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Super Bowl: Kansas City Chiefs erleben ein Desaster - dieser Kader braucht eine Runderneuerung
- Aktualisiert: 11.02.2025
- 16:47 Uhr
- Rainer Nachtwey
Bei der Super-Bowl-Pleite gegen die Eagles werden die Schwachstellen im Chiefs-Kader deutlich. Vor der neuen Saison muss sich einiges tun.
Von Rainer Nachtwey
Hätte der Super Bowl LIX acht Minuten eher geendet, hätte der Spielstand das Kräfteverhältnis eher widergespiegelt. 6:40 lagen zu jenem Zeitpunkt überforderte Kansas City Chiefs gegen die Philadelphia Eagles im Hintertreffen.
Egal, was der in dem Moment noch amtierende NFL-Champion mit seinen Offensivbemühungen versuchte, die Eagles hatten die passende Antwort. Auf der anderen defensiven Seite zermürbten Phillys andauernde Angriffswellen die Abwehr.
"Sie haben besser gecoacht – das beginnt bei mir – und sie haben besser gespielt", brachte es Head Coach Andy Reid kurz und knapp auf den Punkt und nahm die Verantwortung auf sich. Er war allerdings nicht der einzige. Auch Quarterback-Superstar Patrick Mahomes meinte: "Ich nehme alle Schuld auf mich. Ich habe nicht auf meinem üblichen Level gespielt."
Das Mahomes dies nicht tat, lag allerdings auch an seinen Bodyguards, der Offensive Line. 16-mal hatten Philadelphias Pass Rusher solch einen Druck auf Mahomes ausgeübt, dass sie in der Statistik als Quarterback Pressure eingingen, acht davon bereits Mitte des zweiten Viertels.
Das Wichtigste in Kürze
Am Ende standen sechs Sacks zu Buche. So oft war Mahomes noch nie in seinen acht Jahren NFL in einem Spiel zu Boden gebracht worden. Aus dem Sack resultierte ein Fumble, aus dem immensen Druck zwei Interceptions.
Ähnliche Jagdszenen hatte Mahomes zuletzt im Super Bowl 2020 gegen Tom Bradys Tampa Bay Buccaneers über sich ergehen lassen müssen. Damals waren es am Ende nur zwei Sacks, das Endergebnis von 9:31 aber ähnlich deutlich.
Mahomes nach Pleite hoch motiviert
"Jedes Mal, wenn du den Super Bowl verlierst, ist das das schlimmste Gefühl der Welt. Diese beiden Niederlagen werden mich bis ans Ende meiner Karriere motivieren", führte Mahomes aus. Motivation sollte auch Kansas Citys Front Office aus der Philly-Demütigung ziehen, so wie einst nach dem Bucs-Debakel.
Damals hatte die Offensive Line dem Druck von Tampas Front Seven nicht standgehalten. Verletzungen hatten zu Positionswechseln in der O-Line geführt, Guards wie Andrew Wylie übernahmen Tackle-Positionen und Ersatzleute mussten starten.
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Ähnlich diesmal. Joe Thuney, einer der Besten der Liga auf seiner Position als Left Guard, wechselte Ende der Regular Season auf Tackle, deckte Mahomes‘ Blind Side ab.
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O-Line der Chiefs als große Schwachstelle
Die Versuche mit dem letztjährigen Rookie Wanya Morris und dem diesjährigen Kingsley Suamataia scheiterten. Auch die Verpflichtung von Routinier D.J. Humphries brachte keine Stabilität.
Thuneys Position übernahm Backup Mike Caliendo und entwickelte sich dadurch zur Schwachstelle, die die Eagles-Pass-Rusher zu nutzen wussten. Für die anstehende Offseason dürfte die Offensive Line im Fokus von General Manager Brett Veach stehen.
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Erstes Problem: für die Free Agency, die mit dem neuen NFL-Jahr am 12. März beginnt, stehen ihm nur 15,7 Millionen Dollar Cap Space zur Verfügung.
Diverse Verträge laufen aus
Zweites Problem: die Verträge von wichtigen Stützen im Team wie Linebacker Nick Bolton, Safety Justin Reid und Guard Trey Smith laufen aus. Smith wird bereits mit mehreren Klubs auf der Suche nach Interior Offensive Lineman in Verbindung gebracht.
Reid und Bolton zu halten, erscheint schwer möglich. Die Devise dürfte höchstens heißen: Reid oder Bolton. Auch die Verpflichtung eines größeren Namens scheint aktuell vom Tisch.
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Die Umstrukturierung größerer Verträge wie der von Chris Jones oder Jawaan Taylor könnte für etwas mehr Spielraum sorgen, wichtigste Zugangsquelle ist aber der Draft. Mit vier Picks in den Top 100 - 31, 63, 66, 95 - sind die Chiefs nicht schlecht aufgestellt.
Und mit dem Langzeitverletzten Rashee Rice erhält Mahomes auf der Wide-Receiver-Position einen wichtigen Faktor zurück, auch wenn mit DeAndre Hopkins, Marquise Brown und Juju Smith-Schuster der Aderlass quantitativ enorm ist. Die 81 Catches für 914 Yards und 8 Touchdowns des Trios dürfte Rice aber nach seiner Genesung problemlos auffangen.
Kader muss überholt werden
Mit Rice – und der Trainer-Quarterback-Kombo Mahomes/Reid – gehören die Chiefs auch für die in gut 200 Tagen beginnende Spielzeit 2025 wieder zu den Favoriten.
Allerdings kaschierten die 15 Saisonsiege und die Serie von 17 Siegen bei Spielen mit nur einem Score Unterschied saisonübergreifend die Probleme der Chiefs. Eine Niederlage, wenn auch nicht unbedingt so deutlich und krachend ausgerechnet jetzt im Super Bowl, hatte sich angebahnt.
Eine Überholung des Chiefs-Kader – abseits der Fixpunkte wie Mahomes, Defensive Tackle Chris Jones, oder Thuney – steht in den nächsten Jahren an.
Damit die Fans der Chiefs nicht wieder acht Minuten vor Ende der Partie ihr Team so hoffnungslos zurückliegen sehen müssen.