Piastri Top, Verstappen Flop
Formel 1: Gewinner und Verlierer des Ungarn-Grand-Prix
- Aktualisiert: 22.07.2024
- 19:09 Uhr
- Max Bruns
Die Strategien der Top-Teams waren das große Thema des Großen Preises von Ungarn. ran schaut auf die Tops und Flops des Formel-1-Rennens am Hungaroring.
Von Max Bruns
Das diesjährige Rennen am Hungaroring ist Geschichte. Und es war eines für die Geschichtsbücher.
Denn rund um die großen Streitthemen bei Red Bull und Max Verstappen sowie bei McLaren und Lando Norris fuhr Oscar Piastri zu seinem ersten Karriere-Erfolg in der Formel 1.
Während Nico Hülkenberg ein unspektakuläres Rennen erlebte und mit Rang 13 zwei Plätze hinter seiner Startposition aus dem Qualifying landete, sorgte Routinier Lewis Hamilton für eine etwas überraschende Podiums-Platzierung.
Der Ungarn-Grand-Prix brachte also mehrere Geschichten hervor, wovon in erster Linie auch die Fans profitierten.
ran schaut auf die Gewinner und Verlierer des Formel-1-Wochenendes am Hungaroring.
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Gewinner: Oscar Piastri
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Er darf sich nun offiziell ein Gewinner eines Formel-1-Rennens nennen. Oscar Piastri ist als Sieger des Ungarn-Grand-Prix zweifelsohne ein Gewinner. Bis zum fragwürdigen Undercut der McLaren-Verantwortlichen führte der 23-jährige Australier das Rennen an.
Anschließend hatte er Glück, dass sich Teamkollege Lando Norris der Ansage des Teams unterordnete und Piastri vorbeiziehen ließ. Auch wenn der Brite im Nachhinein zugab, dass Piastri den Sieg verdient habe.
"Er ist ein besseres Rennen gefahren als ich, er hatte einen besseren Start, er hat es verdient und es ist das Richtige, das zu tun", gab Norris zu und sorgte damit für Piastris Premiere.
Gewinner: Lewis Hamilton
200. Podestplatz für Lewis Hamilton in seiner Formel-1-Karriere. Der 39-Jährige platzierte sich im Qualifying auf Rang fünf, am Sonntag machte er noch zwei Plätze gut und ließ Carlos Sainz und Max Verstappen hinter sich.
Mit letzterem lieferte sich Hamilton das ein oder andere hitzige Duell. Gerade gegen Ende, als sich Verstappen verbremste und anschließend abhob, nachdem er mit Hamiltons Mercedes-Boliden in Berührung kam, wurde es brenzlig.
Viele Fans forderten eine Strafe gegen den Red-Bull-Piloten, doch selbst Hamilton sprach im Nachhinein von einem Rennunfall. Auch der Rekordweltmeister kassierte in dieser Situation keine Strafe. Damit ist er ein Gewinner des Renn-Wochenendes.
Gewinner: Die Formel-1-Fans
Die vergangenen Jahre waren teilweise geprägt von einer Verstappen-Dominanz, die der Formel 1 die Spannung nahm. Das sah in dieser Saison schon des Öfteren ganz anders aus.
Ja, der Red-Bull-Star-Pilot hat immer noch 76 Punkte Vorsprung auf den zweitplatzierten Norris. Aber immerhin ist nach 13 Rennen in dieser Saison rechnerisch noch vieles möglich.
Außerdem: Es geht nicht nur um Verstappen. Die McLaren-Geschichte, der Absturz von Sergio Perez oder Nico Hülkenberg, der es immer wieder in die Punkte schafft. All diese Geschichten machen diese Saison aus. Und davon profitieren die Fans. Man kann behaupten, die Formel 1 ist wieder ein Premiumprodukt.
Gewinner: Netflix
Bei Verstappen und Red Bull krachte es noch während des Rennens über den Funk. "Das ist kindisch", wurde der Weltmeister im Boxenfunk abgekanzelt. Man mag sich kaum vorstellen, wie es hinter den Kulissen aussah.
Der Niederländer echauffierte sich im Auto heftig über die Strategie der Verantwortlichen seines Teams. Gefundenes Fressen ist dieses Material für den Streamingdienst Netflix.
