuierlich zwischen zweiter und vierter Liga. Die Konstanz kam erst seit 2012. Leider in der Regionalliga.

ran: Hat das Chaos auch direkte Auswirkungen auf Fortuna Köln?

Müller: Ja, durchaus. Intern geht es zum Beispiel um Prämienregelungen für die Mannschaft. Wir honorieren Tabellenplätze unterschiedlich. Wenn durch Spielausfälle aber plötzlich nicht mehr klar ist, auf welchem Platz man eigentlich steht, führt das zu erheblichem bürokratischem Aufwand – nicht nur sportlich, sondern auch finanziell.

ran: Wie peinlich ist diese Entwicklung für die Außendarstellung?

Müller: Wenn wir mit Sponsoren sprechen, sagen wir, Fortuna Köln ist ein Profiverein – nicht nur über die erste Mannschaft, sondern auch über unsere starke Nachwuchsarbeit. Aber dann sagen manche: Was wir über die Regionalliga West hören, hat mit Profibetrieb wenig zu tun. Das schmälert unsere Arbeit und erschwert die Sponsorenakquise, weil Unternehmen sich fragen, ob es negative Folgen für die Außendarstellung hat. Damit haben wir zu kämpfen. Deshalb ist es für uns unzufriedenstellend, wie sich diese Liga in dieser Saison präsentiert hat.

ran: Abgesehen vom Image: Verlieren Sie auch konkret Einnahmen?

Müller: Ja. Jeder Spielausfall bedeutet Einnahmeausfall – etwa durch wegfallende Ticketverkäufe, VIP- und Werbeleistungen. Glücklicherweise haben unsere aktuellen Partner Verständnis und halten uns die Treue. Aber für die Zukunft ist das heikel. Wer heute eine VIP-Dauerkarte kaufen soll, möchte wissen, ob er auch alle Spiele zu sehen bekommt. Fällt ein Spiel aus, sinkt der wahrgenommene Wert. Gleiches gilt für Dauerkarten im Public-Bereich. Und: Ein Dauerkartenkäufer ist für uns nicht nur ein Ticketkäufer, sondern potenziell auch ein wichtiger Fanartikelkunde. Wenn dieser wegfällt, sinkt das Umsatzpotenzial insgesamt. Das betrifft unser ganzes Merchandising-Modell.

ran: Wie bewerten Sie die Lizenzvergabe an den KFC Uerdingen? Warum bekommt der Verein überhaupt die Lizenz, obwohl die Probleme bekannt waren?

Müller: Das zeigt das Hauptproblem: In der Regionalliga gibt es – hart ausgedrückt - faktisch kein echtes Lizenzierungsverfahren durch den Westdeutschen Fußballverband. Man muss neben organisatorischen Dingen wie Stadion und Infrastruktur 35.000 Euro Kaution hinterlegen – zur Absicherung von Verbandsabgaben wie Schiedsrichterkosten. Das war’s im Wesentlichen. Der DFB in der 3. Liga prüft dagegen Bilanzen, Zwischenabschlüsse, Planungen – alles durch Wirtschaftsprüfer belegt. Gibt’s Zweifel beim DFB, werden Auflagen erteilt. Der DFB hat Hebel an der wirtschaftlichen Planung eines Vereins, um den Problemen entgegenzuwirken und um zu verhindern, dass man nicht den Spielbetrieb während der Saison einstellen muss. Man muss das so klar sagen: Die Struktur des WDFV wird der Vereinsstruktur in der Regionalliga West nicht mehr gerecht. Wir sprechen von einer Profiliga, in der die meisten einen riesigen Aufwand betreiben.

Düren: Gelder aus offenbar nicht ganz legalen Quellen

ran: Mit einem solchen Prüfverfahren wären Uerdingen, Düren oder Türkspor gar nicht erst zugelassen worden?

Müller: Das würde ich unterschreiben. In Düren gab es ein Sponsoring mit Geldern aus offenbar nicht ganz legalen Quellen. Da muss man sagen: Da hat der Verband wenig Handhabe, wenn ein Sponsoring-Vertrag in Höhe von 250.000 Euro auf diese Art und Weise platzt. Aber da hat ja weitaus mehr gefehlt. Und in Uerdingen redet man von 150.000 Euro Gehaltskosten monatlich - das liegt weit über dem, was wir bezahlen. Da wurde schlicht nicht professionell gearbeitet. Mit einem echten Lizenzierungsverfahren hätte man viele Risiken erkannt: ungedeckte Sponsorenverträge, unklare Verbindlichkeiten, fehlende Bürgschaften.

ran: Sind das nur Einzelfälle – oder strukturelle Probleme im Unterbau der Profiligen?

