Bundesliga
FC Bayern: Alphonso Davies und die Sorge vor dem nächsten "Piranha-Szenario"
- Aktualisiert: 02.04.2024
- 14:47 Uhr
- Carolin Blüchel
Der Vertragspoker zwischen dem FC Bayern und Alphonso Davies spitzt sich zu. Sollte der Spieler das Ultimatum verstreichen lassen, hat der Rekordmeister nur noch eine Wahl. Auch wenn es wehtut.
Von Carolin Blüchel
Es ist an der Zeit, die alte Piranha-Anekdote aus der Mottenkiste zu holen. Als sich der Transferpoker um David Alaba im Herbst 2020 immer mehr zuspitzte, beschimpfte FCB-Ehrenpräsident Uli Hoeneß Berater-Guru Pini Zahavi als eben jenen raffgierigen, fleischfressenden Raubfisch.
Der FC Bayern wollte damals mit Abwehrboss David Alaba verlängern. Da die Gehaltsvorstellungen meilenweit auseinanderlagen, verließ das Eigengewächs die Säbener Straße am Ende in Richtung Real Madrid ablösefrei. Und das bei einem Marktwert von 55 Millionen Euro. Ein finanzielles Desaster, das sich nach Möglichkeit nicht wiederholen soll.
Genau hier knüpft die Causa Alphonso Davies an. Auch mit dem Kanadier möchte der FC Bayern die Zusammenarbeit fortsetzen. Auch er fordert mehr Geld. Auch hier droht der ablösefreie Abgang zu den Königlichen.
Um dem Piranha-Szenario einen Riegel vorzuschieben, zieht der FC Bayern in persona von Sportvorstand Max Eberl die Daumenschrauben an. Die Bayern unterbreiteten Davies einen unterschriftsreifen Vertag bis 2029. "Ein sehr konkretes, wertschätzendes Angebot", so Eberl.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge mit einem Jahressalär von 14 Millionen Euro brutto. Das entspricht einer Gehaltserhöhung von fünf Millionen – es ist das letzte Wort. Verbunden mit dem Angebot zudem auch ein Ultimatum. Davies soll sich binnen zwei Wochen entscheiden.
Das Wichtigste in Kürze
Davies-Berater will Ultimatum ignorieren
Das wiederum brachte Berater Nick Huoseh auf die Palme. "Es ist ein sehr wichtiger Vertrag in Alphonsos Karriere. Und wir sollen die Entscheidung treffen, ohne zu wissen, wer der Trainer in der nächsten Saison sein wird oder wie die Mannschaft aussieht", schimpfte der Agent bei "Bild".
Das Ultimatum sei unfair und werde nicht eingehalten. "Wir werden am Ende der Saison entscheiden, wie es weitergeht, wenn mehr Klarheit herrscht."
Aus sportlicher Sicht durchaus verständlich, doch es scheint mehr im Argen zu liegen. Glaubt man Huoseh, hatte eine Einigung im vergangenen Jahr mit der damaligen Vereinsführung Kahn/Salihamidzic schon unmittelbar bevorgestanden, ehe die Bosse abgesägt wurden.
“Wir haben dann sieben Monate lang nichts gehört. Obwohl ich in dieser Zeit versucht habe, selbst Kontakt mit dem Verein aufzunehmen“, klagt der Berater. "Es ist nicht fair, dass Alphonso jetzt angegriffen wird." Der Wahrheitsgehalt dieser Anschuldigung ist nicht überprüfbar.
Fest steht aber, dass die Gehaltsvorstellungen beider Parteien der eigentliche Knackpunkt sind. Medienberichten zufolge liegt Davies‘ Forderung bei satten 20 Millionen Euro pro Jahr. Damit würde der 23-Jährige zu den Topverdienern beim Rekordmeister aufsteigen. Ein Schritt, zu dem die Bayern ganz offensichtlich nicht bereit sind.
Externer Inhalt
FC Bayern gerät bei Davies in Zugzwang
An der Säbener Straße hat man kein Verständnis für die öffentlichen Schimpftiraden des Davies-Beraters. "Dass man irgendwann im Leben mal 'Ja' oder 'Nein' sagen muss, das ist so", stellte Eberl bei "Sky" klar.
Das Verhältnis zu Davies sei "völlig normal". Die Bayern stünden auch nicht unter Druck. Aber: "Ich kann nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag warten und sagen, dass die Entscheidung irgendwann vom Himmel fällt. Entscheidungen müssen kommen, von allen Seiten. Irgendein Stein muss fallen."
FC Bayern München: Nagelsmann-Comeback? Max Eberl sucht den FCB-Trainer
Eberl konstatiert, der Verein sei "immer noch der starke Part". Doch ist das wirklich so?
Wenn sich das Alaba-Szenario eines ablösefreien Abschieds nicht wiederholen soll, müsste Davies im Sommer entweder verkauft werden oder eben jetzt verlängern.
Bayern gerät demensprechend in Zugzwang. Zwar ist Real Madrid schon länger an einer Verpflichtung des Linksverteidigers interessiert. Die Schmerzgrenze der Königlichen liegt laut Transferexperte Josep Pedrerol mit 20 bis 25 Millionen Euro aber deutlich unter den 50 bis 60 Millionen, die sich der FC Bayern vorstellt.
Der Rekordmeister steht vor einer Entscheidung: Davies deutlich unter Wert verkaufen oder wider Willen dessen Gehalt doch noch einmal ordentlich aufstocken, sprich ihn zum Topverdiener machen.
Bayern rechnen wohl mit Davies-Abschied
Option eins dürfte finanziell sinnvoller sein. Denn ein Blick auf die Leistung der vergangenen Jahre offenbart: Seit seinem Durchbruchsjahr 2019/20 stagniert Davies. Zuweilen fehlt es an Dynamik.
In der aktuellen Saison sind seine Leistungen allenfalls durchschnittlich, ein Unterschiedsspieler wie zu Beginn ist er kaum mehr. Zuletzt hatte der 23-Jährige, wenn auch verletzungsbedingt, seinen Stammplatz an Raphael Guerreiro verloren.
Apropos Verletzung. Für einen noch jungen Spieler trifft es den Kanadier recht häufig. In jeder Saison fehlte er bis dato bis zu elf Spieltage aufgrund von Krankheit oder Blessuren.
Die "tz" berichtet, dass das Bauchgefühl der Bosse in München auf Trennung hindeutet. Weshalb sie sich längst mit Alternativen beschäftigen.
Laut "Sky" sollen die Bayern bereits Kontakt zum FC Chelsea wegen Ian Maatsen aufgenommen haben. Der 22-jährige Niederländer ist derzeit an den BVB ausgeliehen und würde rund 40 Millionen Euro Ablöse kosten. Den Außenverteidiger können die Bayern am Samstagabend im Topspiel gegen Dortmund aus nächster Nähe scouten.
Im Übrigen wäre auch eine interne Lösung denkbar. Mit Eigengewächs Frans Krätzig – derzeit leihweise bei Austria Wien – kehrt im Sommer ein talentierter Linksverteidiger zurück. In der österreichischen Hauptstadt ist der 21-Jährige seit seinem Winterwechsel absolut gesetzt.
Angesichts dessen ist es durchaus vorstellbar, dass die Bayern ihr Angebot an Davies tatsächlich zurückziehen, sollte dieser die Zwei-Wochen-Frist verstreichen lassen.
Dann wäre es das Lukrativste, den 23-Jährigen sogar zum Dumping-Preis abzugeben.