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Bayer Leverkusen - Droht eine große Gefahr? ranFussball-Experte Lars Stindl im exklusiven Interview
- Aktualisiert: 23.08.2024
- 09:41 Uhr
- Julian Huter
Die Fußball-Bundesliga startet in ihre 61. Spielzeit. ran hat sich mit Ex-Gladbach-Star und ranFussball-Experte Lars Stindl unterhalten - über das Titelrennen, seine Gladbacher und zwei neue Star-Trainer.
Das Interview führte Julian Huter
Am Freitag startet das deutsche Oberhaus wie gewohnt mit dem Auftaktspiel des amtierenden Deutschen Meisters in die neue Saison. Erstmals wird Bayer Leverkusen als Titelverteidiger in die Spielzeit gehen. Die Werkself im ersten Saisonspiel auf den rheinischen Rivalen Borussia Mönchengladbach.
Es verspricht eine spannende Saison im deutschen Oberhaus zu werden. In den Kadern und auf den Trainerbänken der Topklubs hat sich einiges getan, mit St. Pauli und Holstein Kiel könnten zwei freche Aufsteiger die etablierten Teams ärgern.
Mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund haben zwei Meisterschaftsanwärter neue, kaum erfahrene Trainer; Bayer Leverkusen muss sich nach der Fabel-Saison unter Xabi Alonso beweisen und Borussia Mönchengladbach will wieder oben angreifen - ranFussball-Experte Lars Stindl hat seine Einschätzungen abgegeben:
ran: Herr Stindl, bei Ihrem Ex-Verein Gladbach hat die Formkurve in den vergangenen Jahren eher nach unten gezeigt. Was muss passieren, damit Gladbach wieder weiter oben angreifen kann?
Lars Stindl: In Gladbach hatte man eine sehr besondere Zeit – sogar eine ganze Dekade - in der man oft am Europapokal teilgenommen hat und häufiger positive Schlagzeilen geschrieben hat. Dass danach eine Phase folgt, in der man das nicht immer bestätigen kann, ist nicht ungewöhnlich – gerade mit den begrenzten Mitteln, die Gladbach zur Verfügung hat. Es war dem Verein jetzt wichtig, genau zu analysieren, was im Kader fehlt. Vergangene Saison haben sie auf mehr Geschwindigkeit gesetzt, das ist nicht ganz aufgegangen. Jetzt haben sie ein bisschen was an der Hierarchie verändert. Im Hinblick auf Spielerpersönlichkeiten haben sie den ein oder anderen guten Transfer getätigt, der der Mannschaft insgesamt guttut. Um wieder nach Europa zu kommen, muss viel zusammenpassen. Da will ich gar nicht so großen Druck auf die Jungs machen. Aber mit dem Ziel einstelliger Tabellenplatz fahren sie glaub ich ganz gut und die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht.
ran: Mit Chris Kramer wird eine Gladbacher Legende beim Spiel gegen Leverkusen (Fr. ab 19:50 Uhr live in SAT.1 und in der ran App) verabschiedet. Was ist Ihnen bei seinem emotionalen Abschiedsvideo durch den Kopf gegangen?
Stindl: Das Abschiedsvideo hat mich berührt, und wenn er einen dann auch noch persönlich erwähnt, ist das schon eine schöne Sache. Chris ist echt ein feiner Typ, ein cooler Mitspieler und Kollege und dann auch ein guter Freund geworden. Die gemeinsame Zeit und die Erlebnisse bei Borussia verbinden uns natürlich. Das war immer besonders für uns.
ran: Kann Leverkusen in der kommenden Bundesliga-Spielzeit annähernd an die grandiose Meisterschafts-Saison anknüpfen?
