Bundesliga
FC Bayern – Mögliche Nachfolger bei Kimmich-Abgang: Wurde der neue Mittelfeld-Chef schon verpflichtet?
- Aktualisiert: 28.02.2025
- 16:12 Uhr
- Justin Kraft
Der FC Bayern München steht vor einer großen Herausforderung: Wer ersetzt Joshua Kimmich, sollte dieser bald in anderen Farben auflaufen?
Der Aufsichtsrat des FC Bayern München hat keine Lust mehr. Am Donnerstag machte die Meldung verschiedener Medien die Runde, dass man das Vertragsangebot an Joshua Kimmich zurückgezogen habe.
Grund sei, dass man eine Entscheidung des Mittelfeldspielers erwarte. Und so ist die letzte Chance auf eine Verlängerung, dass der 30-Jährige in den kommenden Tagen auf den FCB zugeht und sich für eine Zukunft in München entscheidet.
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Wie realistisch dieses Szenario ist, lässt sich nur schwer vorhersagen. Klar ist aber, dass die Bayern ihre Zukunft planen wollen und müssen. Wenn Kimmich den Verein verlassen sollte, reißt das eine Baustelle auf. Doch wie können die Münchner diese schließen?
Das Wichtigste in Kürze
FC Bayern: Interne Lösungen, falls Joshua Kimmich geht
Das größte Problem für die sportliche Leitung ist, dass der Aufsichtsrat nicht viel Geld freigeben wird. Beim Rekordmeister steht ein Sparkurs auf dem Programm. Da der Vertrag von Kimmich im Sommer ausläuft, wird es auch keine Ablösesumme geben, mit der man einen etwaigen Neuzugang gegenfinanzieren könnte. Bedeutet: Kommt ein neuer Spieler für diese Position, fehlt Geld für die anderen Kaderbaustellen.
Grundsätzlich befindet sich der FC Bayern aber in der Luxussituation, dass er einen Umbruch im Mittelfeld wagen und mit vorhandenem Personal gestalten könnte. Aleksandar Pavlovic ist hier ein großer Glücksfall für die Münchner. Der 20-Jährige hat zunächst unter Thomas Tuchel und jetzt unter Vincent Kompany bewiesen, dass er ein herausragender Spielgestalter werden kann.
Pavlovic bringt alles mit, um in Zukunft eine prägende Rolle im Bayern-Mittelfeld zu spielen. Das Problem ist lediglich, dass ihm die Erfahrung abgeht und er im Moment enorm davon profitiert, mit Kimmich jemanden an seiner Seite zu haben, der ihm Halt gibt und der ihn im Spielaufbau entlastet. Genau das können die restlichen Mittelfeldspieler des FC Bayern nämlich nicht. Sie sind andere Spielertypen.
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Tom Bischof als neuer Kimmich?
Am ehesten entspricht noch Tom Bischof diesem idealen Pavlovic-Partner. Auf dem Papier ergänzen sich beide sehr gut. Pavlovic als tiefer Spielgestalter, der seine Position hält und großen Einfluss auf den Spielaufbau hat. Bischof wiederum als Sechser mit Freiheiten nach vorn, der sich stets in die Offensive einmischt und deutlich weiträumiger agiert.
Beide haben die technischen und strategischen Fähigkeiten, um es auf dem höchsten Niveau zu schaffen. Aber wie viel Geduld bringen der FC Bayern und sein Umfeld im Lernprozess mit? Wie viele Fehler sind erlaubt und wie schnell würden die Verantwortlichen in den Fokus der Kritik rücken, wenn es nicht läuft?
FC Bayern: Umstellung auf ein 4-3-3?
Möglich wäre deshalb, dass Kompany sein System leicht anpasst. Nach dem Vorbild des früheren Real Madrid könnte er hinter zwei spielstarken Achtern einen Abräumer installieren. Mit João Palhinha hätte er hier bereits den optimalen Spieler in seinem Kader.
Auf den Achterpositionen davor hätte der Belgier dann eine große Auswahl. Neben Pavlovic und Bischof zählen dazu auch Jamal Musiala, Leon Goretzka und Konrad Laimer. Allerdings müsste man sich Gedanken machen, ob es dann einen Backup für Palhinha bräuchte.
Dennoch hätte das 4-3-3 den Vorteil, dass die Bayern den Wegfall von Kimmich mit drei statt zwei zentralen Mittelfeldspielern auffangen könnten. Ein Nachteil wäre, dass es die natürliche Zehnerposition für Musiala in diesem System nicht gibt. Taktisch könnte man das durch ein Einrücken vom Flügel oder einer offensiven Achterrolle aber durchaus auffangen.
FC Bayern München: Gibt es eine Lösung vom Campus?
