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DHB im Viertelfinale

Handball-WM: Deutschland vs. Portugal - Ex-Weltmeister Dominik Klein exklusiv: "Diese Mannschaft ist reif für eine Medaille"

  • Aktualisiert: 29.01.2025
  • 20:04 Uhr
  • Andreas Reiners

Die deutschen Handballer wollen über Portugal ins WM-Halbfinale. Ex-Weltmeister Dominik Klein spricht im ran-Interview über frische Impulse, die Rolle von Juri Knorr, die Gründe für Portugals Höhenflug und wie man einen Flow stoppt.

Das Interview führte Andreas Reiners

Juri Knorr ist zurück. Und mit ihm steigt die Hoffnung, dass die deutschen Handballer erstmals nach 18 Jahren wieder eine WM-Medaille holen.

Deutschland - Portugal: Handball-WM 2025 heute hier im kostenlosen Livestream - Übertragung im Free-TV

Der nächste Schritt auf dem Weg dorthin soll am Mittwoch (20:30 Uhr im Liveticker) erfolgen, wenn im Viertelfinale Portugal der Gegner ist - was alles andere als ein Selbstläufer ist.

"Es ist ein echtes 50/50-Spiel. Beide Teams haben die Qualität und das Potenzial, dieses Viertelfinale für sich zu entscheiden. Es ist komplett offen", sagte Ex-Weltmeister Dominik Klein im ran-Interview.

Außerdem spricht der "ARD"-Experte über Impulse durch den Wechsel nach Oslo, die Schwankungen bei Renars Uscins und dem DHB-Team, die Gründe für Portugals Höhenflug und wie man einen Flow stoppt.

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ran: Dominik Klein, sechs Spiele, fünf Siege: Das klingt hervorragend, aber es gibt noch Baustellen. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Dominik Klein: Ich bin optimistisch-zufrieden - wenn es diese Wortkombination so gibt. Die Jungs haben sich selbst erarbeitet, dass es jetzt zu einem K.o.-Spiel kommt. Das Ziel war Oslo, und das haben sie erreicht. Jeder spürt, dass wir in der entscheidenden Phase des Turniers angekommen sind. Wenn ich auf das Spielsystem der bisherigen Partien schaue, hat jeder Mannschaftsteil schon gezeigt, dass er zu einem optimalen Spiel beitragen kann. Aber – und das ist entscheidend – wir hatten noch kein Spiel, in dem alle Mannschaftsteile gemeinsam am Optimum agiert haben. Die Mannschaft ist da selbstkritisch genug, sie weiß, wie sich ein perfektes Spiel anfühlt, und sie will dieses Gefühl wieder haben. Wenn sie sich das fürs Viertelfinale aufgehoben haben, dann können wir uns alle freuen, denn das wäre die Basis, um Richtung Medaille zu schielen.

ran: Warum hat es das DHB-Team bislang nicht geschafft, dass alles in einem Spiel zusammenpasst?

Klein: Ein wichtiger Punkt ist das Tempospiel, das Umschaltspiel, die zweite Welle – egal, wie man es nennen möchte. Es macht das Spiel für die Mannschaft deutlich einfacher, wenn man nach einem Ballgewinn direkt in die Offensive umschaltet und daraus Tore erzielt und das in Torhunger und Motivation ummünzen kann. Phasenweise haben wir das auch gezeigt. Aber diese Kombination aus starker Abwehr, Paraden des Torwarts und dann sofortigen Gegenstößen – das konnten wir noch nicht über längere Zeit durchziehen. Stattdessen entsteht die Abschlussschwäche aus dem gebundenen Spiel, wo wir weniger Dynamik und Bewegung haben. Die zweite Welle, die Gegenstöße – da steckt viel Potenzial drin, und genau diese Elemente müssen wir noch konsequenter ausspielen.

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DHB-Team: Frische Impulse durch den Ortswechsel

ran: Die Mannschaft stand unter enormem Druck auch aufgrund einer hohen Erwartungshaltung. Wie groß war dieser Faktor?

