DTM LIVE AUF PROSIEBEN, JOYN UND RAN.DE
DTM 2025 - David Schumacher: "Mick in der DTM? Er hätte gute Chancen"
- Veröffentlicht: 23.04.2025
- 19:30 Uhr
- Andreas Reiners
Vor dem Start der neuen DTM-Saison (live auf ProSieben, Joyn, ran.de und in der ran-App) spricht David Schumacher über seinen Job als ran-Experte, das neue Rennformat, das Standing der Rennserie und die Chance, dass Mick Schumacher an den Start geht.
Das Interview führte Andreas Reiners
David Schumacher überlegte kurz, dann fiel die Antwort doch recht deutlich aus: Ja, der 23-Jährige vermisst die DTM. Zuletzt war er 2023 in der Rennserie an den Start gegangen.
Und klar ist für ihn auch, dass er wieder zurück in die DTM möchte. Nur eben nicht jetzt.
"Mit dem neuen Projekt, das ich dieses Jahr mit HRT und Ford angehe, ist uns eigentlich klar: Um den Titel werden wir da wohl nicht mitfahren können. Deshalb weiß ich nicht, ob es gerade der richtige Zeitpunkt wäre, zurückzukehren. Ich vermisse die DTM schon – aber nicht in diesem Moment", sagte er im ran-Interview.
Trotzdem wird er 2025 im Fahrerlager zu Gast sein, denn Schumacher ist wie im Vorjahr als Experte für ran racing im Einsatz. Weshalb wir uns im Vorfeld der neuen Saison (live auf ProSieben, Joyn, ran.de und in der ran-App) mit Schumacher unter anderem über den Stellenwert der DTM, den Erfolg als Überlebenskünstler, das neue Rennformat und die richtige Mischung für den Titelgewinn unterhalten haben.
Das Wichtigste in Kürze
David Schumacher: "Ich vermisse die DTM – aber nicht in diesem Moment"
ran: David Schumacher, nach Ihrer Zeit als aktiver DTM-Pilot sind Sie 2025 als TV-Experte im Einsatz. Vermissen Sie die DTM?
David Schumacher: Schwer zu sagen. Die DTM hat definitiv ihre Vor- und Nachteile. Gerade aktuell erlebt sie wieder einen enormen medialen Hype. Aber mit dem neuen Projekt, das ich dieses Jahr mit HRT und Ford angehe, ist uns eigentlich klar: Um den Titel werden wir da wohl nicht mitfahren können. Deshalb weiß ich nicht, ob es gerade der richtige Zeitpunkt wäre, zurückzukehren. Ich vermisse die DTM schon – aber nicht in diesem Moment.
ran: Was sind aus Ihrer Sicht die Nachteile der DTM?
Schumacher: Der mediale Fokus ist enorm – das kann schnell kippen. Schon kleine Fehler können zu großen, negativen Schlagzeilen führen. Und das ist auf Dauer mental herausfordernd. Ich habe das am eigenen Leib erfahren. Die DTM hat zweifellos auch ihre schlechten Seiten.
ran: 2025 sind Sie nun als TV-Experte im Einsatz. Was ist für Sie schwieriger – Rennen fahren oder analysieren?
Schumacher: Ganz klar das Rennfahren. Experte zu sein macht mir richtig Spaß. Vor allem in der Zusammenarbeit mit Eddie Mielke. Der trägt das Format mit seiner Energie, sorgt für Entertainment, und ich liefere die fachliche Einordnung. Das passt super. Aber im Vergleich zum Rennfahren ist das definitiv der leichtere Job.
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ran: Gab es für Sie als Experte schon einmal eine peinliche Situation – oder etwas, das Sie überrascht hat?
Schumacher: Peinlich war bisher nichts – aber was mich wirklich überrascht hat, war die Intensität der Vorbereitung. Vor allem die Abstimmung mit ran, die Abläufe, das Timing – das ist alles viel strukturierter, als ich gedacht hätte. Der Aufwand ist nicht riesig, aber es gibt sehr klare Abläufe, und wenn du da mal ein paar Minuten drüber bist, kann das den ganzen Plan durcheinanderbringen. Alle müssen echt auf Zack sein.