Das Unternehmen wird dieses Drama in der Dokumentarserie "Drive to Survive" mit offenen Armen entgegennehmen. Doch nicht nur bei Red Bull rumorte es in Ungarn. Auch bei McLaren herrschte trotz des Doppelerfolges dicke Luft. Norris fühlte sich benachteiligt, das Team vergeigte die Boxenstopp-Strategie und brockte sich den Zoff selbst ein. Netflix hat das Popcorn wohl schon bereitgestellt.
Verlierer: Max Verstappen
Er war sichtlich bedient. Verstappen haderte während des Grand Prix und nach dem Rennen mit den Entscheidungen der Verantwortlichen um Renningenieur Gianpiero Lambiase.
Dabei hatte der Niederländer selbst erhebliche Schuld am Verpassen des Podiums. An der Szene, in der es beinahe zum katastrophalen Crash mit Hamilton kam, trägt in erster Linie Verstappen die Schuld, weil der Weltmeister in dieser Phase äußerst aggressiv fuhr. Von "Super-Max" zu "Mad-Max".
Seinen Unmut trug Verstappen mit Beginn des Rennens mit sich. In der ersten Kurve nach dem Start wurde er von der Strecke gedrängt, überholte Norris anschließend und musste dann seinen Platz wieder hergeben. Eine Strafe gab es nicht. Verstappen fühlte sich benachteiligt, dabei geschah ihm lediglich das, was er mit seiner Fahrweise so häufig anderen Fahrern zumutet.
Verlierer: Lando Norris
Auch, wenn sich Lando Norris als großer Sportsmann zeigte, als er seinen Teamkollegen Piastri vorbeiziehen ließ und am Ende auf Rang zwei landete, steht er als großer Verlierer des Ungarn-Grand-Prix da.
Zum einen, weil ihm durch den Fauxpas des Teams die Chance geraubt wurde, in der Fahrerwertung etwas näher heranzukommen. Schließlich hätte er als Sieger sieben Punkte mehr mitgenommen.
Zum anderen, weil der Brite einmal mehr seine Schwäche beim Start des Rennens offenbarte. Binnen weniger Sekunden verlor Norris seine Pole Position wegen Wheelspins und zog dann auch noch beinahe in McLaren-Kollege Piastri hinein. Glück hatte er, als ihn Verstappen passieren lassen musste.
Verlierer: McLaren
Eigentlich ist es ein Paradoxon, jenes Team als Verlierer zu bezeichnen, das in Ungarn einen Doppelsieg feierte. Doch die Art und Weise ist entscheidend.
Denn gute PR war das Wochenende für McLaren sicher nicht. Über den Funk konnte man schon die Spannungen raushören, als es darum ging, dass Norris Piastri vorbeifahren lassen soll. Norris tat dies auffällig langsam, um seinen Unmut auszudrücken.
Das alles wäre nicht passiert, wenn das Team Piastri - der vor den Stopps führte - als erstes reingeholt hätte. Stattdessen gab es den - womöglich ungewollten - Undercut von Norris. Der Rest der Geschichte ist bekannt. McLaren kann nur hoffen, dass am Ende nicht sieben Punkte über die WM entscheiden.
Verlierer: Sergio Perez
Zum wiederholten Mal enttäuschte Sergio Perez. Zum wiederholten Mal versagen ihm im Qualifying die Nerven. Diesmal setzte er seinen Boliden im Q1 an die Wand.
Erst vor wenigen Wochen einigte sich Red Bull mit dem schon damals umstrittenen Mexikaner auf einen neuen Zweijahresvertrag. Doch was folgte, war kein Aufwärtstrend, sondern ein besorgniserregender Absturz des sechsmaligen Rennsiegers in der Formel 1.
Ex-Formel-1-Fahrer und "Sky"-Experte Ralf Schumacher forderte nach dem abermaligen Aussetzer des Mexikaners, der in der Fahrerwertung aktuell nur auf Rang sieben liegt, Konsequenzen: "Die Spirale geht nach unten. Ich bleibe bei meiner Meinung, er muss einfach weg." Immerhin: Perez landete am Ende noch auf einem passablen siebten Platz.