Das Ende der Saga
Kylian Mbappe verlässt wohl PSG: Die große Chance für Paris auf einen Neuanfang
- Veröffentlicht: 16.02.2024
- 11:59 Uhr
- Chris Lugert
Die Saga um Kylian Mbappe findet offenbar tatsächlich ihr Ende, der Superstar sagt Paris Saint-Germain "adieu". Für PSG ein schwerer Verlust, aber auch die Chance zu einem echten und unbelasteten Neuanfang. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Die größte Seifenoper der vergangenen Jahre bekommt ihr melodramatisches Finale: Kylian Mbappe sagt seiner langjährigen Liebe Paris Saint-Germain "adieu" und wird im Sommer bei einem neuen Klub unterschreiben. Das berichten inzwischen mehrere Medien übereinstimmend.
Natürlich: Nach all den Wendungen und filmreifen Inszenierungen der vergangenen Jahre sollte man erst sicher sein, wenn Mbappe seinen Namen tatsächlich unter einen Vertrag gesetzt hat, die Tinte getrocknet ist und er mit dem Trikot seines neuen Klubs (mutmaßlich Real Madrid) vor zig Objektiven und Kameras posiert.
Aber anders als noch vor zwei Jahren, als er den eigentlich schon sicheren Wechsel in die spanische Hauptstadt sensationell platzen ließ und doch noch einmal bei PSG verlängerte, ist die Situation jetzt eine andere. Denn Paris selbst soll das Kapitel Mbappe abgeschlossen und sich mit dem Abschied seines Superstars abgefunden haben.
Der Verlust für den französischen Klub könnte auf den ersten Blick kaum größer sein. Mbappe ist nicht nur das sportliche Aushängeschild, sondern auch eine Identifikationsfigur. In einem Verein, der aufgrund seiner Milliardenausgaben zum Feindobjekt jedes Fußballromantikers geworden ist, war Mbappe durch seinen Geburtsort Bondy nahe Paris ein Symbol.
Der 25-Jährige war der Kitt, der die Stadt Paris, dessen Bevölkerung und den Klub PSG zusammenhielt. Ohne Mbappe und damit jenen Spieler, der so etwas wie Zusammengehörigkeit symbolisierte, droht PSG sich noch mehr von seinen Wurzeln zu entfremden.
Das Wichtigste zu PSG
Ganz zu schweigen vom Werbewert, den Mbappe darstellt und der dem Klub über Sponsoren und Trikotverkäufe jedes Jahr riesige Summen eingespielt hat. PSG ohne Mbappe ist ein biederer, unbedeutender Verein, für den sich niemand mehr interessiert - so scheint es.
Doch das muss nicht so sein. Denn so hart PSG der Abschied der Galionsfigur trifft, so groß ist die Chance, sich ein neues Image zuzulegen.
Weg von dem Retortenklub, der mit dem Geld nur um sich wirft, dessen Transferpolitik aber keinerlei Nachhaltigkeit kannte. Weg von überbezahlten Stars wie Neymar, Lionel Messi und nun auch Mbappe, die selbst zusammen den ersehnten Champions-League-Titel nie gewinnen konnten. Ein Ende kann ein Anfang sein.
PSG kann sich von Mbappe-Fesseln befreien
Und der Mbappe-Abschied ist die Chance auf genau solch einen Neuanfang. Nie war die Gelegenheit größer, die Ausrichtung des Vereins komplett neu zu denken. Die Gehaltskosten sinken durch den wegfallenden Mbappe-Vertrag dramatisch, die Ressourcen können in sinnvolle Transfers mit einer klaren Handschrift investiert werden.
Denn so wichtig Mbappe auch war, so stellte er immer auch eine Belastung dar. Seine Präsenz erdrückte PSG teilweise, sogar bei der Transferpolitik bekam er im Zuge seiner letzten Vertragsverlängerung ein Mitspracherecht. Jetzt aber ist PSG diese Fesseln los, man kann sogar von einer Befreiung sprechen.
Schon im vergangenen Jahr rief PSG eine neue Transferpolitik aus. Neue Spieler sollten in dem aus Katar großzügig alimentieren Klub nicht länger eine sprudelnde Tankstelle für das eigene Bankkonto sehen, sondern sich mit Paris und dem Verein identifizieren.
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Spieler wie Bradley Barcola, Manuel Ugarte oder Kang-in Lee stehen für diese neue Ausrichtung. Auch der Transfer von Randal Kolo Muani fällt darunter. Er kommt wie Mbappe aus Bondy und könnte in dessen Fußstapfen treten, auch wenn der frühere Frankfurter die Erwartungen gemessen an seinen fast 100 Millionen Euro Ablöse bislang nicht erfüllen konnte.
Fundament für Neuanfang ist gelegt
Laut Transferexperte Fabrizio Romano bereitet sich Paris bereits seit Dezember auf einen Mbappe-Abschied im Sommer vor, der Blick soll nach vorne gerichtet werden. Mindestens drei Transfers sollen eingetütet werden, darunter ein Stürmer, ein Mittelfeldspieler und ein hochtalentierter Innenverteidiger.
Mit Warren Zaire-Emery verfügt PSG zudem bereits über ein absolutes Toptalent aus dem eigenen Nachwuchs, das mit seinen bald 18 Jahren schon für reichlich Furore sorgte. Das Fundament für das "neue PSG" ist gelegt. Jetzt ist die entscheidende Frage, welches Haus der Klub auf dieses Fundament setzt.
Sagt sich PSG los von teuren, überalterten Weltstars und baut sich eine neue Identität auf, die auch eine Brücke zu den Ultras schlagen könnte, die in der Vergangenheit bereits mehrfach gegen die überbezahlten Söldner protestierten? Oder erliegt der Klub der Versuchung, Mbappe durch ein ähnlich teures, aber sportlich schwächeres Kaliber zu ersetzen?
Die Chance auf einen Imagewandel war noch nie so groß für PSG. Ob der Klub diese Chance auch nutzt oder ob die nächste Staffel der PSG-Seifenoper folgt, bleibt abzuwarten.