Formel 1
Formel 1 in Las Vegas - Gewinner und Verlierer: Verstappen championesk, Hülkenberg monetär und Perez bodenlos
- Veröffentlicht: 24.11.2024
- 14:52 Uhr
- Andreas Reiners
Das drittletzte Saison-Rennen in Las Vegas ist Geschichte. Wir küren die Gewinner und Verlierer des Rennwochenendes.
Max Verstappen feiert und wird gefeiert. Beides vollkommen zurecht.
Auch wenn die Frage nach dem besten Fahrer der Geschichte unbeantwortet bleibt. Doch der Niederländer schreibt seine Erfolgsstory weiter, holt in Las Vegas seinen vierten Titel in der Formel 1 in Folge.
Das Rennwochenende in der Glücksspielmetropole hat aber noch mehr zu bieten als den dominierenden Verstappen. Wie zum Beispiel einen Nico Hülkenberg, der in seiner letzten Saison für Haas Gold wert ist.
Oder Sergio Perez, der für Red Bull wohl ebenfalls seine letzte Saison absolviert. Wenn auch aus anderen Gründen, die er in Vegas nochmals bestätigte.
Wir küren die Gewinner und Verlierer des Rennwochenendes.
Das Wichtigste in Kürze
Max Verstappen (Gewinner)
Der offensichtlichste Gewinner des Rennwochenendes, auch wenn er im GP am Ende nur Fünfter wurde. Doch der Niederländer ist vorzeitig Champion, zum vierten Mal in Folge. Wieder einmal zeigte er seine Klasse, tat genau das, was er tun musste, um in Lando Norris auch seinen letzten Verfolger in die Schranken zu weisen.
"Er hat in der Anfangsphase gezeigt, welcher Speed möglich war und hat sich dann besonnen, auf die Meisterschaft zu schauen. Er hat das Auto im wirklich großen Stil souverän nach Hause gebracht", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko.
Was hat Verstappen in dieser Saison ausgezeichnet? "Es waren einige Rennen, wo das Auto nicht das Schnellste war und er trotzdem gewonnen hat", so Marko: "Er hat immer wieder das Maximale herausgeholt. Er hatte keinen einzigen Unfall und hat es in der Phase, wo wir vom Speed her phasenweise nur die vierte Kraft waren, trotzdem so hingekriegt, dass wir den Vorsprung immer wieder stabilisieren konnten."
Externer Inhalt
George Russell (Gewinner)
Als Sieger logischerweise einer der Gewinner, auch wenn es für Mercedes um nichts mehr geht. Aber George Russell will nicht nur Rennen gewinnen, sondern auch intern Statements setzen.
Dass er die Saison vor seinem scheidenden Teamkollegen Lewis Hamilton, der in Las Vegas Zweiter wurde und Mercedes einen Doppelsieg bescherte, beendet, wäre so ein Statement. Aktuell hat er die Nase knapp vorne.
Russell kann ein gewonnenes Teamduell definitiv gebrauchen. 2025 ist er als Anführer neben Rookie Andrea Kimi Antonelli gefordert.
Wie wichtig dieser Sieg war, zeigte er nach dem Rennen, als er zur spontanen Feier lud und auf seinen Rückflug pfiff. "Ich hatte eigentlich einen Rückflug in ein paar Stunden, aber den nehme ich definitiv nicht. Wir werden mit dem ganzen Team feiern. Es war ein Traumwochenende, wie schnell wir waren", sagte er.
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Nico Hülkenberg (Gewinner)
Starkes Rennen des Deutschen, der im Haas Achter wurde. Womit er Punkte holte, die im Schlussspurt für das Team extrem wertvoll sein können. "Ich bin sehr happy. Achter ist das Beste, was möglich war", sagte Hülkenberg.
Denn in der Konstrukteurswertung konnte sich Haas mit 50 Zählern von den Racing Bulls (46 Punkte) absetzen und sich auch an Alpine (49) vorbeischieben. Damit ist Haas Sechster - eine beeindruckende Bilanz.
Die es nun in den verbleibenden Rennen zu verteidigen gilt. Hülkenberg will sich standesgemäß in Richtung Sauber verabschieden: "Das wird eine enge Kiste, aber man hat die letzten paar Wochen gesehen, dass wir ein gutes Paket haben, sowohl im Quali als auch im Rennen. Ich bin optimistisch und wir sind bereit für den Kampf."
Vor allem dank Hülkenberg.
Andretti (Gewinner)
Rund um das Rennwochenende in Las Vegas wurde auch bekannt, dass sich die Formel 1 einem Einstieg des US-Teams Andretti mehr und mehr öffnet. Der Plan: Ab 2026 soll Andretti als elfter Rennstall gemeinsam mit dem Hersteller General Motors (GM) an den Start gehen und den Namen der Konzernmarke Cadillac tragen.
Der Automobil-Weltverband FIA hatte schon 2023 grünes Licht gegeben, zunächst hatte sich aber die Formel 1 als kommerzieller Rechteinhaber gegen einen Einstieg ausgesprochen. Eine Posse drohte.
