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NFL: Lenny Krieg wird Kicker bei den Atlanta Falcons - So sieht Ex-Kicker Dominik Eberle die Chancen des Deutschen
- Veröffentlicht: 28.03.2025
- 14:48 Uhr
- Max Bruns
Das deutsche Kicker-Talent Lenny Krieg schafft den Sprung in die NFL. Das freut nicht nur den 22-Jährigen, sondern auch Kumpel und Ex-NFL-Kicker Dominik Eberle.
Von Max Bruns
Für Lenny Krieg beginnt ein neues Kapitel. Die deutsche Kicker-Hoffnung hat den Sprung in die NFL geschafft und bei den Atlanta Falcons einen Dreijahresvertrag unterschrieben.
"Ich bin sehr stolz auf Lenny. Wir haben letztes Jahr noch zusammen auf dem Bolzplatz trainiert und die Bälle gekickt. Da habe ich das Talent schon erkannt, dass er nach Amerika gehen und da was reißen kann", sagt Dominik Eberle, der selbst von 2020 bis 2022 in der NFL Kicker war, bei ran.
Eberle kickte unter anderem für die Detroit Lions und die Houston Texans. Für seinen Kumpel Krieg freut es ihn besonders: "Er war der erste Kicker, mit dem ich in Deutschland zusammengearbeitet habe. Es freut mich zu sehen, dass er seinen Weg gegangen ist."
Krieg stand zuletzt für Stuttgart Surge auf dem Rasen in der European League of Football (ELF). Über das International Pathway Program (IPP) der NFL schaffte er nun den Sprung in die USA.
Vor allem lag das aber auch an seinen überragenden Auftritten beim Combine und dem Pro Day. "Was Lenny da gezeigt hat, muss man ernst nehmen", sagt Eberle über Kriegs makellose Leistungen beim Combine. Er ist sich sicher: "Wenn er daran anknüpft, traue ich ihm zu, in der NFL Fuß zu fassen."
Eberle sieht für Krieg "gute Chancen" bei den Falcons: "Der Typ ist für sein Alter schon so erfahren, hat die Stärke, das Selbstbewusstsein. Und da wird er alles dafür tun, den Starting-Job zu erhalten."
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Lenny Krieg: Younghoe Koo ist sein großer Konkurrent
Doch Eberle kennt das harte Business in der NFL. Um Kriegs Chancen einzuschätzen, muss man laut ihm die "Gesamt-Situation" rund um Atlantas Nummer-1-Kicker Younghoe Koo betrachten.
"Younghoe ist ein sehr erfahrener Kicker mit einem großen Vertrag. Ja, er hat sich in der vergangenen Saison schwergetan, aber als Veteran ein großes Standing in der Franchise." Zumal ist der 30-Jährige Publikumsliebling.
Koos Fünfjahresvertrag mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 4,85 Millionen US-Dollar läuft nach der Saison 2026 aus. In der abgelaufenen Spielzeit lag er lediglich bei 73,5 Prozent verwandelten Field Goals - der mit Abstand schwächste Wert seit der Rookie-Saison 2017 bei den Los Angeles Chargers.
Eine Chance für Krieg? "Als Veteran weiß Younghoe, dass er in so einer Situation Competition bekommt", sagt Eberle. Genau das haben die Falcons-Verantwortlichen durch die Verpflichtung Kriegs in Gang gesetzt.
Durch Krieg soll auf der Kicker-Position der Falcons ein Konkurrenzkampf stattfinden - dadurch soll Koo wissen, dass er nicht unangefochtener Starter ist.
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Eberle: Offseason "undankbar, aber auch eine Chance"
Was das für Krieg bedeutet, weiß Eberle aus eigener Erfahrung. "Das Wichtigste ist: 'Du kickst jetzt für ein NFL-Team.' Das bedeutet, du wirst jeden Tag bewertet, musst jede Chance nutzen, die es gibt."
Die Offseason ist für Kicker laut Eberle eine undankbare Zeit, weil man nur die "wenigen Kicks bekommt, die es gibt". Zugleich ist es für Krieg aber auch eine Chance. "Pre-Season-Spiele sind quasi offizielle Probe-Trainings für die 31 anderen Franchises. Wenn sich dort etwas ergibt, kannst du dich in den Fokus spielen. Du kannst dich jeden Tag neu beweisen."
Eberle wünscht seinem Kumpel "eine erfolgreiche Offseason und dass ich ihn hoffentlich bald auf einem NFL-Rasen sehe - ob bei den Falcons oder woanders".
Kontakt zwischen den beiden Kickern gab es bereits. Eberle hat dem jungen Falcons-Kicker seine Glückwünsche überbracht, aber auch gleich einen Kontakt zu seinem guten Kumpel Liam McCullough bereitgestellt, der Long Snapper in Atlanta ist. Beide kennen sich noch aus gemeinsamer Zeit bei den Raiders.
"Ich habe mit Lenny gesprochen und einen Witz zu Liam gemacht, der der erste Long Snapper in der NFL ist, der die Bälle zu drei deutschen Kickern geworfen haben wird", scherzte Eberle.
Eberle über Krieg: "Kontrolle liegt nicht in eigenen Händen"
Wie es in Kriegs Kopf nach der Falcons-Zusage aussieht, könne Eberle nicht beantworten. "Bei mir war es damals absehbar, ich hatte schon die Erwartung. Man muss auf jeden Fall Professionalität reinbekommen, jeden Tag das Beste geben, es wird jetzt ganz schnell real."
Doch im harten NFL-Business kann es auch ganz schnell in die andere Richtung gehen, das weiß auch Eberle. "Man muss sich bewusst sein, dass die Kontrolle nicht in den eigenen Händen liegt, auch wenn man gute Leistungen zeigt. Das Wichtige ist, positiv zu bleiben und alles mitzunehmen, was geht."
Der Dreijahresvertrag, der am Ende für Krieg in Atlanta herausgesprungen ist, überrascht Eberle nicht: "Meines Wissens ist das ein Standard-Vertrag für einen Rookie, der in die NFL kommt." Doch er sieht es positiv: "Der Vorteil ist das garantierte Gehalt. Die Falcons haben viel Geld investiert, das sie nicht verschwenden möchten. Es ist ein Zeichen dafür, dass sie in die Qualitäten von Lenny Vertrauen haben."
Dass es in Krieg den nächsten Spieler aus der ELF in die NFL geschafft hat, freut Eberle gewaltig. "Es zeigt, dass egal wo man ist, die NFL überall ihre Augen hat und gute Leistungen belohnt werden. Die NFL baut auf Spieler in Europa und anderen Ländern außerhalb der USA."