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NBA-Kolumne: Das ist der größte Unterschied zwischen den Timberwolves und Mavericks
- Aktualisiert: 17.10.2024
- 22:13 Uhr
- Ole Frerks
Die Minnesota Timberwolves galten als Favoriten in den Western Conference Finals, kämpfen nun aber schon in Spiel 4 gegen das vorzeitige Ausscheiden. Das liegt vor allem daran, dass in dieser Serie bisher nur ein Star-Duo abliefern kann. Was haben die Dallas Mavericks mit Anthony Edwards und Karl-Anthony Towns gemacht?
eine Kolumne von Ole Frerks
Für ein paar Minuten in Game 3 schien alles zu passen. Anthony Edwards traf zwei Layups und bereitete einen Dreier von Jaden McDaniels vor, dann ließ er einen dieser Dunks folgen, die mittlerweile sein Markenzeichen sind, ein Kodak-Moment für Daniel Gafford.
Zwei Jumper und ein Assist auf Naz Reid folgten, am Ende dieser Sequenz führten die Wolves mit 79:77.
Zehn Punkte und zwei Assists verzeichnete "Ant" in diesem 15:3-Run Minnesotas, war in jeder Szene entscheidend beteiligt. Es waren Superstar-Minuten, die Art von Übernahme, die von Edwards mittlerweile erwartet wird. Die auch normal sein sollte, wenn der Diskurs über ihn aus den vergangenen Wochen schon wirklich die Realität reflektiert hätte.
Edwards wurde als nächstes Gesicht der Liga ausgerufen. Teilweise sogar als nächster Michael Jordan. Als einer dieser Superstars, die überall hinkommen, die ihren Willen gegen jeden Widerstand durchsetzen können und die gegen jede Art von Defense jede richtige Entscheidung treffen. Dass all das ein bisschen zu früh kam, wird nun jedoch ziemlich deutlich.
Das Wichtigste in Kürze
Anthony Edwards: 22 bleibt 22
Game 3 war ein Schritt nach vorne – trotzdem sprechen Edwards‘ Zahlen gegen die Mavs eine klare Sprache: 22 Punkte, 8,3 Rebounds und acht Assists klingen nicht schlecht, die Quoten jedoch sind mies (38,6% aus dem Feld, 33,3% Dreier), und das Offensiv-Rating (110,6) ist es erst recht.
Stand jetzt sieht es so aus, als hätte Edwards in der Mavs-Defense seinen Meister gefunden. Er kann die Spiele nicht nach Belieben übernehmen und dominieren. Was eigentlich vermutlich niemanden verwundern sollte. 22-Jährige sind in der Regel keine Meister-Manipulatoren, die jede Defense problemlos entschlüsseln können.
Es gibt Ausnahmen dieser Regel – eine davon spielt für Dallas und war schon mit 18 ein besserer Decision-Maker, als es die meisten Basketballer je werden können. Aber es gibt nicht so viele. Edwards ist in dieser Disziplin viel besser als noch vor wenigen Monaten.
Er lernt, ist ein willigerer Passer als in seinen ersten Jahren, sucht und findet häufiger Balance. Gegen die unorganisierten Suns bekam er alles, was er wollte. Gegen die Nuggets und deren fehlenden Ringschutz machte seine Dynamik zumindest zu Beginn der Serie den Unterschied.
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Alles ist kompliziert
Die Mavs jedoch haben ihn aus seiner Komfortzone gebracht, beziehungsweise sie haben diese zugemacht. Von Anfang an erklärten sie die Zone zum Sperrgebiet, machten seine Wege zu, schickten Hilfe und zogen sich gegen seine Drives zusammen, mal früh und mal spät, unvorhersehbar genug, um ihn zum Nachdenken zu bringen.
Er hat dadurch weitestgehend die Leichtigkeit verloren. Diese Szene aus Spiel 3 veranschaulicht es recht gut: Der Schwierigkeitsgrad ist enorm. Eine freie Startbahn in Richtung Korb wird durch zwei Helper spät verstopft, zu einem Zeitpunkt, wo Edwards eigentlich entschieden hat, was er tun will.
Er muss umdisponieren, schafft es in diesem Fall auch, aber auch dieser Pass ist schwer (und der Wurf contested). Es gibt nichts Leichtes in dieser Serie für die Wolves. Was vielleicht der größte Unterschied zwischen beiden Teams ist.
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Der Unterschied ist etwas größer
13 Punkte trennen die Mavs und die Wolves nach drei Spielen. Nur vier Punkte waren es nach Game 2 , das Luka Doncic mit seinem Game-Winner über Rudy Gobert entschied.
Es ist also ziemlich eng zwischen beiden Teams – es fühlt sich jedoch nicht immer so an. Aus einem einfachen Grund: Die Mavs wissen unter Druck nahezu immer, was sie zu tun haben. Sie haben ihre Mechanismen, um einfache Abschlüsse zu bekommen, etwa die unzähligen Lob-Anspiele auf die abrollenden Bigs (Dallas steht bei 45 erfolgreichen Alley-Oops in den Playoffs; OKC auf Platz 2 hatte 9!!!) oder freie Eckendreier aus dem hohen Pick&Roll heraus.
