Max Eberl beim FC Bayern München: Ein ambivalentes Zwischenfazit
Aktualisiert: 16.08.2024
19:20 Uhr
Justin Kraft
Lange ist Max Eberl noch nicht beim FC Bayern München. Seine erste Sommer-Transferperiode hat er jedoch schon fast hinter sich gebracht. Zeit für ein erstes Zwischenfazit.
In nur wenigen Monaten hat Max Eberl eigentlich schon fast alles erlebt beim FC Bayern München. Hollywood, Streitereien, Unruhe vom Tegernsee, Transfers, geplatzte Transfers, Rückschläge – die alltäglichen Aufs und Abs der vergangenen Jahre eben.
Und genau deshalb wurde der 50-Jährige auch geholt: Dem FC Bayern fehlte es nach den Abgängen von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge auf den Positionen des Präsidenten und des CEO an Stabilität. Stabilität, die Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn nicht erzeugen konnten.
Beide wurden gegangen, wie es immer so schön umschrieben wird. Nun sind Christoph Freund und Max Eberl für die sportliche Leitung zuständig, Jan-Christian Dreesen als CEO für die geschäftlichen Bereiche. Eine Zusammensetzung, die nach außen hin Ruhe ausstrahlt.
Die Außendarstellung des Klubs ist unter den neuen Führungspersönlichkeiten besser geworden. Eberl hat mit seiner Art großen Anteil daran. Aber auch die Regelmäßigkeit, in der er sich den Nachfragen der Journalistinnen und Journalisten stellt, ist ein wichtiges Puzzleteil.
Erst jüngst hat man beim FC Bayern laut "Sky" entschieden, dass immer einer aus der sportlichen Leitung an den Pressekonferenzen von Vincent Kompany teilnehmen soll – also entweder Freund oder Eberl. Ein wichtiger Schritt, wenn man sich in Erinnerung ruft, wie oft sich etwa Hansi Flick, Julian Nagelsmann oder auch Thomas Tuchel zu Themen äußern mussten, die ihren Kompetenzbereich überschritten. Doch Rückendeckung des Klubs erfuhren sie dabei nur selten.
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Max Eberl: Ein guter Kommunikator
Genau daran arbeiten Eberl und Freund in München. Die Verantwortlichen sollen wieder eine Linie fahren – zumindest nach außen. Dass es intern auch mal Uneinigkeit gibt, ist Teil eines gesunden Entscheidungsprozesses. Doch nach außen gab es in den zurückliegenden Monaten und Jahren zu viele Menschen beim FC Bayern, die ihre Meinung äußerten und dabei für Unruhe sorgten.
Ob Eberl dieses Vorhaben gelingt? Fraglich. Mit Hoeneß und Rummenigge, die sich nur schwer kontrollieren lassen, muss der ehemalige Gladbacher häufiger Schadensbegrenzung betreiben, als ihm lieb sein kann. Doch das gelingt ihm bemerkenswert gut.
Eberl lächelt viele schwierige Themen weg und lässt sich anders als sein Vorgänger nur selten in eine defensive oder gar hektische Haltung verleiten. Vielleicht ist das auch der Hauptgrund dafür, dass seine Arbeit bisher in der breiten Öffentlichkeit weniger kritisch wahrgenommen wird, als es zumindest möglich wäre.
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FC Bayern: Sportlich läuft es noch nicht optimal für Eberl
Denn sportlich läuft es noch nicht richtig rund für Eberl. Das ging bereits mit der mehr als unglücklich gelaufenen Trainersuche los. Xabi Alonso, Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick – das waren nur drei von vielen Namen, die breit diskutiert wurden und die dem FC Bayern letztendlich einen Korb verpassten.
Interessant dabei war nicht nur, dass sich Eberl und Co. gleich mehrfach neu orientieren mussten, sondern auch, dass die angefragten Trainertypen unterschiedlicher kaum sein könnten. Vom Ballbesitztrainer Alonso bis zum Gegenpressing-Papst Rangnick war nahezu alles vertreten. Ein echtes Profil war nicht zu erkennen.
Am Ende wurde es mit Kompany eine unerfahrene, durchaus spannende, aber eben auch lange gar nicht in Betracht gezogene Lösung. Eine Entscheidung, die quasi aus der Not heraus geboren wurde – und die Eberl retrospektiv entweder auf die Füße fallen könnte oder ihm eine herausragende Improvisationsfähigkeit bescheinigen wird.
