Winter-Transferfenster
FC Bayern München: Gut reagiert, aber eben wieder nur reagiert - ein Kommentar
- Aktualisiert: 02.02.2024
- 14:53 Uhr
- Justin Kraft
Der FC Bayern München hat ein den Umständen entsprechend erfolgreiches Transferfenster im Winter hingelegt. Nachdem es lange zu holpern schien, trafen Christoph Freund und der FCB gute Entscheidungen – und reagierten klug. Doch genau da liegt der Knackpunkt. Ein Kommentar.
Diesmal sollte es dem FC Bayern München sogar gelingen, einen Spieler kurz vor Ende des Transferfensters zu verpflichten. Anders als bei João Palhinha im Sommer hat man wenige Stunden vor der Deadline den dritten und letzten Wintertransfer verkünden können: Bryan Zaragoza trägt früher als erwartet das Trikot des FCB.
Eigentlich sollte der Spanier erst im Sommer wechseln, doch die Verletzung von Kingsley Coman zwang den Rekordmeister dazu, den Transfer vorzuziehen. Eine kluge Reaktion der Verantwortlichen rund um Christoph Freund. Da man sich ohnehin schon für den Spieler entschieden hatte, ist er wohl kaum als Panikkauf zu bezeichnen.
Die Bayern handelten hier nicht unüberlegt, sondern taten das einzig Richtige: Auf einen Ersatz bauen, der sowieso in München gelandet wäre. Und nicht dessen Zukunft möglicherweise noch verbauen, indem man auf einen gänzlich neuen Kandidaten umschwenkt.
Auch die Transfers von Eric Dier und Sacha Boey ergeben Sinn, wenngleich sie etwas kontroverser diskutiert werden können. Bei Dier machten die Bayern kurzen Prozess. Der Engländer wird dem Team von Thomas Tuchel vermutlich kein Champions-League-K.-o.-Spiel gewinnen, dafür aber konstant ein gutes Niveau zeigen, das für die Bundesliga allemal reicht. Das deutete sich bei seinen ersten Auftritten bereits an.
Das Wichtigste zur Bundesliga in Kürze
Ein Transfer für die Breite, der zwingend notwendig war. Gerüchte um den zweiten Neuzugang gab es ebenfalls schon länger. Die Bayern sollen Boey frühzeitig auf dem Zettel gehabt haben. Dann wurde es ruhig um ihn. Denn plötzlich wurden Kieran Trippier und vor allem Nordi Mukiele medial als Wunschlösungen beschrieben. Spieler, bei denen der FCB genau gewusst hätte, was er bekommt. Keine Weltklasse, kein Entwicklungspotenzial, aber ein hohes, solides Level.
FC Bayern: Freund musste Fehler des Sommers ausbaden
Am Ende wurde es dann doch Boey, als die Verhandlungen mit Newcastle und Paris Saint-Germain offenbar stockten und die Verletzung von Konrad Laimer Druck auf die Münchner ausübte. Vom FC Bayern wurde der Franzose als Wunschlösung betitelt. Was sollen sie auch anderes sagen?
Doch genau das ist der Knackpunkt dieses Transferfensters. Freund musste Fehler ausbaden, die der Serienmeister der Bundesliga im Sommer machte. Als sich das Transferkomitee vor allem darauf ausruhte, mit Harry Kane einen Topstar nach München zu holen, während andere, ebenso offensichtliche Baustellen nicht geschlossen wurden.
Lücken auf der Sechser- und Rechtsverteidigerposition klaffen bereits seit Langem. Auf Thiago folgte 2020 kein adäquater Ersatz, die Suche nach einem Nachfolger für Philipp Lahm wurde trotz Erfolglosigkeit irgendwann fast schon eingestellt. Regelmäßig laufen dort Mittelfeldspieler oder Innenverteidiger auf.
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Kaderplanung ist sicher nicht einfach. 18 oder mehr Wunsch- und Optimallösungen wird es nie geben. Doch in der Vergangenheit schien es oft so, als würden die Münchner ihre Probleme nicht gut genug adressieren. Lieber kam der x-te Innenverteidiger für unverschämt viel Geld, als auf wichtigen Positionen nachzubessern.
FC Bayern auf dem Transfermarkt: Weniger reagieren, mehr agieren
Und deshalb war auch dieses Transferfenster wieder eines, in dem die Verantwortlichen reagieren mussten. Auf eigene Fehler, auf Verletzungen, auf Formschwäche – das wird auch in Zukunft nicht ausbleiben.
Nur sollten die Münchner mit Freund und dem bald hinzukommenden Max Eberl wieder mehr in eine Position des Agierens kommen. Wer im Winter einkaufen muss, hat im Sommer geschlafen – so lautete das jahrelange Credo der Bayern.
Auf den Sommerschlaf haben Freund und Co. zweifelsohne gut reagiert. Dafür haben sie mit viel Geld und vor allem mit Zeit bezahlt. Zeit, die man in einer ruhigeren Situation vermutlich gern in Vertragsgespräche investiert hätte.
Das Winter-Transferfenster ist für den FC Bayern jetzt geschlossen. Doch die eigentliche Arbeit beginnt jetzt. Um im Sommer nicht wieder die Fehler zu machen, die dem FCB im Januar eine Menge Stress eingebracht haben.