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ein teures Missverständnis?

FC Bayern München: Joao Palhinha nur noch die Nummer 4 im Mittelfeld! Ist das Missverständnis zu groß?

  • Aktualisiert: 09.03.2025
  • 11:50 Uhr
  • Justin Kraft

Joao Palhinha kommt beim FC Bayern München nicht in die Spur. Die Chronik eines großen Missverständnis.

Von Justin Kraft

Wenige Zentimeter im Spiel gegen Leverkusen, ein Bruchteil einer Sekunde gegen Bochum – das sind die Maßeinheiten, die letztendlich dafür sorgen, dass Joao Palhinha auf eine weitere Horrorwoche beim FC Bayern München zurückblickt.

Am Mittwoch wurde der Portugiese in der Schlussphase gegen die Werkself eingewechselt und hatte nach einem spektakulären Hackentrick von Jamal Musiala die große Chance auf das 4:0. Es wäre ein Ergebnis gewesen, das auch die letzten minimalen Zweifel am Weiterkommen des FCB beseitigt hätte. Das für noch mehr Entspannung gesorgt hätte.

Doch Palhinha setzte seinen Abschluss an die Latte. In den sozialen Netzwerken kassierte er dafür von zahlreichen Bayern-Fans unverhältnismäßig heftige Kritik. Er habe Musiala eines Traumassists beraubt, schrieben beispielsweise einige User. Wenige Tage bekam er gegen Bochum die Chance, seiner Geschichte in München wieder einen positiveren Spin zu geben.

Schon nach 42 Minuten war sein Arbeitstag aber beendet. Eigentlich wollte der Sechser nur einen Pass spielen, doch er hatte das Pech, dass er beim Durchschwingen des Beins mit offener Sohle seinen Gegenspieler sehr weit über dem Knöchel traf. Ein harter, aber vertretbarer Platzverweis.

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Palhinha ging nicht nur als erstes duschen, er verließ die Arena anschließend auch spürbar angefressen als erstes und ohne Kommentar, bat lediglich alle darum, das zu respektieren. Die Bewertung und Einordnung überließ er anderen.

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Joao Palhinha: Ein weiterer Tiefpunkt

"Die Rote Karte hat jetzt unserem Spielverlauf nicht geholfen", erklärte Thomas Müller anschließend, betonte aber auch, dass die Spielanlage da gewesen wäre, um ein deutlich besseres Ergebnis einzufahren. Die Karte an sich fand er streitbar: "Es ist ja nicht so, dass der Bochumer den Ball hat und Joao ihn quasi mit offener Sohle attackiert, sondern es geht ja dann ineinander und Joao berührt auch den Ball vorher. Natürlich kann man über das Trefferbild diskutieren."

Und dieses sei für den Schiedsrichter letztlich "so maßgebend" gewesen, "dass es Rot war", berichtete Max Eberl von einem Gespräch mit Schiedsrichter Christian Dingert. Zusammenfassen könnte man die Situation auch wie folgt: Es passt im Moment einfach nicht für Palhinha.

Das betrifft nicht nur die zwei Szenen gegen Leverkusen und Bochum, sondern auch das große Ganze. Schon sein Start beim FC Bayern war kompliziert. Eigentlich sollte der ehemalige Profi des FC Fulham bereits im Sommer 2023 kommen, damals als absoluter Wunschspieler von Thomas Tuchel. Als Holding Six, die den im Vergleich zu heute deutlich defensiveren Stil stabilisieren sollte. Der Deal scheiterte aber knapp am Deadline Day.

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FC Bayern: Palhinha ist kein Wunschspieler des Trainers

Dass Palhinha nach dem Ende von Tuchel ein Jahr später dennoch geholt wurde, überraschte durchaus. Eigentlich kann es dafür nur eine Begründung geben: Die Bayern wussten selbst nicht, wohin die Reise fußballerisch konkret gehen soll. Mit Ralf Rangnick, Julian Nagelsmann, Xabi Alonso oder Roberto De Zerbi gab es auch sehr unterschiedliche Kandidaten für die Trainerposition.

Erst am 29. Mai gab der Rekordmeister dann die Verpflichtung von Vincent Kompany bekannt. Knapp sechs Wochen später wurde der Transfer von Palhinha öffentlich gemacht. Eine Zeitspanne, die nahelegt, dass der Belgier nicht allzu viel Mitspracherecht hatte.

Womöglich wurde er gefragt, ob er etwas mit dem Portugiesen anfangen könne. Womöglich wurde er gefragt, ob er ihn trotz offensichtlicher Probleme irgendwie integrieren kann. Denn es ist kaum davon auszugehen, dass der Transfer erst in den sechs Wochen ausverhandelt und beschlossen wurde, die zwischen der Kompany-Verkündung und der Palhinha-Verkündung lagen.

