DTM 2024 - Maximilian Götz exklusiv über den Schlüssel zum Titel: "Das ist ein heißer Mix"
Aktualisiert: 26.04.2024
11:11 Uhr
Andreas Reiners
Am Wochenende startet die DTM in ihre neue Saison (live auf ProSieben, Joyn und ran.de). Wir haben uns mit dem Ex-Champion und ran-racing-Experten Maximilian Götz über den Job am Mikro, die Entwicklung der DTM, die Titelkandidaten und die Probleme des deutschen Motorsports unterhalten.
Die neue DTM-Saison steht endlich in den Startlöchern!
Der Startschuss für die DTM 2024 erfolgt an diesem Wochenende in Oschersleben (DTM live auf ProSieben, Joyn und ran.de). 20 Fahrer kämpfen dann um den wohl prestigeträchtigsten Titel im GT-Sport.
Wir haben uns vor dem Auftakt mit dem Ex-Champion und ran-racing-Experten Maximilian Götz über den Job am Mikro, die Entwicklung und die Herausforderungen der DTM, die Titelkandidaten und die Probleme des deutschen Motorsports unterhalten.
ran: Maximilian Götz, was ist anstrengender: der Job als Rennfahrer oder der als TV-Experte?
Maximilian Götz: Das Kommentieren, weil du das ganze Feld im Blick haben musst. Was abgeht, was bei den Teams so passiert, was die Problemchen hier und da sind. Wenn du Rennen fährst, dann bist du auf dich fokussiert und hast dein Team um dich. Da bist du im Tunnel und nimmst nicht wirklich alles wahr, was um dich herum passiert. Deswegen ist es von der Vorbereitung her ähnlich wie ein Rennwochenende, aber stressiger.
ran: Ist es die größte Herausforderung, alles im Blick zu behalten?
Götz: Mein Anspruch ist es natürlich schon, über jeden etwas zu wissen und wichtige Dinge im Vorfeld zu recherchieren. Das ist auch für mich neu gewesen. Deswegen ist es mir schon sehr wichtig, den Fans die Hintergründe zu liefern, die Eddie Mielke, Matthias Killing oder Andrea Kaiser vielleicht nicht haben.
ran: Kommt man als Rennfahrer einfacher an Infos als als "normaler" Journalist?
Götz: Würde ich jetzt nicht sagen. Aber ich kenne natürlich viele Leute in der Szene und kann überall reinlatschen und mich mal durchfragen. Das nimmt mir keiner übel, weil alle wissen, dass ich in dem Moment als Experte da bin und die Infos brauche. Aber ich bin auch so frei und marschiere überall rein und frage, woran es gelegen hat. Solche Dinge sind dann vielleicht ein bisschen einfacher, weil ich in dem Umfeld doch sehr bekannt bin und auch mit jedem gut auskomme. Ich habe letztes Jahr keine Probleme gehabt. Die haben mich alle reingelassen. Ich habe auch überall einen Kaffee bekommen.
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Götz im Interview: Wurde es schon mal peinlich?
ran: Gab es schon mal einen peinlichen Moment für Sie, bei dem Sie sich blamiert haben?
Götz: Nein, blamiert eigentlich nicht, sondern es ist eher so, dass man nicht alles zu 100 Prozent wissen kann. Eddie ist dann zum Beispiel für das Reglement da. Letztes Jahr hat sich das relativ schnell eingespielt. Und ich schaue mir auch gerne an, wie Andrea, Matthias und Eddie es machen. Damit ich, wenn ich zum Einsatz komme, den Flow schon habe und weiß, wie die Herangehensweise ist und wie gearbeitet wird.
ran: Rennfahrer beschweren sich schon mal über dumme Fragen. Wie schwierig ist es, diese zu vermeiden?
Götz: Ich haben noch nicht herausgefunden, ob es dumme Fragen gibt oder nur dumme Antworten. Am Ende gibt es immer einen Grund für irgendwas und den muss man darlegen. Wenn ich als Rennfahrer gefragt werde, versuche ich immer die Wahrheit zu sagen. Es ist auch kein Beinbruch und ich finde, es gehört dazu, dass man ehrlich ist und sagt: 'Heute ist nicht unser Tag, wir haben es nicht zusammengebracht, ich habe verkackt.'
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DTM wird 40: Alle Champions seit 1984 - Rekordsieger Schneider, Rast lauert
2011: Martin Tomczyk
Damals wurden in der DTM noch ältere Modelle sprich Vorjahreswagen eingesetzt. Wer in diesen Boliden saß, fuhr eigentlich nicht vorne mit. Eigentlich war Martin Tomczyk deshalb chancenlos. Doch der Deutsche wurde 2011 als bislang einziger Fahrer in der DTM-Geschichte in einem Vorjahresmodell Meister! Und das sehr deutlich mit 20 Punkten Vorsprung vor Mattias Ekström.