Eine besonders sparsame Lösung für den FC Bayern könnte auch der Campus werden. Gerade im zentralen Mittelfeld gibt es das eine oder andere vielversprechende Talent. Allen voran ist hier Javier Fernandez zu nennen. Der Spanier hat alles, um ein Achter auf sehr hohem Niveau zu werden.
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Allerdings ist er auch erst 18 Jahre jung und fiel zuletzt mehrfach verletzt aus. Sein Weg nach oben dürfte sich damit weiter verzögert haben. Auch bei Jonathan Asp Jensen, der noch etwas offensiver in der Grundausrichtung ist, könnte eine Leihe zu einem anderen Klub eher Thema werden als ein Kaderplatz.
Insofern hat der Campus keine Sofortlösung parat. Perspektivisch aber könnte sich hier die eine oder andere Möglichkeit ergeben.
Übergangslösung wäre eine Möglichkeit für den FC Bayern
Vor diesem Hintergrund könnte es Sinn ergeben, sich auf dem Transfermarkt mit einer Übergangslösung zu befassen, also jemanden zu holen, der eher am Ende seiner Karriere steht und noch ein, zwei gute Jahre im Tank hat, um den jungen Spielern den Weg zu ebnen.
Ilkay Gündogan könnte theoretisch so jemand sein und würde fußballerisch gut ins System passen. Sein Vertrag bei Manchester City läuft am Ende der Saison aus. Allerdings scheint der 34-Jährige sein einstiges Niveau nicht mehr zu haben. Was die Frage aufwerfen würde, ob ein solcher Deal, sollte er überhaupt möglich sein, Sinn ergibt.
Ersatz für Joshua Kimmich: Eine "kleine(re)" Lösung
Vielleicht dann doch lieber eine echte Investition in die Zukunft? Ex-Münchner Angelo Stiller vom VfB Stuttgart wäre sicher keine große Lösung, aber eine mit Hand und Fuß. Vermutlich auch eine, die den Geldbeutel nicht zu sehr belasten würde.
Als Spielertyp ist er Kimmich sogar sehr ähnlich. Beide kommen weniger über athletische Fähigkeiten und mehr über ihre sehr hohe Spielintelligenz. Sie sind nicht sehr schnell auf den Beinen, dafür aber im Kopf und können sich so immer wieder Vorteile auf dem Feld verschaffen.
Beim FC Bayern wurde Stiller einst aussortiert, weil Hansi Flick eine Vorliebe für schnelle Spieler hatte und der heutige Stuttgarter nochmal etwas langsamer war und ist als Kimmich. Im sehr ballbesitzlastigen Kompany-Fußball wäre das ein kleineres Handicap.
Eine erfahrenere Lösung, mit der die Münchner in der Vergangenheit in Verbindung gebracht wurden, ist Hakan Calhanoglu. Der türkische Nationalspieler hat bei Inter eine steile Entwicklungskurve genommen, ist spielstark und kennt sich in der Bundesliga bestens aus. Mit 31 Jahren, einem Vertrag bis 2027 und einem geschätzten Marktwert von 40 Millionen Euro könnte das Gesamtpaket aber vor allem wirtschaftlich ein Problem werden.
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Denn bei aller Spekulation über Namen: Im Moment gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Bayern bereit wären, viel Geld auszugeben. Gerüchte wie bei Bruno Guimaraes (Newcastle United), dessen Ausstiegsklausel wohl bei 100 Millionen Euro liegt, erscheinen deshalb unrealistisch.
Gibt es eine große Lösung für die Bayern?
Eine offensichtlich große Lösung gibt es zudem nicht. Martin Zubimendi von Real Sociedad wäre sicherlich ein Kandidat, der ebenfalls gut in das Raster passt. Aber ob der 26-Jährige als eine große Lösung wahrgenommen werden würde, ist fraglich. Was nicht bedeutet, dass der spielstarke Mittelfeldmann keine clevere Lösung wäre.
Das unterstreicht aber auch, dass es nicht zwingend einen ganz großen Namen braucht, um Kimmich zu ersetzen. Viele Topspieler sitzen bei ihren Clubs derzeit fest im Sattel. Jemand wie Frenkie de Jong, der unter Umständen vielleicht zu haben wäre, wenn man den Medienberichten der Vergangenheit glaubt, würde sehr viel Geld binden.
Gerade weil man in der Offensive und wohl auch in der Abwehr Justierungsbedarf sieht und der Aufsichtsrat sich tendenziell gegen große Ausgaben stellen wird, wäre es unklug, das ganze Budget für einen Kimmich-Ersatz aufzubrauchen. Da ergeben die internen oder die kleineren Transferlösungen wohl mehr Sinn.
So oder so wird aber deutlich, dass ein Kimmich-Abgang mit einem großen Risiko verbunden wäre. Kein Wunder also, dass Eberl bis zuletzt auf eine Verlängerung des 30-Jährigen hofft.