Minnesota schaffte es bisher, entweder das eine oder das andere zu verteidigen, zu selten jedoch beides. Und wenn die Mavs keine soliden Abschlüsse finden, treffen sie eben "unsolide" Abschlüsse – Luka und Kyrie Irving sind zwei der besten Shotmaker der NBA-Geschichte. Beide stehen unter massivem Druck einer elitären Defense, wirken jedoch fast immer kontrolliert und finden zumeist die richtige Entscheidung. Sie lassen sich kaum jemals aus der Ruhe bringen.
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Minnesota hat die Leichtigkeit verloren
Bei den Wolves ist das anders. Es gibt nicht diese klare Struktur in der Offense. Es gibt Anpassungen – Edwards startet beispielsweise mittlerweile mehr Possessions abseits des Balles, um nach einem Off-Ball-Screen mit Anlauf den Ball zu bekommen und attackieren zu können, aber es gibt weniger funktionierende Go-to-Plays, wenig Verlässliches.
Wie schon in der Serie zuvor hat es Dallas geschafft, das Drive-and-Kick-Game des Gegners einzuschränken und die Zone abzuriegeln. Es wird viel ausgeholfen, um Edwards den Weg zuzusperren, es wird in der Regel aber auch wieder gut zurückrotiert.
Und es wird eben von den "richtigen" Spielern ausgeholfen, wobei sowohl McDaniels als auch Reid dies schon mit heißen Shooting-Games bereits bestraft haben.
Dallas wird damit leben können, solange Edwards als Scorer keinen konstanten Rhythmus findet, und solange sein Co-Star sogar noch viel größere Probleme hat. Karl-Anthony Towns kommt in der Serie bisher auf 15 Punkte, 27,8% aus dem Feld und 13,6% von der Dreierlinie. Und das, nachdem er über die ersten beiden Serien so viel dafür getan hatte, seinen Ruf als mieser Playoff-Spieler abzulegen.
Karl-Anthony Towns schwächelt massiv
Es sollte nicht unter den Tisch fallen oder vergessen werden, wie gut Towns gegen Phoenix und Denver spielte. Leider kann er bisher nicht daran anknüpfen. Dass der Wurf nicht fällt, ist die eine (bittere) Sache – auch elitäre Shooter haben mal kalte Phasen. Die meisten Dreier, die Towns in der Serie genommen hat, waren eigentlich ordentliche Würfe.
Problematischer ist der Rest. Towns ist als Post-Player kein Faktor, obwohl er gegen viele seiner Verteidiger Größenvorteile hätte. Seine Drives sind bisweilen katastrophal – immer wieder will "KAT" mit dem Kopf durch die Wand und landet bei Dereck Lively oder Daniel Gafford. Er hat über die Serie bisher 6/13 Layups getroffen, wurde schon siebenmal geblockt.
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Er ist bisher der drittbeste Wolves-Big in dieser Serie. Wobei dieses Trio, das gegen Denver noch so wertvoll aussah, gegen Dallas generell seine Probleme hat.
Gobert verteidigt gewohnt gut (ja, trotz der Luka-Aktion; in Goberts Minuten beträgt das Defensiv-Rating sehr gute 110,6), wird vorn aber weitestgehend ignoriert. Reid ist nach "Ant" der beste Wolves-Scorer (17,3 PPG), hat defensiv aber weitaus mehr Aussetzer als gegen die Nuggets.
Es ist kompliziert, weil die Mavs ein schwieriges Matchup für die Wolves sind und Minnesota trotzdem in jedem Spiel Siegchancen hatte. Sie konnten die Siege bloß nicht nach Hause bringen.
Das holte sie auch in Spiel 3 wieder ein – nachdem Kyle Anderson auf 104:102 stellte, blieb Minnesota fünf Minuten ohne Field Goal und kassierte einen 14:1-Run. Woran auch Edwards trotz seiner bis dahin guten Leistung beteiligt war.
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Anthony Edwards: Alles Teil der Lernkurve?
Es ist vermutlich Teil seiner Lernkurve – und in Ordnung. Die allermeisten Spieler gehen nicht bei ihrem ersten tiefen Playoff-Run direkt bis ans Ende durch, schon gar nicht als die klare Nr. 1 ihres Teams. Auch Doncic, ein damals deutlich besserer Spieler als der heutige "Ant", beendete seine vierte Saison (er wurde während der Playoffs 23) 2022 in den Conference Finals.
Die Playoffs sind ein Stück weit dazu da, der NBA-Welt neue Gesichter zu präsentieren, neuen Superstars eine größere Bühne zu bieten – gerade in diesem Jahr, wo die alte Superstar-Garde (auch dank "Ant") schon nach einer Runde kollektiv im Urlaub weilte. Edwards hat diese Bühne genutzt, die Phantasie angeregt, teilweise sicherlich in etwas übertriebenem Maße.
Ab einem gewissen Punkt geht es in der Postseason aber auch darum, aufzuzeigen, wo Spieler eben noch Defizite haben. Edwards hat diesen Punkt nun offenbar erreicht, was keine Schande ist. Es ist eher normal. Der nächste Schritt ist der, bei dem es sowohl für ihn als auch für Minnesota als Team so richtig interessant wird.