2012: Bruno Spengler
In der 2012er Saison mischte neben Audi und Mercedes auch BMW wieder mit. Und die Münchner feierten ein Mega-Comeback: Sie holten Bruno Spengler von Mercedes und der Kanadier gewann auf Anhieb den Titel. In einem echten Thriller beim Finale in Hockenheim verwies er den Mercedes-Rivalen Gary Paffett auf Platz zwei.
2013: Mike Rockenfeller
Es war vor allem die Konstanz, die Mike Rockenfeller seinen ersten Titel bescherte. Der Audi-Fahrer holte nur zwei Saisonsiege, fuhr dafür aber mit Ausnahme des Finales in Hockenheim immer in die Punkte.
2014: Marco Wittmann
Marco Wittmann fuhr in seinem zweiten DTM-Jahr ganz oben aufs Podest. Es war ein dominantes Jahr, Wittmann holte vier Siege, hatte am Ende 50 Punkte Vorsprung auf den Zweiten Mattias Ekström und sogar mehr als 100 auf den zweitbesten BMW-Fahrer Martin Tomczyk.
2015: Pascal Wehrlein
Pascal Wehrlein krönte sich zum jüngsten Champion der Geschichte! Er war 20 Jahre und 364 Tage alt, als er die Meisterschaft 2015 gewann. Am Ende ließ er ein Audi-Trio hinter sich und schaffte wenige Monate später den Aufstieg in die Formel 1. 2018 kehrt er aus der Königsklasse zurück in die DTM.
2016: Marco Wittmann
2016 hieß der Champion erneut Marco Wittmann. Es war ein heißer Titelkampf, am Ende hatte Wittmann vier Punkte Vorsprung auf Audi-Mann Edoardo Mortara. Allerdings hatte der Titel einen kleinen Beigeschmack: Hersteller BMW wurden vor der Saison Zugeständnisse am Auto gemacht, um den Rückstand auf Audi und Mercedes auszugleichen.
2017: Rene Rast
Im zarten Alter von 30 Jahren ging sein Traum von der DTM endlich in Erfüllung. Mehr noch: Als Rookie holte Rene Rast sensationell den Titel, kochte alte Hasen und Ex-Meister wie Mattias Ekström, Marco Wittmann oder Mike Rockenfeller ab. Der Deutsche setzte sich in einem Herzschlagfinale gegen drei Audi-Kollegen durch.
2018: Gary Paffett
Was für ein Abschied: Mercedes stieg nach 30 Jahren (vorerst) aus der DTM aus, und die Stuttgarter verabschiedeten sich standesgemäß mit allen drei Titeln, also dem Triumph in der Hersteller-, Team- und Fahrerwertung. Dort gewann "Oldie" Gary Paffett zum zweiten Mal nach 2005 die Meisterschaft.
2019: Rene Rast
Es war das Jahr des Rene Rast, der bereits vorzeitig auf dem Nürburgring Meister wurde und neben seinen sieben Saisonsiegen mehrere DTM-Rekorde aufstellte. Der Audi-Pilot gewann seinen zweiten Fahrertitel mit 72 Punkten Vorsprung - dem größten der DTM-Geschichte. Er sammelte 35 Punkte allein im Qualifying, startete 13 Mal aus der ersten Startreihe und siebenmal von der Pole Position.
2020: Rene Rast
Und wieder Rene Rast: 2020 war es aber alles andere als ein Selbstläufer. Denn lange gab Audi-Rivale Nico Müller den Ton an. Die Wende erfolgte dann allerdings im Oktober in Zolder. 47 Punkte Rückstand hatte Rast vor der Doppel-Veranstaltung in Belgien - den letzten beiden Rennen vor dem Finale in Hockenheim - und mit vier Siegen in vier Rennen drehte er den Spieß um.
2021: Maximilian Götz
2021 sprach am Norisring fast jeder über einen Zweikampf um den Titel: Liam Lawson gegen Sheldon van der Linde. Maximilian Götz wurden Außenseiterchancen zugeschrieben. Doch mit etwas Rennglück - und weil sich die beiden an der Spitze gegenseitig das Leben schwer machten - gelang dem HRT-Piloten die Sensation: Götz gewann doppelt in Nürnberg und setzte sich die Meisterkrone auf.
2022: Sheldon van der Linde
2022 wurde mit Sheldon van der Linde erstmals ein Südafrikaner DTM-Champion. Der Schubert-Pilot war der einzige Fahrer, der drei Saisonrennen gewann.
