nach heftigem Streit beim ungarn-GP
Formel 1 - Max Verstappen und Red Bull: Wie lange geht das noch gut? - ein Kommentar
- Aktualisiert: 28.10.2024
- 11:27 Uhr
- Tobias Wiltschek
Nach dem ausufernden Streit beim Ungarn-GP wird eine Trennung zwischen Max Verstappen und Red Bull wahrscheinlicher. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann er Red Bull verlassen wird. Ein Kommentar.
Max Verstappen und Red Bull: Es war eine erfolgreiche Beziehung, sie brachte Siege und Titel in Serie hervor – für den Fahrer und den Rennstall.
Seit er 2015 in die Formel 1 kam, ließ ihn das Brause-Team wachsen und immer schneller werden. Im ersten Jahr noch beim Schwesterstall Toro Rosso, dann im großen Red-Bull-Team.
Dem ersten WM-Triumph 2021 folgten 2022 und 2023 zwei weitere Titel.
Warum bislang alles in der Vergangenheitsform geschrieben ist? Weil die glückliche Beziehung zwischen dem Niederländer und dem Formel-1-Team ebenfalls Geschichte ist.
Diesen Eindruck musste man jedenfalls als Beobachter des Ungarn-GP am vergangenen Wochenende gewinnen.
Ja, Verstappen kann verdammt wütend werden, wenn ihm was nicht passt. Dann schießt er schon mal übers Ziel hinaus, zumindest verbal. Seine Wut-Tirade während des Rennens auf dem Hungaroring erreichte aber eine neue Dimension.
Die verärgerten Sprüche, die er über Funk in Richtung des eigenen Teams schleuderte, können hier gar nicht alle wiedergegeben werden. Der Text würde nur noch aus Sternchen bestehen - so viele Kraftausdrücke und Schimpfwörter hatte der vollkommen frustrierte Weltmeister benutzt.
Das Wichtigste zur Formel 1 in Kürze
Um die vielen Vorwürfe auf einen Nenner zu bringen: Sein Team habe ihm erstens ein komplett schlechtes Auto auf die Strecke gestellt und ihn zweitens mit einer Strategie ausgestattet, die ihn dazu gezwungen habe, ins Risiko zu gehen.
Die Folge: ein übermotiviertes Manöver gegen Lewis Hamilton, das in einen Unfall mündete, und ein für ihn inakzeptabler fünfter Platz im Ziel - während Hamilton noch auf Rang drei fuhr und den letzten Podestplatz abstaubte.
Ärger beruht bei Red Bull auf Gegenseitigkeit
Doch die Wut und der Frust kannten bei Red Bull nicht nur aus einer Richtung. Auch Renningenieur Gianpiero Lambiase, stets der erste Adressat des verstapp'schen Ärgers, teilte gegen seinen Piloten aus. Als Verstappen Hamilton die Schuld am Unfall geben wollte, fuhr er ihm über den Mund. Er solle sich nicht "so kindisch" anstellen.
Man könnte nun argumentieren, dass sich die Tiraden in der buchstäblichen Hitze des Gefechts am Sonntag abspielten und sie daher nicht so ernst zu nehmen seien.
Wer die jüngsten Entwicklungen bei Red Bull in den letzten Wochen und Monaten verfolgt, muss aber zu dem Schluss kommen, dass dies – wenn überhaupt – nur ein kleiner Teil der Wahrheit ist.
Bekannt ist jedenfalls, dass Verstappen lange mit einem Bekenntnis zur gemeinsamen Zukunft mit Red Bull im kommenden Jahr gezögert hat. Erst als er vor dem Österreich-GP Ende Juni gleich mehrmals hintereinander auf das Thema angesprochen wurde, bestätigte er die Zusammenarbeit für 2025.
Einen besonders glücklichen Eindruck machte der 26-Jährige dabei aber nicht. Er wirkte jedenfalls nicht so, als ob er es noch bis 2028 mit Red Bull aushalten würde. So lange läuft der derzeit gültige Vertrag noch.
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Verstappens Skepsis hat nicht nur sportliche Gründe
Dass er mehr und mehr an einer langfristigen Zukunft mit den Roten Bullen zweifelt, hat nicht nur sportliche Gründe. Ja, zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit gibt es mit McLaren wieder ein Team, das Red Bull in die Schranken weisen kann.
Mehr aber als die sportliche Situation, machen dem Wahl-Monegassen derzeit die atmosphärischen Störungen im Team zu schaffen: der Wirbel um das angeblich unangemessene Verhalten von Teamchef Christian Horner gegenüber einer Mitarbeiterin, der Abschied des langjährigen Red-Bull-Superhirns Adrian Newey und nicht zuletzt auch der eskalierende Streit zwischen seinem Vater Jos und Horner.
Der wollte Verstappen senior bei einer Legenden-Parade in Spielberg nicht in einem Red-Bull-Auto sehen, nachdem genau das dem 52-Jährigen versprochen worden war. Sohn Max stellte sich in diesem Streit prompt hinter seinen Vater gegen Horner.
Und dann ist da ja noch das immer aggressivere Werben von Mercedes um Verstappen, das mit dem feststehenden Weggang von Hamilton zu Ferrari zur kommenden Saison nur noch heftiger geworden ist.
Nicht nur Motorsportchef Toto Wolff, auch Konzernchef Ola Källenius gibt sich mittlerweile kaum noch Mühe, entsprechende Ambitionen zu verbergen.
Unberechtigt sind ihre Hoffnungen sicherlich nicht. Nach den jüngsten Vorkommnissen muss die Frage nicht mehr lauten, ob Verstappen Red Bull verlässt, sondern nur noch, wann. Lange hält diese Beziehung nicht mehr.
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