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ran: Wie läuft denn so ein typischer Tag für Sie ab?
Schumacher: Wir sind meistens gleichzeitig mit den Fahrern an der Strecke. Dann folgen ein paar Stunden Vorbereitung, kurze Besprechungen – und dann geht es auch schon in die Live-Phase über. Jeder weiß genau, wo er zu stehen hat, wann er dran ist. Es ist alles durchgetaktet. Und da merkt man dann schon: Auch als Experte muss man liefern, nur eben auf eine andere Art.
David Schumacher: "Versuche, das große Ganze zu betrachten"
ran: Sind Sie als ehemaliger Fahrer besonders kritisch im Umgang mit Ihren Kollegen?
Schumacher: Es kommt auf die Situation an. Ich bin grundsätzlich keiner, der gerne öffentlich auf einen Fahrer draufhaut – gerade, weil ich selbst ein paar Unfälle in der DTM hatte. Da wäre ich vielleicht nicht der Richtige, um besonders scharf zu urteilen. Ich versuche, das große Ganze zu betrachten. Wenn ein Crash eindeutig von einer Seite verschuldet wurde, spreche ich das natürlich an – auch mit Erklärung, warum so etwas passieren kann. Aber pauschal kritisch bin ich eher nicht. Niemand will sich ein negatives Image aufbauen – gerade in einem Fahrerlager, wo man sich kennt, oft wieder begegnet und letztlich gemeinsam an einem Strang zieht. Wir liefern Entertainment für die Fans, aber auch für die Marken. Da ist übertriebene Kritik aus meiner Sicht fehl am Platz.
ran: Wie ist denn das Feedback der Fans zu Ihrer Rolle?
Schumacher: Überraschend positiv – und das freut mich natürlich sehr. Anfangs gab es hier und da Zweifel: 'Ob David Schumacher nach zwei Jahren DTM und in so jungem Alter schon der richtige Experte ist?' Aber viele haben ihre Meinung schnell geändert, als sie gesehen haben, dass ich in der Materie wirklich drinstecke. Ich kenne die Abläufe, weiß, wie sich bestimmte Situationen auf der Strecke anfühlen – und kann das hoffentlich auch gut rüberbringen. Bisher kam nur Lob – negatives Feedback habe ich gar nicht bekommen.
ran: 2025 treten neun Hersteller mit 24 Fahrzeugen an. Wie bewerten Sie die Entwicklung der DTM?
Schumacher: Wenn man das mit Ende 2021 vergleicht, ist das ein riesiger Schritt nach vorn. Die Entwicklung ist definitiv positiv – auch das Zusammenspiel mit dem ADAC funktioniert besser, als ich es zunächst erwartet hätte. Die DTM bleibt die Top-Adresse im GT3-Bereich, das Nonplusultra. Hier fahren die besten Fahrer jeder Marke gegeneinander – wer sich hier durchsetzt, kann sich überall durchsetzen. Für mich ist es noch immer eine der spannendsten Serien überhaupt.
ran: Der Motorsport hat es heute nicht mehr ganz so leicht. Warum ist die DTM trotzdem so erfolgreich als eine Art Überlebenskünstler?
Schumacher: Ich glaube, das liegt am Image der Serie. Die DTM ist einzigartig – ein Fahrer pro GT3-Auto, ein klarer Fokus auf Performance. Mein Vater hat immer gesagt: Formelautos sind Rennwagen – GT-Autos sind zum Rennfahren. Und genau das zeigt sich bei jedem Rennen. Die Spannung ist da, und das unterscheidet die DTM von vielen anderen Serien. Wenn man heute die Formel 1 anschaut, kann man schon mal einschlafen – bei der DTM bleibt man dran. Ob sie ein Überlebenskünstler ist? Vielleicht. Es gab schwierige Phasen, gerade beim Übergang von Class One zu GT3. Aber die Richtung stimmt, und die Serie hat sich stabilisiert.
