Borussia Dortmund vs. Real Madrid – Rafael van der Vaart exklusiv: "Marco Reus tut mir so Leid"

Von Philipp Kessler

Er kennt Real Madrid und er kennt die Bundesliga: Rafael van der Vaart. Der frühere niederländische Offensiv-Star absolvierte 199 Partien für den Hamburger SV (2005-2008, 2012-2015) und spielte von 2008 bis 2010 für die Königlichen.

Am Samstag (21 Uhr) treffen Real und van der Vaarts einstiger Gegner Borussia Dortmund (fünf Siege in acht Spielen) im Champions-League-Finale im Londoner Wembley-Stadion aufeinander.

Im Interview mit ran blickt der 41-Jährige auf das Endspiel der Königsklasse und verrät, wie der BVB seinen spanischen Ex-Klub knacken könnte.

Rafael van der Vaart: "Real gibt dem Gegner immer Chancen"

ran: Welche Schwachstellen kann Dortmund nutzen?

Van der Vaart: Real gibt dem Gegner immer Chancen. Hinten sind sie nicht ganz so stark, finde ich. Das kann Dortmund mit Geschwindigkeit nutzen.

ran: Wer ist aus Ihrer Sicht der gefährlichste BVB-Star?

Van der Vaart: Donyell Malen gefällt mir gut. Er kann aus dem Nichts etwas machen. Der Junge hat so viel Talent, so viel Potenzial. Ich hoffe, dass er das im Finale, bei dem die ganze Welt zuschauen wird, zeigen kann. Bei Emre Can merkt man im Mittelfeld seine große Erfahrung. Die Dortmunder haben auch Geschwindigkeit und eine gute Verteidigung. Außerdem finde ich Linksverteidiger Ian Maatsen klasse.

ran: Er bekommt es vermutlich mit Rodrygo zu tun.

Van der Vaart: Keine leichte Aufgabe. Aber Maatsen hat sich gut entwickelt. So einen guten Linksverteidiger haben wir in den Niederlanden schon lange nicht mehr gehabt.

ran: Worauf muss Dortmund aufpassen?

Van der Vaart: Real gibt dem Gegner durch viel Ballbesitz gerne das Gefühl, die Kontrolle über das Spiel zu haben. Und dann schlagen sie zu. Ihr Konterfußball ist extrem gefährlich mit den schnellen Spielern wie Rodrygo oder Vinicius Jr und Jude Bellingham dahinter. Dass er in seiner ersten Saison so einschlägt und so viele Tore erzielt, hat mich am meisten überrascht.

ran: Marco Reus steht vor seinem letzten Spiel als BVB-Profi. Er wird den Verein im Sommer verlassen. Das Champions-League-Finale ist wohl seine letzte Chance, einen großen Titel zu gewinnen.

Van der Vaart: Der Junge tut mir so leid. Er war vor der EM oder WM meist verletzt, hatte auch in Finalspielen oft Pech. Er ist ein wahnsinnig guter Fußballer, auch ein Führungsspieler. Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber er kommt sehr bodenständig rüber. Das wäre was, wenn er am Samstag mit diesem schönen Titel in den Händen dastehen würde. Er verdient den Henkelpott.

ran: Toni Kroos wird seine Karriere nach der Europameisterschaft beenden. Sein letztes Real-Spiel wird er am Samstag bestreiten. Wie finden Sie ihn?

Van der Vaart: Ich finde es auch schade, dass er aufhört. Aber jede schöne Zeit hat eben ein Ende. Unglaublich, was er geleistet hat. Ich habe letztens ein Bild gesehen, das ihn mit all seinen Trophäen, die er in zehn Jahren mit Real Madrid geholt hat, zeigt. Absoluter Wahnsinn. Fußball ist ein Mannschaftssport, aber Kroos war immer dabei, hat immer gespielt und ist immer fit geblieben. Auch in der Nationalmannschaft ist er nach seinem Comeback wieder sofort tonangebend. Er ist der Beste auf dem Platz – technisch und vom Passspiel her. Solche Spieler wie ihn gibt es nicht mehr.

ran: Sie haben zwischen 2008 und 2010 für Real gespielt. Wie lautet Ihr Fazit?

Van der Vaart: Ich habe meine Zeit sehr genossen. Auch wenn wir bis auf den spanischen Superpokal nichts gewonnen haben. Ich habe viele Tore geschossen, viele Vorlagen gegeben – und unglaublich viel gelernt. Es war toll.