Max Eberl sucht noch seine Linie
Die wechselhaften Tendenzen gingen dann im Transfersommer weiter. Eberl war auch angetreten, um einen großen Umbruch zu bewältigen. Es "gibt Spieler, die es in Zukunft schwerer haben könnten", kündigte der Sportvorstand Ende Mai auf einer PK an.
Bis auf Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui wird es diesen Sommer laut Eberl keine weiteren großen Verkäufe mehr geben – es sei denn, es passiert noch etwas Unvorhergesehenes. So richtig gelingen wollte ihm das Ausdünnen des Kaders also nicht. Wenngleich die Bedingungen aufgrund der Gehaltsstruktur schwierig waren – und für die kann er nichts.
FC Bayern München - Zaragoza, Wanner und Co.: So läuft es für die Leihspieler
Die "Loan Army" des FC Bayern Der FC Bayern München hat auch in der Saison 2024/25 wieder zahlreiche Spieler aus der Profi-, Amateur- und U19-Mannschaft verliehen. ran zeigt, wo der FCB die Spieler "geparkt" hat. (Stand: 19. November 2024/ Quelle: transfermarkt.de) Auch interessant: FC Bayern vor Transfer von Omar Marmoush?
Bryan Zaragoza (CA Osasuna) Der Offensivspieler, der bei den Bayern bereits als großer Flop galt und bis Ende der Saison auf Leihbasis für den spanischen Erstligisten CA Osasuna aufläuft, war am letzten Spieltag der Nations League Spaniens großer Held. In der Nachspielzeit verwandelte er gegen die Schweiz den Elfmeter zum 3:2-Sieg.
Bryan Zaragoza (CA Osasuna) Auch in La Liga kommt der 23-Jährige immer besser in Schwung. Am 8. Spieltag war er mit einem herrlichen Tor und und einer Vorlage maßgeblich am sensationellen 4:2-Sieg seines Klubs gegen den FC Barcelona beteiligt. Die spanische Presse jubelte anschließend über "eines der besten Dribblings der LaLiga-Geschichte - ein unvergessliches Tor". Insgesamt bringt er es nach 13 Ligaspielen auf ein Tor und fünf Assists.
Bryan Zaragoza (CA Osasuna) Nach seinem abermals überzeugenden Auftritt wagte Zaragoza sogar einen Seitenhieb auf seinen Ex-Trainer beim FC Bayern. Thomas Tuchel hatte Zaragoza noch öffentlich wegen dessen mangelnder Deutsch- und Englischkenntnisse angezählt. Zaragozas Replik bei der "Bild": "Fußball wird mit den Füßen gespielt und nicht mit Sprachen."
Paul Wanner (1. FC Heidenheim) Nach der Leihe in der Vorsaison zum Zweitligisten SV Elversberg soll sich Bayern-Talent Paul Wanner nun in der Bundesliga beweisen. Heidenheim bekam den Zuschlag beim hochtalentierten Mittelfeldspieler, der in München noch einen Vertrag bis 2027 hat. Auch für den 1. FCH bringt Wanner seine Talente gewinnbringend ein - traf bereits im Pokal, international und in der Liga.
Paul Wanner (1. FC Heidenheim) In der Bundesliga kommt der Youngstar bislang schon auf drei Scorerpunkte. Durch seine starken Leistungen hat sich Wanner nicht nur für einen Kaderplatz bei der Nationalmannschaft ins Gespräch gebracht, auch der FC Bayern sieht seine Entwicklung sehr wohlwollend mit an. Wie die "Bild" berichtet, soll der 1. FCH auch deshalb Wanners letzte Leihstation sein, ab nächster Saison will er sich in München durchsetzen.
Gabriel Vidovic (1. FSV Mainz 05) Linksaußen Gabriel Vidovic verlängerte seinen Vertrag in München bis 2026 und spielt auf Leihbasis am Bruchweg. Die Nullfünfer konnten sich Berichten von "Sky" und "Bild" zufolge eine Kaufoption in Höhe von fünf Millionen Euro sichern. Der FC Bayern soll allerdings auch über eine Rückkaufoption verfügen. Laut Transfer-Experte Luca Bendoni beträgt diese zehn Millionen Euro.
