s04-Kapitän Terodde äußert sich
Schalke 04 am Abgrund: Krisensitzung lässt Fans in der Kälte warten - Spielabsage gegen St.Pauli droht
- Aktualisiert: 29.02.2024
- 09:42 Uhr
- Mike Stiefelhagen
Der FC Schalke 04 ist nur wenige Punkte vom Abstiegsplatz in Richtung 3.Liga entfernt. Die Krisenserie gipfelt in einem ewigen Austausch, der die Fans draußen warten ließ. Der Verein gibt kommunikativ ein schlechtes Bild ab - und jetzt droht auch noch eine Spielabsage.
Vor zehn Jahren verlor der FC Schalke 04 1:6 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid. Ein Traumtor von Klaas-Jan Huntelaar war gegen die Doppelpacks von Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Karim Benzema zu wenig.
Zehn Jahre später verliert der S04 auswärts 0:3 gegen den 1. FC Magdeburg. Den Endstand, der bereits zur Halbzeit an der Anzeigetafel zu sehen war, besorgten Silas Gnaka, Mohammed El Hankouri und Tatsuya Ito.
Was viele Schalker in 2014 für einen schlechten Scherz gehalten hätten, ist bittere Realität. Vier Punkte trennen die Königsblauen vom direkten Abstieg in die 3.Liga. Die Königsklasse ist für die Königsblauen weiter entfernt als ein Ligaspiel gegen die Zweite Mannschaft von Borussia Dortmund.
"Ich hoffe, es knallt in der Woche ordentlich," schnaubte Schalkes Paul Seguin bei "Sky" nach dem Magdeburg-Fiasko.
Und Tatsache: Es knallte am Montag auf Schalke, nur leider auf Kosten der Fans.
2. Bundesliga
Schalke 04 lässt Fans in der Kälte stehen
Am Montag um 14:30 hätte das einzige öffentliche Training der Schalker vor dem Kracher gegen den FC St. Pauli stattfinden sollen. Für 14:00 war die Mannschaftssitzung angesetzt. Zu knapp gedacht, angesichts der bedrohlichen Situation und des reichlich vorhandenen Klärungsbedarfs.
Während draußen bei eisigen Temperaturen die treuen und loyalen Anhänger, die selbst zu dieser dunklen Stunde den Verein unterstützen, planlos auf den Trainingsstart warteten, ging es hinter verschlossenen Türen zur Sache.
Erst sollen Sport-Boss Marc Wilmots und Trainer Karel Geraerts gesprochen haben, anschließend verließen sie den Raum und haben die Mannschaft allein gelassen, damit diese sich ohne Rücksicht auf Verluste die Meinung geigen konnte.
Die vorbereiteten Trainingsübungen wurden wieder abgebaut, etliche Fans verließen sauer das Gelände, auf Social Media herrschte Ratlosigkeit. Wahrscheinlich hatte jeder Verständnis für eine ausführliche Krisensitzung, doch keine für die ausbleibende Ansage, wann und ob das Training stattfinden kann. Die Vereinskommunikation ließ die Fans im Dunkeln.
Und auch wenn die gefrusteten Anhänger es mittlerweile gewöhnt sein dürften, im Stich gelassen zu werden, ist dieser Umgang ein weiteres Versäumnis von Schalke.
Es zeugt von mangelnder Wertschätzung den eigenen Fans gegenüber, die dieser Tage viel aushalten müssen und sicherlich bei Social Media auch hier und da über die Stränge schlagen. Was auch mit der Zukunftsangst zu begründen ist.
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FC Schalke 04 angeblich mit Plan B
110 Minuten nach dem angedachten Trainingsstart betraten die Spieler endlich den Platz. Aber gegen 16:20 waren nur noch wenige Fans da. Sie versorgten sich mit Tee, um die Umstände zu überdauern. Die Spieler gaben zum Trost Autogramme, alternativ gab es abseits des Geländes nur eine Laufeinheit.
Die abspeisende fünf Zeilen umfassende Erklärung von S04 auf "X" verschlimmerte eher die Stimmung im Fankreis, wie die Kommentare darunter zeigen:
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Wie die "Bild" behauptet, habe Schalke einen Plan B, sollte die Talfahrt unter Geraerts weiter gehen. Ein weiterer Trainerwechsel scheint nicht ausgeschlossen. Auch der "kicker" und die "WAZ" berichten, dass Teile der Kabine ihre Überzeugung in Geraerts verlieren.
Geraerts selbst zeigt sich kämpferisch und gilt auch in der allgemeinen Fan-Szene nicht als Grund allen Übels: "Ich werde nicht aufgeben. Das ist das einfachste im Leben und im Fußball. Das werde ich nicht tun."
Schalke-Kapitän Terodde erzählt von der Krisensitzung
Das Training am Dienstag fing um 10:30 Uhr pünktlich an. Als Entschädigung wurde es - entgegen der ersten Planung - öffentlich abgehalten.
Kapitän Simon Terodde, der ungern Interviews gibt und in schlechten Zeiten eher versucht auf dem Platz zu antworten, erzählte ungewohnt offen vom Krisenmeeting.
"Jeder hat gesehen, was in den letzten Wochen passiert ist. Da waren Auftritte dabei, die so nicht in Ordnung waren. Die Aussprache war wichtig und notwendig. Wir haben die Verantwortlichen gestern darum gebeten, die Sitzung zu verlängern. Der Klassenerhalt mit Schalke ist höher zu bewerten als ein Aufstieg. Das ist eine brutale Situation, was in den vergangenen Monaten abgelaufen ist. Das hat sich jeder anders vorgestellt. Jeder hat seine Chance auf dem Platz bekommen, aber nicht genutzt. Jeder Spieler muss sich hinterfragen, ich mich auch. Ich kann für mich persönlich sprechen: Es geht weiter. Überfordert fühle ich mich nicht. Wenn ich auch noch einknicke, wird es gefährlich."
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Am Freitag empfangen die Schalker mit Tabellenführer St. Pauli wahrlich keinen Aufbaugegner. Doch bereits vor dem Spiel gibt es die nächste Hürde für die Fans: der öffentliche Nahverkehr streikt am Donnerstag und Freitag komplett. Vom Bahnhof zur Veltins Arena sind es ganze sieben Kilometer. Auch für die Gäste-Fans aus Hamburg wird das zum Problem.
Eine mögliche Absage des Spiels macht sogar die Runde. Aber auf Anfrage der "WAZ" antworteten die St.Pauli-Vereinssprecher, dass die Frist für eine Spielabsage eigentlich abgelaufen sei. Ein Fanmarsch zum Stadion müsste von der Polizei eskortiert werden, da sich beide Fanlager nicht unbedingt mögen.
Süffisant könnte man jedoch auch behaupten, dass die Schalker einen Streik mittlerweile gewöhnt sein müssten ...