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Boxen - Agit Kabayel vor Kampf gegen Zhilei Zhang auf den Spuren von Max Schmeling: "WM-Titel ist das große Ziel"
- Veröffentlicht: 21.02.2025
- 10:36 Uhr
- Philipp Kessler
Agit Kabayel kann am Samstag Interims-Weltmeister im Schwergewicht werden. Vor dem großen Kampf gegen Zhilei Zhang in Saudi-Arabien spricht er im ran-Interview über seine sportliche Situation und den möglichen WM-Kampf gegen Oleksandr Usyk.
Das Interview führte Philipp Kessler
Fäuste für den Gürtel: Am Samstag (ab 18.15 Uhr) kämpft Agit Kabayel in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad gegen Zhilei Zhang um den Interims-Weltmeistertitel nach Version des World Boxing Council (WBC).
Räumt der gebürtige Leverkusener den 41-jährigen Chinesen aus dem Weg, könnte er endlich den ganz großen WM-Fight gegen Oleksandr Usyk bekommen - und sich dort zum ersten deutschen Schwergewichts-Weltmeister nach Legende Max Schmeling küren, der von 1930 bis 1932 auf dem Box-Thron saß.
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Im großen Interview mit ran spricht Kabayel, der aktuell die Nummer drei der Welt ist, über das bevorstehende Duell mit dem China-Riesen Zhang, seinen Weltmeister-Traum und prominente Unterstützung seines Kumpels Cristiano Ronaldo.
Zudem äußert sich der 32-Jährige mit kurdischen Wurzeln zum Thema Migration.
Das Wichtigste in Kürze
Agit Kabayel: So lief die Vorbereitung
ran: Herr Kabayel, auf der Pressekonferenz vor dem Kampf übergab Zhilei Zhang Ihnen eine Grußkarte anlässlich des chinesischen Neujahrsfests. Darin befand sich nur ein Foto von ihm. Wo haben Sie sein kleines Geschenk aufbewahrt?
Agit Kabayel: Das habe ich natürlich mitgenommen. Vielleicht bringe ich es ihm nach einem Sieg unterschrieben zurück… (lacht)
ran: Wie schätzen Sie "Big Bang" Zhang ein? Worauf kommt es im Kampf gegen den Weltranglisten-Fünften an?
Kabayel: Er hat nicht umsonst den Spitznamen. Er hat eine extrem starke Linke. Mit der hat er schon viele Gegner K.o. gehauen, zuletzt den ehemaligen Weltmeister Deontay Wilder. Er ist ein sehr schwieriger Gegner. Zhang hatte erst zwei Niederlagen, die sehr knapp und teilweise sehr kontrovers waren. Es wird ein sehr interessanter Kampf, auch für die Box-Fans. Ich muss mich einfach auf meine Stärken fokussieren, mein Ding durchziehen - so wie sonst auch. Und dann wird schon Gutes passieren.
ran: Wie verlief Ihre Vorbereitung?
Kabayel: Es ging richtig zur Sache. Es bringt nichts, nicht hart zu trainieren. Ich hole mir immer für drei Wochen Sparringpartner rüber. Dieses Mal waren alle über zwei Meter mit ordentlichem Gewicht, alles Linkshänder, die Zhang simulieren. Ich habe die die größten Talente der Welt zusammengeholt. Die haben immer durchgewechselt, während ich ihm Ring stehen blieb. Da habe ich ordentlich Feuer bekommen. So kriege ich alle Automatismen perfekt rein. Alles in allem bin ich mit der Vorbereitung zufrieden.
ran: In welcher Runde schlagen Sie Ihren Gegner um den Interims-Weltmeistertitel des WBC K.o.?
Kabayel: Die Zuschauer wollen natürlich K.o.‘s sehen. Der Gameplan ist immer, offensiv und unterhaltsam zu kämpfen. Aber einen K.o. plant man nie. Der kommt von alleine. Und wenn man ihn erzwingen möchte, geht man meist selbst K.o.. Das ist natürlich nicht gut. Ich will mich nicht auf eine blinde Schlägerei einlassen. Ich möchte dem Kampf meinen Stempel aufdrücken, meinem Plan folgen und Druck machen. Den Rest wird man sehen.
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Agit Kabayel: "Das Ziel ist nicht mehr fern"
ran: Der Sieger ist Pflichtherausforderer von Weltmeister Oleksandr Usyk. Wie ist er einzuschätzen?
Kabayel: Usyk ist einer der besten Boxer aller Zeiten. Das muss man mittlerweile anerkennen. Er hat Olympia-Gold gewonnen, den Halbschwergewichts-WM-Titel geholt. Er hat nun geschafft, im Schwergewicht alle Titel zu vereinen. Das gab es so noch nie. Da wir beide noch ungeschlagen sind, ist es mein Ziel, dieses Match zu bekommen. Auch für die Box-Fans wäre dieser Kampf der interessanteste. Aber erstmal muss ich Zhang schlagen. Es ist nie gut, schon über den nächsten Gegner zu reden. Wir schauen von Kampf zu Kampf.
ran: Seit Max Schmeling gab es keinen deutschen Boxweltmeister im Schwergewicht. Werden Sie das ändern?