Gabriel Vidovic (1. FSV Mainz 05) "Wir werden ihn auf seinem Weg weiter sehr eng begleiten", kündigte Sportdirektor Christoph Freund an. Für den 20-jährigen Kroaten ist es schon die dritte Leihe seit 2022. In der vorletzten Saison knipste Vidovic bei Vitesse Arnheim viermal in 25 Einsätzen, ehe ihm bei Dinamo Zagreb neun Tore in 40 Spielen gelangen. In Mainz schaffte er es gegen Augsburg das erste Mal in den Kader, allerdings ohne Einsatz.
Lovro Zvonarek (SK Sturm Graz) Per Leihe schickt der FC Bayern Talent Lovro Zvonarek nach Österreich zu Sturm Graz. Der 20-Jährige soll beim dortigen Double-Sieger Spielpraxis auf höchstem Niveau sammeln, Sturm hat sich durch den Meistertitel direkt für die Champions League qualifiziert. Sowohl in der Liga als auch in der "Königsklasse" bekommt der Kroate seine Einsatzminuten.
Armindo Sieb (1. FSV Mainz 05) Armindo Sieb präsentierte sich über zwei Jahre lang beim Zweitligisten Greuther Fürth richtig gut. Daher nahmen die Münchner die Rückkaufoption wahr. Nun soll der 21-Jährige in Mainz auf Bundesliga-Niveau seine Klasse beweisen. Die Leihe ist zunächst für zwei Jahre festgelegt, danach hat Mainz eine Kaufoption - und der FCB wieder eine Rückkaufoption.
Frans Krätzig (VfB Stuttgart) Nach unverhofften Einsätzen für die Profis wurde Frans Krätzig zu Jahresbeginn zu Austria Wien verliehen. In der österreichischen Bundesliga zeigte er starke Leistungen, die ihn nun auf Leihbasis zum VfB Stuttgart führten. Laut "Sky" wurde auch eine Kaufoption vereinbart. Auch wegen Wadenproblemen gestaltete sich der Start bei den Schwaben schwierig.
Alexander Nübel (VfB Stuttgart) Der VfB Stuttgart und die Bayern dehnten die bereits seit 2023 laufende Leihe von Alexander Nübel bis 2026 aus. Dank einer Klausel können die Münchner Nübel aber bereits im Sommer 2025 zurückholen, sollte Stammkeeper Manuel Neuer seine Karriere beenden. Nübel hatte schon in der Saison 2023/24 großen Anteil am Vizemeister-Titel der Schwaben und ist auch in dieser Saison VfB-Stammtorhüter.
Hyun-ju Lee (Hannover 96) Erneut in die 2. Bundesliga ging es für den Südkoreaner Hyun-ju Lee. Der Mittelfeldspieler war in der Vorsaison bei Wehen Wiesbaden und nun ging es für ihn auf Leihbasis zu Hannover 96. Die Niedersachsen sicherten sich auch eine Kaufoption, um den 21-Jährigen möglicherweise langfristig zu binden. Nachdem er die ersten beiden Spieltage auf der Bank schmorte, ist er jetzt nicht mehr wegzudenken.
Taichi Fukui (FC Arouca) Für den Japaner Taichi Fukui ging es nach dem letztjährigen Abstieg mit Portimonense in Portugal weiter. Der Mittelfeldspieler, der 13 Mal für Portimonense auflief, wurde zuletzt an den Erstligisten FC Arouca verliehen und gehört dort zur Stammelf. In München hat der 19-Jährige noch einen Vertrag bis zum Sommer 2026.
Maurice Krattenmacher (SSV Ulm) Mit Maurice Krattenmacher sicherte sich der FC Bayern im Sommer 2024 eines der größten Talente des deutschen Fußballs. Der 18-Jährige kam für Unterhaching bereits zu 33 Drittliga-Spielen und wird nun von den Münchnern bei Zweitliga-Aufsteiger SSV Ulm als Leihspieler "geparkt". Er besticht durch Variabilität in der Offensive: Linksaußen, im offensiven Mittelfeld und als hängende Spitze.
Gibson Nana Adu (SpVgg Unterhaching) Wie Krattenmacher, so verpflichtete der FCB auch Gibson Nana Adu von Unterhaching. Der 16 Jahre junge Stürmer, der auch schon Drittliga-Erfahrung hat, bleibt aber zunächst noch für eine Saison auf Leihbasis bei der SpVgg. Dort kommt er trotz seines jungen Alters auf einige Einsätze, sogar von Beginn an.