Müller: Das sind ganz klar strukturelle Probleme. Die Regionalliga ist eine Art Zwischenliga zwischen dem Amateur-Fußball und absolutem Profifußball, in der du rudern musst. Wenn du sportlich hohe Ambitionen hast und aus der Regionalliga raus willst, brauchst du Drittligastrukturen. Da musst du als Verein einen unfassbaren Aufwand betreiben. Es ist ein Teufelskreis. Ohne Gönner ist dieser Aufwand kaum zu leisten – insbesondere, weil du regional vermarktest und nicht bundesweit sichtbar bist.

KFC Uerdingen vor dem Aus? Diese Legenden spielten in Krefeld

ran: Sportlich läuft es bei der Fortuna – aber wie schafft man diesen Spagat zwischen Erfolg auf dem Platz und finanziellen Herausforderungen im Hintergrund?

Müller: Wir versuchen, ein Sponsoring-Netzwerk aufzubauen, das über den Sport hinausgeht. Unsere Partner sollen auch untereinander Geschäfte machen. So schaffen wir Mehrwert – unabhängig vom Tabellenplatz. Aber klar: Wir konkurrieren mit Klubs wie Duisburg oder Oberhausen, die andere Etats haben. Wir reden bei uns von etwa 2,2 Millionen Euro. Ein Aufstieg würde alleine 1,3 Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen durch TV-Gelder und Zentralvermarktung bringen. Das zeigt, wie groß die Kluft ist. Viele Vereine unterschätzen, was nötig ist, um hier dauerhaft zu bestehen. Und unsere Angst ist, dass wenn sich strukturell nichts ändert, dass diese Kluft zwischen Regionalliga und 3. Liga immer größer wird. Sonst wird die Regionalliga tatsächlich zum "Friedhof der Traditionsvereine". Denn es bringt auch nichts, aufzusteigen, nur um im nächsten Jahr direkt wieder runterzugehen.

ran: Wie gehen Sie das wichtige Thema Sponsoring konkret an?

Müller: Unser Schwerpunkt liegt ganz klar auf dem Vertrieb. Die meisten unserer Mitarbeiter arbeiten in der Partnerakquise und -betreuung. Wir veranstalten pro Monat zwei Netzwerktreffen für unsere Sponsoren – zusätzlich zu den Heimspielen. Der Fokus liegt darauf, ein wirtschaftlich tragfähiges Fundament über Sponsoring zu schaffen. Aktuell generieren wir darüber rund 1,5 Millionen Euro pro Saison. Zum Vergleich: Im Merchandising liegen wir bei etwa 200.000 Euro – also noch Welten dazwischen.

ran: Wie gelingt das operativ?

Müller: Wir haben viele Berufseinsteiger, die enorm viel Herzblut und Energie in ihre Arbeit stecken. Jeder bringt eine hohe Emotionalität mit dem Verein gegenüber. Ohne dieses Engagement und dieses Maß an Identifikation wäre das alles gar nicht möglich.

ran: Wie hart ist dieser Weg, wenn man ihn seriös geht?

Müller: Man kann durchaus von einem Überlebenskampf sprechen. Wenn man sich damit zufriedengibt, zwischen Platz sieben und 13 zu pendeln, ist die Regionalliga handelbar. Aber wir haben Ambitionen. Wir wollen mittelfristig aufsteigen. Und da musst du deutlich mehr investieren als der Durchschnitt, um ganz oben mitzumischen – ohne die Einnahmen zu haben, die du erst in der 3. Liga bekommst. Natürlich könnten wir auf einer kleineren Anlage spielen. Aber das ist nicht Fortuna Köln. Wir stehen für ambitionierten Profifußball, wollen mittelfristig 5.000 Zuschauer im Schnitt erreichen. Dazu gehört sportlicher Erfolg – und ein professionelles Umfeld.

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Müller: "Dann fehlt da jeglicher Respekt vor dem Wettbewerb"

ran: In Düren gab es viel Kritik an der Aktion mit einem Influencer, der zu einem Probetraining eingeladen hat. Was halten Sie davon?