2023: Thomas Preining Der Österreicher gewann die DTM 2023 in seinem Porsche 911 Gt3 R. Der 25-Jährige war damit der erste Österreicher überhaupt, der sich zum Champion krönte. Auch für Porsche und sein Team Manthey war es der erste Titel.
ran: Sind Sie eher der Typ Wadenbeißer, was die Herangehensweise angeht, oder dann doch eher der verständnisvolle Journalist?
Götz: Beides. Ich bin relativ neu in dem Job und muss mir meine Sporen verdienen und mir Respekt verschaffen. Am Anfang war es schon ein bisschen so nach dem Motto: 'Was will der jetzt?' Da wächst man rein und am Ende muss man als Journalist dranbleiben. Ich weiß, wie es sich im Auto anfühlt, woran es vielleicht hier und da hakt. Ich möchte rüberbringen, dass es in der DTM vor allem an den Kleinigkeiten hängt, um ganz vorne zu stehen. Jeder Fahrer verhält sich anders, wenn er Fragen gestellt bekommt, man findet es heraus, wer wie tickt. Am Ende sind wir bei ran racing ein gutes Team, das alles abdeckt.
ran: Hat Sie etwas überrascht an dem Job?
Götz: Du hast vor der Live-Kamera einen Schuss. Der muss sitzen und deshalb musst du es wirklich auf den Punkt bringen. Genauso wie in einer Qualifying-Runde. Außerdem bekommt man sehr viele Informationen während des Kommentierens. Und muss dann wirklich schnell umschalten und komplexe Themen - Sektorenzeiten, Boxenstopps, das Renngeschehen, Positionen, Strategien - schnell verarbeiten und so rüberbringen, dass es auch der Zuschauer versteht. Es prasselt innerhalb von kürzester Zeit sehr viel auf dich ein.
DTM 2024: "Heiße Kandidaten im Spiel"
ran: Wenn wir jetzt auf die Saison 2024 kommen: Worauf können sich die Fans freuen?
Götz: Ich glaube, es geht so weiter, wie es aufgehört hat. Es sind sehr heiße Kandidaten im Spiel. Das wird eine sehr, sehr enge Meisterschaft, dabei aber auch getrieben von der Balance of Performance. Da wird es wieder viel Politik im Hintergrund geben. Einige werden jammern, andere sind zufrieden. Wir haben die Kandidaten, die auch im vergangenen Jahr um die Meisterschaft gefahren sind, die sehe ich auch in diesem Jahr vorne.
Ich bin gespannt, was McLaren so reißen kann, denn das Auto funktioniert sehr gut im Sprintbereich. Und Ex-Champion Marco Wittmann hat bei Schubert zwei Granaten neben sich. Das muss jetzt funktionieren. Außerdem gibt es viele Wechsel. Maro Engel ist zum Beispiel von Landgraf zu Winward gegangen. Der Schlüssel wird es noch mehr sein, dass man Punkte sammelt und auch jeden Platz mitnimmt. So war es auch, als ich 2021 Meister geworden bin.
ran: 2021 ist ist ein gutes Stichwort. Damals wurde der Fortbestand der Serie durch das GT3-Reglement gesichert. Wie sehen Sie die Entwicklung der Serie seitdem?
Götz: Im vergangenen Jahr waren es mehr Autos. Das hat verschiedene Gründe. Es sind vor allem die Kosten, die einige Teams abhalten. Das Auto muss finanziert werden, da sprechen wir von 1,5 Millionen Euro im Schnitt pro Auto. Auch die Politik der Hersteller im Hintergrund hat die Dinge ein bisschen beeinflusst. Es waren einige Teams unzufrieden.
ran: Sind die 20 Autos ein Alarmsignal?
Götz: Es fehlen für mich ein paar Namen in der DTM, es könnten ein paar mehr sein, 26, 27 Autos wäre die perfekte Anzahl. Alarmierend würde ich es nicht nennen, aber man muss sich Gedanken machen, wie man das in den Griff bekommt, indem man für die Zukunft etwas attraktiver wird, um wieder ein paar neue Fahrer und Teams anzulocken. Auch, was die Rennserie selbst angeht.
Ben Dörr (Dörr-Motosport) Als jüngster Fahrer im Feld geht Ben Dörr in die kommende DTM-Saison. Der erst 19-Jährige startet für das Team seines Vaters Rainer Dörr. Erfahrung sammelte der Youngster in der letzten Saison im Rahmen der Langstreckenrennen an der Nordschleife im GT3-Starterfeld.
Clemens Schmid (Dörr-Motosport) An seiner Seite steht Routinier Clemens Schmid. Mittlerweile kann der 33-Jährige auf über zehn Jahre Rennerfahrung im nationalen und internationalen GT-Sport zurückblicken. Jetzt geht der Tiroler für Team Dörr auf Punktejagd. Die Mannschaft setzt 2024 zwei McLaren 720S GT3 EVO ein.
