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Nations League

DFB-Team - Bilanz nach Niederlande-Erfolg: Die größten Verlierer haben nicht gespielt

  • Aktualisiert: 16.10.2024
  • 10:15 Uhr
  • Martin Volkmar

Bei den erfolgreichen Länderspielen gibt es fast nur Gewinner im DFB-Team. Verlierer sind diejenigen, die nicht dabei waren.

Vom DFB-Team berichtet Martin Volkmar

Rein vom Papier her, hat die deutsche Nationalmannschaft die beiden Nations-League-Spiele gegen Bosnien-Herzegowina (2:1) und die Niederlande (1:0) mit einer Rumpftruppe bestritten.

Nur zehn Spieler aus dem ersatzgeschwächten DFB-Aufgebot hatten an der EM im Sommer teilgenommen, sechs Spieler hatten zuvor noch gar kein Länderspiel bestritten.

Doch die Sorge vor einem Leistungseinbruch war unbegründet, im Gegenteil: Das umgebauite Team von Julian Nagelsmann sicherte sich souverän und erstmals überhaupt den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale der Nations League.

Dementsprechend gab es einige Gewinner, während die Verlierer nur unter denen zu finden sind, die diesmal nicht dabei waren.

ran gibt einen Überblick.

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Das Wichtigste in Kürze

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Gewinner: Julian Nagelsmann

Der Bundestrainer feierte am Montag exakt ein Jahr nach seinem ersten Länderspiel ein glänzendes Jubiläum.

Denn die Tatsache, dass seine B-Elf wie aus einem Guss spielte und den etablierten Spielstil beibehielt, ist hauptsächlich auf Nagelsmanns erfolgreiche Arbeit zurückzuführen.

Diese Stabilität und Identität kann das Team auf dem Weg zur WM 2026 weit bringen.

"Wir sind extrem dominant. Die Gier, die wir verkörpern, ist ein sehr, sehr großer Schritt“, sagte Nagelsmann, ist aber noch lange nicht zufrieden: "Es gibt noch einige Schritte zu gehen."

Diesen Weg möchten die Verbandsbosse am liebsten über 2026 hinaus mit dem Chefcoach gehen, wie Rudi Völler erklärte.

Im Interview mit ran bezeichnete er Nagelsmann zudem als "Glücksfall für den deutschen Fußball".

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DFB-"Glücksfall": Nagelsmann der Wachküsser

Gewinner: Oliver Baumann

Wäre der 34-Jährige auch diesmal nicht zum Einsatz gekommen, hätte er wohl ernsthaft über einen Rücktritt nachdenken müssen.

Doch nach insgesamt 26 Länderspielen auf der Ersatzbank seit seiner ersten Berufung 2020 kam Oliver Baumann endlich zum Debüt – und bedankte sich mit einer tadellosen Leistung und zwei Glanzparaden in der Schlussphase, die den Sieg über die Niederlande sicherten.

Gut möglich, dass Baumann nun bis zur Rückkehr von Marc-Andre ter Stegen im deutschen Tor bleibt.

"In dieser Saison ist Olli einen Tick stärker als Alex", sagte Nagelsmann zum Stellvertreter-Duell mit Alexander Nübel.

Absprachen gebe es aber nicht, betonte der Hoffenheimer: "Jetzt lassen wir erst mal das Spiel so stehen - und was kommt, das kommt."

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Gewinner: Jamie Leweling

Vor einem Jahr hätte er Nationalspieler von Ghana werden können, von wo sein Vater stammt.

Doch der gebürtige Nürnberger sagte ab und wurde am Montag dafür mit seinem ersten Länderspiel belohnt.

Dabei profitierte Jamie Leweling allerdings von den vielen Ausfällen, zuletzt seines Stuttgarter Teamkollegen Deniz Undav.

Sonst wäre er nicht dabei gewesen, gab Nagelsmann zu, zeigte sich aber umso überraschter über dessen starke Vorstellung gegen die Niederlande: "Ich weiß, dass er sehr viel Energie hat, aber dass er so gut spielt, hätte ich nicht erwartet. Das war wirklich ein außergewöhnlich gutes Debüt."

Nicht nur wegen seines Siegtreffers hätte sich der 23-Jährige trotz der großen Konkurrenz in der Offensive eine weitere Einladung verdient.

Gewinner: Deniz Undav

Der neue Publikumsliebling fiel zwar gegen die Niederlande kurzfristig wegen muskulärer Probleme aus, hatte aber gegen Bosnien-Herzegowina schon auf ganzer Linie überzeugt.

Da war der 28-Jährige, der vor vier Jahren noch in der vierten Liga in Meppen spielte, mit zwei Treffern der Matchwinner.

"Das ist natürlich schön zu sehen, dass es so einen Spieler gibt, der sicherlich einen etwas anderen anderen Karriereweg gegangen ist als viele andere Nationalspieler", sagte Völler bei ran über den "klassischen Straßenfußballer" Deniz Undav.

„Er ist schon ein richtig cooler Fetzen", meinte auch Nagelsmann: "Ein positiver, lebensbejahender Kerl, der uns guttut - auf und neben dem Platz. Ihn nicht zu haben, wäre schlecht."

Zumal der Stuttgarter nach den Verletzungen von Niclas Füllkrug und Kai Havertz auch den Part des Torjägers übernahm und nun schon auf drei Treffer in fünf Länderspielen kommt.

"Er macht es sehr gut, braucht nicht viele Torchancen, das ist der Schlüssel. Er ist sehr schlau, hat einen technisch starken Abschluss“, lobte Nagelsmann.