DTM 2025: Neues Format - spannend oder unnötig?
ran: 2025 wird in der DTM ein neues Rennformat eingeführt: Am Sonntag sind zwei Pflicht-Boxenstopps vorgesehen. Wie stehen Sie dazu – spannende Neuerung oder eher unnötig?
Schumacher: Es wird auf jeden Fall für mehr Spannung sorgen, da bin ich mir sicher. Ich denke nicht, dass es unnötig ist – aber es birgt definitiv mehr Risiko. Auch für Top-Teams kann so mal etwas schiefgehen, was wiederum anderen Teams Chancen eröffnet, nach vorne zu kommen. Die große Frage ist allerdings: Wie wird das Reifenmanagement funktionieren? Denn aktuell halten die Reifen problemlos durch – der zweite Stopp ist sportlich eigentlich nicht notwendig. Aber rein für das Renngeschehen könnte es durchaus eine spannende Komponente sein. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.
ran: Pirelli bringt zur neuen Saison auch neue Slick-Reifen. Rechnen Sie mit spürbaren Veränderungen?
Schumacher: Ich bin beide Reifensätze bereits gegeneinander gefahren und muss sagen: Der Unterschied ist minimal. Der neue Slick fühlt sich sehr ähnlich an wie der bisherige. Insofern erwarte ich da keine großen Umstellungen oder Vorteile – es bleibt im bekannten Rahmen.
ran: Wenn Sie selbst Änderungen vornehmen könnten – was würden Sie gerne an der DTM verbessern?
Schumacher: Was ich mir sehr gewünscht hätte – zumindest fürs Qualifying – wären vorgeheizte Reifen. Im Qualifying sorgt das aktuell meiner Meinung nach eher für Langeweile. In den ersten sieben Minuten passiert kaum etwas. Wenn man sich da ein Beispiel an der Formel 1 nimmt: rausfahren, fliegende Runde, wieder rein, neuer Satz – das bringt Spannung. Diese Dynamik fehlt uns aktuell. Ich sehe auch keinen klaren Grund, warum man im Qualifying auf kalten Reifen starten muss. Vorbereitete Reifen würden das ganze Format attraktiver machen – gerade für die Zuschauer.
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ran: Wer sind für Sie die Titelkandidaten in der Saison 2025?
Schumacher: Das ist in der DTM immer schwer zu sagen. Das Fahrerfeld ist extrem stark und sehr ausgeglichen. Oft entscheidet ein halbes Zehntel über Plätze. Eine echte Prognose ist da kaum möglich. Ich glaube, man braucht zwei, drei Rennen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wer sich vorne etablieren kann. Natürlich hoffe ich, dass wir mit unserem HRT-Team und Ford auch vorne mitmischen können – aber das muss sich erst zeigen.
ran: Dabei spielt auch immer die Balance of Performance eine Rolle. Über die BoP wird immer diskutiert. Ist das Maß an politischen Diskussionen dabei noch im Rahmen?
Schumacher: Ohne die BoP würde es gar nicht gehen. Nehmen wir zum Beispiel den Porsche – der hätte aktuell überhaupt keine Chance. Der Motor ist so weit runtergeregelt, da fehlt schlichtweg Leistung. Wenn Hersteller wie Ford oder BMW offen fahren würden, würde der Porsche nur noch hinterherfahren. Genau deshalb ist die BoP so essenziell, damit alle Marken eine faire Chance bekommen, um den Titel mitzufahren. Klar stellt sich immer mal wieder die Frage, wie politisch das Ganze im Hintergrund ist. Ich persönlich glaube nicht, dass da groß manipuliert wird – und das finde ich auch gut so.
ran: Wie stark ist das Fahrerfeld in der DTM 2025 im Vergleich zu anderen GT-Serien?