Nun scheint eine Lösung in Sicht. Was vor allem dem Wettbewerb zugute kommt. Andretti sowieso. Und am Ende auch der Formel 1.
Formel 1 (Gewinner)
Man kann sich trefflich darüber streiten, welches Rennen eine größere Promi-Dichte aufweist: Monaco oder Las Vegas. Man kann auch darüber diskutieren, welches der beiden Rennen wichtiger für den Kalender ist.
Die Macher der Königsklasse haben festgestellt: beide! Mit Monaco wurde zuletzt erst bis 2031 verlängert, in Las Vegas kann sich die Rennserie vorbildlich selbst feiern und hochleben lassen. Glitzer und Glamour par excellence.
Ob man das als Fan braucht, muss jeder selbst entscheiden. Für die Formel 1 war es eine gute Entscheidung, in Vegas zu fahren. Denn die Aufmerksamkeit ist so garantiert. Auch wenn Verstappen mal nicht den Titel holen sollte.
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Sergio Perez (Verlierer)
Es bleibt eine schwierige Saison für Perez. In Las Vegas musste er sich erst von homophoben Aussagen seines Vaters zu Ralf Schumacher distanzieren, dann ging auch auf der Strecke mal wieder wenig bis gar nichts.
Perez schied in Q1 aus und wurde im Rennen am Ende Zehnter, holte einen Trostpunkt. Es bleibt dabei: Gewinnt Red Bull die Konstrukteurs-WM nicht, liegt das zu einem Großteil an der Ausbeute des Mexikaners, der als WM-Achter nur 152 Punkte geholt hat. Verstappen steht bei 403.
Es wäre eine Überraschung, wenn Perez auch 2025 für Red Bull fahren würde.
Franco Colapinto (Verlierer)
In der Formel 1 geht es bisweilen sehr schnell. Beim letzten Mal noch der Held, kann der Absturz schon beim nächsten Rennwochenende folgen.
Bei Williams-Youngster Franco Colapinto sind es zwei Events, die Fragen aufwerfen. Zuletzt in Brasilien flog er während einer Safety-Car-Phase im strömenden Regen ab, im Qualifying in Las Vegas crashte er erneut.
"Er hat sich verschätzt. Das darf einem nicht passieren", sagte "Sky"-Experte Timo Glock: "Ich glaube, er kommt so langsam auf den Boden der Tatsachen zurück."
Zuvor war der Argentinier nach starken Leistungen bei Red Bull im Gespräch, galt sogar als möglicher Perez-Nachfolger. Nun erlebt er die Schwankungen eines Rookies. Wie es für ihn weitergeht, ist offen.
Lando Norris (Verlierer)
Der Brite wusste, dass seine Chancen nicht groß waren. Ein Konter blieb aber aus, Lando Norris und McLaren waren in Las Vegas insgesamt chancenlos, was das Podium angeht. Die Art und Weise, wie Norris das WM-Duell auch ganz offiziell verlor, ist ein bisschen sinnbildlich für diese Aufholjagd.
Denn McLaren blickt auf eine extrem starke Saison, auch Norris hat neue Qualitäten gezeigt. Doch am Ende stand man doch deutlich im Schatten des alten und neuen Champions.
Nun geht es für McLaren und Norris darum, den Konstrukteurstitel einzufahren. 24 und 53 Punkte Vorsprung hat man auf Ferrari und Red Bull. In der aktuellen Form wird es auch dort nicht reichen.
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Ferrari (Verlierer)
Der Haussegen hängt mal wieder schief, weil Carlos Sainz zwar die Ansage bekam, Charles Leclerc nach dem Boxenstopp nicht unter Druck zu setzen.
Doch der Spanier fährt schon länger für sich selbst, schließlich ist sein Cockpit schon Anfang des Jahres an Hamilton gegangen. Er zog an Leclerc vorbei. "So ist es doch schon seit vier Jahren. Wir sind beide wettbewerbsfähig, nah beieinander von der Pace, deswegen finden wir uns immer in diesen Kämpfen gegeneinander wieder", sagte Sainz.
Leclerc sah das etwas unentspannter und setzte nach dem Rennen noch im Auto zu einem regelrechten Rant an. "Ja, ja, ja. Ja, ich habe meinen Job gemacht, aber nett zu sein fickt mich einfach jedes Mal, jedes verfickte Mal! Es ist ja nicht mal nett zu sein, einfach nur respektvoll“, kotzte der Monegasse unter anderem in den Funk. Eine immer bedrückendere Atmosphäre, die Ferrari im Kampf um die Konstrukteurs-Krone so gar nicht gebrauchen kann.
Sauber (Verlierer)
Sauber hat noch einmal ein großes Update an den Start gebracht. Schließlich droht den Schweizern eine punktlose Saison, was die Bauchschmerzen bei Audi nur vergrößern dürfte.
Nach dem Las-Vegas-Wochenende dürfte die Pein schlimmer geworden sein. Zwar fuhr Guanyu Zhou auf Platz 13 (Valtteri Bottas wurde 18.).
Doch es sieht weiterhin nach einer Saison ohne Zählbares aus. Und auch danach, dass die Suche nach einer Lösung noch etwas länger dauert.