Champions League
FC Barcelona: Der Transfer von Robert Lewandowski war ein Reinfall - ein Kommentar
- Aktualisiert: 19.04.2024
- 08:50 Uhr
- Chris Lugert
Das Champions-League-Aus gegen PSG steht sinnbildlich für Robert Lewandowskis Zeit beim FC Barcelona. Das ganz große Feuerwerk, das sich alle Beteiligten erhofft hatten, kam nie zustande. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Was wäre gewesen, wenn? Diese Frage dürfte Robert Lewandowski noch ein paar Tage im Kopf herumgeistern. Der Pole, in Diensten des FC Barcelona. hätte im Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Paris Saint-Germain (1:4) ein gefeierter Held werden können. Doch am Ende war er eine tragische Figur.
An Chancen mangelte es dem früheren Bayern-Star gewiss nicht. Nach 20 Minuten hätte er bereits auf 2:0 stellen können, es wäre nach dem 3:2-Auswärtssieg in Paris wohl eine kleine Vorentscheidung gewesen. Doch sein Schuss aus sehr guter Position strich an die Oberkante der Latte.
Und selbst, als Barca in Unterzahl in extremer Bedrängnis war, hatte Lewandowski beim Stand von 1:3 die Möglichkeit, noch einmal für einen Stimmungsumschwung zu sorgen. Doch sein Versuch war zu unplatziert für Gianluigi Donnarumma. Und so musste sich Lewandowski erneut frühzeitig und mit hängendem Kopf aus der Königsklasse verabschieden.
Sein Auftritt gegen PSG war ein Sinnbild für die gesamte Zeit des Stürmers in Spanien. Ja, er schießt Tore. Allein in dieser Saison sind es wettbewerbsübergreifend 20 Stück. Doch die Aura, die er einst beim FC Bayern München versprühte, die Dominanz in großen Spielen, die konnte er nie zeigen.
Als Lewandowski im Sommer 2022 die Bayern verließ, war es keine friedliche Trennung. Über Wochen forcierte er seinen Abgang, sehr zum Ärger seines damaligen Noch-Klubs. Doch Barcelona wollte ihn unbedingt, und er wollte unbedingt nach Barcelona. Nach knapp zwei Jahren lässt sich festhalten: Gelohnt hat es sich für niemanden, dieser Wechsel war ein Reinfall.
Das Wichtigste zur Champions League
In der katalanischen Metropole sollte er in die Fußstapfen großer Stürmer treten, die zuvor das Trikot des Klubs getragen hatten. Nach dem Ende der glorreichen Ära um Lionel Messi, dem Abschied von Luis Suarez und dem sündhaft teuren Missverständnis um Antoine Griezmann ruhten die Hoffnungen auf einem damals bereits fast 34-Jährigen.
Lewandowski lässt seine Aura vermissen
Lewandowski sollte das offensive Zentrum werden, der Ankerspieler und Superstar einer jungen Mannschaft, die aus finanziellen Gründen nicht mehr die Starpower der früheren Tage hat. Er sollte sie mit seiner Erfahrung führen und in den wichtigen Spielen das tun, was er in München so verlässlich tat: Tore schießen.
Doch das Besondere, die Magie, die man sich von ihm erhofft hatte, blieb aus. Daran änderte auch ein recht erfolgreiches erstes Jahr nichts. Mit 23 Toren wurde er zwar Torschützenkönig und führte Barca zur Meisterschaft, in der Champions League aber war bereits in der Gruppenphase Schluss. Was am Ende auch national geholfen haben dürfte, Stichwort: (fehlende) Doppelbelastung.
In dieser Saison läuft es bereits deutlich schleppender, die Altersmüdigkeit wird sichtbarer. Und dass es international nicht mehr für die großen Momente reicht, zeigte das Duell mit PSG.
Lewandowski und Barca einte seit Beginn der gemeinsamen Zusammenarbeit ihre große Geschichte. Barcelona als Klub und der Angreifer individuell bestimmten und prägten über Jahre den internationalen Fußball. Zu ihrer Blütezeit waren sie das Nonplusultra, das Beste vom Besten. Ein Qualitätssiegel, das Erfolg garantierte.
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Doch ebenso parallel verlief der schleichende Niedergang. Wirtschaftlich ruiniert ist Barca inzwischen international nur noch ein Schatten früherer Tage, und auch Lewandowski ist weit von dem Spieler entfernt, der beim FC Bayern Rekorde um Rekorde brach. Was beim inzwischen fast 36-Jährigen natürlich auch am Alter liegt.
Barcelona und Lewandowski: Zu spät vereint
Und so wirkt die Verbindung zwischen Barcelona und Lewandowski wie jene eines alten Ehepaares, das spät zueinandergefunden hat und sich innig liebt, aber beim Rückblick auf das Leben damit hadert, dass man die besten Jahre nicht zusammen verbracht hat. Denn jetzt geht nicht mehr viel.
Ein Lewandowski vor fünf oder sechs Jahren beim damaligen FC Barcelona - das hätte Potenzial gehabt, die Fußballwelt für alle Zeiten zu verändern. Klub und Spieler vereint auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft. So aber kamen beide zu spät zusammen. Und brachten sich gegenseitig keinen Mehrwert mehr.
Was bleibt, ist der wehmütige Blick auf Nostalgie. Und die Frage: Was wäre gewesen, wenn?