Stindl: Wenn du mit dieser Dominanz Meister wirst, hast du die Ambition, diesen Titel zu verteidigen. Das wird ganz klar die Zielsetzung von Xabi Alonso sein. Sie haben es vergangene Saison gezeigt, wie sehr sie von sich überzeugt sind und sie wissen, dass sie es dieses Jahr auch schaffen können. Aber natürlich ist die öffentliche Aufmerksamkeit und die Herangehensweise der Gegner nochmal eine andere in diesem Jahr. Die Dreifachbelastung mit der Champions League statt der Europa League ist eine andere. Da wird weniger rotiert und du kannst es dir nicht erlauben, Federn zu lassen, sondern musst immer am Anschlag spielen. Der große Vorteil in Leverkusen ist der unglaublich ausgewogene Kader, den Alonso perfekt einschätzen kann.
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ran: Einen neuen, jungen Trainer gibt es in Dortmund mit Nuri Sahin. Wie schätzen Sie ihn und den BVB in der kommenden Saison ein?
Stindl: Ich kenne Nuri ganz gut und freue mich sehr für ihn. Wir haben häufig gegeneinander gespielt und hatten das Glück, unseren ersten Trainerschein vor zwei Jahren beim DFB zusammen zu machen. Man merkt bei ihm sofort, dass er dieses Trainer-Gen hat. Sein Auftreten, seine Ansprüche und seine allgemeine Kommunikationsfähigkeit – das ist schon herausragend. Diese Kombination hat Dortmund glaube ich dazu bewegt, ihn zum Cheftrainer zu machen. Deshalb bin ich sehr gespannt auf den BVB. Nuri ist ein sehr spannender Trainer, der gerade in seiner Anfangszeit in der Türkei bewiesen hat, dass er Großes leisten kann. Als Dortmunder Junge ist er sicher heiß darauf, dort mal wieder etwas Besonderes zu schaffen. Auch das traue ich ihm zu.
ran: Sie kennen auch Max Eberl noch gut aus Gladbacher Zeiten. Inzwischen ist er beim FC Bayern und geht in seine erste volle Saison. Werden wir kommende Saison die Rache der Münchner erleben?
Stindl: Die Bayern lechzen natürlich nach Titeln und sie werden wirklich alles dafür tun, dieses Jahr wieder die Meisterschaft nach München zu holen, mit dem großen Ziel in der Champions League, dem Finale dahoam. Max hat da eine nicht ganz einfache Aufgabe übernommen. Aber er ist ein herausragender Manager und Mensch, der perfekt dorthin passt, der solche Aufgaben mag und meistern kann. Deshalb bin ich zuversichtlich, was die Zukunft der Bayern angeht. Ich bin sehr gespannt auf den neuen FC Bayern, weil auch Vincent Kompany auf mich total spannend wirkt.
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ran: Was macht Kompany für sie so spannend?
Stindl: Die Erfahrungen, die er unter Pep Guardiola gemacht hat und jetzt nach München mitbringt. Bei Burnley hatte er schon seine eigene Art, Fußball spielen zu lassen. Die Aufgabe jetzt erinnert so ein bisschen an die Situation mit Mikel Arteta, als er bei Arsenal angefangen hat. Ich glaube, in München wünscht sich das jeder.
ran: Der FC Bayern würde wohl gern noch den einen oder anderen Spieler abgeben. Zuletzt betraf das Leon Goretzka, der offenbar kaum noch eine Rolle spielen wird, aber dennoch gerne bleiben würde. Ist diese Situation für einen Spieler nicht extrem belastend?
Stindl: Das ist eine ganz normale Situation im Profi-Fußball, dass man sich dem Konkurrenzkampf stellen muss. Es gibt Momente, da bist du vorne dran, aber es gibt auch immer wieder Situationen, die nicht so einfach sind. Aber das sind alles Wettkampftypen, gute Spieler mit besonderen Qualitäten, sonst würden sie nicht bei Bayern München spielen. Es geht für diese Spieler jetzt darum, diese Qualitäten gewinnbringend einzubringen. Wenn sich jeder in die bestmögliche Position bringt, dann profitiert davon auch das große Ganze. Intern ist das nie so ein großes Thema, da geht es jede Woche darum, sich gegen seinen Konkurrenten durchzusetzen und am Spieltag auf dem Platz zu stehen.