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Handball-WM

Handball-WM: Deutschland – Tschechien: Diese Baustellen lassen die Alarmglocken schrillen

  • Veröffentlicht: 18.01.2025
  • 22:54 Uhr
  • Andreas Reiners

Am Sonntag (ab 18:00 Uhr im Liveticker) schließt das DHB-Team die Vorrunde mit dem Spiel gegen Tschechien ab. Wir blicken auf Baustellen, die aktuell Stimmungsdämpfer sind.

Von Andreas Reiners

Andreas Wolff legt den Finger gerne mal in die Wunde. Und bohrt dann darin herum, um im Bild zu bleiben.

Soll heißen: Der Torhüter der deutschen Handballer lässt sich für seine Weltklasse-Leistung gegen die Schweiz nicht feiern, sondern geht in die für das weitere WM-Turnier so wichtige Analyse.

Sofort. Intensiv. Und schonungslos.

Denn ja: Die Ausbeute stimmt, sie ist maximal: Zwei Siege aus zwei Spielen bedeuten 4:0 Punkte, den vorzeitigen Einzug in die Hauptrunde und den möglichen Gruppensieg beim letzten Spiel der Vorrunde am Sonntag gegen Tschechien. Der wäre immens wichtig, um vier Punkte mit in die Hauptrunde zu nehmen.

Doch das wird kein Selbstläufer. Das haben die Siege gegen Polen (35:28) und gegen die Schweiz (31:29) deutlich gezeigt.

"Ein bisschen zynisch könnte man sagen: Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss. Aber das ist nicht unser Anspruch“, sagte Wolff, der Garant für den Erfolg gegen die Eidgenossen war.

Vor dem Spiel am Sonntag wird er wieder als Kritiker gefragt sein, als Mahner. Denn die deutschen Handballer haben ein paar Baustellen zu beackern.  ran nennt sie.

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Das Wichtigste in Kürze

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DHB-Team: Gefährliches Muster Fehlstart

Auf was man sich bei den deutschen Handballern 2025 verlassen kann: Sie finden nur äußerst schleppend ihren Rhythmus. Gegen die Schweiz gab es viele technische Fehler, dazu ein schlechtes Rückzugsverhalten mit leichten Gegentoren durch die zweite Welle oder die schnelle Mitte.

Es ist angesichts der Parallelen zu den beiden Tests gegen Brasilien und der Polen-Partie ein inzwischen bedenkliches Muster, dass das DHB-Team stets eine wilde Anfangsphase zusammenspielt und lange einem Rückstand hinterherrennt. So auch gegen die Schweiz.

Gislason nahm seine Mannschaft in Schutz, sucht aber natürlich nach einer Lösung. "Die Jungs kommen alle aus der Bundesliga, keiner von denen ist frisch. Scheinbar brauchen sie erst etwas Temperatur, bis es läuft. Das ist anders als bei Olympia", sagte Gislason.

Doch klar sein dürfte, dass das mit zunehmender Gegner-Qualität nicht immer gut geht. Um die körperliche Frische geht es in der zu wackeligen Anfangsphase eigentlich nicht, eher um ein Kopfproblem.

Mit zunehmender Wiederholung verfestigen die Unzulänglichkeiten sich gerne mal. Sollte sich das Muster weiter etablieren, warten zähe Aufgaben auf das deutsche Team. Mit einer stark erhöhten Wahrscheinlichkeit für Niederlagen.

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DHB-Team: Mangelnde Chancenverwertung

Noch so ein Muster, noch so ein Problem, das sich durch die Auftritte zieht. Gegen die Schweiz lag die Wurfeffektivität bei nur 61 Prozent.

Dass es zum Zittersieg reichte, lag nicht nur an Wolff, sondern auch daran, dass das Rückraum-Trio Julian Köster (7 Tore), Renars Uscins (6) und Juri Knorr (5) in der finalen Phase des Spiels aufdrehte.

Während Uscins selbst an einem schwachen Tag noch halbwegs ordentliche Zahlen liefert, ist eine Hoffnung, dass der bislang platt wirkende Köster seine Form und Fitness findet. Knorr ging nach seiner Verletzung kein letztes Risiko, zeigte aber immer wieder, wie wichtig er hundertprozentig fit ist. Fakt ist aber auch: Man leistet sich weiterhin zu viele Fehlwürfe. Andere Teams bestrafen das schneller und nachhaltiger.

"Wir sind mit unseren Chancen teilweise bedenkenlos umgegangen", sagte Wolff: "Wir müssen gegen die Tschechen deutlich nachlegen. Das ist eine gefährliche Mannschaft mit einer sehr starken Abwehr. Und einem sehr starken Torhüter." Das gilt nicht nur für die Tschechen.

DHB-Team: Löchrige Abwehr

Die ganzen berechtigten Lobhudeleien wollte Wolff nach der Partie gar nicht hören. Und das Spiel habe ihm auch gar keinen großen Spaß gemacht, betonte er.

Ja, die 20 Paraden bei 48 Würfen sind bei einer Quote von 42 Prozent Weltklasse. "Man of the Match" wurde er auch, hochverdient. "Überragend" sei er gewesen, freute sich auch Gislason. Doch eigentlich mag Wolff etwas unaufgeregtere Spiele deutlich lieber. Doch die Abwehr ist dafür im Moment zu löchrig, bekommt zu wenig Zugriff, ist zu fehleranfällig. Auch hier macht sich bemerkbar, dass Köster bislang noch nicht bei 100 Prozent war.

Dabei gilt die Defensive eigentlich als verlässliches Prunkstück. Sie ließ Wolff aber zu oft im Stich. Bei der WM sind es bereits 57 Gegentore. Dass die gegen zwei Teams zustande kamen, die Außenseiter waren, ist ein unüberhörbares Alarmsignal. Oder anders gesagt: Mit einem Wolff in Normalform hätte es gegen die Eidgenossen eine Niederlage gegeben.

Deshalb ist es im Moment auch nicht beruhigend, dass in der Hauptrunde zwar Top-Favorit Dänemark wartet, aber auch Italien und Tunesien. Außenseiter - wie es Polen und die Schweiz auch waren. Die ersten beiden Teams der Sechsergruppe erreichen das Viertelfinale. Das Minimalziel der DHB-Auswahl, die nach Olympia-Silber aber auf die Medaillen schielt.

"Wir sind noch nicht auf dem Top-Niveau. Wir haben noch nicht die Abstimmung von den Olympischen Spielen in der Abwehr und müssen uns zu viel auf Andi verlassen. Es gibt viel zu analysieren", sagte Kapitän Johannes Golla.

Gut, dass Wolff den Finger ganz sicher schon in die Wunde gelegt hat.

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