Nach dem saisonende in Abu dhabi
Formel 1 in Deutschland liegt endgültig am Boden
- Aktualisiert: 26.11.2023
- 21:51 Uhr
- Tobias Wiltschek
Keine Akzeptanz, keine Rennen, keine Stars, keine TV-Präsenz. Die Formel 1 verschwindet in Deutschland in der Versenkung. Ein Kommentar.
Nein, so ganz hat sich die Formel 1 aus Deutschland in dieser Saison nicht verabschiedet.
Ein paar Rennen durften interessierte Zuschauer hierzulande tatsächlich noch kostenlos verfolgen. Der Bezahlsender "Sky" übertrug sie gratis über seinen Youtube-Kanal.
Am Ende dieses Formel-1-Jahres bleibt dennoch die bittere Erkenntnis: Die Königsklasse in Deutschland ist nicht nur zu einem Nischenereignis verkommen, die Formel 1 in Deutschland liegt am Boden.
Die Gründe dafür sind vielfältig, die Entwicklung war schon lange absehbar. Nicht erst seit mit Sebastian Vettel die letzte große schwarz-rot-goldene Ikone im vergangenen Jahr die Formel 1 verließ.
Ein Nachfolger ist weit und breit nicht in Sicht. In der gerade zu Ende gegangenen Saison nahm mit Nico Hülkenberg nur noch ein einziger Vertreter aus der einst so stolzen Motorsport-Nation an den Grand-Prix-Wochenenden teil – mit einer ernüchternden Bilanz.
Neun Punkte fuhr der Emmericher in der gesamten Saison ein, Weltmeister Max Verstappen aus den Niederlanden sammelte im gleichen Zeitraum 575 Punkte.
Das Wichtigste zur Formel 1 in Kürze
Die Formel 1 in Deutschland retten konnte und sollte Hülkenberg auch nicht. Dafür war, so jedenfalls die Hoffnung vieler Fans und Experten, ein anderer vorgesehen. Einer, der den Erfolg praktisch schon im Namen trägt.
Doch Mick Schumacher, das ist in dieser Saison auch immer deutlicher geworden, kann diese Last nicht tragen – zumindest nicht allein. Bis zum Schluss gab es zumindest noch die leise Hoffnung, dass der 24-Jährige wenigstens im kommenden Jahr wieder ein Stammcockpit in der Formel 1 bekommt. Selbst wenn es nur beim tief gefallenen Traditionsrennstall Williams gewesen wäre.
Mick Schumacher fährt 2024 in Le Mans
Doch auch diese Option hat sich zerschlagen. Er bleibt zwar als Testfahrer von Mercedes weiter irgendwie Teil der Formel 1. Sein eigentliches Projekt heißt 2024 aber Langstrecken-Weltmeisterschaft, inklusive des Klassikers in Le Mans. Eine Rückkehr in die Formel 1 als Stammpilot ist unsicherer denn je.
Knapp zehn Jahre nach dem verhängnisvollen Ski-Unfall von Micks Vater Michael Schumacher und ein Jahr nach dem Rücktritt von Sebastian Vettel ist die Formel 1 in Deutschland in der Versenkung verschwunden.
Zum Akzeptanzverlust der Rennserie in seinem Heimatland hat Vettel aber nicht nur wegen seines Abschieds beigetragen. Mit seinem öffentlichen Kampf gegen den Klimawandel, mit dem er natürlich auch die Daseinsberechtigung des Klimakillers Formel 1 in Frage stellt, rannte er in seiner Heimat viele offene Türen ein.
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Seit Jahren keine Formel-1-Rennen mehr in Deutschland
In Deutschland werden schon seit Jahren keine Formel-1-Rennen mehr ausgetragen, was natürlich nicht nur ökologische Gründe hat. Den Betreibern von Nürburg- und Hockenheimring sind die immer weiter steigenden Antrittsgebühren des Vermarkters Liberty Media schlicht und einfach zu teuer geworden.
Keine Akzeptanz, keine Rennen, keine Stars, keine TV-Präsenz. Dieser Teufelskreis dürfte zumindest in absehbarer Zeit nicht gebrochen werden. Auch dann nicht, wenn mit Audi neben Mercedes tatsächlich ein weiterer deutscher Automobilhersteller ab 2026 in der Formel 1 mitmischt.
Falls es überhaupt dazu kommt. Denn nach dem Wechsel in der Führungsetage des Ingolstädter Unternehmens mehren sich Berichte, wonach der Einstieg wieder auf der Kippe steht.
In der aktuell schwierigen finanziellen Lage, so heißt es, müsse man ganz genau abwägen, ob das Risiko Formel 1 nicht zu hoch sei.
Für die deutschen Free-TV-Sender jedenfalls rechnen sich die Übertragungen des PS-Spektakels schon lange nicht mehr. Schon vor der abgelaufenen Saison lehnte "RTL" das Angebot von "Sky" dankend ab, für zehn Millionen Euro vier Rennen live zeigen zu können.
Und so wird es wohl auch 2024 dabei bleiben, dass die vier vertraglich vereinbarten kostenfreien Rennen lediglich auf dem Youtube-Kanal von "Sky" zu sehen sind. 2025 läuft die Vereinbarung aus, und die Formel 1 wäre dann nur noch gegen Bezahlung zu sehen.
Es wäre der endgültige Schritt ins Abseits für eine Sportart, die in Deutschland einst so populär gewesen ist.