Klein: Zu dem, was der Druck mit einer Mannschaft macht, die sehr selbstkritisch damit umgeht, kommt die fehlende Zufriedenheit. Die führt dazu, dass das Team nicht frei aufspielen kann, diese Anspannung habe ich gespürt. Jetzt haben wir allerdings die Chance, mit dem Ortswechsel nach Oslo frische Impulse zu setzen. Nach zwei Wochen in der gleichen Halle, in den gleichen Abläufen, tut ein neues Setting gut. Ich denke, das ist ein Vorteil: Es fühlt sich an wie ein Neustart, eine Art Reset. Mit neuen Abläufen und einem neuen Umfeld kann das Team möglicherweise gelöster agieren – genau das, was es in der K.o.-Runde braucht.

ran: Kann ein Ortswechsel tatsächlich so viel bewirken?

Klein: Absolut. Ich habe mich dazu auch intensiv mit meinem damaligen Performance-Coach ausgetauscht, und wir waren uns einig: Ein neues Umfeld kann im Kopf unglaublich viel bewirken. Das habe ich in meiner eigenen Karriere oft erlebt. Wenn du plötzlich in einer anderen Halle spielst, einen neuen Rhythmus hast, andere Abläufe – das ist wie ein Reset-Knopf. Wir reden die ganze Zeit darüber, wie man das schaffen kann, und genau da liegt die Antwort. Ein Ortswechsel, ein neues Setting, bringt dich aus deinem gewohnten Korsett heraus, bietet neue Reize und frischen Schwung. Das kann so simpel sein wie ein anderer Sitzplatz oder eine andere Trainingsumgebung, aber es öffnet den Kopf und schafft Platz für neue Impulse. Ich glaube, dieser Wechsel nach Oslo ist für die Mannschaft ein klarer Vorteil.

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Handball-WM: Die Gehaltsliste der DHB-Stars

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<strong>Die Gehaltsliste der DHB-Stars</strong><br><em>Die Handball-WM läuft und das DHB-Team steht im Viertelfinale. Für den Weltmeistertitel würden die Nationalspieler vom DHB insgesamt 475.000 Euro ausgezahlt bekommen. Doch wie viel Geld verdienen die Nationalspieler bei ihren Vereinen? <strong>ran</strong> gibt einen Einblick in die Gehaltsliste der DHB-Stars (Quelle: Sportbild).</em>
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Die Gehaltsliste der DHB-Stars
Die Handball-WM läuft und das DHB-Team steht im Viertelfinale. Für den Weltmeistertitel würden die Nationalspieler vom DHB insgesamt 475.000 Euro ausgezahlt bekommen. Doch wie viel Geld verdienen die Nationalspieler bei ihren Vereinen? ran gibt einen Einblick in die Gehaltsliste der DHB-Stars (Quelle: Sportbild).

<strong></strong><strong>Lukas Stutzke (Rückraum Links)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 10.000 Euro<br><br><strong>Verein:</strong> TSV Hannover-Burgdorf
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Lukas Stutzke (Rückraum Links)

Gehalt (im Monat): 10.000 Euro

Verein: TSV Hannover-Burgdorf

<strong></strong><strong>Nils Lichtlein (Rückraum Mitte)<br></strong><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 12.000 Euro<br><br><strong>Verein:</strong> Füchse Berlin
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Nils Lichtlein (Rückraum Mitte)

Gehalt (im Monat): 12.000 Euro

Verein: Füchse Berlin

<strong>Marko Grgic (Rückraum Links)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 12.000 Euro<br><br><strong>Verein:</strong> ThSV Eisenach
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Marko Grgic (Rückraum Links)

Gehalt (im Monat): 12.000 Euro

Verein: ThSV Eisenach

<strong></strong><strong>David Späth (Tor)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 14.000&nbsp;Euro<br><br><strong>Verein:</strong> Rhein-Neckar Löwen
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David Späth (Tor)

Gehalt (im Monat): 14.000 Euro

Verein: Rhein-Neckar Löwen

<strong></strong><strong>Justus Fischer (Kreis)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 15.000&nbsp;Euro<br><br><strong>Verein:</strong> TSV Hannover-Burgdorf
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Justus Fischer (Kreis)

