DTM 2025 live auf ProSieben
Timo Glock im Interview: "Ich würde mir gerne auch Mick Schumacher in der DTM vorstellen"
- Veröffentlicht: 18.12.2024
- 20:41 Uhr
- Oliver Jensen
Timo Glock kehrt in die DTM zurück. Im ran-Interview spricht er über sein Comeback und die Zukunft von Mick Schumacher.
Timo Glock wird 2025 sein Comeback in der DTM (auch 2025 live auf ProSieben) geben.
Im Interview mit ran spricht er nicht nur über seine Beweggründe, sondern auch über die Zukunft von Mick Schumacher und die Kräfteverhältnisse in der Formel 1.
Das Interview führte Oliver Jensen
ran: Herr Glock, was hat Sie dazu bewogen, in die DTM zurückzukehren?
Timo Glock: Zunächst einmal der Kontakt mit Rainer Dörr (Teambesitzer von Dörr Motorsport, Anm.d.Red.). Ich war in der zurückliegenden Saison beim Finale in Hockenheim, dadurch kam der Kontakt wieder auf. Ich schrieb ihm zwei Tage später und fragte, ob er für das kommende Jahr etwas ändern möchte und dass ich weiterhin Interesse hätte. Dann sprachen wir das gemeinsam durch. Ich habe das Auto getestet, was für mich sehr wichtig war. Und dann waren wir uns relativ schnell einig. Ich hatte bereits im vergangenen Jahr Interesse an einer Rückkehr in die DTM, aber damals kam das nicht zustande
ran: Dörr Motorsport bzw. McLaren landete in der vergangenen DTM-Saison in der Markenwertung auf dem letzten Platz. Erwarten Sie für 2025 eine große Steigerung?
Glock: Man muss bedenken, dass das Team lediglich mit zwei Autos unterwegs gewesen ist. Zudem war es das erste Jahr für das Team. Daher konnte man sich noch nicht komplett auf die Performance konzentrieren, sondern hatte einige andere Themen zu bearbeiten. Als neues Team war es klar, dass man einen Schritt hinten dran war. Ich glaube dennoch, man hat das Potenzial gesehen, dass das Auto funktionieren kann. Aber uns ist klar, dass wir eine gewisse Umstrukturierung brauchen. Deshalb sind wir diese Schritte gegangen - einmal auf der technischen Seite, einmal auf der Fahrer-Seite.
ran: Was wird mit dem Team 2025 möglich sein?
Glock: Ich sage nicht, dass wir um die Siege mitfahren werden. Auch wenn das natürlich schön wäre, wenn das in dem einen oder anderen Rennen möglich wäre. Wir wollen vor allem den nächsten Schritt machen, konstant in die Punkte fahren und konstant in die Top-10 fahren.
Das Wichtigste in Kürze
ran: Wird das Ihre letzte aktive Saison im Motorsport sein oder planen Sie mehrere Jahre in der DTM?
Glock: Das hängt davon ab, wie viel Lust ich darauf haben werde und wie das Angebot sein wird. Ich habe das jedenfalls nicht nur auf ein Jahr ausgelegt. Wir werden definitiv zwei Jahre ins Auge fassen. Mein Ziel ist es, das Team so zu etablieren, dass es in der DTM erfolgreich ist. Was danach kommt, müssen wir abwarten.
ran: Die DTM-Saison 2025 startet am 26. April in Oschersleben. Wie sieht bis dahin der Fahrplan aus?
Glock: Wir werden versuchen, intensiv zu testen - wahrscheinlich im Februar. Das wird mit Sicherheit sehr intensiv werden. Und die körperliche Vorbereitung findet natürlich jetzt bereits statt.
ran: Sie haben in der offiziellen Mitteilung klargestellt, dass Sie mit 42 Jahren noch voll im Saft stehen und dass Fernando Alonso auch mit 43 Jahren noch in der Formel 1 aktiv ist. Inwiefern unterscheiden sich die Anforderungen in den beiden Rennserien voneinander?
Glock: Körperlich ist die Formel 1 natürlich ein ganz anderes Niveau. Die Querbeschleunigungen und die Fliehkräfte, die man in der Formel 1 hat und die sich auf den Nacken auswirken, sind um das Doppelte höher als das in einem GT3 oder DTM-Auto der Fall ist. Formel-1-Fahrer müssen in einer ganz anderen körperlichen Verfassung sein. Aber nichtsdestotrotz brauchst du auch in einem Tourenwagen eine gute körperliche Fitness, denn im Auto wird es sehr warm. Und am Ende ist die körperliche Fitness wichtig, um die Konzentration beizubehalten und keine Fehler zu machen.
ran: Nur ein theoretischer Gedanke: Würden Sie sich auch noch zutrauen, in der Formel 1 mitzufahren?