Jack Aitken (Emil-Frey-Team) Wie bereits im Vorjahr ist auch künftig Jack Aitken in der DTM zu sehen. Und wieder geht der Ex-Formel-1-Pilot für das Emil-Frey-Team an den Start.
Thierry Vermeulen (Emil-Frey-Team) Komplettiert wird das Team aus Safenwil von Thierry Vermeulen. Der Sohn von Max Verstappens Manager Raymond Vermeulen wird ebenfalls hinterm Steuer des neuen Ferrari 296 GT3 sitzen.
Sheldon Van der Linde (Schubert Motorsport) Wie im Vorjahr setzt Schubert-Motorsport erneut auf Sheldon Van der Linde. Vergangene Saison fuhr der Südafrikaner auf Gesamtplatz vier.
René Rast (Schubert Motorsport) Nur einen Platz schlechter fuhr Teamkollege René Rast. Auch der Deutsche wurde erneut als Fahrer für Schubert Motorsport bestätigt.
Marco Wittmann (Schubert Motorsport) Das dritte Schubert-Cockpit geht an Marco Wittmann. Dieser fuhr zuletzt beim mittlerweile insolventen Team Project 1.
Maximilian Paul (Paul Motorsport) Maximilian Paul steht vor seiner ersten ganzen DTM-Saison. Bereits 2023 war er gelegentlich als Gastfahrer unterwegs. Dieses wird der 24-Jährige für den Rennstall seines Vaters Tobias. Das zweite Cockpit des Teams ist weiterhin vakant.
Thomas Preining (Manthey-Porsche) Mit Thomas Preining bleibt der DTM-Champion 2023 auch 2024 in der DTM bei seinem bisherigen Team Manthey-Porsche und wird der zu schlagende Fahrer sein. Allerdings bekommt der Österreicher einen neuen Teamkollegen, da Dennis Olsen nicht zurückkehren wird....
Ayhancan Güven (Manthey-Porsche) Künftig sitzt Ayhancan Güven hinterm Steuer des Porsche GT3 R und wird Preinings Teamkollege. Güven startet in sein zweites komplettes Jahr in der DTM. Der 26-Jährige fuhr letzte Saison achtmal für Küs Team Bernhard in die Punkte.
Mirko Bortolotti (SSR Performance) Preinings größter Herausforderer Mirko Bortolotti bleibt ebenfalls bei seinem bisherigen Team SSR Performance und möchte im Lamborghini 2024 dann endlich den Titel holen, nachdem er 2023 knapp scheiterte.
Nicki Thiim (SSR Performance) Auch Bortolottis Teamkollege wurde bekanntgegeben. Aston-Martin-Werksfahrer Nicki Thiim wird den zweiten Lamborghini von Franck Perera übernehmen.
Christian Engelhart (GRT Grasser Racing Team) Ebenfalls im Lamborghini wird Christian Engelhart sitzen, allerdings für das Grasser-Team. Der Starnberger war viele Jahre Porsche-Werksfahrer, kehrt für 2024 aber zu Lamborghini zurück.
Luca Engstler (GRT Grasser Racing Team) Vergangene Saison gab Luca Engstler seine DTM-Premiere. Damals für das Team Engstler Motorsport, im Audi R8. Das ändert sich mit dem Wechsel zu GRT Grasser Racing schlagartig. Künftig manövriert er einen Lamborghini.
Kelvin van der Linde (Abt Sportsline) Als erstes Team hatte Abt Sportsline bereits beim Saisonfinale die Fahrer bekanntgegeben. Vermutlich auch, weil sich nichts geändert hat. So bleibt auch der Südafrikaner Kelvin van der Linde im Team.
Ricardo Feller (Abt Sportsline) Somit fährt auch Ricardo Feller 2024 bei Abt. Der Schweizer hatte ein starkes Jahr und beendete die Saison 2023 auf Platz drei. Künftig soll aber noch mehr rausspringen.
Luca Stolz (HRT) Mittlerweile hat auch Mercedes seine Fahrer für 2024 präsentiert. Für Team HRT geht wie bereits im Vorjahr Luca Stolz an den Start. Vergangene Saison war Stolz mit Tabellenplatz sechs bester Mercedes-Pilot.
Arjun Maini (HRT) Auch 2024 fährt der Sieger des 24 Stunden Rennens vom Nürburgring vom Vorjahr für die Silberpfeile. Arjun Maini bleibt beim Team HRT, die somit 2024 exakt das gleiche Line-Up ins Rennen schicken.
Lucas Auer (Winward Racing) Im vierten Jahr in Folge sitzt Lucas Auer für Winward Racing hinterm Steuer. Letzte Saison reichte es für Platz neun. Bisher konnte der Österreicher noch keinen Sieg einfahren. Das will er 2024 sicherlich ändern.