Gehalt (im Monat): 15.000 Euro

Verein: TSV Hannover-Burgdorf

<strong>Renars Uscins (Rückraum Rechts)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 15.000&nbsp;Euro<br><br><strong>Verein:</strong> TSV Hannover-Burgdorf
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Renars Uscins (Rückraum Rechts)

Gehalt (im Monat): 15.000 Euro

Verein: TSV Hannover-Burgdorf

<strong></strong><strong>Christoph Steinert (Rechtsaußen)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 16.000&nbsp;Euro<br><br><strong>Verein:</strong> HC Erlangen
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Christoph Steinert (Rechtsaußen)

Gehalt (im Monat): 16.000 Euro

Verein: HC Erlangen

<strong></strong><strong>Lukas Zerbe (Rechtsaußen)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 18.000&nbsp;Euro<br><br><strong>Verein:</strong> THW Kiel
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Lukas Zerbe (Rechtsaußen)

Gehalt (im Monat): 18.000 Euro

Verein: THW Kiel

<b>Rune Dahmke (Linksaußen)<br></b><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 18.000 Euro<br><br><strong>Verein:</strong> THW Kiel
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Rune Dahmke (Linksaußen)

Gehalt (im Monat): 18.000 Euro

Verein: THW Kiel

<strong>Lukas Mertens (Linksaußen)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 18.000&nbsp;Euro<br><br><strong>Verein:</strong> SC Magdeburg
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Lukas Mertens (Linksaußen)

Gehalt (im Monat): 18.000 Euro

Verein: SC Magdeburg

<strong>Luca Witzke&nbsp;(Rückraum Mitte)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 19.000 Euro<br><br><strong>Verein:</strong> DHfK Leipzig
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Luca Witzke (Rückraum Mitte)

Gehalt (im Monat): 19.000 Euro

Verein: DHfK Leipzig

<strong>Franz Semper (Rückraum Rechts)<br></strong><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 22.000 Euro<br><br><strong>Verein:</strong> DHfK Leipzig
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Franz Semper (Rückraum Rechts)

Gehalt (im Monat): 22.000 Euro

Verein: DHfK Leipzig

<strong>Julian Köster (Rückraum Links)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 24.000 Euro<br><br><strong>Verein:</strong> VfL Gummersbach
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Julian Köster (Rückraum Links)

Gehalt (im Monat): 24.000 Euro

Verein: VfL Gummersbach

<strong>Juri Knorr&nbsp;(Rückraum Mitte)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 30.000 Euro<br><br><strong>Verein:</strong> Rhein-Neckar Löwen
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Juri Knorr (Rückraum Mitte)

Gehalt (im Monat): 30.000 Euro

Verein: Rhein-Neckar Löwen

<strong>Timo Kastening (Rechtsaußen)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 30.417&nbsp;Euro<br><br><strong>Verein:</strong> MT Melsungen
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Timo Kastening (Rechtsaußen)

Gehalt (im Monat): 30.417 Euro

Verein: MT Melsungen

<strong>Johannes Golla&nbsp;(Kreis)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 32.000 Euro<br><br><strong>Verein:</strong> SG Flensburg-Handewitt
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Johannes Golla (Kreis)

Gehalt (im Monat): 32.000 Euro

Verein: SG Flensburg-Handewitt

<strong>Andreas Wolff (Tor)</strong><br><br><strong>Gehalt (im Monat):</strong> 50.000&nbsp;Euro<br><br><strong>Verein:</strong> THW Kiel
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Andreas Wolff (Tor)

Gehalt (im Monat): 50.000 Euro

Verein: THW Kiel

ran: Das Mindestziel ist mit dem Viertelfinale erreicht. Kann das auch für neue Impulse sorgen und vieles leichter machen?

Klein: Man hört das in den Aussagen der Spieler heraus. Johannes Golla zum Beispiel hat gesagt, dass das Turnier jetzt erst richtig beginnt. Diese Einstellung zeigt, dass die Mannschaft die K.o.-Phase als die entscheidende Etappe sieht – da, wo es wirklich um alles geht. Das kann eine riesige Motivation sein. Natürlich steckt da auch eine Erwartungshaltung drin: Jetzt geht es darum, Leistungen auf den Punkt abzurufen. Und genau das ist die Chance in einem K.o.-Spiel. Hier kannst du alles rauslassen und den Grundstein dafür legen, wie weit das Team in diesem Turnier kommen kann.