Schumacher: Extrem stark. Jeder Hersteller bringt seinen besten Fahrer ins Rennen, das merkt man sofort. Wenn alle im exakt gleichen Auto sitzen würden, würde es sich um ein halbes Zehntel zwischen den Fahrern drehen. Das sagt schon alles. Für mich ist die DTM aktuell das mit Abstand stärkste GT3-Feld weltweit.
Glock-Comeback? "Schwierig"
ran: Gibt es Namen, die Ihnen fehlen – zum Beispiel die van der Linde-Brüder?
Schumacher: Ja, Sheldon van der Linde fehlt bei BMW auf jeden Fall. Kelvin war jetzt am Wochenende in der GT World Challenge extrem schnell, aber ich denke, es war richtig, dass er sich noch ein Jahr Zeit nimmt. Der Umstieg vom Audi auf den BMW ist riesig – ein ganz anderes Konzept. Der Audi ist ein Heckmotor mit kurzem Radstand, der BMW ein Frontmittelmotor mit langem Radstand. Das ist komplettes Neuland. Luca Stolz hätte ich gerne gesehen oder auch Dennis Olsen bei Ford. Irgendwann ist das Starterfeld aber auch einfach voll.
ran: Wie beurteilen Sie die Rückkehr von Timo Glock?
Schumacher: Schwierig. Timo ist auf jeden Fall ein sehr erfahrener Fahrer, und genau das braucht McLaren momentan. Sie hatten letztes Jahr sichtbar Probleme, und da ist jemand wie Timo extrem wertvoll – einfach weil er die Erfahrung und das technische Verständnis mitbringt, um ein Auto gezielt weiterzuentwickeln. Ob er von der reinen Pace noch da ist, wo er vor fünf oder sechs Jahren war, muss man abwarten. Aber als strategischer Move von McLaren finde ich es nachvollziehbar – und nicht schlecht.
ran: Was muss ein Fahrer mitbringen, um in der DTM dauerhaft zu bestehen?
Schumacher: Klar, die Pace muss stimmen. Wenn du konstant eine halbe Sekunde hinterherfährst, dann ist die DTM wahrscheinlich nicht die richtige Serie. Aber was noch viel wichtiger ist: der Kopf. Die mentale Stärke entscheidet am Ende. Auch wenn mal ein Wochenende schiefläuft, musst du dich aufraffen können. Nicht einbrechen, nicht zweifeln – das ist das, was einen guten DTM-Fahrer ausmacht. Die Serie verzeiht wenig. Wer mental nicht auf der Höhe ist, hat’s schwer.
ran: Könnten Sie sich vorstellen, Mick Schumacher eines Tages in der DTM zu sehen?
Schumacher: Das ist schwer zu sagen. Ich glaube schon, dass Mick grundsätzlich gute Chancen in der DTM hätte. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt sein Ding wäre. Der GT-Sport ist, glaube ich, nicht das, was ihn wirklich reizt oder ihm Spaß macht. Vielleicht würde sich das ändern, wenn er es mal ausprobiert – wer weiß. Aber aktuell hat er mit dem WEC-Projekt bei Alpine, denke ich, ein Paket gefunden, das ihm liegt und wo er sich wohlfühlt. Die WEC ist eine starke, spannende Serie – und Prototypenauto ist von der Fahrdynamik her auch das, was am nächsten an die Formel 1 herankommt. Das passt zu Mick.
ran: Glauben Sie, dass er noch eine realistische Chance auf ein Formel-1-Comeback hat?
Schumacher: Ich würde es ihm sehr wünschen – wirklich. Aber ich sehe die Chancen aktuell eher schwierig. Die Formel 1 ist zwar extrem dynamisch. Gerade bei Red Bull erleben wir immer wieder Fahrerwechsel, da kann es schnell gehen. Wer weiß – wenn sich nochmal eine Tür öffnet, traue ich Mick definitiv zu, dass er die Chance nutzt. Ich bin mir sicher, dass er das Zeug dazu hat und sich dann auch beweisen würde. Aber ob er diese Chance tatsächlich nochmal bekommt, das ist leider fraglich.