Maro Engel (Winward Racing) Neu bei Team Winward ist Maro Engel, der David Schumacher ersetzt. In der Vorsaison fuhr der gebürtige Münchener für Mercedes Team Landgraf auf Gesamtwertungsrang zehn. Sein Saisonhighlight 2023 dürfte der Sieg im 24-Stunden-Rennen von Daytona gewesen sein.
ran: Wie könnte das aussehen?
Götz: Vielleicht kann man hier und da noch ein bisschen mehr für einen zusätzlichen Kick sorgen. Dass es noch mehr Action für die Fans gibt. Konzerte zum Beispiel, zusätzliches Programm nach dem Rennen, dass die Leute nicht heimfahren, sondern dass im Fahrerlager noch etwas stattfindet.
ran: Früher hat die DTM oft auf große Namen gesetzt, wie Ex-F1-Fahrer. Das ist jetzt nicht mehr so der Fall. Ist das der richtige Ansatz, um die eigenen Namen groß rauszubringen, oder bräuchten die eigenen Fahrer gerade diese großen Namen, um sich profilieren zu können?
Götz: Die WEC mit den Hypercars und Le Mans ist eine Serie, die boomt, und in der einige interessante Fahrer unterwegs sind. Würde es die WEC nicht geben, wären einige von den Jungs auch in der DTM dabei. Aber klar: Ralf Schumacher, Mika Häkkinen, Jean Alesi oder David Coulthard sind natürlich Namen, die international bekannt sind, die der DTM ihren Stempel aufgedrückt und auch Fans angezogen haben. Natürlich wäre es schön, wenn Nico Hülkenberg, wenn er in der Formel 1 aufhört, in die DTM kommen würde. Viele haben mir gesagt, Sebastian Vettel sei vielleicht auch ein Thema. Solche Namen würden helfen. Und am Ende ist es auch für einen Nachwuchsfahrer toll, wenn er sich mit diesen Jungs messen kann. Aber wir haben in der DTM auch Namen, die im internationalen Bereich hoch angesehen sind.
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Götz: "DTM wird auch in Asien und England verfolgt"
ran: Wie sehen Sie das Standing der DTM im Motorsport?
Götz: Sehr hoch. Es ist egal, wo ich fahre, ob in Asien oder auch in England, da kennen viele die DTM und verfolgen sie auch. Sie hat nach wie vor einen großen Stellenwert, auch wenn der nach dem Aus der Class-1-Autos ein wenig gelitten hat, weil das ein Alleinstellungsmerkmal war. Aber mit dem GT3-Reglement hat sich die DTM auf jeden Fall etabliert.
ran: Der deutsche Motorsport hat es grundsätzlich nicht so leicht. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Götz: Die neue Jugend-Generation hat nicht so eine Beziehung zum Auto wie die Generationen früher. Da ist dann auch der ADAC gefragt, Familien und damit die neue Generation, die Jugend, die Kinder, anzulocken, sie zu faszinieren, wie das früher bei mir der Fall war. Wir müssen wieder dahin, dass man die neue Generation abholt und die Fans von morgen an die Rennstrecke bringt. Dann hat man eine Chance, dass es in Deutschland besser wird. Im Moment wird das Auto leider "totgeredet". Man fühlt sich schon fast schlecht, wenn man mit dem Auto in die Stadt fährt. Das ist nicht richtig. Man muss das ein bisschen herunterfahren und das Auto wieder mehr wertschätzen. Dann hat auch der Motorsport wieder eine Perspektive.
ran: Sie haben die Familien angesprochen. Die Kinder brauchen aber auch Helden, denen sie zujubeln können. Tim Tramnitz und Oliver Goethe sind gerade auf dem Weg nach oben. Aber es ist ja schon länger ein Thema, dass es beim Nachwuchs hapert. Was muss man da ändern?
Götz: In England gibt es Formel 4, Formel 3, regionale Serien. Die sind voll bis oben hin. Und ich verstehe nicht, warum das bei uns in Deutschland nicht funktioniert mit einer Nachwuchsserie im Formel-Bereich, im Tourenwagen-Bereich. Man braucht eine Einstiegsplattform für kleines Geld, damit sich der Nachwuchs beweisen kann und damit es perspektivisch weitergeht auf der Karriereleiter. Da müssten die Hersteller mehr investieren, auch die Industrie, um dem Nachwuchs eine Chance zu geben. Denn kein "Normalo" schafft den Sprung vom Kart in den professionellen Motorsport. Das ist unmöglich.