Dominik Klein: Angriffsleistung kann der Schlüssel sein

ran: Da die Mannschaft es bislang nicht hinbekommen hat, alles gleichzeitig abzurufen: Auf was könnten wir gegen Portugal am ehesten verzichten?

Klein: Ich würde nicht unbedingt von "verzichten" sprechen, sondern eher von einem klaren Fokus. Wenn wir konkret auf das Viertelfinale gegen Portugal schauen, dann denke ich, dass die Angriffsleistung der Schlüssel sein könnte. Natürlich ist die Abwehr unsere Basis, unser Prunkstück – das darf keinesfalls vernachlässigt werden. Aber ich habe das Gefühl, dass uns das Tempospiel und die zweite Welle, dieser Mut, von dem ich schon gesprochen habe, eher ins Spiel bringen werden. Wenn wir schnell in Bewegung kommen, mit Tempo und Entschlossenheit, dann können wir das Spiel früh in die richtige Richtung lenken. Das ist der Bereich, auf den wir uns fokussieren sollten, ohne dabei die defensive Stabilität aus den Augen zu verlieren.

ran: Aus gesundheitlichen Gründen ist es noch nicht das Turnier von Juri Knorr. Er kehrt nach seinem Infekt jetzt zurück, ist aber sicher nicht bei 100 Prozent. Wie wichtig ist er trotz allem für das deutsche Spiel?

Klein: Juri Knorr wird seine Minuten haben, und genau in diesen Momenten braucht die Mannschaft seine kompletten Fähigkeiten. Das wird entscheidend sein. Besonders gegen eine Mannschaft wie Portugal, die sehr kompakt und im Flow ist, müssen wir das Abwehr-Bollwerk in Bewegung bringen. Und das ist die Aufgabe eines Spielmachers wie Knorr. Er hat gezeigt, wie er mit seinem Timing und seinen Spielvorbereitungen Räume für Spieler wie Julian Köster oder Renars Uscins schafft. Solche Kreuzbewegungen und präzisen Spielzüge werden entscheidend sein. Dazu strahlt Juri durch schnelle Abschlüsse und harte Würfe viel Gefahr aus.

ran: Uscins hat noch mit Schwankungen zu kämpfen. Woran liegt das?

Klein: Man darf nicht vergessen, welches unglaubliche Programm er in seinem jungen Alter bereits absolviert hat – ohne nennenswerte Pausen. Das letzte Spiel, in dem er eine Pause bekam, hat ihm sichtlich gutgetan. Er ist ein echter "Go-to-Guy", der immer Verantwortung übernimmt und mit seinem Torhunger der Mannschaft helfen will. Diese Einstellung, diese Bereitschaft, Verantwortung zu tragen, zeichnet ihn aus. Mit seiner Energie und Einstellung wird er ein wichtiger Faktor für das Team bleiben.

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ran: Andi Wolff und David Späth zünden die deutsche Mannschaft regelmäßig an. Wer ist für Sie der bessere von beiden?

Klein: Das ist eine Frage der Erfahrung und Reife. Andi Wolff ist für mich die Nummer eins. Er hat sich über Jahre hinweg auf einem konstant hohen Niveau gehalten – nicht nur physisch, sondern auch mental. Seine Beweglichkeit, seine Präsenz, und das über so viele Jahre, sind beeindruckend. Was er in der Champions League und bei anderen Turnieren geleistet hat, spricht für sich. David Späth hingegen bringt unglaubliches Talent und eine beeindruckende Körpergröße mit. Sein Enthusiasmus und seine Emotionalität sind eine große Stärke, die man bei jeder Parade sehen kann – das ist pure Energie, die sich auch auf das Team überträgt. Aber aufgrund seiner noch jungen Karriere fehlt ihm die Erfahrung, die Wolff bereits gesammelt hat.

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DHB-Team gegen Portugal: "Es ist komplett offen"

ran: Wie sehen Sie die Favoritenrolle gegen Portugal verteilt?