Kabayel: Das ist das große Ziel. Das steht über allem. Für dieses Ziel, Weltmeister im Schwergewicht zu werden, habe ich seit vielen Jahren mein Leben geopfert. Dem habe ich alles untergeordnet. Darauf arbeite ich hin. Ich bin schon auf Platz drei der Welt. Das Ziel ist nicht mehr fern.
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ran: Der Kampf gegen Zhang findet in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens statt. Wird Ihr Kumpel Cristiano Ronaldo wie 2024 live vor Ort wieder zu Ihrem Glücksbringer?
Kabayel: Wenn nichts dazwischenkommt, gehe ich davon aus, dass er vor Ort sein wird. Schon als der Kampf gegen Zhang verkündet wurde, habe ich ihn eingeladen und hat er mir geschrieben, dass er mir viel Glück wünscht und zum Fight kommen wird.
ran: Der Kampf wird auf dem Streamingportal DAZN übertragen, aber nicht auf den öffentlich-rechtlichen Sendern. Enttäuscht Sie das?
Kabayel: Was heißt enttäuscht? Ich mache meinen Job, bin dankbar, dass ich dafür mitlerweile sehr gut bezahlt werde und kann mit DAZN gut zusammenarbeiten. Aber es ist natürlich schade für den deutschen Sport, dass alle großen Fernsehsender die TV-Verträge im Boxen auslaufen lassen haben. Sonst würde man noch viel mehr Menschen damit erreichen. So ist es halt. Boxen ist so global geworden, so viele Millionen Menschen werden weltweit zuschauen. Das ist schon in Ordnung. Aber natürlich würde ich mich freuen, den Deutschen den Boxsport künftig wieder näherzubringen.
Jake Paul hat dem Boxsport viel Aufmerksamkeit zurückgebracht
Agit Kabayel, <strong><em>ran</em></strong>-Interview
ran: Im November begeisterte der Show-Kampf zwischen dem 58-jährigen Mike Tyson und Internet-Star Jake Paul die Massen. Was sagen Sie zu dieser Entwicklung im Boxsport?
Kabayel: Generell muss man sagen, dass Jake Paul dem Boxsport viel Aufmerksamkeit zurückgebracht hat. Er trainiert auch hart, das muss man schon auch anerkennen. Schade, dass Mike Tyson solche Dinge anscheinend machen muss. Ganz allgemein betrachtet, geht die Entwicklung im Boxsport wieder nach oben. Das liegt aber weniger an Jake Paul, sondern daran, dass die interessantesten Kämpfer wieder gegeneinander antreten. Es ist nicht mehr so viel Politik zwischen den Verbänden erlaubt, die besten Kämpfer gehen sich nicht mehr jahrelang aus dem Weg. An dem Tag, an dem ich gegen Zhang kämpfe, geht es um fünf, sechs Weltmeisterschaften. Ein Kampf wird geiler als der andere. So muss das sein.
Agit Kabayel: "Möchte deutschen Boxsport zurück an die Weltspitze bringen!"
ran: Ihre Familie hat ihre Wurzeln im kurdisch-stämmigen Teil der Türkei. Sie wurden in Deutschland geboren. Dennoch sagten Sie 2023, es fehle Ihnen an deutschem Support. Wie ist das jetzt, wo Sie zu den besten Boxern der Welt zählen?
Kabayel: Es ist natürlich immer etwas schwieriger, wenn man einen Migrationshintergrund hat, seinen Namen nicht ändert und nicht in das öffentlich perfekte Bild passt. Fakt ist, ich bin die Nummer drei der Welt und kämpfe jetzt um den Interims-Weltmeistertitel, aber: Weder die "Sportschau" noch das "Sportstudio" bringen mal einen Bericht über mich. Das kann ich nicht immer ganz verstehen, aber ich will mich nicht beschweren. Ich werde weiter meine Leistung bringen und der Rest kommt dann von alleine. So oder so, mein Ziel bleibt gleich: Ich wurde in Deutschland geboren, bin stolz darauf, für Deutschland zu kämpfen und möchte den deutschen Boxsport zurück an die Weltspitze bringen!
Jake Paul flext mit neuen Privat-Flieger
ran: Wie sehen Sie die politische Entwicklung in Deutschland? Die AfD hat jüngst laut Prognosen viel Zuspruch gewonnen.
Kabayel: Über Politik oder einzelne Parteien möchte ich nicht sprechen. Generell sehe ich aber schon sehr viel Spaltung, gerade auch in der Migrationsdebatte. Es wird viel mit dem Finger gezeigt, Schwarz-weiß gemalt. Dabei wird oft vergessen, dass es viele gut integrierte Familien mit Migrationshintergrund gibt, die genauso sagen, dass sie keine gewalttätigen Leute hierhaben wollen, die ins Land kommen und bleiben dürfen. Es gibt genug Migranten, die sich als Deutsche fühlen. Über die positiven Beispiele wird leider sehr wenig gezeigt. Mein Team hat mal versucht, mich bei Lanz oder andere Talkshows unterzubekommen, aber die Fernsehsender hatten offenbar kein Interesse daran, solche Perspektiven zu bekommen. Das ist schade, weil das Land weiter gespalten wird. Das müsste gar nicht so sein.