Motorsport Formel 1
Formel 1: Zögert Carlos Sainz deshalb mit einer Audi-Unterschrift? - "Will jetzt gewinnen"
Mit Nico Hülkenberg hat Audi vor wenigen Tagen den ersten Stammfahrer für das Formel-1-Projekt ab 2026 bekanntgegeben. Der Deutsche stößt bereits 2025 zum Schweizer Sauber-Team, das ein Jahr später zum offiziellen Werksrennstall der Ingolstädter wird.
Offen ist noch, wer in den kommenden Jahren neben im sitzen wird. Im Fahrerlager ist es allerdings ein offenes Geheimnis, dass Sauber-CEO Andreas Seidl Carlos Sainz gerne nach Hinwil holen würde. Angeblich hat der Spanier auch bereits ein Angebot vorliegen.
Helmut Marko von Red Bull hat in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" kürzlich erklärt: "Wir sprechen mit [Carlos Sainz]. Aber er hat ein sehr lukratives Angebot von Audi, das wir nicht matchen oder überbieten können."
Wenn das Angebot also wirklich so gut ist, warum zögert der aktuelle Ferrari-Pilot dann noch mit einer Unterschrift? Experte Nico Rosberg erklärt bei "Sky", dass es zwischen Audi und Sainz seiner Meinung nach "einfach super genial passen" würde.
Schreckt Sainz der sportliche Rückschritt ab?
Der Spanier könne "mit seiner Erfahrung" dabei helfen, "das Team auch mit nach vorne zu bringen", so Rosberg, der jedoch auch versteht, dass Sainz nichts überstürzen will. Er erinnert: "Der will jetzt Rennen gewinnen." Und bei Audi beziehungsweise Sauber müsse er "wieder ganz von vorne" anfangen.
Denn auch wenn Sainz in Hinwil mittelfristig in einem Werksteam fahren würde, wäre ein Wechsel von Ferrari zum (Noch-)Kundenteam Sauber erst einmal ein sportlicher Rückschritt. Und laut Rosberg könne es "viele Jahre" dauern, mit Audi ganz vorne anzugreifen.
"Es dauert fünf Jahre - wenn überhaupt - für ein Team, ganz vorn zu kommen", so Rosberg, der dabei aus eigener Erfahrung spricht. 2010 wechselte er zum damals neuen Mercedes-Team, das erst 2014 zum ersten Mal Weltmeister wurde - also im angesprochenen fünften Jahr.
Ein weiteres Beispiel: Red Bull holte seinen ersten WM-Titel 2010, also im sechsten Jahr, nachdem man das Team übernommen hatte. Für Sainz, der im September bereits seinen 30. Geburtstag feiert, sei es daher "eine schwierige Entscheidung", glaubt Rosberg.
Das Wichtigste in Kürze
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Formel 1: Hat Sainz gar keine besseren Optionen als Audi?
Doch gibt es für Sainz überhaupt bessere Optionen? Bei Ferrari wird er 2025 durch Lewis Hamilton ersetzt, und bei Mercedes würde ihm laut Rosberg das Schicksal drohen, nur ein Übergangsfahrer zu sein, bevor man Junior Andrea Kimi Antonelli 2026 in den Silberpfeil setzen könnte.
"Bei Mercedes will man ihm halt nicht mehr als ein Jahr bieten, weil nach einem Jahr spätestens hofft man dann auf Kimi Antonelli, der wirklich ein Riesentalent ist", so Rosberg. Und bei Red Bull würde Sainz offenbar schlechter verdienen als bei Audi.
Experte Ralf Schumacher erklärt bei "Sky": "Ich glaube, dass durch das relativ hohe Gehalt [...] von Max [Verstappen] das Budget ein bisschen ausgelastet ist, was Red Bull betrifft. Und deshalb da vielleicht noch Steine im Weg liegen."
Zudem sei die Frage laut Schumacher auch: "Möchte Carlos Sainz neben Max Verstappen sitzen?" Denn der sechsmalige Grand-Prix-Sieger glaubt: "Wenn Max Verstappen nicht gehen sollte, dann ist Red Bull glaube ich nicht so interessant für ihn."
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Schumacher: Audi-Projekt kann Erfolg haben
Denn sportlich würde ihm dort neben Platzhirsch Verstappen ein ähnliches Schicksal wie aktuell Sergio Perez im Schatten des Weltmeisters drohen. Obwohl also noch viele Cockpits für 2025 frei sind, lautet Schumachers Fazit daher: "Carols Sainz hat nicht so viele Möglichkeiten."
"Und dementsprechend wird dann Audi für ihn sehr, sehr interessant werden", glaubt der Experte, auch wenn Sainz dort 2025 erst einmal einen kleinen Rückschritt hinnehmen müsste. "Da ist jetzt noch viel zu tun, gar keine Frage", weiß Schumacher.
"Aber viele neue Leute werden kommen zu Audi und da wird viel passieren", betont er und erinnert: "Es gibt ein komplett neues [Reglement] ab 2026, und da gilt es, als Team das Beste draus zu machen. Da muss man jetzt die Voraussetzungen für schaffen."
"Und ich glaube, Andreas Seidl weiß, was er tut. Das heißt, die Möglichkeiten sind auf jeden Fall da", so Schumacher. Die entscheidende Frage ist nun, ob Carlos Sainz das auch so sieht und bereit ist, dieses Risiko einzugehen.