Klein: Aus meiner Sicht gibt es keine klare Favoritenrolle – es ist ein echtes 50/50-Spiel. Beide Teams haben die Qualität und das Potenzial, dieses Viertelfinale für sich zu entscheiden. Es ist komplett offen.

ran: Portugal war bislang nicht als Handball-Macht bekannt, hat aber starke Namen hinter sich gelassen. Wie erklären Sie diese Entwicklung?

Klein: Der Wandel begann für mich, als Portugal mit dem 7-gegen-6 und der Betonung auf physisch starke Kreisläufer auf sich aufmerksam machte. Besonders bei den letzten Turnieren hat man gemerkt, dass sie eine ganz neue Dynamik in ihr Spiel gebracht haben. Diese körperliche Präsenz in Kombination mit taktischen Innovationen war der Ausgangspunkt. Mittlerweile hat sich Portugal weiterentwickelt: Neben den starken Abwehrspielern und Kreisläufern bringen junge Spieler wie die Costa-Brüder eine frische, dynamische Note ins Team. Spieler wie Francisco Costa überzeugen mit einer Unbekümmertheit und einem modernen, europäischen Stil – mutige Eins-gegen-eins-Aktionen, Spielwitz und beeindruckende Dynamik. Es ist auch diese Kombination aus Temperament, Lockerheit und taktischem Feinsinn, die Portugal gefährlich macht. Sie spielen mit einem Flow, der von dieser neuen Generation getragen wird, und das macht sie so stark.

ran: Handball wird auch im Kopf gespielt. Wie stoppt man eine Mannschaft, die so im Flow ist?

Klein: Das Wichtigste ist, den Gegner aus seinem Rhythmus zu bringen und ihn zum Nachdenken zu zwingen. Das gelingt, indem man neue Aufgaben stellt – sei es durch taktische Umstellungen, körperliche Präsenz oder clevere Blockaden an Schlüsselstellen. Sobald der Gegner merkt, dass er sich umstellen muss, gerät der Flow ins Stocken. Körpersprache spielt hier eine große Rolle: Die Abwehr muss zeigen, dass es heute nichts zu holen gibt.

ran: Auf was wird es noch ankommen?

Klein: Die portugiesische Abwehr steht oft sehr hoch, daher ist es entscheidend, sie in Bewegung zu bringen und immer wieder vor neue Aufgaben zu stellen. Ein flüssiges und gebundenes Angriffsspiel ist hier gefragt. Auch die Chancenverwertung wird entscheidend sein. Der portugiesische Torhüter darf nicht zum Faktor werden – das haben wir schon bei einigen Spielen gesehen. Portugal hat eine Mischung aus erfahrenen Torhütern und jungen Nachwuchstalenten, die Gegenspieler zum Nachdenken bringen können. Daher muss Deutschland konsequent abschließen, um den gegnerischen Keeper gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen.

Portugal: Schicksal kann eine emotionale Verbindung schaffen

ran: Bei den Portugiesen spielt auch die tragische Geschichte um Torhüter Alfredo Quintana eine Rolle. Kann das eine Mannschaft zusätzlich antreiben?

Klein: Solche Schicksale können definitiv eine emotionale Verbindung schaffen, vor allem bei Spielern, die Alfredo Quintana nahe standen. In solchen Momenten kann das Team diese Emotionen mit ins Spiel nehmen und zusätzliche Motivation schöpfen. Es ist bekannt, dass Mannschaften oft für einen verstorbenen Mitspieler spielen und dadurch einen besonderen Antrieb entwickeln.

ran: Ist die deutsche Mannschaft reif für eine Medaille?

Klein: Ja, diese Mannschaft ist reif für eine Medaille. Erst einmal ist das Viertelfinale wichtig. Aber die Mannschaft hat das bereits 2024 bewiesen, als sie in K.o.-Spielen stark aufgetreten ist. Jetzt steht das Team wieder vor einem entscheidenden Moment, in dem es seine eigene Erwartungshaltung erfüllen kann. Dieses Gefühl, im Viertelfinale eine Hürde zu nehmen und sich dafür zu belohnen könnte der entscheidende Faktor sein. Wenn das im Viertelfinale passiert, dann wird es eine Medaille werden.

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