Spiel um Olympia-Gold
Olympia 2024: Diese deutsche Mannschaft hält ihr Versprechen - ein Kommentar
- Aktualisiert: 10.08.2024
- 09:11 Uhr
- Andreas Reiners
Immer wieder sprachen die deutschen Handballer von dem nächsten Schritt, den man gehen wolle. Bei Olympia hält die Mannschaft auf beeindruckende Art und Weise Wort und weckt Hoffnungen auf eine noch größere Zukunft. Ein Kommentar.
Versprechen sind in der Regel verheißungsvoll.
Sie schüren die Hoffnung, dass etwas in Zukunft tatsächlich eintritt. Die Fallhöhe ist natürlich groß, wenn man den Worten keine Taten folgen lässt.
Die deutschen Handballer haben nach Platz fünf bei der WM 2023 und Rang vier bei der Heim-EM Anfang des Jahres viel geredet. Dass man auf einem guten Weg sei, dass man Geduld haben, aber bald auch die nächsten Schritte machen müsse.
Einlösen wollte man im Jahrzehnt des deutschen Handballs mit zahlreichen Events in eigenen Hallen das Versprechen dann spätestens 2027 bei der Heim-WM.
Das Wichtigste in Kürze
DHB-Team: Wort gehalten!
Es kommt oft vor, dass solche Ankündigungen verpuffen, doch das DHB-Team hält bei den Olympischen Spielen auf beeindruckende Art und Weise das Versprechen schon jetzt.
Das Team hat aus Fehlern bei der EM gelernt, hat Kraft gezogen aus dem unter dem Strich doch eher ernüchternden Ergebnis, und zeigt in Paris eine große Stärke durch mannschaftliche Geschlossenheit, kombiniert mit großer Spielfreude und spielerischem Esprit, neben der schon bekannten defensiven Klasse.
Fehlende Erfahrung? Fällt kaum auf, stattdessen wächst das Selbstvertrauen mit jedem Sieg. Das Gefüge hat den nächsten Schritt gemacht, und das mit einer zuvor vermissten Stabilität.
Das führt dazu, dass es jetzt auch endlich Siege gegen die großen Nationen gibt wie Spanien, Schweden oder Frankreich. Dass Durchhänger wie gegen Kroatien schnell abgehakt werden. Dass in den einzelnen Spielen immer wieder Lösungen und Antworten gefunden und Fehler minimiert werden.
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Alfred Gislason ein wichtiger Faktor
Ein wichtiger Faktor ist auch Bundestrainer Alfred Gislason, dessen Zukunft in diesem Jahr lange offen und erst durch die Olympia-Quali gesichert war. Er hat ein besonderes Verhältnis zu seiner Mannschaft, der oft knorrig wirkende Isländer beweist in Sachen Menschenführung oft ein bemerkenswertes Feingefühl.
So verriet er, dass er am Donnerstag vor dem Spanien-Spiel ein Gespräch mit Torhüter Andreas Wolff hatte, bei dem der Keeper dem Bundestrainer das Gefühl vermittelte, "dass er an sich zweifelte", und als er Gislason fragte, ob er gegen die Spanier anfangen solle oder nicht, war das für den Bundestrainer gar kein Thema, auch wenn die Auftritte zuvor nicht so gut waren wie sonst.
Wolff antwortete mit einer Weltklasse-Leistung gegen die Spanier.
DHB: Das jüngste Team bei Olympia
"Ich glaube, der Großteil der Leute in Deutschland weiß nicht, was wir in den letzten zwei Jahren gemacht haben und wie jung diese Mannschaft ist. Und was sie trotz dieser jungen Jahre jetzt schon geleistet hat, das ist sicherlich nicht selbstverständlich", sagte Gislason in Paris: "Man sieht die Leistung der Spieler, die knapp über 20 Jahre alt sind. Das ist bei kaum einer anderen Nation so".
Auf der Torhüter-Position steht Wolffs Nachfolger David Späth (22) schon in den Startlöchern, begeisterte in Paris mit starken Paraden. Johannes Golla ist 26, Knorr immer noch erst 24, Julian Köster ebenfalls, Entdeckung Marko Grgic 20, Shootingstar Renars Uscins 22. Dahinter warten Talente wie Justus Fischer (21) oder Nils Lichtlein (22).
Deutschland hat in Paris mit 26,5 Jahren den jüngsten Kader. Der durch den Erfolg, ob es am Sonntag im Finale (ab 13:30 Uhr im Liveticker) nun Silber oder Gold wird, noch weiter wachsen wird.
Das Team bleibt also ein Versprechen für die Zukunft. Ein sehr verheißungsvolles.