Glock: Ich glaube schon, dass es möglich wäre, dass ich auf einen gewissen Speed käme - aber mein Körper würde das nicht mehr mitmachen (lacht).
Mick Schumacher in die DTM?
ran: Es gab bereits einige Fahrer, die sich über die DTM noch einmal für die Formel 1 empfohlen haben - zum Beispiel Liam Lawson und Alexander Albon. Wie stark ist das Fahrerfeld in der DTM grundsätzlich einzuschätzen?
Glock: Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, dass das Niveau weiterhin extrem hoch ist. Dort fahren die absoluten Spezialisten, was den GT Sport angeht. Einige Fahrer haben natürlich auch viel mehr Erfahrung. Aber das hat für mich persönlich keine Relevanz. Für mich geht es darum, das Team weiterzubringen. Was das Ergebnis davon sein wird, werden wir sehen.
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ran: Können Sie sich vorstellen, dass die DTM auch für Mick Schumacher früher oder später eine Option sein könnte?
Glock: Ich würde mir das gerne vorstellen. Aber ich weiß, dass er noch ein Auge in Richtung Formel 1 hat. Er fokussiert sich jetzt voll auf seine Aufgabe bei Alpine in der WEC. Er ist wohl noch zu jung, um sich in ein GT3 Auto zu setzen. Aber vielleicht kann ich ihn ja mal zu einem Fahrzeugtausch überreden. (lacht)
Indycar als Option für Schumacher?
ran: Ist es also eher möglich, sich über die Langstreckenmeisterschaft für die Formel 1 zu empfehlen als über die DTM?
Glock: Der große Unterschied ist, dass Mick in der Langstreckenmeisterschaft für Alpine fahren kann, die auch ein Team in der Formel 1 haben. Daher ist der Draht zur Formel 1 etwas näher, sodass Alpine für ihn wahrscheinlich die bessere Variante ist.
ran: Ab 2026 wird es mit Cadillac ein elftes Team in der Formel 1 geben. Verbessert dass die Chance, dass wir Mick Schumacher noch einmal in der Formel 1 sehen werden?
Glock: Ja, das kann immer eine Möglichkeit sein. Ein neues Team braucht neue Fahrer mit einer gewissen Erfahrung. Natürlich gibt es auch Leute wie Daniel Ricciardo oder Valtteri Bottas, die viel Erfahrung mitbringen. Trotzdem kann das für Mick eine gute Chance sein, wenn er gute Leistungen in der WEC bringt. Die Möglichkeit ist da.
ran: Wäre es nicht vielleicht auch eine gute Option für Schumacher gewesen, in die USA zu gehen und dort Indycar zu fahren, um weiterhin in einem Formel-Auto unterwegs zu sein?
Glock: Ich bin ja selber einmal dort gefahren - damals hieß die Serie noch ChampCars. Für mich war das eine tolle Lernphase gewesen und hat riesigen Spaß gemacht. Ich würde ihm empfehlen, das einmal auszuprobieren, wenn er die Chance hat. Ich glaube auch, dass er seine Fühler für die Zukunft dorthin ausstreckt. Für mich war das eine absolut positive Erfahrung.
Glock schätzt F1-Saison 2025 ein
ran: Mit Oliver Goethe ist ein deutscher Fahrer in die Formel 2 aufgestiegen. Tim Tramnitz wird nach guten Ansätzen in seiner ersten Saison ein weiteres Jahr in der Formel 3 fahren. Sehen wir einen der beiden zukünftig in der Formel 1?
Glock: Ich hoffe, dass sie sich weiterhin gut entwickeln und noch einen Sprung machen können. Das wäre sehr schön für den deutschen Motorsport. Es wird davon abhängen, wie die Ergebnisse der beiden ausfallen. Ich hoffe, dass das in die richtige Richtung geht.
ran: Abschließend noch ein kurzer Ausblick in das Jahr 2025: Wie schätzen Sie in der kommenden Saison die Kräfteverhältnisse in der Formel 1 ein?
Glock: Ich glaube, dass es sich nächstes Jahr noch einmal zusammenschieben wird. Das war bereits zum Ende dieser Saison zu sehen. Ich glaube, das nächste Jahr könnte eines der spannendsten Jahre in der Formel 1 werden, sofern nicht ein Team den goldenen Weg findet und ein Über-Auto baut. Aber das geben meiner Einschätzung nach die Regularien ohnehin nicht her. Es ist schade, dass es 2026 neue Regeln geben wird, wodurch sich das Feld in der Formel 1 vermutlich wieder auseinanderziehen wird. Denn wir alle wollen eine ausgeglichene Formel 1 sehen.