Formel-1-GP in Las Vegas
"First World Problem" - F1-Teamchefs kanzeln Jetlag-Sorgen der Fahrer ab
- Veröffentlicht: 18.11.2023
- 14:35 Uhr
- Motorsport Total
Dass sich die Fahrer über die Planungen der Formel 1 und den Jetlag beschweren, ist für die Teamchefs ein Luxusproblem: Viele andere Mitarbeiter haben es schwerer.
Darf das Thema Jetlag in der Formel 1 wirklich ein Problem sein? Am Medientag hatten sich fast alle Fahrer über den derzeitigen Rennkalender und den damit verbundenen, gestörten Biorhythmus beschwert - mit Ausnahme von Lewis Hamilton.
In Las Vegas fand das zweite Training erst um 2:30 Uhr in der Nacht zum Freitag statt, was selbst für die mittlerweile immer wilder werdenden Zeitpläne mit Nachtrennen noch einmal eine völlig neue Dimension ist.
Die Teamchefs sehen allerdings kein großes Problem in den aktuellen Planungen. Die beiden Ferrari-Piloten Charles Leclerc und Carlos Sainz seien auch in der Rennpause auf dem amerikanischen Kontinent geblieben, "von daher gibt es bei ihnen keinen Jetlag. Und es ist nicht das erste Mal, dass sie nach Mitternacht ins Bett gehen", sagte Teamchef Frederic Vasseur.
Doch eigentlich befinden sich die Fahrer durch den verschobenen Zeitplan gar nicht in der normalen US-Zeit. "Wir sind eher in einer Tokio-Zeit, aber das ist nur eine Optimierung", meinte Williams-Teamchef James Vowles und glaubt nicht, dass die Fahrer damit ein Problem haben.
Das Wichtigste in Kürze
"Sie sind unglaublich gut darin, mit ihren Trainern zu arbeiten und ihren Ernährungsplan umzustellen, um wieder in einen Rhythmus zu kommen. Und ich glaube, dass sie morgen wieder komplett in der Zeit sein werden", betonte er.
Auch die Fahrer selbst sagen, dass Las Vegas nicht das große Problem ist. Das Problem ist eher das anstehende Rennen in Abu Dhabi am kommenden Wochenende. Das findet nämlich bereits wenige Tag nach Las Vegas auf der anderen Seite der Welt statt.
Mit zwölf Stunden Zeitverschiebung zum aktuellen Austragungsort herrscht daher die größtmögliche Diskrepanz, die die Fahrer körperlich erst einmal wegstecken müssen - und das am Ende einer kräftezehrenden Saison. "Ganz ehrlich: Das kapiere ich nicht", hatte Weltmeister Max Verstappen am Medientag Kritik geübt.
Wolff versteht Fahrerkritik nicht
Von den anwesenden Teamchefs konnte der Niederländer dabei wenig Unterstützung erwarten. Für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ist das alles "Leiden auf hohem Niveau".
Wenn sich Leute beschweren können, dann eher die 80 Prozent des Teams, die Economy Class fliegen, unter der Woche ihrem Alltagsjob in der Fabrik nachgehen und über Nacht am Auto arbeiten. "Die Mechaniker haben niemanden und keine Physios, die sie knuddeln, bevor sie ins Bett gehen und die ihnen das Müsli am Morgen zubereiten", sagte er.
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Und weiter: "Es gibt viele, die deutlich mehr leiden und auch einen Espresso trinken."
Wolff sagt, Mercedes habe 190 Leute vor Ort, von denen die meisten aus dem Marketing-Bereich kommen und die teilweise schon seit vier Wochen hier sind, um alles vorzubereiten. "Das ist der Beitrag, den jeder für den Sport leisten muss. Und ich bin sicher, dass ein Großteil der Fahrer das auch so sehen wird."
Las-Vegas-Programm als "Luxus-Herausforderung"
Gerade in Las Vegas wird an diesem Wochenende aber noch einmal mehr von den Fahrern verlangt. Das Event ist das neue Prestigeobjekt von Rechteinhaber Liberty Media und spannt die Fahrer am Ende der Saison noch einmal ziemlich ein - mit Zeremonien, Veranstaltungen und vielen Sponsorenevents, und das bei dem unüblichen Zeitplan.
Vielen Fahrern konnte man die Müdigkeit ansehen und McLaren-Geschäftsführer Zak Brown gibt zu, dass es "für alle Fahrer eine Herausforderung" ist. "Es ist ein großer Sport und ein Riesenevent. Viele Fans wollen die Fahrer sehen und viele Sponsoren wollen etwas machen", weiß er, glaubt aber, dass die Fahrer es überstehen werden.
Für ihn ist das eine "Luxus-Herausforderung", und auch James Vowles spricht diesbezüglich von einem "First World Problem", welches zeige, dass die Formel 1 in bester Verfassung ist.
"An unseren Fahrer wird links und rechts gezogen, aber das ist gut", betont Vowles, wenn er an die schwierigen Zeiten der vergangenen Jahre denkt. "Wir müssen dieses Momentum genießen", stimmte auch Vasseur zu.