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Motorsport

Formel 1: Michael Schumacher kein großes Talent? Ex-Teamchef räumt mit Mythos auf

Vor seiner Formel-1-Karriere war Michael Schumacher Teil eines legendären Mercedes-Juniorteams. Sein damaliger Teamchef Peter Sauber blickt zurück - und räumt mit einem Mythos auf.

Es gibt einen Mythos in der deutschen Motorsportszene, der sich seit Jahren hartnäckig hält. Nämlich den, dass aus dem legendären Mercedes-Juniortrio bestehend aus Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger nicht Schumacher, sondern Frentzen vom reinen Talent her der Schnellste gewesen sein soll.

Die Mär, Schumacher sei eigentlich gar kein von Natur aus begnadeter Rennfahrer gewesen, sondern habe sich seine Erfolge hart erarbeitet und durch seine eiserne Disziplin fahrerische Mankos weit überkompensiert, bezeichnet sein früherer Teamchef und Förderer Peter Sauber heute als "Quatsch".

In der Deutschen Formel-3-Meisterschaft 1989 gab es vier Fahrer, deren Leistungen hervorstachen: Karl Wendlinger wurde mit 164 Punkten Meister, Heinz-Harald Frentzen mit 163 Punkten Zweiter, und Michael Schumacher mit ebenfalls 163 Punkten Dritter.

Dazu kam noch Michael Bartels auf Platz 4, mit 150 Punkten, der genau wie Frentzen drei Rennen gewinnen konnte. Wendlinger und Schumacher feierten nur zwei Siege, lieferten dafür aber die insgesamt etwas konstanteren Ergebnisse ab.

Und weil Schumacher in jener Saison nur der drittklassierte der drei späteren Mercedes-Junioren war, entstand vor allem in Deutschland irgendwie die Legende, dass er vom reinen Talent her wahrscheinlich gar nicht so herausragend war, wie seine späteren Erfolge das suggerieren.

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Wie sich Peter Sauber an den jungen Schumacher erinnert

1990 kamen die drei Nachwuchstalente unter die Fittiche von Peter Sauber, dessen Sauber-Mercedes-Team (mit werksseitiger Unterstützung aus Stuttgart) in der Sportwagen-WM an den Start ging. Und auch dort war Schumacher am Ende der Meisterschaft nicht Champion, sondern "nur" Fünfter.

Aber die reinen Ergebnisse verzerren im Nachhinein die Realität: "Wenn ich sage, der ist bei uns im Sportwagen Kreise um alle anderen gefahren, wäre das vielleicht übertrieben. Aber er war superschnell", sagt Sauber im ersten Kapitel des neuen Buchs "Grand Prix Storys - Hinter den Kulissen der Formel 1" von Christian Nimmervoll.

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Besonders bei den 24 Stunden von Le Mans 1991, wo er gemeinsam mit Wendlinger und Fritz Kreutzpointner Fünfter wurde, sei Schumacher "eine Klasse für sich" gewesen, "und zwar in jeder Hinsicht. Er hat kaum Reifen verbraucht, die Bremsen geschont, sein Spritverbrauch war besser als der der anderen. Und das war mit dem Auto eine echte Herausforderung", erinnert sich Sauber.

Der Schweizer, heute 81 Jahre alt und im Ruhestand, erzählt in dem Buch auch, wie der Mythos, Schumacher sei eigentlich gar nie so schnell gewesen, vermutlich entstanden ist: "Das geht zurück auf eine Äußerung von mir Ende 1989, nach den ersten Tests für das Sportwagenprogramm in Paul Ricard."

"Mercedes hatte einfach die drei Erstplatzierten der Formel 3 als Junioren ausgewählt. Das war zufällig ein super Jahrgang. Wir hatten da einfach Glück. Wendlinger hatte die Meisterschaft gewonnen, und Schumacher und Frentzen waren punktgleich Zweiter, einen Punkt hinter Wendlinger. Frentzen war der Älteste von den Dreien, und er war bei dem Test sehr schnell."

"Schumacher war unwesentlich langsamer als er, aber sehr regelmäßig in seinen Rundenzeiten", sagt Sauber. "Frentzen war halt so, wie er immer war - ein Riesentalent, und dafür musste er nicht viel tun. Das war lange Zeit seine Einstellung. Und er hatte damit sogar recht. Aber ich glaube, wenn er mehr dafür getan hätte, wäre er noch schneller gewesen."

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Schumacher wollte im Hotel kein Einzelzimmer haben

Ein weiterer Eindruck, der bei Sauber aus der damaligen Zeit hängen geblieben ist: Schumacher war vor seiner Zeit als hochbezahlter Superstar in der Formel 1 eine sehr bescheidene Persönlichkeit. Obwohl er als Mercedes-Werksfahrer bereits ein ordentliches Gehalt bezahlt bekam, legte er in den frühen 1990er-Jahren in Saubers Team noch keinen großen Wert auf materiellen Komfort.

Michael Schumacher 1990 im Mercedes-Junior-Team des Schweizers Peter Sauber. Copyright Thomas Pakusch
Michael Schumacher 1990 im Mercedes-Junior-Team des Schweizers Peter Sauber. Copyright Thomas Pakusch© Pakusch

Sauber hatte seine drei neuen Junioren vor dem angesprochenen Test in Le Castellet in einem "wunderschönen, aber recht einfachen" Hotel untergebracht, und er hatte für jeden ein Einzelzimmer reserviert. Das war Schumacher aber gar nicht recht: "Michael kam zu mir und sagte: 'Herr Sauber, eigentlich können Sie mich mit dem Karl zusammen in ein Zimmer tun.'"

"Die kannten das aus der Formel 3 nicht anders. Soweit ich mich erinnere, wollte er lieber bei Wendlinger als bei Frentzen liegen. Zwischen den beiden gab es dann ja irgendwann mal Streitigkeiten wegen der Freundin, Corinna. Aber dass er ein Zimmer nur für sich bekommen sollte, das war ihm gar nicht recht. So geerdet war der Michael damals, als er zu uns kam."

Die Erinnerungen von Peter Sauber an die frühen Jahre von Michael Schumacher sind Bestandteil des ersten Kapitels im Buch Grand Prix Storys, das den Titel "Die Deutschen und die Waschmaschinen" trägt und bislang unbekannte Details rund um Schumachers Formel-1-Debüt in Spa 1991 rekonstruiert.

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