Turnier in Katar
WM 2022: DFB-Team hält im Binden-Streit mit FIFA an "One Love" fest - "Stimme mehrerer Nationen"
- Aktualisiert: 22.11.2022
- 17:02 Uhr
- SID
Die Diskussionen um Botschaften auf den Kapitänsbinden bei der Fußball-WM erhalten kurz vor dem Turnierbeginn neue Nahrung. Die FIFA startet eigene Kampagne, der DFB will an der "One Love"-Binde festhalten.
Doha - Heiße Diskussionen, keine Einigung - und Kurs Richtung Eklat: Der Streitfall "One Love"-Binde sorgt auch nach einer ergebnislosen Beratung der UEFA-Arbeitsgruppe mit der FIFA am Tag des WM-Auftakts für großen Ärger, der DFB will sich aber nicht von seiner Vorgehensweise abbringen lassen.
"Es war in der Tat eine kontroverse Debatte. Die FIFA hat auf ihre Regularien verwiesen und dass sie die Binden festlegt", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf im "ZDF"-Interview: "Wir haben aber mit langem Vorlauf vor Monaten die FIFA darauf hingewiesen, dass wir damit auflaufen möchten."
WM 2022: DFB-Team spielt laut Neuendorf mit "One Love"-Binde
Darauf habe es vom Fußball-Weltverband FIFA keine Reaktion gegeben. "Jetzt, zwei Tage vor dem Turnier mit einer eigenen Binde zu kommen, wo England schon mit der Binde gespielt hat und unsere Kapitäne sich dazu bekannt haben, ist das natürlich schwierig", ergänzte Neuendorf: "Wir haben der FIFA daher die Position übermittelt, dass wir mit der Binde auflaufen und somit sind wir da nicht auf einen Nenner gekommen."
Die FIFA hatte in der langen Diskussion um Botschaften auf den Spielführer-Binden angekündigt, eigene Kampagnen zu starten. Eine nicht absehbare Entwicklung vor dem Beginn der Weltmeisterschaft.
Auch Sperren scheinen nicht gänzlich ausgeschlossen. Der DFB teilte dem "SID" mit, auf eine Anfrage diesbezüglich "noch keine Rückmeldung von der FIFA" erhalten zu haben.
Externer Inhalt
WM 2022: Neuer will mit Binde "ein Statement setzen"
Manuel Neuer hatte zuvor bereits einmal mehr die "Power" der "One Love-Binde" betont, und auch Simon Kjaer und Harry Kane, der am Montag beim "Stresstest" als erster die Binde tragen wird, zeigten sich weiter wild entschlossen, ein Zeichen in die Welt zu senden.
"Ich finde gut, dass wir zusammen ein Statement setzen können", sagte Neuer: "Wir werden versuchen, das durchzusetzen und zu vertreten."
WM 2022: Bierhoff fehlt klare Haltung bei der FIFA
Oliver Bierhoff zeigte sich unterdessen überrascht von der Kurzfrist der Ankündigung des Weltverbands, nun eigene Kampagnen zu lancieren.
"Es wirkt, als ob die FIFA keine klare Haltung hat", sagte der DFB-Geschäftsführer: "Wir haben unsere klare Haltung klar begründet, auch durch unseren Präsidenten. Wir schauen, was kommt und werden uns mit den anderen Nationen abstimmen, weil es wichtig ist, dass es die Stimme mehrerer Nationen ist, nicht nur von einer."
WM 2022 und Bindenstreit: FIFA spielt offenbar wieder auf Zeit
Erneut - wie beim Bierausschank - traf die FIFA kurz vor dem ersten Anstoß eine Entscheidung in einem Themengebiet, das zuvor für lange Diskussionen gesorgt hatte.
Und in dem Gastgeber Katar eine andere Auffassung vertritt als die westlichen Teilnehmerländer, die mit dem vielfarbigen Stück Stoff mit einem Herz für Vielfalt, Offenheit und Toleranz einstehen wollen. Die eine verbesserte Situation der Arbeitsmigranten einfordern, sich für Frauenrechte, Meinungsfreiheit und die LGBTQ-Community einsetzen.
WM 2022 und Statements: USA präsentieren ihr Logo in Regenbogenfarben
In den vergangenen Tagen war die Diskussion hochgekocht. Der französische Kapitän Hugo Lloris verkündete, auf "One Love" zu verzichten und hatte in Staatspräsident Emanuel Macron einen prominenter Fürsprecher. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte betont, durchaus eine Geldstrafe für die Aktion in Kauf zu nehmen.
Auch die Niederlande, Belgien, die Schweiz und Wales hatten im Vorfeld des Turniers angekündigt, dabei zu sein. Die USA fanden noch einen anderen Weg, ihre Auffassung von Gleichberechtigung zu vertreten. Das Logo des Verbands ist in den Medienbereichen ihres Basiscamps im Al-Gharafa-Stadion statt in blau-rot unübersehbar in Regenbogen-Farben gehalten.
WM 2022: FIFA startet Turnier unter Motto #FootballUnitesTheWorld
In dem Bereich haben die Teilnehmerländer Gestaltungsspielraum, bei den Kapitänsbinden könnte die FIFA aktiv werden. Präsident Gianni Infantino schaffte am Samstag keine Klarheit, ob Geldstrafen drohen oder auch Gelbe Karten.
Die FIFA stellte den ersten WM-Spieltag in Kooperation mit Organisationen der Vereinten Nationen unter das Motto #FootballUnitesTheWorld, weitere Kampagnen folgen, die jeweils auch per Kapitänsbinde verbreitet werden können.