DFB-Pokal
Borussia Dortmund: Dieser Auftritt ist ein Alarmsignal - ein Kommentar
- Aktualisiert: 08.12.2023
- 13:49 Uhr
- Andreas Reiners
Bei Borussia Dortmund schrillen nach dem Pokalaus die Alarmglocken. Denn der Auftritt war ein Offenbarungseid. Beim BVB muss etwas passieren. Ein Kommentar.
Sebastian Kehls Wunsch ging nicht in Erfüllung. Im Gegenteil. Sein Anliegen scheiterte krachend.
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Es gehe um den Erfolg des Vereins, hatte er erklärt, als er vor dem Achtelfinal-Spiel beim VfB den jüngsten internen Wirbel um die Trennung von Slaven Stanic im TV zu einem Sturm im Wasserglas minimieren wollte.
Er mochte nicht groß darüber sprechen, betonte, es gebe keine zwei Lager. Und es sei ihm zuletzt auch ein wenig zu sehr schwarzgemalt worden, schob er hinterher.
"Deswegen würde ich mich wahnsinnig freuen, wenn wir heute ein bisschen Ruhe reinkriegen", würgte er das brisante Thema ab. Es blieb ein frommer Wunsch.
Das Wichtigste in Kürze
BVB: Ein schrilles Alarmsignal
Er konnte sich 90 Minuten später bei der Mannschaft bedanken, die mit ihrem Auftritt in Stuttgart nicht nur eine große Titel-Chance leichtfertig herschenkte, sondern damit auch ein schrilles Alarmsignal in die Fußball-Welt posaunte, Kehls Worte ad absurdum führte und ihm so gesehen auch in den Rücken fiel.
Denn der BVB ist sportlich an einem Tiefpunkt angelangt. Und hat die Unruhe rund um den sich im Dauer-Stresstest befindlichen Klub noch einmal verschärft.
Vor dem Spiel war klar, dass es nur drei Bundesligisten in das Viertelfinale schaffen würden. Keine Bayern, kein Leipzig, bei einem Sieg auch kein VfB. Mit ein bisschen Losglück eine einmalige Chance.
Doch die Dortmunder, die zuletzt in Leverkusen zumindest noch defensiv und kämpferisch überzeugten, enttäuschten in Stuttgart auf ganzer Linie und in allen Mannschaftsteilen – Torhüter Gregor Kobel einmal ausgenommen. Ein nahezu kollektives Versagen. Ein vollkommen unverständliches vor allem.
Das Team war in der Bringschuld, konnte ein Zeichen setzen. Das tat es auch, wenn auch ein fatales.
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BVB: Can nimmt kein Blatt vor den Mund
Kapitän Emre Can nahm kein Blatt vor den Mund, mahnte, dass sich jeder Spieler an die eigene Nase fassen und seine eigene Leistung analysieren solle. "Wir investieren zu wenig, wir pressen zu wenig, mit dem Ball sind wir nicht mutig genug. Dortmund ist eine große Mannschaft und so müssen wir auftreten und das machen wir momentan nicht." Es habe vorne und hinten gefehlt. "Das war fußballerisch eine Katastrophe. So kann es nicht weitergehen", so Can, der zudem meinte, es müsse etwas von der Mannschaft kommen, und es liege nicht immer alles am Trainer.
Er sieht keine Qualitätsfrage, dafür wohl aber eine Einstellungsfrage. Das übliche also. Probleme, die immer mal wieder aufflackern, auch mal lodern, diesmal sogar dafür sorgen können, dass passend zur Weihnachtszeit der Baum brennt.
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Denn es sind Probleme, die sie beim BVB partout nicht abgestellt bekommen.
Was die Frage aufwirft: Was stimmt in Klub und Mannschaft nicht, dass man in dieser Saison weiterhin so ein chaotisch-schwankendes Bild abgibt? Dass man einfach keine Konstanz in die eigenen Leistungen bekommt und diese abruft, wenn es sein muss?
Und was hilft noch, wenn selbst Wutreden des Klubchefs Hans-Joachim Watzke nicht nur verpuffen, sondern nach diesen Leistungen zum Bumerang werden?
Die Saison befindet sich mit im Grunde bereits jetzt zwei verlorenen Titeln in einer bedrohlichen Schieflage. Beim BVB muss etwas passieren. Worte reichen nicht mehr, Beschwichtigungen sowieso nicht, Durchhalteparolen schon mal gar nicht.
Sonst bleibt der Wunsch nach Ruhe für längere Zeit unerfüllt.