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Ein Star-Flügelspieler sucht Konstanz

Serge Gnabry: Seine letzte große Chance beim FC Bayern und beim DFB?

  • Veröffentlicht: 05.10.2024
  • 18:45 Uhr
  • Justin Kraft

Serge Gnabry stand bereits vor vielen richtungsweisenden Phasen. Die aktuelle dürfte aber so wichtig sein wie noch nie in seiner Karriere – beim FC Bayern und im DFB-Team.

Von Justin Kraft

Weg, doch nicht weg, doch weg und schließlich nicht weg – der Sommer war eine Achterbahnfahrt der Gefühle rund um Serge Gnabry. Er galt als Verkaufskandidat des FC Bayern München.

Auf Social Media gaben viele Fans ihren Segen. Nur verletzt oder inkonstant – die Urteile über den 29-Jährigen waren eindeutig und schnell gefällt. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle war dieser Sommer aber nur für alle, die sich regelmäßig mit all den Gerüchten um ihn auseinandergesetzt haben.

Gnabry selbst blieb immer klar, immer ruhig und wusste von Anfang an, dass er beim FCB bleiben möchte. "Ich will wieder in Form kommen und so performen, wie man das von mir gewohnt ist", sagte der Flügelstürmer im Sommer der "Süddeutschen Zeitung": "Ich finde es, ehrlich gesagt, ein bisschen crazy, wie wild hin und her spekuliert wird, nicht nur mit meinem Namen. Ich habe nicht gesagt, dass ich gehen will."

Gnabry will es allen nochmal beweisen – und wahrscheinlich auch sich selbst. Dieses Feuer und diese Energie konnte man zum Saisonstart sehen. Der gebürtige Stuttgarter nutzte den Vorteil, dass er in der Vorbereitung den neuen Trainer Vincent Kompany kennenlernen konnte, während viele seiner Mitspieler bei der Europameisterschaft im Einsatz waren.

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Das Wichtigste in Kürze

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Ein Turnier, bei dem er selbst auch gern dabei gewesen wäre. Doch eine schwere Verletzung und fehlende Fitness machten ihm einen Strich durch die Rechnung.

Jetzt, im Oktober, ist Gnabry aber zurück beim DFB im Kader für die bevorstehenden Länderspiele – und häufig Teil der Stammelf beim FC Bayern. Für ihn ist es die beste Ausgangsposition seit Jahren. Vielleicht ist es aber auch seine letzte Chance.

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Serge Gnabry: Im Schatten von "Robbery"

Zwei Tore und drei Vorlagen in acht Einsätzen sind es in dieser Saison schon. 88 Tore und 56 Vorlagen in 246 Spielen sind es insgesamt für den FC Bayern. Alle 103,7 Minuten ist er direkt an einem Treffer der Münchner beteiligt.

Damit steht er deutlich vor Kingsley Coman (alle 140,7 Minuten) und auch vor Leroy Sane (117,9). Gnabry ist seit Jahren der torgefährlichste Spieler der Bayern. Doch es gibt zwei Probleme, die diese Wahrnehmung verzerren.

Das erste: Als einer der Nachfolger von Franck Ribery und Arjen Robben war die Erwartungshaltung stets riesig. Robben war alle 89,9 Minuten direkt an einem Bayern-Tor beteiligt, Ribery alle 99,1 Minuten. Zumindest an den Franzosen kommt Gnabry nah heran – allerdings auch nur, weil beide bis fast ans Karriereende bei den Münchnern spielten.

In ihren Hochzeiten kamen sie auf nochmal bessere Werte. Und das führt zum zweiten Problem: Gnabry hat es nur selten in seiner Zeit beim FCB geschafft, konstant das abzurufen, wofür er verpflichtet wurde. In der Saison 2019/20 traf der Rechtsfuß in 46 Partien 23-mal und bereitete 14 Treffer vor. Damals war er alle 90 Minuten an einem Tor beteiligt, erzielte wichtige Treffer gegen Tottenham, Chelsea, Barcelona und Lyon in der Champions League.

