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Aufreger in der Verlängerung

Kein Elfmeter für Deutschland beim EM-Aus gegen Spanien - das sagt Marc Cucurella

  • Aktualisiert: 07.07.2024
  • 16:00 Uhr
  • Martin Volkmar

Es war der Aufreger der Verlängerung im ersten Viertelfinalspiel der EM. Im spanischen Strafraum kommt es zum Handspiel, doch es gibt keinen Elfmeter für das DFB-Team. ran klärt auf.

Von Michal Swiderski und Martin Volkmar

Ein dramatisches EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien bekam in der Verlängerung seinen großen Aufreger.

In der 106. Spielminute landete eine Flanke von Thomas Müller bei Niclas Füllkrug im Strafraum. Der BVB-Stürmer nahm die Kugel mit dem Rücken zum Tor an und legte auf Jamal Musiala zurück. Das Supertalent fackelte nicht lange und zog an der Strafraumgrenze per Volley ab - der Ball prallte daraufhin an den abgespreizten Arm des Spaniers Marc Cucurella.

Die DFB-Akteure eilten sofort zu Schiedsrichter Anthony Taylor und reklamierten das vermeintlich strafbare Handspiel. Doch die Pfeife des Unparteiischen blieb stumm.

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Cucurella äußert sich

Am Sonntag hat sich Cucurella erstmals zur strittigen Szene geäußert - ohne seine eigene Meinung preiszugeben. "Ich bin Spieler und mische mich da nicht ein. Ich respektiere, was die Schiedsrichter sagen", erklärte der spanische Außenverteidiger zwei Tage nach dem dramatischen 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen die deutsche Nationalmannschaft.

"Wenn die Schiedsrichter sagen, dass es kein Handspiel ist, dann sage ich, es ist kein Handspiel", führte Cucurella im EM-Camp der Spanier in Donaueschingen aus. 

"Ich verstehe, dass es sich um eine etwas zweifelhafte Aktion handelt", sagte Cucurella auf Nachfrage: "Aber ich denke, wenn Deutschland gewonnen hätte, hätte man nicht darüber gesprochen." Der 25-Jährige des FC Chelsea verwies zudem auf weitere strittige Entscheidungen des Schiedsrichters. "Wir hätten uns auch darüber beschweren können, dass er Toni Kroos nicht vom Platz gestellt hat", sagte Cucurella mit Blick auf mehrere gelbwürdige Fouls des deutschen Mittelfeldstars in der Anfangsphase des Spiels, die nicht mit Karten geahndet wurden: "Am Ende haben wir gewonnen, und das ist das Wichtigste."

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Mögliche Abseitsposition von BVB-Star Füllkrug

Taylor hatte sich die Szene am Monitor nicht noch einmal angeschaut. Der mögliche Grund: Füllkrug könnte bei Müllers Zuspiel knapp im Abseits gestanden haben. Somit wäre das spätere Handspiel irrelevant. Bitter war die Entscheidung für alle Deutschland-Fans, die schon fest mit einem Strafstoß gerechnet hatten, in jedem Fall.

Dabei befolgte der Schiedsrichter anscheinend nur die offizielle Linie der Unparteiischen. Bereits vor dem Turnier hatte Schiedsrichter-Boss Roberto Rosetti klargestellt dass in solchen Situationen kein Strafstoß gepfiffen werden soll.

Dabei nahm der Italiener bei einer Präsentation eine Szene aus einem Champions-League-Spiel von RB Leipzig als Beispiel, die dem Handspiel von Cucurella ähnelte. Auch hier sorgte der Ball dafür, dass der schlaff hängende Arm nach hinten geschleudert wurde. "Das ist niemals ein Elfmeter", betonte Rosetti damals dazu.

Nun verteidigte Schiedsrichter-Expertin Bibiana Steinhaus in der "ARD" die Vorgehensweise von Taylor: "Hier hat sich der Spieler so zum Ball verhalten, dass er mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand und die Arme in einer natürlichen Körperhaltung zu seiner Aktion hatte, auch wenn er da die Körperfläche ein bisschen verbreitert hat [...]", kommentierte die 45-Jährige.

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Gräfe übt Kritik an Schiedsrichter-Leistung

Ganz anders bewertete die Situation auf "X" der ehemalige Bundesliga-Referee Manuel Gräfe. Man müsse beide Armbewegungen berücksichtigen. Dabei falle auf: Kurz vor Musialas Schuss seien sowohl Cucurellas linker als auch rechter Arm draußen gewesen - unmittelbar danach nur noch der ballentfernte rechte.

"Taylor mit schwachem Spiel", stellte Gräfe fest und wies dabei unter anderem auf die eingedrehte Schulter sowie den Blockcharakter der Bewegung hin. Die Beurteilung der Szene passe nicht zur UEFA-Linie.

EM 2024: Nagelsmann für andere Bewertung von Handspiel

Nach Ansicht von Julian Nagelsmann war das Handspiel "schwer zu bewerten", aber für ihn sei es "Fußball-like", wenn man die Szene danach bewerten würde, wohin der Schuss gehe. "Wenn der Ball aufs Tor geht, dann ist es ein klarer Elfmeter", erklärte der Bundestrainer seine Sicht.

Am "ARD"-Mikro führte Nagelsmann weiter aus: "Wenn der Ball klar aufs Tor geht, dann stoppt er ihn mit der Hand. Das ist einfach Fakt. Er macht es nicht absichtlich, aber das spielt ja auch keine Rolle. Ich finde es total skurril im Fußball, dass die Intention der Aktion null bewertet wird und es einfach nur darum geht, ist der Ball jetzt an der Hand oder nicht."

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Handspiel: Ittrich contra Ballack

Patrick Ittrich wiederum erklärte bei "Magenta Sport", dass es laut Regelwerk kein eindeutiger Elfmeter gewesen sei und er es nüchtern und ohne Emotionen dementsprechend einordne. "In dem Moment, in dem der Schuss kommt, ist der Arm draußen", so der Bundesliga-Schiedsrichter:

"Ich glaube einfach, dass es hier nicht klar genug war, für den Videoassistenten einzugreifen. Deswegen bleibt die Entscheidung vom Schiedsrichter so stehen."

Ganz zum Unverständnis von Michael Ballack, der seine Meinung auf den Punkt brachte: "Für mich ist es ein klarer Elfmeter." Der ehemalige DFB-Kapitän lieferte sich eine emotionale Diskussion mit Ittrich. Beide fanden nicht zueinander.

Somit qualifizierte sich die Spanier dank des späten 2:1-Sieges fürs Halbfinale. Dort trifft die "Furia Roja" auf den Sieger des Duells zwischen Frankreich und Portugal.

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