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Motorsport

NASCAR: Die Faszination des typisch amerikanischen Motorsports

  • Veröffentlicht: 03.11.2023
  • 11:16 Uhr
  • Oliver Jensen

In Deutschland wird NASCAR kaum wahrgenommen. In den USA allerdings zählt die Stock-Car-Rennserie zu den populärsten Sportarten. ran-Autor Oliver Jensen war bei einem Rennen in Las Vegas vor Ort, um die Faszination von NASCAR zu ergründen.

Aus Las Vegas berichtet Oliver Jensen

Bis zu 40 Autos fahren rund drei Stunden im Kreis - oft Stoßstange an Stoßstange, ohne Angst vor Unfällen.

NASCAR ist die typisch US-amerikanische Rennserie. Alle 36 Rennen werden in den USA ausgetragen. Nahezu alle Fahrer, die daran teilnehmen, stammen aus Nordamerika.

Der deutsche DTM-Champion Mike Rockenfeller und der britische Formel-1-Weltmeister Jenson Button, die in diesem Jahr jeweils an drei Rennen teilnahmen, waren eine absolute Ausnahme.

"Man tritt hier gegen die Besten der Besten an. In der einen Woche kann man ganz oben stehen und in der nächsten Woche im Mittelfeld oder auf den hinteren Plätzen. Es ist super eng", sagte der Deutsche nach seinem Einstand.

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Teamchef vergleicht NASCAR mit Formel 1: "Alle Teams können gewinnen"

Tatsächlich liegt genau darin eine der großen Faszinationen von NASCAR. Cliff Daniels kennt diesen Sport besonders gut. Früher war er selber Rennfahrer, heute ist er der Crew Chief von Hendrick Motorsports und arbeitet dadurch eng mit Kyle Larson zusammen, der 2021 die NASCAR-Meisterschaft gewann.

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ran-Autor Oliver Jensen bei der NASCAR-Startaufstellung in Las Vegas
ran-Autor Oliver Jensen bei der NASCAR-Startaufstellung in Las Vegas© Jensen

Auf Nachfrage von ran, was NASCAR für ihn so besonders macht, antwortete Daniels: "Ich schaue mir auch andere Rennserien wie zum Beispiel die Formel 1 oder die IndyCar Series an. Beim IndyCar sind die Teams sicherlich etwas näher beieinander als in der Formel 1. Aber das Besondere an NASCAR ist, dass hier wirklich 20 bis 22 Teams gewinnen können."

Das liege daran, "dass es hier einfach eine sehr kollektive Gruppe von Leuten mit hohem IQ gibt, die alle auf einem sehr hohen Niveau agieren - Boxencrews, Fahrer und Teams. Das sind hier wirklich die besten 20 bis 22 Teams."

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Daher ließe sich überhaupt nicht voraussehen, wie die Rennen enden. "Würde man zwischendurch einen Neustart machen, würde das Rennen vermutlich komplett anders verlaufen. Ein Fahrer, der zwischen Platz 5 oder Platz 10 gelandet ist, könnte auf einmal gewinnen", erklärte Daniels.

Von der Tribüne aus das komplette Rennen im Blick

Die meisten Rennen der NASCAR Cup Series finden auf Rundkursen (Speedways) statt. Aus Sicht des Zuschauers hat das den Vorteil, vom Tribünenplatz aus wirklich das komplette Rennen stets im Blick zu haben.

Das Regelwerk ist so ausgelegt, dass die Rennen möglichst eng verlaufen. Dieses Konzept geht meistens auf.

Beweis gefällig? Das South Point 400 in Las Vegas, welches sich über 267 Runden a 2,4 Kilometer erstreckte und insgesamt 2:57 Stunden dauerte, gewann Larson schlussendlich mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,082 Sekunden.

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Einsame Rennen im Stil von Verstappen ausgeschlossen

Weil es während des Rennens immer wieder Unfälle gibt, kommt das Safety-Car zum Einsatz. Eine Besonderheit: Das Rennen wird erst wieder fliegend gestartet, wenn das komplette Feld wieder beisammen ist. Dadurch kann sich kein Fahrer (im Stil von Max Verstappen in der Formel 1) dauerhaft absetzen.