DTM - Schumacher, Scheider, Stuck und Co.: Diese Motorsportstars fuhren bereits mit
Diese Stars fuhren bereits in der DTM Fest zur DTM gehörten auch die Gaststarter. Fahrer also (oft auch sehr bekannte), die nur bei wenigen ausgewählten Rennen mit am Start waren. Wie Ex-DTM-Chef Gerhard Berger, Rallye-König Sebastien Ogier, Legende Alex Zanardi oder MotoGP-Superstar Andrea Dovizioso. Auf diese Gaststars haben wir (mit einer Ausnahme) verzichtet. Ihr findet sie hier.
Volker Strycek Zeit in der DTM: 1984 - 1996 Teams: Gubin (BMW), Kissling, Irmscher, Zakspeed Anzahl der Rennen: 105 Größte Erfolge: DTM-Titel 1984 - ohne einen Laufsieg erzielt zu haben
Frank Biela Zeit in der DTM: 1987 - 1992, 2004, 2007 Teams: Wolf, Grab, Mass, Schons, AZR, Joest, Abt Anzahl der Rennen: 110 Größte Erfolge: Eine Meisterschaft, 18 Podestplätze, neun Siege
Heinz-Harald Frentzen Zeit in der DTM: 2004 - 2006 Teams: Holzer Rennsport, Phoenix, Abt Sportsline Anzahl der Rennen: 32 Größte Erfolge: Vier Podestplätze
Roland Asch Zeit in der DTM: 1984 - 2000 Teams: BMW, Ringshausen, ABR, BMK, MS, Snobeck, Zakspeed, AMG (Mercedes-Benz), Abt Anzahl der Rennen: 174 Größte Erfolge: 32 Podestplätze, davon sechs Siege
Christian Danner Zeit in der DTM: 1988 - 1996 Teams: Alpina, BMW M Team Linder, BMW M Team Schnitzer, MM Diebels Alt, Schübel Engineering Anzahl der Rennen: 139 Größte Erfolge: 19 Podestplätze, davon fünf Siege
Uwe Alzen Zeit in der DTM: 1993 - 1996, 2000 - 2002 Teams: Persson, Zakspeed, Holzer, HWA Anzahl der Rennen: 127 Größte Erfolge: 24 Podestplätze, davon sechs Siege
Timo Glock Zeit in der DTM: 2013 - 2022 Teams: MBW Team MTEK, MBW Team RMG, BMW Team RMR, Rowe Racing, Ceccato Racing Anzahl der Rennen: 84 Größte Erfolge: Fünf Siege
Kurt Thiim Zeit in der DTM: 1986 - 1995 Teams: ATN Autotechnik Nickel, MK Motorsport, AMG Motorenbau GmbH, Zakspeed Anzahl der Rennen: 211 Größte Erfolge: Meister 1986, 47 Podestplätze - davon 20 Siege, drittmeiste Punkte aller Fahrer
Leopold Prinz von Bayern Zeit in der DTM: 1984, 1988 - 1992 Teams: Brun, Euro Racing, Schmitt, Isert Anzahl der Rennen: 80 Größte Erfolge: ein Podestplatz
Harald Grohs Zeit in der DTM: 1984 - 1990 Teams: Vogelsang Valier, Obermeier, HWRT, Faltz-Valier Anzahl der Rennen: 59 Größte Erfolge: 18 Podestplätze, davon sieben Siege, erster Rennsieg überhaupt in der DTM-Geschichte
Jamie Green Zeit in der DTM: 2005 - 2020 Teams: Persson Motorsport, HWA AG, HWA - Team AMG Mercedes, Abt Sportline, Audi Sport Team Rosberg Anzahl der Rennen: 157 Größte Erfolge: 44 Podestplätze, davon 17 Siege
Olaf Manthey Zeit in der DTM: 1984 - 1993 Teams: Austin Rover Deutschland, Isert, Manthey, Persson Anzahl der Rennen: 117 Größte Erfolge: 14 Podestplätze, davon zwei Siege
Klaus Ludwig Zeit in der DTM: 1985 - 2000 Teams: Ringshausen, Grab, AMG, Rosberg, Zakspeed, HWA Anzahl der Rennen: 221 Größte Erfolge: Drei Meisterschaften, 75 Podiumsplätze - davon 38 Siege
Hans-Joachim Stuck Zeit in der DTM: 1984 - 1996 Teams: Jägermeister Brun Motorsport, Vogelsang Automobile GmbH, Schmidt Motorsport Technik, Team Rosberg Opel Anzahl der Rennen: 89 Größte Erfolge: Champion 1990, 13 Siege
Bernd Schneider Zeit in der DTM: 1986 - 2008 Teams: Grab, Eggenberger, Zakspeed, AMG, HWA Anzahl der Rennen: 236 Größte Erfolge: Fünf Meistertitel (Rekord) - insgesamt 110 Podestplätze, davon 43 Siege
Keke Rosberg Zeit in der DTM: 1992 - 1995 Teams: AMG Motorenbau GmbH, Opel Team Joest, Open Team Rosberg Anzahl der Rennen: 70 Größte Erfolge: Ein Sieg
