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Deutscher Motorsport

Ralf Schumacher kritisiert: "Der deutsche Motorsport hat sich selbst abgemeldet"

Ralf Schumacher befürchtet, dass sich der deutsche Motorsport in einer nachhaltigen Krise befindet, was potenziellen Nachwuchs für die Formel 1 betrifft, und kritisiert Sophia Flörsch als junge Rennfahrerin, die sich in ihrer Öffentlichkeitsarbeit womöglich besser darstellt, als sie wirklich ist.

Fuhren in der Saison 2022 mit Sebastian Vettel und Mick Schumacher noch zwei Deutsche in der Formel 1, so ist es 2023 mit Nico Hülkenberg nur noch einer. Und von hinten kommt kaum was nach: In der Formel 2 gibt es keinen einzigen deutschen Teilnehmer, und in der Formel 3 gehen Sophia Flörsch, Oliver Goethe und Tim Tramnitz an den Start.

Goethe, eigenen Angaben nach übrigens verwandt mit dem berühmten Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe, und Tramnitz sind seit 2023 Red-Bull-Junioren und verfügen damit über beste Voraussetzungen, die Karriereleiter noch höher zu klettern, sollten sie sich in der Formel 3 erfolgreich schlagen.

"Die zwei Fahrer, die jetzt noch kommen, sind gut. Aber es werden auf weite Sicht leider erstmal die Letzten sein", befürchtet Ralf Schumacher. Denn: Seiner Meinung nach hat man im deutschen Motorsportnachwuchs den Kardinalfehler gemacht, die Formel 3 auf nationaler Ebene de facto abzuschaffen.

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Schumacher: Es fehlt eine nationale Formel-3-Serie

Früher fuhr die Formel-3-Euroserie im Rahmen der DTM, und mit dem Formel-3-Cup gab es auch noch eine kostengünstigere Alternative abseits der DTM. Das ist jetzt anders. "Der deutsche Motorsport, speziell in puncto Formelsport, hat sich schon vor einigen Jahren selbst abgemeldet", kritisiert Schumacher.

"Mit dem Verkauf der Formel 3 im Rahmen der DTM war natürlich ein riesiges Tor auf einmal geschlossen und Deutschland in die Unwichtigkeit verschwunden", ergänzt er und bemängelt zudem: "Wir haben keine ordentlichen Kartbahnen mehr. Alle, die im Automobil- und Formelsport was werden wollen, müssen daher nach Italien."

Während sein eigener Sohn David vom Formelsport auf Tourenwagen umgesattelt hat und zuletzt 2023 DTM gefahren ist, sieht Schumacher mit Goethe und Tramnitz durchaus zwei junge Deutsche, die das Zeug haben, es vielleicht eines Tages in die Formel 1 zu schaffen. "Den zwei jungen Piloten muss man Zeit geben", sagt er.

"Mit Tim Tramnitz kenne ich einen davon sehr gut. Er ist bei mir im Kartteam und später in der Formel 4 gefahren. Tim ist jemand, der sicherlich Potenzial hat, aber auch immer eine Weile braucht, aber immer beachtlich und schnell war und auch Rennen gewonnen hat. Und Oliver Goethe hat im letzten Jahr stark angefangen, aber auch ein paar Rückschläge gehabt."

Zur Einordnung: Tramnitz war 2021 Vizemeister in der Deutschen und in der Italienischen Formel-4-Meisterschaft und 2023 Gesamtdritter in der Formula-Regional-EM, in der mit Formel-3-Autos gefahren wird. Dort musste er sich nur Andrea Antonelli geschlagen geben, einem von Mercedes geförderten Supertalent, und Martinius Stenshorne.

Goethe wiederum kann Platz 5 auf Formel-4-Ebene vorweisen und den Titel im Euroformula-Open 2022, eine Serie, die ebenfalls mit Formel-3-Autos gefahren wird. 2023 wechselte er in den Unterbau der Formel 1 und belegte in der Formel-3-Meisterschaft der FIA den achten Gesamtrang, mit immerhin einem Sieg und einem zweiten Platz.

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Schumacher: Flörsch einfach nicht gut genug

Ergebnisse, die Flörsch bisher in ihrer Karriere nicht geliefert hat. Die bald 23-jährige Münchnerin, berühmt geworden durch ihren Horrorcrash in Macau im Jahr 2018, war 2019 Gesamtsiebte in der Formula-Regional-EM, hat sonst aber noch nie ein einstelliges Ergebnis in einer internationalen Formelmeisterschaft erreicht.

Flörsch sei "sicherlich die beste Frau, die wir derzeit im deutschen Motorsport haben. Da bin ich mir ziemlich sicher", analysiert Schumacher. Sein Urteil über Flörschs Chancen, eines Tages Formel 1 zu fahren, wie sie das selbst als Karriereziel ausgibt, ist aber vernichtend. Seiner Einschätzung nach reicht ihr Talent nicht einmal "für den professionellen Formelsport".

Zumal Flörsch, übrigens offizielle Alpine-Juniorin, auch gar nicht die nötigen Superlizenzpunkte mitbringen würde, um in der Formel 1 zugelassen zu werden. Dafür sind 40 Punkte aus den vergangenen drei Jahren erforderlich. Flörsch hat aktuell null. Nicht einmal der Meistertitel in der Formel 3 2024 würde reichen, um die nötigen 40 Punkte zu erhalten.

Und dann gibt es noch Carrie Schreiner, mit 25 Jahren wahrscheinlich schon zu alt für eine Karriere in Richtung Formel 1, die 2023 in der F1-Academy für junge Frauen an den Start gegangen ist. Schreiner belegte unter 15 Teilnehmerinnen den elften Platz in der Gesamtwertung, mit einem Laufsieg in Zandvoort als bestes Einzelergebnis.

So gesehen sind Goethe und Tramnitz in den nächsten Jahren wohl Deutschlands heißeste Eisen, wieder einen Fahrer in die Formel 1 zu bekommen. Die Aufnahme ins Red-Bull-Juniorteam kann dafür nur positiv sein. Denn ohne Supportkader kann sich heutzutage kaum noch ein junger Rennfahrer die Topserien wie Formel 2 oder Formel 3 leisten.

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