FC Bayern München
Thomas Müller: Der Spiel-Entscheider
- Veröffentlicht: 04.10.2023
- 06:30 Uhr
- Stefan Kumberger
Thomas Tuchel ist es in Kopenhagen gelungen, mit Thomas Müller den Sieg geradezu einzuwechseln. Der Routinier meldet umgehend Anspruch auf mehr Einsatzzeiten an.
Aus Kopenhagen berichtet Stefan Kumberger
Es ist eine fast ikonische Szene, die sich in der 83. Minute zwischen dem FC Kopenhagen und dem FC Bayern im Stadion Parken abspielt. Thomas Müller steht mit gebeugten Knien vor den mitgereisten Münchner Fans und brüllt mit geballten Fäusten all seine Freude hinaus.
Gerade hatte der mittlerweile 34-Jährige in unnachahmlicher Art Mathys Tels Siegtor vorbereitet und jubelte so, als hätte er selbst getroffen.
"Ich wollte gar nicht so durchdrehen, aber der Leon [Goretzka – Anm. d. Red.] hat mich noch hin geschubst. Josh [Kimmich – Anm. d. Red] war auch ganz außer sich. Klar, es war zum Sieg, oder zumindest zur Führung, zum vermeintlichen Sieg. Ein bisschen haben sie sich vielleicht auch für mich gefreut, die Aktion war ja auch irgendwie cool", sagte Müller kurz nach der Partie auf Nachfrage von ran.
Das Wichtigste in Kürze
Keine Zweifel: Müller hat sich in seiner Rolle zurechtgefunden. Der Altmeister bewegt sich irgendwo zwischen Stammplatz, Joker-Rolle und Altersteilzeit. Und: Er weiß, wie er Trainer Thomas Tuchel nicht nur durch Leistung, sondern auch durch Interviews unter Druck setzen kann.
Müllers klares Ziel: Mehr Einsatzminuten
"Ich bin - unabhängig von meiner bisherigen Karriere - ein ganz normaler Kaderspieler und will natürlich auch Minuten und mich empfehlen. Nicht einfach nur, dass ich Minuten sammle, sondern weil ich natürlich überzeugt bin, dass ich mit meinen Stärken auch der Mannschaft helfen kann", so Müller, der bei all seinen Statements immer die richtige Mischung zwischen Bescheidenheit und Anspruchsdenken findet.
Mit all seinem Engagement und all seiner Qualität macht es Müller vor allem seinem Coach schwer, ihn weiter auf der Bank schmoren zu lassen. "So muss es sein. Wir haben einen kleinen Kader. Es geht nur so, wir können nicht nur mit elf Spielern unsere Ziele erreichen", sagte Tuchel auf der Pressekonferenz zu ran. Thomas Müller sorge vor allem mit seiner Energie für den entsprechenden Schub.
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"Thomas ist einfach ein wichtiger Charakter in der Kabine, der immer wieder nach vorne pusht. Er hilft uns mit seiner Erfahrung und seiner Fußball-Intelligenz. Im Training oder wenn er wie heute reinkommt, hilft er uns enorm", erklärte Sven Ulreich nach der Partie.
Klar ist: Müller hat noch lange nicht genug. Nachdem er sich schon vor knapp zwei Wochen Neu-Bundestrainer Julian Nagelsmann aktiv angeboten hatte, will er jetzt auch Tuchel von sich überzeugen. Lachend gab Müller zu, der Bayern-Trainer habe mit ihm, Müller, den Sieg quasi eingewechselt. "Ja, um es kurz und knapp zusammenzufassen, für die das Spiel nicht verfolgt haben, kann man das schon so sagen", so der Routinier. Bescheidenheit sieht anders aus – und wäre wohl auch fehl am Platz.
Auch weil selbst die Kopenhagener Fans vor dem Spiel genau wussten, wen sie fürchten mussten. In einer beeindruckenden Choreografie stellten sie neben FCB-Patron Uli Hoeneß auch Thomas Müller als Comic-Figur dar, die vor dem dänischen Löwen flieht. Darauf angesprochen ließ der Weltmeister von 2014 deutlich durchblicken, dass er diese Art der Häme als Kompliment wertet.
Müller ist auch von außen betrachtet eben die Identifikationsfigur Nummer 1 des FC Bayern. Wenn er auch in den kommenden Wochen solche Leistungen bringt, wird das auch so bleiben.