Müller: Das erinnert mich stark an Formate wie die Kings- oder Icon League. Ich verstehe die Idee, mit Reichweite Aufmerksamkeit zu erzeugen. Aber aus sportlicher Sicht finde ich das sehr schwierig. Wenn ein Trainer wie Dietmar Hirsch vom Tabellenführer MSV Duisburg gegen ein Team spielen muss, das aus Spielern besteht, die zum Teil seit Monaten keinen Ball mehr gesehen haben, dann fehlt da jeglicher Respekt vor dem Wettbewerb, das schmälert den immensen Aufwand, den Spieler und Vereine Woche für Woche leisten. Und sportlich wird das nicht funktionieren.

ran: Im März haben Sie sich auf LinkedIn Luft gemacht – mit deutlichen Worten zur Lage der Regionalliga. Wie war das Echo?

Müller: Durchweg positiv. Wir haben den Zeitpunkt bewusst gewählt: Am 31. März endete die Kündigungsfrist für Sponsoringverträge. Das wollten wir nutzen, um ein Bewusstsein für unsere Situation zu schaffen. Im Verband hat man sich – soweit ich gehört habe – eher bedeckt gehalten. Aber insgesamt hat der Beitrag viele Reaktionen ausgelöst. Auch Spieler wie Angelo Langer, der bei uns war und nun in Uerdingen spielt, haben sich zu Wort gemeldet. Plötzlich war die Perspektive der Spieler, mit Miete, Familie und Gehaltsausfällen, präsent. Da hat sich ein Rad in Bewegung gesetzt.

ran: Sie haben auch den Verband kritisiert. Wie selbstkritisch sind die?

Müller: Ich bin mit einem Verbandsmitarbeiter im Austausch, der selbst sehr kritisch auf die Strukturen blickt. Was mir fehlt, ist echte Kommunikation auf Augenhöhe. Wenn bei Spielabsagen wie zuletzt die einzige offizielle Info eine Mail ist – das ist zu wenig. Man muss doch mit den Vereinen sprechen, sie mitnehmen. Mehr Information und Transparenz würden helfen, Verständnis zu schaffen – auch wenn der Verband für Insolvenzen oder Rückzüge einzelner Klubs nichts kann.

ran: Seit Einführung der 3. Liga 2008/09 haben 20 Klubs in der Regionalliga Insolvenz angemeldet. Braucht es eine Reform?

Müller: Zu 100 Prozent. Es gab nach Corona bereits Überlegungen zu einer zweigleisigen Regionalliga. Damals war die Sorge groß wegen höherer Reisekosten. Aber mittlerweile hat sich die Struktur verändert. Selbst in der Regionalliga tummeln sich Profiklubs mit großem wirtschaftlichem Potenzial. Ich glaube, viele wären heute bereit für eine Reform der Regionalliga.

Regionalliga West: Wie soll es weitergehen?

ran: Wäre eine zweigleisige Regionalliga die Lösung?

Müller: Der erste Schritt wäre aus meiner Sicht: Vier Regionalligen, vier Aufsteiger. Jeder Meister muss direkt hoch dürfen. Darüber hinaus könnte man Playoffs oder Finalrunden einführen – wie im Eishockey oder Basketball. Das schafft zusätzliche Ticketeinnahmen und hält die Spannung hoch. In England ist das längst Standard. Aktuell hast du als Zweiter eine Top-Saison gespielt – und bekommst nichts außer Schulterklopfern. Im Gegenteil: Du hast dann sogar viel Geld ausgegeben für nichts.

ran: Wie optimistisch sind Sie, dass sich strukturell etwas bewegt?

Müller: Tatsächlich bin ich optimistischer als noch vor ein paar Jahren. Früher waren es vor allem Nordost-Klubs, die auf eine Reform gedrängt haben. Mittlerweile sehen auch Vereine aus dem Westen und Südwesten, dass es so nicht weitergehen kann. Das erhöht den Druck auf den Verband. Der Wunsch nach Veränderung ist breiter geworden – und das ist die Grundvoraussetzung für echte Reformen.

ran: Ein zentraler Punkt wäre ein professionelleres Lizenzierungsverfahren in der Regionalliga. Gibt es da konkrete Schritte?

Müller: Aktuell gibt es Überlegungen, dass die Vereine selbst strukturelle Änderungen anstoßen – nicht der Verband von sich aus. Ein Bündnis großer Regionalliga-Vereine könnte dazu beitragen, den Weg für eine Art "Mini-Lizenzierung" frei zu machen. Eine abgespeckte Version des Drittliga-Verfahrens – mit geprüften Planungen, Jahresabschlüssen, Liquiditätsnachweisen. Die Werkzeuge existieren ja längst. Es braucht nur den Willen, sie auf die Regionalliga anzuwenden.

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