Maximilian Hennig (SpVgg Unterhaching) In Unterhaching gibt es in der Saison 2024/25 noch einen zweiten Bayern-Leihspieler: Maximilian Hennig. Der 17-Jährige soll beim Drittligisten den Sprung in den Erwachsenenfußball bewältigen, nachdem er beim Rekordmeister bislang in der U19 und in der UEFA Youth League aktiv war. Der Vertrag des Linksverteidigers läuft noch bis 2027.
Max Scholze (SC Verl) Nach einer Saison bei den FCB-Amateuren in der Regionalliga soll für Max Scholze nun in Verl der nächste Schritt in Richtung Profifußball gelingen. Der Rechtsverteidiger hat beim Drittligisten für ein Jahr unterschrieben, anschließend läuft sein Vertrag in München noch bis 2027. Gleich im zweiten Saisonspiel zog sich Scholze einen Außenbandriss im Sprunggelenk zu und kehrte erst Ende September wieder ins Training zurück.
Matteo Perez Vinlöf (Austria Wien) Wie in der Vorsaison, so sind auch 2024/25 einige FCB-Talente nach Österreich verliehen. Der Schwede Matteo Perez Vinlöf spielt nach der Vertragsverlängerung in München bis 2027 für ein Jahr auf Leihbasis für Austria Wien, soll mit Frans Krätzig einen zuletzt ausgeliehenen Bayern-Profi ersetzen. Ist bei der Austria unangefochtener Stammspieler.
Tom Hülsmann (SKN St. Pölten) In der zweithöchsten Spielklasse Österreichs soll Torhüter Tom Hülsmann regelmäßig Spielpraxis sammeln. Der 20-Jährige aus Trier bringt die Erfahrung von 29 Einsätzen in der Regionalliga Bayern mit zum SKN St. Pölten. In München läuft der Vertrag des 2,05-Meter-Hünen noch bis 2026. Fügte sich eigentlich gut ein in Österreich, sah dann aber am zweiten Spieltag glatt Rot. Ist jetzt wieder die unangefochtene Nummer eins.
Aber auch auf der Zugangsseite verlief es holprig für den neuen Sportchef des Rekordmeisters. Der Transfer von Joao Palhinha war ein Selbstläufer, hatte den doch im Sommer 2023 schon Thomas Tuchel weichgeklopft. Das Prunkstück ist somit Michael Olise, der bei den Olympischen Spielen in Paris angedeutet hat, zu was er fähig ist.
Hinzu kommt die Verpflichtung von Hiroki Ito. Dass der erstmal verletzt ausfällt, ist nicht Eberls Schuld, aber passt irgendwie ins Bild. Laut verschiedenen Medienberichten war man nämlich auch an Dani Olmo, Xavi Simons und Desire Doue interessiert – alle drei sagten dem FCB ab.
Und auch die Verhandlungen mit Wunschspieler Jonathan Tah erwiesen sich als schwierig. Mal abgesehen davon, dass Tah ein recht unkreatives Transferziel der Bayern zu sein schien, hatte das Interesse auch noch Nebenwirkungen, die für Eberl ein ungeahntes Problem zur Folge haben könnten.
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Ärger mit Leverkusen: Verbaselt Eberl den Wirtz-Transfer?
"Von Max Eberl halte ich nichts, absolut nichts", sagte ein wütender Fernando Carro bei einem Treffen mit mehreren Vertretern aus der Fanszene von Bayer 04 Leverkusen. Der CEO der Werkself ist offenkundig verstimmt über die Art und Weise, wie sich der FC Bayern im Poker um Tah verhalten hat.
Laut "kicker" sei man in Leverkusen unzufrieden damit, dass der FC Bayern kurz vor einer möglichen Einigung einen Rückzieher machte. Auswirkungen könnte die Verstimmung bei Bayer 04 aber auch auf den Sommer 2025 haben, wenn der FCB möglicherweise wegen Florian Wirtz nachfragt.
Dass der ein absoluter Wunschspieler der Münchner ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Die aktuellen Ereignisse rund um Eberl und Carro dürften die Verhandlungsposition des Rekordmeisters zumindest nicht gestärkt haben.
Und so fällt ein erstes Zwischenfazit zur Personalie Eberl ambivalent aus. Als er seinen Job antrat, rechneten viele mit einem riesigen Umbruch im Sommer – und er selbst bestätigte die großen Pläne mehrfach. Davon ist aktuell wenig übriggeblieben. Wie wäre dieser Transfersommer wohl bewertet worden, wäre der viel kritisierte Salihamidzic noch an der Spitze?
Vermutlich deutlich negativer als es aktuell bei Eberl der Fall ist.