Ellen Lohr Zeit in der DTM: 1987, 1991 - 1996 Teams: Alpina, AMG Motorenbau GmbH, AMG-Mercedes Berlin 2000, AMG Mercedes D2 Privat Team, Zakspeed Anzahl der Rennen: 142 Größte Erfolge: Ein Sieg - als erste und bislang einzige Frau
Manuel Reuter Zeit in der DTM: 1985 - 1991, 1993 - 1996, 2000 - 2005 Teams: Ford Ringshausen Motorsport, MS-Jet Racing, Opel Team Schübel, Opel Team Joest, OPC Team Holzer, Team OPC Anzahl der Rennen: 221 Größte Erfolge: 30 Podiumsplätze, davon 10 Siege und eine Meisterschaft
Mattias Ekström Zeit in der DTM: 2001 - 2018 Teams: Audi, Audi Sport Team Abt Sportsline, Abt, Audi Sport Team Rosberg Anzahl der Rennen: 170 Größte Erfolge: Zwei Meisterschaften, 76 Podiumsplätze, davon 23 Siege
Timo Scheider Zeit in der DTM: 2000 - 2016 Teams: Opel, OPC Team Holzer, Audi Sport Team Rosberg, Audi Sport Team Abt, Abt Sportsline, Phoenix Anzahl der Rennen: 167 Größte Erfolge: Zwei Meisterschaften, 24 Podiumsplätze - davon sieben Siege
Gary Paffett Zeit in der DTM: 2003 - 2018 Teams: Mercedes, HWA AG, Persson Motorsport, Abt Grand Prix, Mercedes-AMG Motorsport Anzahl der Rennen: 148 Größte Erfolge: Zwei Meisterschaften, 47 Podestplätze - davon 22 Siege
Paul di Resta Zeit in der DTM: 2007 - 2019 Teams: Persson Motorsport, HWA AG, HWA - Team AMG Mercedes, Mercedes-AMG Motorsport, R-Motorsport 1 Anzahl der Rennen: 98 Größte Erfolge: Eine Meisterschaft, 37 Podiumsplätze - davon elf Siege
Martin Tomczyk Zeit in der DTM: 2001 - 2016 Teams: Audi, Abt Sportsline, Abt, Phoenix, BMW Team RMG, Schnitzer Anzahl der Rennen: 161 Größte Erfolge: Eine Meisterschaft, 28 Podestplätze - davon sieben Siege
Bruno Spengler Zeit in der DTM: 2005 - 2019 Teams: Persson, HWA, Schnitzer, MTEK, Racing Bart Mampaey, Reinhold Motorsport Anzahl der Rennen: 185 Größte Erfolge: Eine Meisterschaft, 50 Podestplätze - davon 16 Siege
Marco Wittmann Zeit in der DTM: Seit 2013 Teams: MTEK, Reinhold Motorsport, Walkenhorst, Project 1 Anzahl der Rennen: 99 Größte Erfolge: Zwei Meisterschaften, 44 Podiumsplätze - davon 18 Siege
Mike Rockenfeller Zeit in der DTM: 2007 - 2021 Teams: Audi Sport Team Rosberg, Abt Sportsline, Phoenix Anzahl der Rennen: 144 Größte Erfolge: Eine Meisterschaft, 36 Podiumsplätze - davon sechs Siege
Rene Rast Zeit in der DTM: Seit 2016 Teams: Audi Sport Team Phoenix, Audi Sport Team Rosberg, Abt, Schubert Motorsport Anzahl der Rennen: 54 Größte Erfolge: Drei Meisterschaften, 50 Podiumsplätze - davon 26 Siege
Pascal Wehrlein Zeit in der DTM: 2013 - 2015 & 2018 Teams: Mücke Motorsport, HWA Anzahl der Rennen: 58 Größte Erfolge: Eine Meisterschaft, sieben Podestplätze - davon drei Siege
Christijan Albers Zeit in der DTM: 2001 - 2004, 2008 Teams: Persson, Rosberg, HWA, Futurecom Anzahl der Rennen: 52 Größte Erfolge: 13 Podestplätze, fünf Siege
Maximilian Götz Zeit in der DTM: 2015, 2016, 2021 Teams: Mücke Motorsport, HWA, Haupt Racing Team Anzahl der Rennen: 50 Größte Erfolge: Eine Meisterschaft, acht Podestplätze - drei Siege
Sheldon van der Linde Zeit in der DTM: Seit 2019 Teams: Racing Bart Mampaey, Rowe, Schubert Motorsport Anzahl der Rennen: 64 Größte Erfolge: Eine Meisterschaft, acht Podestplätze - vier Siege
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Götz: "Das tut dem deutschen Motorsport gut"
ran: Wie beurteilen Sie in dem Zusammenhang die Arbeit des ADAC, der die DTM von Gerhard Berger übernommen hat?