Daran anknüpfen konnte er in der Folge nicht mehr. Das lag gewiss auch an Verletzungen, aber nicht nur.

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Serge Gnabry: Konstanz ist sein großes Problem

So oft gab es Phasen, in denen er aufblitzen ließ, was sein könnte. Mit seiner unnachahmlichen Wucht, wenn er mit seinen Tiefenläufen hinter die Kette kommt und seinem präzisen wie scharfen Abschluss trug er stets das Versprechen mit sich herum, einer der torgefährlichsten Außenspieler der Welt zu sein.

Gnabry fühlt sich wohl, wenn er in die Mitte ziehen darf, wenn er in Richtung Tor laufen darf. Für die Bayern waren diese Saisonphasen ein Segen, in denen er nicht nur regelmäßig traf und vorbereitete, sondern auch sonst mit Spielfreude und unermüdlichen Tiefenläufen den Gegner stresste.

Ein Rätsel war es für die Münchner hingegen, dass dieser so selbstbewusste und herausragende Fußballer kurz darauf verlässlich in ein Loch fiel. Mehrere Wochen, in denen gar nichts mehr lief. In denen Gnabry eine Fehlentscheidung nach der anderen auf dem Platz traf und seiner Form hinterherlief.

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Serge Gnabry: Zurück beim DFB

Auch in dieser Saison deutet sich womöglich eine weitere Phase dieser Art an. In den ersten vier Bundesliga-Spielen steuerte Gnabry jeweils einen Assist oder eine Vorlage bei. In der Champions League reichte es trotz neun Toren gegen Zagreb nicht zu einer Torbeteiligung. Auch gegen Leverkusen und Aston Villa blieb Gnabry ohne Scorerpunkt.

Noch ist die Situation nicht bedrohlich. Sowohl gegen die "Werkself" als auch am Mittwoch in Birmingham zählte er zu den aktivsten Spielern des FC Bayern.

Doch da waren wieder leichte Symptome. Die vergebene Doppelchance gegen Leverkusen beispielsweise, als er zweimal Alupech hatte. Oder der eine oder andere unkluge Fehlpass gegen Aston Villa. Nicht zu vergessen die Riesenchance zum Ausgleich, die er in Birmingham liegen ließ.

Trotzdem hat Julian Nagelsmann ihn für einen insgesamt immer noch starken Saisonstart belohnt. Der Bundestrainer nominierte Gnabry für die kommenden Länderspiele. Für den Bayern-Star sind die kommenden Spiele vielleicht definierend für den weiteren Saisonverlauf.

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Kann Serge Gnabry den letzten Schritt gehen?

In München geht es darum, die grundsätzlich gute Form zu halten und weiter auszubauen. Weil Sane lange verletzt war und Coman bisher nicht in Tritt kommt, hat Gnabry gute Karten, sich festzuspielen.

Auch beim DFB bietet sich die Personalsituation an, um sich wieder in die erste Elf zu spielen. Chris Führich ist nicht in Topform, Jamie Lewling ist neu dabei, Sane wurde gar nicht erst nominiert und auch Jamal Musiala ist nicht dabei, weil er verletzt ist.

Neben Florian Wirtz und Kai Havertz könnte auf den von Gnabry bevorzugten Positionen also mindestens ein Platz frei werden. Mit 29 ist der Angreifer noch weit von einem etwaigen Karriereende entfernt. Und doch ist er in einem Alter, wo ihm sich nicht mehr viele Chancen bieten werden, doch noch den letzten Schritt zu gehen, der ihm bisher in seiner Karriere nicht gelang.

Der Schritt hin zur Konstanz. Denn nicht nur die Gerüchte um ihn herum gleichen einer Achterbahnfahrt der Gefühle, sondern auch seine Form ist in der Vergangenheit stets ein auf und ab gewesen. Dem will er in dieser Saison ein Ende setzen.

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