Bundesliga
FC Bayern München - Der FCB darf sich vom Erfolg nicht blenden lassen - Kommentar
- Aktualisiert: 28.10.2023
- 10:32 Uhr
- Andreas Reiners
Der FC Bayern München blickt auf eine erfolgreiche Anfangsphase der Saison, die aber die Probleme übertüncht. Die Verantwortlichen dürfen sich davon nicht blenden lassen. Ansonsten würde der Rekordmeister wohl sehenden Auges ins eigene Verderben laufen. Ein Kommentar.
Das große Dauer-Thema war keines. Ausnahmsweise mal.
Thomas Tuchel dürfte Manuel Neuer deshalb ein bisschen dankbar gewesen sein. Denn vor dem Bundesliga-Spiel des Rekordmeisters gegen Aufsteiger Darmstadt 98 (Sa., ab 15:30 Uhr im Liveticker) drehte sich auf der Pressekonferenz fast alles um das Comeback des Torhüters, und nicht um den dünnen Kader des FCB.
Doch nur, weil die Winterpause noch ein wenig hin ist und aktuelle Geschichten die Dauer-Story zeitweise beiseiteschieben, bedeutet das nicht, dass der Problem-Plot vom Tisch wäre.
Im Gegenteil.
Doch man gewinnt den Eindruck, dass die Bayern genau das am liebsten tun würden: die Baustellen ausblenden. Außer Tuchel, der nicht müde wird, Alarm zu schlagen, von den Verantwortlichen aber regelmäßig eingebremst wird.
Erst der unmissverständliche Auftrag von Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, der Trainer solle kreativ werden. Dann der wortgewaltige Einwand von Uli Hoeneß, der Kader sei nicht zu dünn.
Jetzt die Gerüchte, der FC Bayern könnte von einer Verpflichtung von Joao Palhinha Abstand nehmen, weil der Wunschspieler Tuchels durch den peinlichen Deadline Day und die Folgen (neuer Vertrag) nun noch teurer wird.
Das Wichtigste in Kürze
FC Bayern: Ernüchternder Winter?
Bahnt sich da etwa ein ernüchternder Winter an? Das wäre fatal. Denn der Rekordmeister würde wohl in diesem Falll sehenden Auges ins eigene Verderben laufen.
Ja, es mag sein, dass der FCB die Personalprobleme und die mangelnde Tiefe des Kaders bislang gut abfangen konnte, ergebnistechnisch hat sich der dünne Kader so gut wie gar nicht ausgewirkt. Seit der 0:3-Pleite im Supercup gegen RB Leipzig blieben die Münchner in zwölf Spielen ungeschlagen, bei nur zwei Unentschieden gegen Leverkusen (2:2) und in Leipzig (2:2).
Es läuft in allen Wettbewerben im Grunde nach Plan.
Doch ob das bis zur Crunch Time der Saison im Frühjahr gut geht? Neben einer numerischen Problematik gibt es auch die qualitative beziehungsweise spielerische. Die bisherige Hinrunde hat das eindrucksvoll bewiesen.
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Wie sich die Bayern zum Beispiel durch die Champions League manövrieren - erfahren, abgezockt, erfolgreich, aber gegen europäischen Durchschnitt auch fehleranfällig, verwundbar und teilweise wenig überzeugend -, zeigt, wie viel Qualität der Kader bereits hat, aber auch, dass Feinjustierungen weiterhin dringend nötig sind. Sowohl in der Tiefe als auch in der Breite.
Doch das kostet natürlich. Im Winter, wenn die Verzweiflung größer ist als das Angebot, sowieso.
FC Bayern: Bestes Beispiel steht auf dem Platz
Die Ironie der Bayern-Situation: Sie haben den Beleg dafür, dass millionenschwere Investitionen auf Anhieb weiterhelfen und eine Mannschaft sofort besser machen können, wenn sie auf dem Platz stehen. Die Bemühungen um Superstar Harry Kane haben sich gelohnt, auf dem Platz und abseits des Rasens. Die 100 Millionen Euro sind ideal investiert.
Das sollte Ansporn für weitere Deals sein, die ein neues Niveau ermöglichen. Die Bayern wurden durch den verpatzten Deadline Day zu ihrem Glück gezwungen, und bislang ging die gewagte Rechnung zwar auf, indem Mannschaft und Trainer die Situation angenommen und fast das Maximum herausgeholt haben.
Eine Erfolgsgarantie für die restliche Saison ist das aber nicht, eine Immunität gegen Verletzungen erst recht nicht. Erneutes Zögern und Zaudern auf dem Transfermarkt kann die ambitionierten Ziele daher massiv gefährden.
Deshalb darf sich der FC Bayern vom aktuellen Erfolg nicht blenden lassen. Sondern muss das Dauer-Thema im Winter endlich beenden.