Götz: Gerhard Berger wusste genau, wie man so eine Rennserie vermarktet. Das ist ein enorm hohes Level gewesen. Aber der ADAC macht auch einen guten Job, er versucht die Plattform mit Rahmenserien breit aufzustellen. Damit es für die Fans, die vor Ort sind, interessant ist. Auch die Eintrittspreise sind fair. Und da merkt man, dass der ADAC wirtschaftlich anders aufgestellt ist. Und es tut dem deutschen Motorsport gut, wenn der ADAC dahintersteht.
ran: Das DTM-Reglement ist relativ stabil geblieben für die neue Saison. Ist es besser so, dass man große Experimente vermeidet oder sollte man lieber etwas wagen, um die Serie weiter voranzubringen?
Götz: Ja, man könnte noch ein bisschen mehr wagen, auf jeden Fall. Die eingeführte Testbeschränkung ist gut, um ein Zeichen zu setzen, auch finanziell. Da könnte man sogar noch einen größeren Einschnitt vornehmen. Man müsste ein bisschen freier sein, was die Rennstrategie angeht. Wir haben auch immer gesagt, dass es cool wäre, wenn man zwei Reifenmischungen hätte. Es gibt ein paar Ansätze, mit denen man die DTM spannender machen kann.
ran: Die DTM hat ihren 40. Geburtstag gefeiert. Fast zehn davon haben Sie als Rennfahrer miterlebt, früher außerdem als Fan…
Götz: Ich war 1994 bei meinem ersten DTM-Rennen am Norisring und habe nach Autogrammen gejagt. Das Buch mit den Unterschriften habe ich heute noch. Die DTM hat eine unglaubliche Geschichte. Es gibt keine Serie außer der Formel 1, die so lange Bestand hat und so lange auf so einem hohen Level agiert. Damals als Kind war es beeindruckend, die großen Helden fahren zu sehen. Das hat mir die Augen geöffnet und mir meinen Weg vorgezeichnet. Und dann folgte 2013 mein erster DTM-Test überhaupt, in einem alten Gitterrohrrahmen-Auto von Ralf Schumacher am Lausitzring. Auf einmal sitzt du selbst in so einem Auto und darfst testen und dich beweisen. Dann die Verpflichtung als Vertragsfahrer 2015 und 2021 schließlich mein Titelgewinn. Die DTM ist für mich ein wichtiger Teil meines Lebens.
DTM: "Immer andere Autos, immer extrem"
ran: Welche Ära war die geilste?
Götz: Die DTM wäre heute nicht das, was sie ist, ohne die Goldene Ära mit den Tourenwagen. Doch es zeichnet die DTM auch aus, dass über die Jahre die Autos immer anders und extrem waren. Und dass viele Größen und Weltmeister in der DTM aktiv waren und der Serie ihren Stempel aufgedrückt haben. Das macht die DTM so besonders: Dass viele, die im Motorsport etwas gerissen haben, mal in der DTM waren und sich bewiesen haben.
ran: Wenn wir abschließend nochmal auf 2024 zu sprechen kommen: Gibt es einen Titelfavoriten, den Sie auf dem Zettel haben, und wer gehört noch zum Favoritenkreis?
Götz: Wenn man sich die Tests anschaut, war Porsche sehr stark mit Titelverteidiger Thomas Preining. Mirko Bortolotti gehört auch zu den Favoriten. Das Dreier-Team um Rene Rast, Sheldon van der Linde und Marco Wittmann will sich auch beweisen. Gerade bei Schubert werden wir einen sehr spannenden Kampf sehen und vielleicht auch die eine oder andere Geschichte schreiben können. Das ist ein heißer Mix, drei Ex-Champions in einem Team, das gab es glaube ich so auch noch nicht. Da ist Feuer drin. Porsche hat eine mega Pace, auch SSR Performance ist hoch motiviert. Aber auch Mercedes-AMG will zurückschlagen. Die haben ein Top-Lineup mit vier Top-Fahrern und zwei super Teams. Am Ende geht es darum, wer Ruhe bewahrt, wer die meisten Punkte mitnimmt, wer konstant ist. An der Spitze ist es enger geworden, das Mittelfeld ist ein bisschen schwächer. Und dann gibt es ein paar Rookies, die sich jetzt beweisen müssen. Aber am Ende können 15 Fahrer ein Rennen gewinnen. Und das macht es so extrem spannend.