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Beim NASCAR Racing sind die fliegenden Starts bzw. Neustarts besonders spektakulär, weil die Autos Stoßstange an Stoßstange fahren
Beim NASCAR Racing sind die fliegenden Starts bzw. Neustarts besonders spektakulär, weil die Autos Stoßstange an Stoßstange fahren© Icon Sportswire

Es ist völlig normal, dass die Autos Rad an Rad fahren und sich gelegentlich auch anrempeln. Im Gegensatz zur Formel 1 gibt es während des Rennens keine Strafen für dreckiges Fahren.

Es ist vielmehr üblich, dass sich Fahrer später im Verlaufe des Rennens rächen. Allerdings ist es nicht erlaubt, ein anderes Auto absichtlich in einen Unfall oder Dreher zu verwickeln. Dies kann ansonsten zu einer Sperre führen.

Viele Fahrer gelten als Hitzköpfe, weil die Emotionen sehr offen ausgelebt werden. Unvergessen bleibt, wie Bubba Wallace im Jahre 2022 bei einem Rennen in Las Vegas gegenüber seinem Konkurrenten Larson handgreiflich wurde, nachdem beide Fahrer miteinander kollidierten.

Auch Handgemenge zwischen zwei Teams, zum Beispiel 2017 zwischen Toyota und Ford, können schon einmal passieren.

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Spannungs-Erzeuger: Teilrennen und Playoffs

Spannung wird beim NASCAR Racing auch dadurch erzeugt, dass es neben dem Hauptrennen noch zwei Teilrennen gibt - Stage 1 und Stage 2. Nach jeder Stage werden Punkte für die zehn Schnellsten vergeben. Die meisten Punkte gibt es allerdings für den Rennsieg nach Stage 3.

Eine Besonderheit beim NASCAR ist auch der Saisonmodus. Wie es sich für eine typisch-amerikanische Sportart gehört, wird der Meister in einem Playoff-Modus ermittelt. Nach den ersten 26 Rennen beginnt die sogenannte Round of 16.

Die 16 Plätze werden an die bisherigen Rennsieger bzw. die Fahrer mit den meisten Punkten vergeben. Die übrigen Fahrer nehmen zwar ebenfalls an den Playoff-Rennen teil und sammeln Punkte, können aber nicht Meister werden.

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Der Super Bowl im NASCAR steht bevor

Nach jeweils drei Rennen wird das Teilnehmerfeld auf zwölf, acht und schlussendlich vier Fahrer reduziert. Die jeweils nächste Runde erreichen die drei Rennsieger sowie die Fahrer mit den meisten Punkten.

Das große Finale, also praktisch der Super Bowl im NASCAR, ist das NASCAR Cup Series Championship Race auf dem Phoenix Raceway, der nun am Sonntag stattfindet.

Dabei gilt: Der Fahrer, der von den letzten vier Playoff-Teilnehmern am weitesten vorne landet, gewinnt die Meisterschaft. In diesem Jahr haben Larson, Ryan Blaney, William Byron und Christopher Bell die Gelegenheit dazu.

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"So etwas gibt es sonst auf der ganzen Welt nicht"

Für Daniels, der mit Larson auf den erneuten Sieg hofft, ist NASCAR jedenfalls die spannendste Rennserie weltweit. Er hofft, dass dies auch über die Landesgrenze der USA hinaus erkannt wird.

"Um auch für den internationalen Markt interessant zu sein, muss man verstehen, wie schwierig es ist, ein Cup-Rennen zu fahren und wie hart die Konkurrenz ist", erklärte er.

"Als Fahrer weißt du, dass es von wenigen Zentimetern oder einem kleinen Moment abhängt, ob du das Rennen gewinnst oder nicht. Der Spielraum dazwischen ist hauchdünn. So etwas gibt es ansonsten auf der ganzen Welt nicht."

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