Alle Beteiligten müssen damals geahnt haben, dass es nicht einfach wird, ihn einzubinden. Kompanys Idee von Fußball ist komplett anders als alles, was Palhinha bisher in seiner Karriere gespielt hat. Das beginnt beim hohen mannorientierten Pressing und geht weiter beim intensiven Ballbesitzspiel, das den Gegner in die eigene Hälfte drücken soll.

Selbst Leon Goretzka zieht an Joao Palhinha vorbei

Vor diesem Hintergrund überraschte es kaum, dass der 29-Jährige hinter Aleksandar Pavlovic und Joshua Kimmich keine Rolle spielte. Erst als sich Pavlovic verletzte, bekam er seine Chance – und konnte diese nur bedingt nutzen. Beim 1:4 in Barcelona wirkte er überfordert, in den Spielen danach kassierten die Bayern auch dank seiner Zweikampfstärke keine Gegentore. Dafür stotterte aber der Motor im Angriff gehörig.

Gerade als Palhinha aber einen Fuß in die Tür zu setzen schien, verletzte er sich selbst – und gab so Leon Goretzka unfreiwillig die Chance, sich zu beweisen. Zum Pech des 51 Millionen Euro teuren Neuzugangs zeigte der eigentlich schon abgeschriebene Goretzka starke Leistungen und spielte sich wieder im Dunstkreis der ersten Elf fest.

So sehr, dass Palhinha nach seiner Rückkehr nur noch Mittelfeldspieler Nummer vier zu sein scheint. So sehr, dass es vielleicht sogar eine Debatte darüber geben wird, ob es nicht sinnvoller wäre, das Missverständnis im Sommer zu beenden, statt mit Goretzka den Spieler zu verkaufen, der unter Kompany wieder aufzublühen scheint.

Im Spielaufbau hat Palhinha keine Funktion für den FC Bayern. Seine laut Datenportal "FBref" im Schnitt 78,9 Ballkontakte pro 90 Minuten sind deutlich weniger als die von Goretzka (92,6), Pavlovic (106) oder Kimmich (122,8). Auch bei den Pässen ins Angriffsdrittel hat er mit nur sechs pro 90 Minuten weniger als Goretzka (8,1), Pavlovic (11) und Kimmich (13,1).

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Beendet der FC Bayern das Missverständnis im Sommer?

Auch viele weitere Daten unterstreichen, dass er im Passspiel klare Defizite hat. Wohingegen seine Fähigkeiten gegen den Ball kaum richtig eingebunden werden können. Denn Kompanys mannorientiertes Pressing steht im Widerspruch zu der Art und Weise, wie Palhinha bei Fulham oder in der portugiesischen Nationalmannschaft verteidigt oder verteidigt hat. Dort darf er als freies Element vor der Abwehrkette aufräumen und seine gute Antizipation sowie seine starken Grätschen einbringen.

In München taucht er mittlerweile deutlich häufiger in der gegnerischen Hälfte auf, weil er seinen Gegenspieler verfolgen muss. Ihn von dieser Aufgabe zu entbinden, würde bedeuten, dass die Bayern das Risiko eines freien Gegenspielers eingehen, der wiederum das komplette Angriffspressing aushebeln kann.

Noch sind ein paar Wochen Zeit für Palhinha. Zeit, doch noch irgendwie seinen Platz im Bayern-Team zu finden. Als klassischer Manndecker von Schlüsselspielern des Gegners vielleicht. Vieles aber deutet darauf hin, dass Palhinha zur falschen Zeit zum FC Bayern gewechselt ist.

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Bochum führt Bayern vor: Kompany spricht Klartext

Dass er einer dieser Spieler ist, die trotz und nicht wegen des Trainers geholt wurden. Im kommenden Sommer, so berichteten es mehrere Medien zuletzt übereinstimmend, wollen die Münchner bei Florian Wirtz ernst machen. Um einen Transfer weit jenseits der 100-Millionen-Euro-Grenze zu realisieren, wird es auch Einnahmen brauchen.

Tom Bischof wurde für das Mittelfeld bereits verpflichtet. Einen Abgang im Zentrum könnte sich der FCB also nicht nur leisten, er wird wohl notwendig sein. Lange sah es so aus, als würde Goretzka der Spieler sein, der Platz machen muss. Ändert sich die Situation von Palhinha aber nicht bald, ist eine Wende durchaus vorstellbar.

Denn so klein die Details auch waren, die zur Horrorwoche für den portugiesischen Nationalspieler geführt haben, so groß und offensichtlich sind die Probleme im Anpassungsprozess in München. Probleme, die sich ganz offenkundig nur schwer aus der Welt schaffen lassen.

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