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Gewinner: Kimmich/Rüdiger als neue Anführer

Die stimmungsvolle Verabschiedung der letzten drei 2014er-Weltmeister Manuel Neuer, Thomas Müller und Toni Kroos sowie von Ex-Kapitän Ilkay Gündogan machte in München nochmal deutlich, wie viel Qualität und Erfahrung die deutsche Mannschaft nach der Heim-EM verloren hat.

Dass sie trotzdem auch nach der jüngsten Absagenflut auftritt, als wäre nichts gewesen, liegt wesentlich an den beiden neuen Anführern.

Spielführer Joshua Kimmich und sein Stellvertreter Antonio Rüdiger gehen mit gutem Beispiel voran und gehörten gegen die Niederländer einmal mehr zu den besten DFB-Akteuren.

Beide sind mit Feuer bei der Sache und wollen ihre Klasse auf und neben dem Platz dafür einsetzen, endlich wieder einen großen Titel nach Deutschland zu holen.

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Gewinner: Pavlovic/Stiller als Doppel-6 der Zukunft

Es war ein besonderes Spiel für die beiden gebürtigen Münchner Aleksandar Pavlovic (20) und Angelo Stiller (23), doch von Nervosität war den beiden Youngstern in der Allianz Arena bei ihrem ersten Einsatz in der DFB-Startelf nichts anzumerken.

Im Gegenteil: Beide sorgten im defensiven Mittelfeld dafür, dass die nominell top besetzten Gäste fast gar keinen Zugriff im Zentrum bekamen.

Zudem sind sowohl Pavlovic als auch Stiller nicht nur in der Rückwärtsbewegung stark, sondern dank ihrer guten Technik und Übersicht auch im Spiel nach vorne ein wichtiger Faktor.

"Es ist gut, aus der zweiten Reihe neues Personal gefunden zu haben, das den Konkurrenzkampf enorm erhöht",  freute sich Nagelsmann: "Jetzt weiß jeder, dass er sich nicht ausruhen kann. Das fördert die Leistung."

Zumal man nicht nur auf Spieler setzen könne, "die bei der WM 2026 schon 35 Jahre alt sind".

Genau so alt wird Pascal Groß tatsächlich dann sein, doch auch Robert Andrich (30) dürfte nach dieser Vorstellung seiner Rivalen nicht mehr automatisch gesetzt sein.

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Verlierer: Bernd Leno

Der Fulham-Torhüter ist sicher der größte Verlierer, denn nach seiner Weigerung, als Nummer drei ohne Aussicht auf einen Einsatz zum DFB-Team zu kommen, hat er bei Nagelsmann schlechte Karten.

"Ich habe immer gesagt: Ich mache die Tür nicht zu. Aber sie ist auch nicht weiter aufgegangen", hatte er seinen Missmut relativ deutlich gemacht.

Nach den guten Leistungen von Baumann und Nübel wird es bis zur Genesung von ter Stegen kaum Gründe geben. Bernd Leno nochmal für die Nationalmannschaft zu berufen.

Verlierer: Emre Can

Neben BVB-Teamkollege Maximilian Beier, der aber immerhin bei der U21 Spielpraxis sammelte, war der Dortmunder Spielführer der einzige aus dem EM-Kader, der nicht mehr nominiert wurde.

Ein Wink mit dem Zaunpfahl, auch als Reaktion auf Emre Cans bisher wechselhaften Auftritte in dieser Saison.

Stiller hat ihm offensichtlich den Rang abgelaufen, so dass Nagelsmann Can aufgrund des Überangebots im defensiven Mittelfeld vorerst nicht mehr braucht.

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Verlierer: Leroy Sane

Zwei Kurz-Einsätze beim FC Bayern hatte der Offensivspieler zuletzt in der Liga, nachdem seine hartnäckigen Schambeinprobleme offenbar weitgehend auskuriert sind.

Doch es wird schwer für Leroy Sane, die aktuell gesetzten Michael Olise und Serge Gnabry wieder aus der Münchner Startelf zu verdrängen.

Und in der Nationalmannschaft fiel Sanes Fehlen, zumal nach seiner enttäuschenden EM, angesichts der großen Konkurrenz auch nicht mehr auf.

Sane dürfte einen steinigen Weg vor sich haben, um sich wieder als Stammkraft im Verein und dann möglicherweise auch in der DFB-Auswahl zu etablieren.

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Verlierer: Routiniers auf dem Abstellgleis

Eigentlich wollten die kurz vor der EM aussortierten Stars wie Leon Goretzka, Niklas Süle oder Julian Brandt in der neuen Spielzeit wieder angreifen, um sich für ein DFB-Comeback zu empfehlen.

Doch während Goretzka derzeit gar keine Rolle bei Bayern spielt, ist auch Süle trotz Sonderschichten im Sommerurlaub nur zweite Wahl in Dortmund.

Und auch Brandt konnte nicht durchgehend überzeugen, hätte aber wohl noch am ehesten Chancen auf eine Rückkehr, wie das Beispiel Gnabry zeigt.

Für diese und andere ehemalige Nationalspieler wird es aber äußerst schwierig werden, weil sie sportlich niemand vermisst und Nagelsmann nach den vielen Ausfällen lieber auf Nachrücker wie Leweling oder Kevin Schade gesetzt hat.

"Wir haben eine gute Gruppe gefunden. Das sind sehr gute Charaktere, was nicht heißt, dass die Spieler, die nicht dabei sind, schlechte Charaktere haben", erklärte der Bundestrainer.

Und weiter: "Auch die Spieler, die bei der EM nicht dabei waren, sind alles gute Kerle und liebe Menschen. Aber als Trainer musst du Entscheidungen treffen und eine Mannschaft finden."

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